REALITY – ein neues Musical mit den Songtexten einer ExCELLEntin

Alle paar Jahre bringt der österreichische Musikveranstaltungsverein KlangKasten ein eigenes Musical auf die Bühne. Christina Priplata-Harand, Ex-Cellentin 2017, hat zum fünften Mal alle Songtexte dafür geschrieben.

#Reality heißt die aktuelle Show – und ja, wie am Titel zu erkennen ist, geht es um Beziehungen on- und offline. Rund um die Hochzeit von Lizzi und Julian zeigen Familie und Freunde des Brautpaars, wer sie wirklich sind.

Der KlangKasten hat seine Heimat in Kasten bei Böheimkirchen. Das wiederum liegt in der Nähe von St. Pölten.

Wer die weite Anreise schaut, findet die Songtexte hier

Und wer die Termine auf dem Foto nicht recht lesen kann, findet sie hier (einfach ein bisschen scrollen).

Die Premiere ist übrigens morgen, am 23. Mai!

Artists4Future: Fürs Klima im Einsatz

Michael Feindler & Turid Müller

Eben war es noch Thema in seinem Gedicht des Monats. Jetzt hat Michael Feindler eine neue Bewegung mit auf den Weg gebracht. Artists4Future stärkt den Streikenden Schüler*innen den Rücken und sorgt sich (nicht nur freitags) um die Zukunft unseres Klimas.

„Mitte März lag die Idee, Artists4Future zu gründen, gewissermaßen in der Luft“, schreibt Kollege Feindler mir, nach den Anfängen befragt. „Nachdem sich neben den Scientists4Future auch schon die Farmers4Future und Entrepreneurs4Future gegründet hatten. Und es sind zeitlich nahezu parallel Strukturen entstanden, die anfangs nichts voneinander wussten – und zwar mindestens vier an der Zahl“:

 

1. Eine Facebook-Seite, die der Regisseur Karsten Müller initiiert hat (seine Tochter ist in Trier als Schülerin bei „Fridays for Future“ aktiv).
2. Die Facebook-Gruppe, in der Künstler*innen angefangen haben, über Ideen zu diskutieren.
3. Die Website artistsforfuture.de (jetzt .org) mit dem dazugehörigen Twitter-Account Artists4Future, die sich Steffen Peschel nach Absprache mit seiner Parents4Future-Gruppe in Leipzig gesichert hat
4. Eine Gruppe mehrerer Künstler*innen, die eine gemeinsame Stellungnahme für die Artists4Future formuliert haben.

„Der vierte Punkt ist mein persönlicher Anknüpfungspunkt bei dem Projekt gewesen“, berichtet der ExCellent. „Unmittelbar nach der Fridays-for-Future-Demo in Berlin am 15. März habe ich mich mit Bodo Wartke, der dort aufgetreten war, und Musikern der Band „Nofretete“ zusammengesetzt, um zu überlegen, wie wir das Ganze angehen sollten. Wir waren alle hochmotiviert, etwas zu starten, damit sich möglichst viele Künstlerinnen und Künstler mit den Klima-Protesten solidarisieren. Am Ende der ersten Besprechung erklärte ich mich bereit, über das anstehende Wochenende einen ersten Textentwurf für eine Stellungnahme zu erarbeiten und schrieb somit zusammen mit Uta Köbernick (Liedermacherin aus der Schweiz, die dort auch schon im Radio mit kurzen Songs die Klima-Streiks besungen und unterstützt hat) einen ersten groben Entwurf. In den folgenden zwei Wochen haben sich zehn weitere Künstlerinnen und Künstler aus unterschiedlichen Sparten daran beteiligt Feedback zu geben, Passagen umzuformulieren und Gedanken zu ergänzen – unter anderem Bodo Wartke (Celler Schule 1998), Sahra Hakenberg (Celler Schule 2010) sowie Edith Jeske und Tobias Reitz. Am 1. April lag endlich das Ergebnis vor, auf das sich alle Beteiligten einigen konnten.“

Als Menschen aus Musik, Bildender Kunst, Literatur und Darstellender Kunst haben wir uns aus gegebenem Anlass zusammengeschlossen, um uns mit den Klima-Streiks zu solidarisieren (Präambel der Stellungnahme).

