König von Mallorca – Nachruf auf Erich Öxler

Von Tobias Reitz

Mit freundlicher Genehmigung vom Deutschen Textdichter-Verband
Erich Öxler ist tot. Der erfolgreiche Musikautor, Produzent, Manager, Labelchef und Absolvent der Celler Schule wurde nur 51 Jahre alt.

Seine größten Erfolge feierte er mit Ballermann- und Partysongs. So erfand er für Jürgen Drews den „König von Mallorca“ und für Tim Toupet die Mitgröhl-Hymne „Du hast die Haare schön“ und brachte als Produzent alte Hits wie „Joana (du geile Sau)“ (Peter Wackel), „Amsterdam“ (Axel Fischer) und „Ich liebe das Leben“ (Vicky Leandros) zu neuem Ruhm. Erich Öxler hatte aber auch andere künstlerische Seiten. Für die Österreicherin Simone textete er Ende der 1990er-Jahre den Radioerfolg „Es ist einfach fortzugehn“ und die deutsche Version der „La Boum“-Titelmelodie „Deine Augen“. Außerdem schrieb Erich Öxler u.a. für Wolfgang Petry, Olaf Henning, Die Paldauer, Anna-Maria Zimmermann, Die Klostertaler und Tony Marshall. Er war 2000 Absolvent und 2001 Juror der Celler Schule, führte sein eigenes Label HITMIX.de Music und galt in der Branche als klarer und aufrichtiger Gesprächs- und Geschäftspartner, Kampfgeist, Chancengeber und hochkreativer Kopf. Er starb nach schwerer Krankheit Anfang Februar 2021. Wir sind traurig und geschockt über diese Nachricht und fühlen mit seiner Frau Claudia.

DTV-Vorstandsmitglied Thomas Woitkewitsch schickte folgende Nachricht zur Erinnerung an Erich Öxler:

Das Foto entstammt der Facebook-Kondolenzseite von Erich Öxler. Es zeigt ihn mit seiner Frau Claudia und Hündin Maja im Dezember 2020.

Erich Öxler ist mir nur einmal begegnet, bei einem DTV-Sommerfest in München war er durch Zufall mein Tischnachbar. Auf den ersten Blick wirkte er nicht besonders redselig, aber nach einer stockenden Wer-Wie-Was-Annäherungsphase kamen wir in ein Gespräch, an das ich mich noch heute, zwanzig Jahren danach, gut erinnere.
Erich Öxler erzählte, wie er in Augsburg im Fernsehen die erste „Wetten, dass…“- Folge aus Mallorca gesehen und gehört hatte, dass Thomas Gottschalk Jürgen Drews als „König von Mallorca“ titulierte, was ihn zum gleichnamigen Jürgen-Drews-Hit anregte. („Dabei kannte ich damals Mallorca noch überhaupt nicht, mein bisheriges Wissen über die Insel verdankte ich RTL II. Außerdem fand Jürgen Drews meinen Text nicht gut. Ich habe ihn so lange genervt, bis er nachgab.“)
Nach diesem ersten Hit kamen noch viele andere. Erich Öxler wurde zum König des Partyschlagers. Er hatte ein Ohr für Gute-Laune-Melodien und ein Gespür für Zeilen und Texte, die das große Publikum, wie er sagte, auch noch mit mehr als zwei Promille auswendig singen konnte. Zu seinen Inspirationsquellen zählten neben den Volksfesten die Fußballstadien. Er schwärmte für die Songs der Südkurve, deren verbindende Power vor allem die englischen Fußballfans schon früh erkannt hatten. Einen dieser Titel mochten wir ganz besonders: die inoffizielle Vereinshymne des FC Liverpool ”You’ll never walk alone“. An sie musste ich denken bei der traurigen                                          Nachricht von Erich Öxlers frühem Tod.

DER Mann der „Ultimativen Chart-Show“ (RTL), Frank Ehrlacher, hat auf seiner Facebook-Seite berührende Worte veröffentlicht, die wir mit seiner freundlichen Genehmigung zitieren dürfen:

Es ist Autoren-Schicksal, dass sie kaum einer kennt.
Hätte heute morgen in der Bild-Zeitung auf Seite 1 gestanden „Der König von Mallorca ist tot“, hätte halb Deutschland wahrscheinlich reflexartig das Ableben von Jürgen Drews‘ betrauert. Jürgen geht es gut, zum Glück. Aber Erich Öxler ist tot – er hat den Text zu diesem Song geschrieben.
Er war aber eben nicht nur seit 25 Jahren ein erfolgreicher Autor und Produzent, ohne den es viele Karrieren, nicht nur am Ballermann, nicht gegeben hätte. Vor allem war er auch Mensch, so banal das auch klingt, ein angenehmer und fast immer gut gelaunter Gesprächspartner, der wusste, was er wollte, aber sich selbst nicht zu wichtig nahm und immer seine Künstler und seine Arbeit in den Vordergrund stellte. Und auch von seiner Krankheit wussten nur wenige seiner Freunde.
Die Nachricht platzte gestern in eine Branche, die zugegeben von Existenznöten mehr als bedroht ist, aber gerade an vielen Stellen um sich schlägt und einen Schuldigen für ihren Niedergang sucht. Auf einmal wird es ganz still und auf den Pinnwänden liest man nicht mehr „Spahn ist Schuld“, „Merkel gibt uns Berufsverbot“ und „Ihr seid alle Versager“ – sondern „Erich ist tot“ Und man merkt, wie die Stille alle eint. Und das macht es fast noch trauriger.
Er war mein Jahrgang und durfte nur 51 Jahre alt werden. „Das darf doch nicht wahr sein“ ist heute nicht nur ein Titel, den er ganz am Anfang seiner Karriere für Wolfgang Petry schrieb. Mein tiefes Mitgefühl gilt vor allem seinen engen Freunden, seiner Familie und seiner Frau Claudia.

100% Mensch – Der Benefiz-Song für gleiche Rechte

von Tobias Reitz

Vor einigen Monaten fragte mich HOLGER EDMAIER (Celler Schule 2006), ob ich Lust hätte ihn bei einem Benefiz-Projekt zu unterstützen. Der Hintergrund: Nach Monaten anti-schwul-lesbischer Propaganda, verbunden mit erschütternden Gesetzesänderungen u.a. in Russland habe er einen Song geschrieben, den er jetzt als Multi-Artist-Projekt an die Öffentlichkeit bringen möchte: „100% Mensch“. Ich hörte mir das Demo an und sagte zu.

Erst einige Tage später erfuhr ich, in welches Kollektiv mich Holger da eingebunden hatte. Als mediales Zugpferd hatte er Hella von Sinnen gewinnen können, weshalb wir auch Wochen vor der Veröffentlichung von „100% Mensch“ schon erste Presseberichte hatten. Daneben freute ich mich aber auch, Künstler wie Bernd von Fehrn, Claus Vincon, Käthe Köstlich, Markus Grimm, Michelle Connah und meinen Schlager-Kollegen Olaf Bossi (dichtet u.a. für Wolkenfrei) kennenzulernen und liebe Kollegen wie Stefan Runge, Klaus Nierhoff und Nina Klopschinski wiederzusehen, die mir bei meinem ersten Solo-Auftritt im Herbst 2004 (sie stand damals mit ihrem Projekt Coco Camelle auf der Bühne) noch das Händchen gehalten hatte.

Eingesungen haben wir unsere Parts in Stefan Runges begehbarem Kleiderschrank, in dem Holger sein mobiles Studio aufgebaut hatte. Politische Statements im Four-to-the-floor-Beat zu einem Duftgemisch aus Parfum, Leder und Mensch. Witzig, eng, wunderbar.  

Bewundernswert finde ich vor allem die unermüdliche Energie, mit der sich Holger und sein Team beim Projekt „100% Mensch“ geradezu verausgabt haben. Vier Wochen nach den Aufnahmen zogen wir durch Kölns Nachtleben und drehten den Videoclip zum Song. Parallel dazu wurden der Endmix, das Pressematerial und die „100% Mensch“-Webseite an den Start gebracht und ein pralles Promotionpaket geschnürt. Auf fast allen CSDs des Landes wurde „100% Mensch“ performt – in jeweils unterschiedlicher, tagesaktueller Besetzung – je nachdem wer gerade konnte. Künstler reisten durch halb Deutschland und präsentierten ihr Statement (ich war beispielsweise zusammen mit Klaus Nierhoff, Käthe Köstlich und Mayo Velvo für den CSD Düsseldorf zuständig), für das es vor Ort größtenteils Lob und Anerkennung gab (nur die Presse wollte es nicht immer so sehen…). Den größten Auftritt hat das Projekt „100% Mensch“ am 5. Juli auf dem ColognePride, wie der Kölner Christopher Street Day inzwischen heißt. Da kommt noch einmal ein Großteil der mitwirkenden Künstler zusammen. Wenn wir auch unser erklärtes Ziel, den Einstieg in die Charts, verfehlt haben, konnten wir uns über mehrere Tage Top 10 in den Schlager-Download-Trendcharts sowie eine Menge begeistertes Feedback freuen.

Übrigens eine kleine, feine Fußnote: „100% Mensch“ wurde veröffentlicht auf dem Hitmix-Label von ERICH ÖXLER (Celler Schule 2000).

Zur Webseite von „100% Mensch“

Zum Videoclip

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