von Claudia Karner (Celler Schule 2006)
Es war einmal….So beginnen nicht nur alle Märchen, sondern auch ein Lied von Erika Pluhar. Mein Lieblingslied. Es war einmal, und es war einmal schön. Da gibts gar nichts zu erklären, und niemand hat schuld… André Heller, der heute als Multimediakünstler die Menschen in der ganzen Welt zum Träumen und Staunen bringt – vergangene Woche war in München Premiere seiner neuesten Show Magnifico – hat es für sie geschrieben. Damals, als er ihr Ehemann war und sie die gefeierte Schauspielerin am Wiener Burgtheater, die mit ihrem unverwechselbaren rauchigen Timbre erste Erfolge als Chansonsängerin verbuchte. Nie wieder wollte sie Es war einmal singen, aber nun hat sie dem Drängen ihrer Fans nachgegeben und das Lied erneut in ihr Repertoire aufgenommen. Nicht nur ich bin beglückt, dass sie das gemacht hat! (Wer das Lied nicht kennt: Unbedingt auf Youtube anhören!) In ihrem jüngsten Konzertprogramm zeichnet Erika Pluhar ihren Lebensweg in Liedern nach poetisch, melancholisch, eindringlich, manchmal übermütig. Gestern gastierte sie in meiner Stadt. Allein Es war einmal… wieder zu hören, wäre den Besuch wert gewesen.
Interpretierte Erika Pluhar in den Anfängen Lieder von Friedrich Holländer, Wolf Biermann und André Heller, singt sie seit mehr als dreißig Jahren fast ausschließlich eigene Texte. Irgendwann war ich es leid, nach Liedern zu suchen, mit deren Inhalt ich mich identifizieren konnte. Der erste Song entstand in der Theatergarderobe auf die Rückseite eines Wochenprogramms. Lauf, Frau, lauf! war der Titel. Ein Emanzipationslied, das ihr in den frühen Achtziger Jahren viele Ehemänner übel nahmen, wie sie sich erinnert. Es hat in all den Jahren nichts an Aussagekraft verloren. Frau, lauf weg! Nimm dich selbst bei der Hand! Frau, lauf weg! Gebrauche deinen Verstand! Schau dich um in deinem Land! Sei dein eigner Musikant und nie mehr dein eigner Denunziant!
Anfang der Achtziger Jahre war die Pluhar, die sich auch als Autorin einen Namen gemacht hat, in Literatur im Café Mozart zu Gast. Ein Plakat im Treppenaufgang in der Getreidegasse 22 – zwischen H. C. Artmann und Piano Paul – erinnert noch daran. Ob ich sie vielleicht wieder einmal einladen sollte?