S. 120: Übung zum Erfassen von Silbenzahl und Betonung

Exakt nach Silbenzahl und Betonung sollen Sie jeweils ein paar rhythmisch analoge Sätze zu den folgenden Vorgaben finden. Sie dürfen den allergrößten Unsinn schreiben – Sie sollen es sogar.
Denken Sie über die Form nach – nicht über den Inhalt!
Hier ein Beispiel

Jeden Tag eine Kuh

Analog betonte Sätze mit gleicher Silbenzahl sind z.B.:

Jede Nacht ein Klavier
Sag adieu, wenn du rauchst
Gib dem Bier eine Chance

All diese Sätze folgen der gleichen Form, wie Sie sehen. Die Betonungen sind fett gedruckt:

Je-den Tag ei-ne Kuh
Je-de Nacht ein Kla-vier
Sag a-dieu wenn du rauchst
Gib dem Bier ei- ne Chance

 

Und nun Sie! Schreiben Sie mindestens fünf Sätze auf, die von Silben und Betonung her identisch mit folgendem Satz sind:

Schau aus dem Fenster, mein Kind

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Vergleichen Sie Ihre Lösungssätze, indem Sie die Betonungen markieren.

Schau aus dem Fenster, mein Kind

Nun wird es etwas schwieriger. Der folgende Übungssatz ist nicht so regelmäßig. Geben Sie sich Zeit, ihn zu erfassen. Lesen Sie ihn laut. Finden Sie dann mindestens 5 Sätze, bei denen Silbenzahl und Satzmelodie übereinstimmen:

Wo ist das Fahrrad, mit dem ich nie mehr auf die Nase flieg

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Hier einige Lösungsbeispiele:

  • Wo ist der Sandsack, der mir beim Boxen auf die Füße fällt?
  • Hier kommt der Schimmel, der mit den Hufen über Tasten fegt.
  • Mir läuft die Nase, weil mich der Pollenflug der Birke beißt
  • Wann kommt die Tante, von der ich immer zwanzig Euro krieg
  • Ich bin der Bleistift, der sich so gern die Zeit mit Schreiben stiehlt

Und hier die Auflösung:

Es war schon dunkel, als ich durch Vorstadtstraßen heimwärts ging

Wären Sie drauf gekommen? Es ist die Anfangszeile von „Griechischer Wein“.

 

Manchmal sind es übrigens Kleinigkeiten, die man glaubt, vernachlässigen zu können. Hier ein Beispiel aus der Praxis:
Der Refrain eines volkstümlichen Schlagers „Madonna Montana“, bei dem die Musik nicht zuerst da war, aber durch den Text (von Ingrid Sichler) zum Walzer wurde, begann mit:

Madonna Montana, wir beten zu dir:
Gib uns ein Zeichen, dann bleiben wir hier

Im Schlussrefrain hieß es dann:

Madonna Montana, wir danken dir.

Bemerken Sie den Unterschied?

Madonna Montana, wir da-han-ken dir.

Der Komponist Willy Klüter bemerkte die Unstimmigkeit sofort und mahnte prompt die fehlende Silbe an. Die Zeile musste ergänzt werden, und das war nicht so einfach, denn die eine schlüssige Silbe, die man einfach hätte einbauen können – die gab es so nicht. Es wurde dann ein „wir knien vor dir“ daraus, und der Dank musste in eine ganz andere Zeile umziehen.

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