Anschließend, erzählt der engagierte Kabarettist, habe er unter anderem „das Sammeln der Erstunterzeichnungen koordiniert“ und „zusammen mit Steffen Peschel von Parents4Future Leipzig die Website geplant“. Ab jetzt soll die Organisation allerdings dezentral laufen.

„Aktuell haben wir etwa 1500 Künstlerinnen und Künstler beisammen, die den Text unterzeichnet haben.“ Auch in den Medien gab es Resonanz: „MDR Kultur hat kurz nach Veröffentlichung der Stellungnahme etwas zum Thema geschrieben (…). Viele bekannte Kolleg*innen haben Stellung bezogen. So zum Beispiel auch Konstantin Wecker.

Wer Interesse hat sich einzubringen, kann sich unter FAQ viele Fragen beantworten. „Es dürfen ruhig noch mehr werden“, meint Michael Feindler und verweist auf die Homepage. Dort kann man die Stellungnahme unterzeichnen.

Erich Knauf im Porträt

Von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Heimat, deine Sterne
zählte während des 2. Weltkrieges neben Lili Marleen zu den beliebtesten Schlagern auf den deutschen Soldatensendern. Dabei war das Lied gar nicht als tränendrüsendrückende Front-Schnulze konzipiert. Der Texter Erich Knauf hatte es ursprünglich mit dem Komponisten Werner Bochmann für den Film Quax, der Bruchpilot, geschrieben, mit dem Heinz Rühmann der Durchbruch als Schauspieler gelang. Das war 1941. Politische Witze in den falschen Ohren kosteten Knauf drei Jahre später das Leben. Er wurde denunziert und in weiterer Folge hingerichtet. Am 2. Mai jährte sich sein Todestag zum 75. Mal.

CA IRA!

Erich Knauf wurde am 21. Februar 1895 als Sohn des Schneidermeisters und Sozialdemokraten Heinrich Knauf und dessen Frau Thekla in Meerane (Sachsen) geboren und wuchs mit drei Geschwistern in bescheidenen Verhältnissen auf. Auf Grund seiner Begabung bekam Erich eine Freistelle in der Realschule und erlernte mit 14 Jahren nach dem Umzug nach Gera den Beruf des Schriftsetzers. Als abenteuerlustiger 18jähriger entdeckte Knauf ein Jahr lang auf der Walz Italien und Griechenland. Nach seiner Rückkehr musste er den Rucksack gegen den Tornister tauschen und als Soldat im 1. Weltkrieg kämpfen, wo er 1917 einen Kopfschuss erlitt. Nach seiner Heimkehr studierte Knauf an der Heimvolkshochschule Gera und beteiligte sich 1920 am sogenannten Kapp-Putsch. Seine Erlebnisse verarbeitete der „sozialistische Haudegen“, wie ihn Erich Kästner nannte, 10 Jahre später in dem Reportage-Roman „Ca ira!“.

DIE DREI ERICHS

Schriftsteller oder Journalist zu werden war schon immer Knaufs Traumberuf gewesen. 1921 bekam er eine Stelle als Redakteur für Lokales und Kultur bei der Volkszeitung in Plauen. Dort kreuzten zwei weitere Erichs seinen Weg: der Zeichner Erich Ohser, dem er die ersten Veröffentlichungen ermöglichte und der später mit seinen Bildgeschichten Vater und Sohn unter dem Pseudonym e. o. plauen populär wurde (Noch heute gelten sie als Kult und finden in manchen Schulen im Deutschunterricht Verwendung) und der Schriftsteller Erich Kästner, der sich von Ohser seinen ersten Gedichtband Herz auf Taille illustrieren ließ. Viele Jahre später, im Jahr 2016, wurde den drei Erichs in dem preisgekrönten Streifen Kästner und der kleine Dienstag unter der Regie von Wolfgang Murnberger ein filmisches Denkmal gesetzt. Knauf wurde dabei von dem Schauspieler Nikolaus Barton dargestellt.
Zurück zum echten Knauf: Dieser ging 1928 nach Berlin und wurde Cheflektor der Büchergilde Gutenberg. Er publizierte u. a. Romane des US-amerikanischen Schriftstellers Upton Sinclair und legte einen Schwerpunkt auf Bücher sowjetischer Literatur und Geschichte. Nach der Machtergreifung durch Hitler und Übernahme der Büchergilde durch die SA nahm Knauf seinen Hut und arbeitete als freier Schriftsteller, Feuilletonredakteur und beim 8-Uhr-Abendblatt.

