Sterben, um zu leben

 von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Schon wieder ein Gedenktag! Schon wieder ein Anlass, auf den Grund meines Archivs zu tauchen. „Die Stadt Salzburg kannte ich bis jetzt nur flüchtig. Aber nach einer Mönchsbergbesteigung kann ich mir durchaus vorstellen, hier meinen Alterssitz aufzuschlagen“, erzählte mir Falco  im September 1981 in einem Interview, das unter dem Titel „Dem Erfolg  dicht auf den Fersen“ in einer Salzburger Wochenzeitung erschien. Markus Spiegel von GIG Records hatte mir auf den Termin vermittelt mit den Worten: „Du wirst sehen, das  wird noch einmal ein ganz Großer!“ Damals hatte Falco gerade  „Der Kommissar“  auf den Markt gebracht.  Markus Spiegel sollte Recht behalten. Über Nacht war der coole Wiener mit den gegelten Haaren, der mit bürgerlichem Namen Hans Hölzel hieß, in aller Ohren. Die Single, damals noch eine schwarze Scheibe, wurde 6,5 millionenmal verkauft.

Dass es aus dem geplanten Alterssitz dann doch nichts wurde, ist hinlänglich bekannt.  „Wenn ich schon mal zu früh sterben sollte, dann wie James Dean – auf einer Kreuzung im Porsche. Zack. Aus.“ Aus welcher Zeit dieses Zitat stammt, konnte ich nicht eruieren. Es war allerdings kein Porsche, sondern ein Geländewagen, in dem Falco saß, als er am 6. Februar 1998 in der Dominikanischen Republik gegen einen Autobus krachte.  Das war das tragische Ende einer weltweiten Karriere. Mit „Rock me Amadeus“ schrieb der Wiener Popgeschichte. Er war er vier Wochen lang auf dem ersten Platz der US-Charts. Das hatte kein anderer deutschsprachiger Sänger vor ihm geschafft.  Trotzdem sah er sein Tun nur als flüchtige Kunst an. „Was wir machen ist Schall und Rauch. Der letzte Ton ist verklungen, die Leute geh’n nach Haus, und das war’s dann irgendwie.“

Ein Leben auf der Überholspur, zwischen Größenwahn und Depression: Falco war immer für einen Skandal gut und ließ keine Affaire und keinen Drogenexzess aus. Hinter seiner provozierenden Macho-Attitüde steckte ein sensibler und verletzlicher Mensch. „Ich lebe nur einmal. Und so wie ich lebe, ist einmal auch genug,“ soll er über sich gesagt haben. Sein  früher Tod  – Falco starb knapp vor seinem 41. Geburtstag – machte ihn zur Pop-Legende. „Falco war die vollendete Verkörperung einer stetigen Auseinandersetzung. Eines Kampfes zwischen Unschuld und Erfahrung, zwischen Ironie und Gutgläubigkeit, zwischen Willen und Schwäche. Er war in jeder Hinsicht Spiegel seiner Generation.“ So pathetisch formuliert es sein Biograf Peter Lanz.

Als musikalisches Vermächtnis hinterließ der Falke das Album „Out of the dark“, das posthum veröffentlicht wurde. Darauf interpretiert er den legendären Spruch des Kabarettisten Helmut Qualtinger „In Wien muasst erst sterben, damit’s di hochleben lassen. Oba dann lebst lang!“ auf seine Weise, indem er fragt: “Muss ich denn sterben, um zu leben?”

Ein ausführliches Interview auf ZEITonline mit Falco-Entdecker Markus Spiegel  gibt’s hier zu lesen:

http://www.zeit.de/online/2008/06/falco-interview-markus-spiegel