Songfahrpläne (Buchseite 111)

Poppen wär schön (flächenhaftes Lied, Couplet)

Der Sonntagmittag ist zu lang.
Und keiner ruft an.
Auch egal.
Ein Unfall auf dem Nürburgring –
das wär´n Ding.
Schaun wer mal

Doch die fahren alle brav im Kreis,
und nichts explodiert, hey, was soll der Scheiß!
I
ch möcht nun endlich mal´n bisschen Action sehn

und Poppen wär schön.
P
oppen wär schön.

Nun jammer nicht rum – tu irgendwas.
Es gibt so viel Dinge, die machen Spaß.
Du könntest zum Beispiel auch spazieren gehn

und Poppen wär schön.
P
oppen wär schön.

Der Sonntag schleppt sich so dahin
und ich bin
vom Winde verweht.
Ich schalt in ’n anderes Programm
und schau mir an,
was da so geht.

Dressurreiten ist nicht der Hit.
Ist das euer Ernst, hey, was soll ich damit!
Ich wart auf die Lindenstraße Folge zwei-tau-send-drei-hun-dert-sieb-zehn…

und Poppen, Poppen wär schön.
Sascha Bendiks (Celler Schule 2001)

Der Songfahrplan

1. Strophe:
Stropheninhalt:
Ein Typ, der mit sich nichts anzufangen weiß, hockt am Sonntagnachmittag vor der Glotze und guckt ein Autorennen – stellvertretend für eigene Aktivität – second Hand-Leben.
Der Sonntagmittag ist zu lang
Und keiner ruft an.
Auch egal.
Das genügt (als Türklinke), um zu kapieren, wie öde dieser Sonntagnachmittag für unseren Erzähler ist.

Coupletzeile (statt Refrain)
Und poppen wär schön. Die wenig enthusiastische Formulierung lässt durchblicken, dass der Schlaffi vor dem Fernseher zwar an Sex denkt, sich aber wahrscheinlich nicht dazu durchringen kann, aktiv zu werden.
oder:
Der Gedanke an Sex funkt ihm immer wieder dazwischen. Er glaubt aber sowieso nicht dran und hält den Wunsch flach. Die gebetsmühlenartige Wiederholung des Refrains unterstreicht die Lethargie.

2. Strophe
(auf die Hälfte verkürzt): Er versucht halbherzig sich aufzuraffen.

3. Strophe
Er wechselt zu noch langweiligeren Programmen und kapituliert.
Der Sonntagnachmittag endet, wie er begann.

Der Song hat keine Bridge.

 

Du gehst mir aus dem Sinn (flächenhaftes Lied mit Reihenliedelementen, Couplet)

Wir gelten als ein Paar, das man beneidet.
Man sagt uns nach, uns bringt nichts aus dem Gleis.
Und wenn es heißt “ bis dass der Tod euch scheidet“ –
dann sind wir zwei womöglich der Beweis.
Oft war’s nicht leicht. Doch jede unsrer Krisen
war immer eine Chance und ein Gewinn.

Wie nur erkläre ich mir dann,
was ich mir nicht erklären kann:
Du gehst mir aus dem Sinn.

Ich liebe deine Gesten, die mir sagen,
dass du noch immer jeden Tag genießt,
dein Lachen und die kluge Art zu fragen
und wie du meine Schwächen übersiehst.
Wir teilen schon beinah ein halbes Leben.
Das wirft man nicht aus einer Laune hin.

Dir zu vertraun, war niemals schwer,
Nun hab ich keine Worte mehr.
Du gehst mir aus dem Sinn.

Wir sind so weit gekommen in den Jahren.
Ich hab mir nie was andres vorgestellt.
Was immer auch geschah – wir beide waren
gemeinsam eine Insel in der Welt.
Nun reise ich in schweigenden Gedanken
allein zu meiner eignen Insel hin,

wo niemand mich beim Namen nennt
und wo den deinen keiner kennt,
wo nichts mehr kalt ist oder heiß
und die Erinnerung schwarz-weiß,
wo man sein Herz nicht schlagen hört
und wo kein Traum die Nächte stört

und wo du nicht mehr fragst,
warum ich traurig bin.
Du gehst mir aus dem Sinn.

(“Du gehst mir aus dem Sinn“, Julia Kock / Rainer Bielfeldt, Text: Edith Jeske)

 

Der Songfahrplan:

1. Strophe:
(Außensicht) Man hält uns für das perfekte Paar, und eigentlich sind wir es auch. Aber unmerklich verkümmert meine Liebe.

2. Strophe:
(Innensicht) Alles spricht für unsere Beziehung. Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, dass du mir aus dem Sinn gehst.

3. Strophe
So sehr ich dagegen ankämpfe – meine Gefühle entgleiten mir immer mehr.

Übrigens ist dieses Chanson ebenfalls ein Couplet. Die Zeile Du gehst mir aus dem Sinn ersetzt den Refrain und gibt auch den Titel her. Diese Zeile erfordert eine gewisse Hinleitung, so dass der vorletzte Satz der Strophe jeweils das Aber anklingen lassen muss. Nur in der letzten Strophe geschieht das schon nach den ersten vier Zeilen. Der Rest der Strophe ist verlängert (Extension). Damit wird das Gefühl erzeugt, die Person ringt mit sich, kann – oder will – nicht loslassen.

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