Texte einladend präsentieren – die Form kommuniziert mit!

Was Sie mit den besten Texten erreichen können, reißen Sie womöglich wieder ein – mit einer Präsentation, die Ihr Gegenüber dazu bringt, ihren Text möglichst schnell aus der Hand zu legen.
Machen Sie also Ihren Text so angenehm lesbar wie möglich:

  • Layout
    Wählen Sie ein individuelles Layout und – wenn Sie wollen – eine individuelle Schrift. Beides sollte aber unangestrengt zu lesen sein. Verzichten Sie auf Spielereien, die aussehen, als hätten Sie sonst nichts zu tun.
  • Sorgen Sie dafür, dass Ihr Text auf eine Seite passt!
    Wenn Schlager – Rock- oder Poptexte mehr als eine DIN-A-4-Seite einnehmen, sind sie mit einiger Sicherheit zu lang – oder die Schrift ist zu groß.
    12 – 13 Pkt. reichen bei den meisten Schriftarten vollkommen aus . Eine kleinere Schrift sollten Sie nicht wählen  auch nicht bei ungewöhnlich langen Texten (z.B. Rap oder manchen Chansons). Hier kann eine Seite tatsächlich zu knapp sein.  Dann bitte jede Seite mit Titel, Kennwort und Seitenzahl versehen.
    Auch eine zweispaltige Darstellung im Querformat ist möglich..
  • Apostrophieren Sie nur da, wo es für das Verständnis notwendig ist.
  • Setzen Sie Strophen und Refrain am besten schon durch ihr Layout  voneinander ab. Beschriften und Durchnummerieren lenken beim Lesen vom Inhalt ab. Akkordsymbole auch – außer Sie bewerben sich bei einem Liederbuchverlag.
  • Kürzen Sie Refrain- und andere Wiederholungen ggf. sinnvoll ab.
  • Verzichten Sie auf Klarsichthüllen und andere Beschäftigungsprogramme. Eine gemeinsame, schlichte (Klapp-)Hülle für mehrere Texte genügt (für die Bewerbung zur Celler Schule bitte nicht mal die). Schlampige und schmuddelige Unterlagen lassen Rückschlüsse zu. Überpingelige aber auch.
  • Fordern Sie auf keinen Fall, dass Ihre Texte zurückgesandt werden! Sie outen sich damit als Kontrollfreak und vor allem als Anfänger*in. Wer die Texte vor der Rücksendung kopieren wollte, könnte es ohnehin tun.
  • Für ausufernde Erklärungen, wie mit Ihrem Text zu verfahren ist, gilt das Gleiche.

Wenn Sie Ihre Texte mailen:

  • Recherchieren Sie, an wen Ihr Brief oder Ihre Mail gerichtet ist. “Sehr geehrte Damen und Herren” lässt darauf schließen, dass Sie ins Blaue geschossen haben.
  • Legen Sie sich eine seriöse Mailadresse zu (sie sollte am besten Ihren Namen enthalten). Selbstbewusst und kreativ darf und soll sie sein. Aber hitschleuder-werner-mustermann@gmx.de könnte Ihnen auf die Füße fallen.
  • Verzichten Sie auf Blümchen, Aufkleber, Comics, Emoticons.
    Lassen Sie Ihren Text für sich selbst wirken und leben sie Ihren Spieltrieb an anderer Stelle aus.
  • Meiden Sie subtile Misstrauensbekundungen wie den Vermerk “notariell geschützt”. Dass man Ihnen eine einzelne Idee klauen kann, kommt vor. Wenn Sie viele gute Ideen erkennen lassen, wird man aber lieber mit Ihnen  arbeiten, als es sich mit ihnen zu verderben.
  • Fordern Sie nicht, dass Ihre Texte zurückgesandt werden.
    Die Zeit der Schreibmaschine ist vorbei.
    Lernen Sie loszulassen!

Übrigens freuen sich viele Komponisten, wenn Sie zusätzliche oder weggelassene Silben in Ihrem Text markieren. Folgende Kennzeichnungen empfehlen sich und werden verstanden:

(-) für weggelassene Silben (z.B. Auftakt oder Mittelzäsur)
kursiv für zusätzliche Silben (meist handelt es sich um einen Auftakt)

_ (Unterstrich), wenn eine Note geteilt wird – z.B. wenn aus einer Viertelnote zwei Achtelnoten werden sollen.

Am besten sprechen Sie abweichende Zeichen mit Ihren Komponist*innen ab.

Achtung: Dies ist eine Kommunikationshilfe und kein Freibrief, sich über die Musik andauernd hinwegzusetzen! Also bitte mit Augenmaß!

Auch wenn Sie zu einem ersten Gespräch eingeladen werden, sollten Sie einige Dinge beachten:

  • Formulieren Sie die Bedürfnisse Ihres Gegenübers. Zwar wollen Sie etwas von Ihrem Gesprächspartner (nämlich Ihre Texte an den Mann oder an die Frau bringen). Beurteilt werden Sie aber nur danach, ob Sie etwas bringen – nicht danach, was Sie gern möchten. Bauen Sie Ihre Argumentation also auf dem Gedanken auf: Was nützt meinem Gesprächspartner? Stellen Sie ruhig Fragen. Fragen, die auf Zukünftiges zielen, sind Türöffner. Aber das Zukünftige Ihres Gegenübers, nicht Ihres! Entlocken Sie Ihrem Wunschpartner seine Visionen und Pläne und lassen Sie es wie zufällig dazu passen, wenn Sie von sich erzählen.
  • Verwenden Sie die Tatsache, dass Sie (noch) wenig Ahnung von der Branche haben, nicht als Entschuldigung. Aber bluffen Sie auf keinen Fall mit Wissen, das Sie gar nicht haben (Nachfragen Ihres Gegenübers können peinlich werden). Verkneifen Sie sich jedoch vorauseilende Entschuldigungen
  • Auch wenn man Sie bittet, von sich zu erzählen: Fangen Sie nicht bei Adam und Eva an. Beantworten Sie Fragen pointiert und langweilen Sie Ihr Gegenüber nicht. Überlegen Sie sich schon vor einem Gespräch in Ruhe, wie sie Ihren Lebenslauf – oder was davon wichtig ist – vorstellen können. Das können Sie auch auf Vorrat tun – falls Sie auf einem Branchentreff (oder wo auch immer) jemandem begegnen der Sie spontan fragt: “Und was haben Sie schon so gemacht”
  • Schwammige Selbstpräsentation schießt Sie gnadenlos ab (“Eigentlich habe ich…”, “Vielleicht könnte man sagen…”). Seien Sie konkret und überlegen Sie sich rechtzeitig vorher, wie Sie Ihre Fähigkeiten und Ihr Potenzial in ein gutes Licht rücken können. Übrigens ist es wie beim Texteschreiben selbst: Etiketten (“Ich bin zu jeder Tageszeit kreativ”) wirken weit schwächer als Filme (“Mich könnte man nachts um drei wecken und ich könnte nach zwei Minuten losdichten.”)
  • Schon wenn Sie reden, muss man Ihnen glauben, dass Sie mit Sprache souverän umgehen können. Ein paar gute Bücher über Schlagfertigkeit und Kommunikation zu lesen und regelmäßig aufzufrischen ist außerordentlich nützlich.

Wenn Sie sich jetzt fragen: “Wie soll ich das alles je schaffen?” Hier ist ein Rat von Martin Wehrle, der auch uns schon in manchem Stimmungstief aufgerichtet hat:

Betrachten Sie Ihre Träume und Visionen einmal mit der Frage:
Welcher Mensch hat es geschafft, ähnliche Pläne mit Erfolg umzusetzen? Befassen Sie sich mit der Lebensgeschichte dieser Personen. Wie ist es Ihren Vorbildern gelungen, all die Hindernisse zu überwinden?
Wie sahen deren erste kleine Erfolge aus? Und wann kam der endgültige Durchbruch? Recherchieren Sie im Internet, lesen Sie Artikel und studieren Sie ihre Biografie. Wenn Sie aber auf Ihr Idol treffen: Behandeln Sie dessen Privatsphäre unbedingt mit Respekt und überfahren Sie ihn nicht mit Ihrem recherchierten Wissen. Musikschaffende sind mehrheitlich keine öffentlichen Personen (nur das, was sie machen, ist von öffentlichem Interesse!) und reagieren schnell irritiert, wenn potentielle Partner sich ihnen allzu vehement an den Hals schmeißen. Eine gute Kombination aus Interesse und Taktgefühl hilft!

Natürlich dürfen Sie sich trotzdem fragen: “Was genau kann ich für meine Pläne von ihm/ihr lernen?” oder auch “Was würde er (oder sie) jetzt an meiner Stelle tun?” Ohnehin wird die Zeit kommen, in der Sie sich freischwimmen und Ihren eigenen Weg einschlagen. Seien Sie achtsam.

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