MIT MUSIK GEHT ALLES BESSER

Wegen einer „staatsfeindlichen“ Opernkritik von Carmen wurde Erich Knauf 1934 verhaftet, zehn Wochen ins KZ gesteckt und aus dem Reichsverband der Deutschen Presse ausgeschlossen. Es gab aber auch ein erfreuliches Ereignis in diesen betrüblichen Zeiten: Knauf heiratete (in zweiter Ehe) Erna Donath, seine ehemalige Sekretärin in der Büchergilde. Er wechselte in die Werbung und betreute als Pressesprecher der Filmproduktionsgesellschaft Terra Film alle Filme von Heinz Rühmann. Der machte ihn mit dem Komponisten Werner Bochmann, ebenfalls einem gebürtigen Meeraner, bekannt. Zwischen den beiden entstand die gedeihliche Zusammenarbeit, die ihren größten Erfolg in dem Lied Heimat, deine Sterne fand. Im Original wurde es von Wilhelm Strienz gesungen, später auch von Rudi Schuricke, Fred Bertelmann, Bruce Low und Freddy Quinn. Der zweite große Wurf, der dem Duo Bochmann/Knauf gelang, war Mit Musik geht alles besser aus dem Film Sophienlund.

EINE UNBEZAHLTE RECHNUNG

Das Schicksal führte zwei der drei Erichs, nämlich Ohser und Knauf, 1944 im ausgebombten Berlin wieder zusammen. Dass Knauf im Luftschutzkeller dem schwerhörigen Ohser politisch-unkorrekte Witze ins Ohr brüllte, wurde den beiden zum Verhängnis. Sie wurden von einem Nachbarn, Hauptmann Bruno Schultz, denunziert. Die Freunde wurden verhaftet, vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Vergeblich bemühten sich prominente Fürsprecher, allen voran Heinz Rühmann, um eine Begnadigung. Während sich Ohser in der Nacht vor der Hauptverhandlung in der Zelle mit seinen Hosenträgern erhängte, wurde Knauf nach einem Schauprozess am 2. Mai 1944 in Brandenburg enthauptet. Die Tatsache, dass die Rechnung für die Kosten exakt in der Höhe von 585,74 Reichsmark Knaufs Witwe in Rechnung gestellt wurde, veranlasste Erich Kästner zu dem Artikel „Eine unbezahlte
Rechnung“, der am 14. Jänner 1946 in der Neuen Zeitung veröffentlicht wurde. Er wurde nicht müde, an das Schicksal seiner beiden Freunde zu erinnern: „Sie wollten, mit einem Minimum an Konzessionen, das braune Reich überdauern. Sie hofften, es werde gutgehen. Es konnte nicht gut gehen, und es ging nicht gut. Sie verleugneten ihre eigentlichen Talente, damit sie nicht missbraucht würden. Ihre eigene Meinung konnten sie auf Dauer nicht verbergen.“

DAUERAUSSTELLUNG IN MEERANE

Fast unerschöpflich ist auch die Ausdauer, mit der Meeraner Schriftsteller Wolfgang Eckert sich mit dem Leben von Erich Knauf beschäftigt und gegen dessen Vergessen ankämpft. Sein Buch Heimat, deine Sterne… erschien 2009 als Neuauflage beim Vergangenheitsverlag. Den Nachlass, den ihm seine Witwe vermachte, stellte Eckert dem Kunsthaus Meerane zur Verfügung. Seit 2011 wird dort mit einer Dauerausstellung den zwei großen Söhnen der Stadt, Werner Bochmann und Erich Knauf Tribut gezollt. Ihr berühmtestes Lied findet heute noch begeisterte Zuhörer, wie mehr als eine Million Klicks auf Youtube beweisen.