Die Goldamsel – Hommage an einen Meister der Satire

Von Turid Müller
Michael Feindler, zurzeit unterwegs mit seinem neuen Programm Durchbruch, beschäftigt sich regelmäßig mit komischen Vögeln…

Foto: Enrico Meyer

Dabei macht es durchaus einen Unterschied, „ob deren charakteristische Komik freiwilliger oder unfreiwilliger Natur ist“, schreibt der Kabarettist in seinem aktuellen Newsletter. „Die zweite Variante scheint sich im humoristischen Kontext geradezu aufzudrängen, aber das folgende Tiergedicht weiß diese Erwartungshaltung zu unterlaufen“…

Die Goldamsel

Ein gelbes Vogelmännchen saß
auf meinem Fensterbrett und sang;
und ich, der grad noch etwas las,
sah auf und lauschte, denn es klang

so frech-vergnügt und ernst zugleich;
ein wenig schräg und doch vertraut;
im Tonfall klar und trotzdem weich;
präsent, doch überhaupt nicht laut.

In manchen Zwitscherlauten schwang
ein Schimpfen mit – jedoch verhöhnt
hat’s niemanden; im Grunde klang
es stets charmant, ja fast versöhnt.

Der Vogel ist längst fort. Leb wohl,
ich wünscht’, ich blickte öfter so
auf diese Welt, wie Du, Pirol,
Du Vogel Bülow, Loriot.

Anlässlich des 100. Geburtstages von Loriot möchte man sich umgehend mit einer Badeente bewaffnet in die Wanne begeben. Und ich schließe demnach kurz und bündig mit einem feierlichen: „Ach was!?“

König von Mallorca – Nachruf auf Erich Öxler

Von Tobias Reitz

Mit freundlicher Genehmigung vom Deutschen Textdichter-Verband
Erich Öxler ist tot. Der erfolgreiche Musikautor, Produzent, Manager, Labelchef und Absolvent der Celler Schule wurde nur 51 Jahre alt.

Seine größten Erfolge feierte er mit Ballermann- und Partysongs. So erfand er für Jürgen Drews den „König von Mallorca“ und für Tim Toupet die Mitgröhl-Hymne „Du hast die Haare schön“ und brachte als Produzent alte Hits wie „Joana (du geile Sau)“ (Peter Wackel), „Amsterdam“ (Axel Fischer) und „Ich liebe das Leben“ (Vicky Leandros) zu neuem Ruhm. Erich Öxler hatte aber auch andere künstlerische Seiten. Für die Österreicherin Simone textete er Ende der 1990er-Jahre den Radioerfolg „Es ist einfach fortzugehn“ und die deutsche Version der „La Boum“-Titelmelodie „Deine Augen“. Außerdem schrieb Erich Öxler u.a. für Wolfgang Petry, Olaf Henning, Die Paldauer, Anna-Maria Zimmermann, Die Klostertaler und Tony Marshall. Er war 2000 Absolvent und 2001 Juror der Celler Schule, führte sein eigenes Label HITMIX.de Music und galt in der Branche als klarer und aufrichtiger Gesprächs- und Geschäftspartner, Kampfgeist, Chancengeber und hochkreativer Kopf. Er starb nach schwerer Krankheit Anfang Februar 2021. Wir sind traurig und geschockt über diese Nachricht und fühlen mit seiner Frau Claudia.

DTV-Vorstandsmitglied Thomas Woitkewitsch schickte folgende Nachricht zur Erinnerung an Erich Öxler:

Das Foto entstammt der Facebook-Kondolenzseite von Erich Öxler. Es zeigt ihn mit seiner Frau Claudia und Hündin Maja im Dezember 2020.

Erich Öxler ist mir nur einmal begegnet, bei einem DTV-Sommerfest in München war er durch Zufall mein Tischnachbar. Auf den ersten Blick wirkte er nicht besonders redselig, aber nach einer stockenden Wer-Wie-Was-Annäherungsphase kamen wir in ein Gespräch, an das ich mich noch heute, zwanzig Jahren danach, gut erinnere.
Erich Öxler erzählte, wie er in Augsburg im Fernsehen die erste „Wetten, dass…“- Folge aus Mallorca gesehen und gehört hatte, dass Thomas Gottschalk Jürgen Drews als „König von Mallorca“ titulierte, was ihn zum gleichnamigen Jürgen-Drews-Hit anregte. („Dabei kannte ich damals Mallorca noch überhaupt nicht, mein bisheriges Wissen über die Insel verdankte ich RTL II. Außerdem fand Jürgen Drews meinen Text nicht gut. Ich habe ihn so lange genervt, bis er nachgab.“)
Nach diesem ersten Hit kamen noch viele andere. Erich Öxler wurde zum König des Partyschlagers. Er hatte ein Ohr für Gute-Laune-Melodien und ein Gespür für Zeilen und Texte, die das große Publikum, wie er sagte, auch noch mit mehr als zwei Promille auswendig singen konnte. Zu seinen Inspirationsquellen zählten neben den Volksfesten die Fußballstadien. Er schwärmte für die Songs der Südkurve, deren verbindende Power vor allem die englischen Fußballfans schon früh erkannt hatten. Einen dieser Titel mochten wir ganz besonders: die inoffizielle Vereinshymne des FC Liverpool ”You’ll never walk alone“. An sie musste ich denken bei der traurigen                                          Nachricht von Erich Öxlers frühem Tod.

DER Mann der „Ultimativen Chart-Show“ (RTL), Frank Ehrlacher, hat auf seiner Facebook-Seite berührende Worte veröffentlicht, die wir mit seiner freundlichen Genehmigung zitieren dürfen:

Es ist Autoren-Schicksal, dass sie kaum einer kennt.
Hätte heute morgen in der Bild-Zeitung auf Seite 1 gestanden „Der König von Mallorca ist tot“, hätte halb Deutschland wahrscheinlich reflexartig das Ableben von Jürgen Drews‘ betrauert. Jürgen geht es gut, zum Glück. Aber Erich Öxler ist tot – er hat den Text zu diesem Song geschrieben.
Er war aber eben nicht nur seit 25 Jahren ein erfolgreicher Autor und Produzent, ohne den es viele Karrieren, nicht nur am Ballermann, nicht gegeben hätte. Vor allem war er auch Mensch, so banal das auch klingt, ein angenehmer und fast immer gut gelaunter Gesprächspartner, der wusste, was er wollte, aber sich selbst nicht zu wichtig nahm und immer seine Künstler und seine Arbeit in den Vordergrund stellte. Und auch von seiner Krankheit wussten nur wenige seiner Freunde.
Die Nachricht platzte gestern in eine Branche, die zugegeben von Existenznöten mehr als bedroht ist, aber gerade an vielen Stellen um sich schlägt und einen Schuldigen für ihren Niedergang sucht. Auf einmal wird es ganz still und auf den Pinnwänden liest man nicht mehr „Spahn ist Schuld“, „Merkel gibt uns Berufsverbot“ und „Ihr seid alle Versager“ – sondern „Erich ist tot“ Und man merkt, wie die Stille alle eint. Und das macht es fast noch trauriger.
Er war mein Jahrgang und durfte nur 51 Jahre alt werden. „Das darf doch nicht wahr sein“ ist heute nicht nur ein Titel, den er ganz am Anfang seiner Karriere für Wolfgang Petry schrieb. Mein tiefes Mitgefühl gilt vor allem seinen engen Freunden, seiner Familie und seiner Frau Claudia.

„Also singe ich.“ – