Fred Rauch im Porträt

 

Fred Rauch Scan

Von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Schifahrerglück fernab der präparierten Pisten: Zwei Spuren im Schnee führen herab aus steiler Höh’ und im tiefen Tal, da steht ein Hüttlein klein… Der Schweizer Schlagersänger Vico Torriani wusste schon in den 1950er Jahren ein Lied davon zu singen. Die pfiffige Melodie schrieb Gerhard Winkler, den Text ließ sich Fred Rauch einfallen, der in der deutschsprachigen Musik- und Radiowelt deutliche Spuren hinterlassen hat. Von wegen: Ohne Rauch geht’s auch!

MÜNCHEN LERNT WIEDER LACHEN

Set-Card+Fred-Rauch-Signiert-Vorder-u-Rücks-Fred-RauchAlfred Rauch, der sich später der ersten Silbe seines Vornamens entledigte, wurde am 28. September 1909 als Sohn des Textilhändlers Anton Rauch und dessen Ehefrau Clothilde in Wien geboren. Nach dem Besuch der Handelsschule war sein Weg als Kaufmann vorgezeichnet. Er stieg in das Familienunternehmen ein, führte die Mode selbst am Laufsteg vor (eine alte Setcard beweist es) und war als Redakteur und Illustrator einer Modezeitschrift tätig. Daneben belegte er an der Wiener Akademie der Bildenden Künste Zeichenkurse. Ab 1939 war er im Kriegseinsatz und rettete sich in dem Front-Kabarett Die Schwinge, wo er sein Talent als Texter, Chanson-Autor, Sänger und Schauspieler entdeckte, durch die schwere Zeit. Zeit.Nach Kriegsende – Rauch war kurz zuvor aus gesundheitlichen Gründen aus dem Wehrdienst entlassen worden – kehrte er nicht mehr in seine Heimatstadt zurück, sondern startete in München als Kabarett-Autor, u. a. für den Alten Simpl, neu  durch und gründete mit dem Komponisten Fred Sporer, einem Freund aus Kriegstagen, ein eigenes Brettl, Der bunte Würfel. München lernt wieder lachen, hieß ihr erstes Programm, bei dem die Münchner allabendlich Schlange standen.

SIE WÜNSCHEN – WIR SPIELEN

1946 begann Rauch als Moderator bei Radio München (später: Bayrischer Rundfunk) zu arbeiten. Mit seiner unverwechselbaren sonoren Stimme und dem charmanten Wienerischen Plauderton eroberte er in den Sendungen A warmer Ofen, a Schalerl Kaffee und Sie wünschen – wir spielen Ihre Lieblingsmelodien die Herzen der Zuhörer und Zuhörerinnen im Radioaufdrehen. „Wir machten Musik! Wir machten Programm! Wir machten Sendungen! Es war eine herrliche Zeit. Wir hatten eine Zeit hinter uns, die uns fast alle künstlerischen Freiheiten nahm und hatten plötzlich eine Zeit, die uns fast alles erlaubte“, so beschrieb euphorisch Rauch die Anfänge. Sie wünschen – wir spielen… war als erste interaktive Radiosendung der große Renner und machte Fred Rauch zum Mr. Wunschkonzert. Waschkörbeweise wurde die Hörerpost mit Plattenwünschen ins Funkhaus geschleppt. Unglaubliche 1,5 Millionen Briefe aus allen Winkeln der Welt kamen im Laufe von dreißig Jahren und 1500 Sendungen zusammen.

SCHÜTZENLIESLvico-torriani-in-der-schweiz-1955

Neben seinen Aktivitäten beim Radio fand das Multitalent noch Zeit, Liedtexte zu schreiben. Mit seiner Rundfunkkollegin Fini Busch verfasste Rauch den Alltime-Oktoberfest-Hit Schützenliesl, die Musik stammte von dem Komponisten Gerhard Winkler. Mit ihm schuf er auch das eingangs erwähnte Lied Zwei Spuren im Schnee sowie Mütterlein (Interpretin: Leila Negra), ein Lied, das erst nach der Umtextung in Glaube mir (Interpret: Wolfgang Sauer) zu einem großen Erfolg wurde. Für den Star-Torhüter von 1860 München, Petar Radenkovic, Spitzname Radi, schrieb er das Lied Bin i Radi, bin i König, für den Fußballverein 1860 München die Vereinshymne. Weitere Hits: Aber mei Hans, der kann’s (Interpretin: Fee von Reichlin) Mach ma Brotzeit (Musik: Toni Sulzböck, Interpreten: Die Moosacher) und O Mister Swoboda (Musik: Peter Igelhoff, Interpret: Peter Alexander).

Und wer glaubt, Es muss ein Sonntag g’wes’n sein, das Loblied auf das schöne Bayernland, die der Kraudn Sepp und später die Biermösl-Blosn sangen, sei eine alte Volksweise, der irrt. Auch diesen Text schrieb Fred Rauch. Seine Liebe zu Bayern hatte der Wiener, der seine österreichische Staatsbürgerschaft nicht ablegte, kurz nach dem Krieg entdeckt. 1955 zog er mit Ehefrau Irmgard nach Gmund am Tegernsee.Über 1000 Lieder sind im Laufe der Zeit enstanden, die Rauch auch unter dem Pseudonym Sepp Haselbeck und Theo Rautenberg verfasste, darunter auch viele Lieder für Musikfilme. Manche sang er sogar selber.

TROMPETENECHO

Einen besonderen Riecher hatte Fred Rauch, als er bei einem Urlaub in Kärnten im Radio eine slowenische Musikkapelle hörte, von deren Klang er sofort begeistert war. Unter dem Namen Slavko Avsenik und die Original Oberkrainer machte sie der gewiefte Radiomacher weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt. Für das Trompetenecho, das auch die Erkennungsmelodie des Musikantenstadls wurde, schrieb Rauch einen kurzen Text, der allerdings kaum Verwendung fand. Laut GEMA wurde das Trompetenecho live 30 Millionen Mal aufgeführt und 600 Mal gecovert. Stilblüten und Versprecher seiner Kollegen zu sammeln und (z.B. Mit dem Gongschlag ist es 6 Mark 30 oder Lohnhäuser und Tannengrün) waren eine weitere Leidenschaft von Rauch, der auch Karikaturen zeichnete, Aquarelle schuf und originelle Schützenscheiben bemalte.

1997 starb Fred Rauch im 88. Lebensjahr in seiner bayrischen Wahlheimat. Er fand am Bergfriedhof in Gmund die letzte Ruhe. Neun Jahre später folgte ihm seine Frau Irmgard. Die Fred und Irmgard Rauch Stiftung, deren Gründung schon zu Rauchs Lebzeiten vorbereitet wurde, hat sich zur Aufgabe gemacht, junge, begabte Textdichter und Nachwuchskünstler auf den Gebieten Song, Chanson und Kabarett zu fördern und das Andenken an den vielseitigen Namensgeber zu wahren. „Ein Kreativer mit Talent zum Glücklichsein“, so beschrieb ihn Annette Lehmeier in der ausgezeichneten Biographie Fred Rauch – Radiomaderator, Liedtexter und mehr. Auf den Spuren von Mr. Wunschkonzert, die 2009 anlässlich seines 100. Geburtstags erschien. Das obige Foto von Fred Lindinger stammt von der Titelseite des Buches.

 

Das Bett von Jeanette: Sylvia – Die Unvollendete veröffentlicht ein aktuelles Musikvideo

Von Turid Müller

 

Sie spielt alle Rollen und sie hat alles selbst gemacht: Schnitt, Animationen und natürlich Text und Melodie! Und der gruselige Kult-Streifen ist ziemlich vollendet für eine Unvollendete

 

Das Hotel in Bad Gastein in Österreich hat sie durch Zufall entdeckt: „Ich war wie geflasht, kam am nächsten Tag zurück und drehte zwei Stunden am Stück in den historischen Zimmern, ganz allein. Manchmal fühlte ich mich ein bisschen unheimlich dabei. Ich wollte das Material für ein Video verwenden, wusste aber noch nicht welches. Das Bett von Jeanette bot sich dann an, obwohl ich eigentlich ein prunkvolleres Hotel im Kopf hatte.“

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Bad Gastein inspirierte bereits viele Berliner Künstler durch seinen geheimnisvollen Charme, z.B. Friedrich Liechtenstein. Der hat ein Album das Bad Gastein heißt.
Eventuell hat Sylvia – Die Unvollendete Mitte Mai einen Auftritt in Bad Gastein: „Da werde ich sehen wie die Einheimischen auf meinen Humor reagieren.“ – Man darf gespannt sein!

Tante Trude

 

Halloween ist vorbei. Aber eine Dosis Gänsehaut und Schauder ist uns nun ganzjährig sicher. Wenn Ihr Lust auf Kribbeln habt, schaut hinein in ein Bett, das – ganz in der Manier klassischer Chansons – lebendiger ist als für einen ruhigen Schlaf gut sein kann…: Das Bett von Jeanette! 

In himmlischer Ruh. – Dichterischer Abschluss von 2017.

Von Turid Müller.

 

Mit dem Monatsgedicht Dezember wünscht Musikkabarettist Michael Feindler seiner Leserschaft „ein möglichst friedliches Jahr 2018“:

 

In himmlischer Ruh

Am sechsundzwanzigsten Dezember geht er
bei Sonnenuntergang durch jene Straßen,
wo kürzlich Menschen in den Buden saßen,
vor denen Glühweintrinker Bratwurst aßen.
Er läuft daran vorbei und schließlich steht er
am Marktplatz vor den großen Tannenbäumen,
die diesen Platz samt Lichterketten säumen,
und weiß: Bald fängt man an, sie wegzuräumen.

Doch jetzt, für den Moment, wie eingefroren,
erstreckt sich hier mit leuchtend heller Miene
die weihnachtliche Jahresend-Ruine.
Sie hat im Schatten festlicher Termine
an Trubel, aber nicht an Glanz verloren.
Im Gegenteil. Er hat schon oft gedacht,
wie gut sich all das ohne Menschen macht.
Er lächelt und summt leise „Stille Nacht“.

Wer nicht warten möchte, bis Feindlers Monatsgedichte ihren Weg bis in diesen Blog gefunden haben, kann sie Übrigens auch per Newsletter abonnieren – und zwar hier: michael-feindler.de

Die Erinnerung von morgen. – Am 01.12.2017 erschien Rainer Bielfeldts Album zum aktuellen Solo-Programm.

Pressetext von Tobias Reitz; gekürzt und zusammengestellt von Turid Müller.

 

Gut zehn Jahre nach seinem letzten Album „Sänger sein“ bringt er jetzt ein neues auf den Markt und geht endlich auch wieder auf die Bühne.

 

Warum die lange Pause, Herr Bielfeldt? „Ach, eine Pause war das eigentlich nicht“, wiegelt er ab, „ich hab mich nur für den Moment zurückgezogen aus der ersten Reihe und mehr Musik für Andere gemacht.“ Mit den inzwischen verstorbenen Publikumslieblingen Dirk Bach und Christiane Weber und Stars wie Jan Ammann oder Mireille Mathieu hat es Bielfeldt ins Studio gezogen. Chansons, Schlager, Musicals und Hörspiele unterschiedlichster Couleur sind entstanden. Und dann ist da natürlich noch „sein“ Künstler der ersten Stunde: Tim Fischer! Mit ihm ist er seit Jahren wieder unterwegs. Das aktuelle Programm „Absolut!“ führt die beiden Chanson-Ikonen seit einem knappen Jahr wieder quer durch die Republik – und das wird es auch weiterhin! Aber: Es wird auch wieder Zeit für ein neues Solo-Abenteuer.

 

CD-Cover Die Erinnerung von morgen front (klein)

 

Warum „Die Erinnerung an morgen“? „Das Titellied entstand in der Celler Schule, der Songtexter-Akademie, die ich seit einigen Jahren mitleite“, erklärt Bielfeldt. „Mit dreien der Absolventen habe ich den Titel geschrieben. Es ist ein Lied übers Innehalten. Ein Lied mit zwei Gegenpolen: einem getriebenen, zeitbesessenen und einem ruhigen, zeitlosen. Letzterer ist der wichtigere. Und genau so soll auch das Programm sein: Ein ruhiger, zeitloser Abend als Gegenpol zum tagtäglichen Wahnsinn. Ein schöner Moment, der zur Erinnerung von morgen wird.“ Die Musik zu diesem und nahezu allen anderen Liedern des Programms stammt von Rainer Bielfeldt selbst. Einige Texte auch („Dazwischen“, „Der dritte Mai“, „Nicht mal zehn Schritte“). Für die anderen konnte der charmant-smarte Hanseat Autorenkolleginnen und -kollegen der Premiumklasse gewinnen, darunter seine Haus- und Hof-Dichterin Edith Jeske („Willi“, „Gute Reise, mein Herz“, „Tot in Venedig“), aber auch Tobias Reitz („Wie Sommer, bloß mit Schnee“) und die bereits erwähnte Christiane Weber (1975-2011) („Mein Herz, so weit“).

 

Rainer Bielfeldt ist kein Teenager mehr. Er hat aber noch die gleiche Spielfreude wie damals. Vielleicht noch etwas mehr. Schließlich weiß er heute, was er tut (und auch, was er nicht mehr tun würde). Das Anliegen, das ihn mit dem neuen Programm antreibt, ist eher puristisch: Musik machen. Und zwar so, dass es Spaß macht […].

CD-Cover Die Erinnerung von morgen Rückseite (klein)

Keine Angst vor Hintersinn, aber auch nicht vor großen Gefühlen. Überhaupt: Gefühle. Da sagt der Sänger, er wünsche sich mit seiner Musik „Momente des Glücks“. Da bescheinigt ihm die Presse, er sei „ein Romantiker mit Herzenswärme“ (BZ) und mit „fast schon waffenscheinpflichtigen Schauer-Angriffen in seinen Pop-Balladen“ (Hamburger MoPo). Und dann sind da seine Fans, die ihm mitunter durch halb Deutschland nachreisen, weil man Bielfeldt eigentlich kaum als „einen unter vielen“ mögen kann – ihm verfällt man ganz. „Na das is‘ doch fein“, sagt Bielfeldt. Hanseaten reden ja nicht viel über solche Dinge. Im besten Fall setzen sie sich ans Klavier und singen. Endlich wieder.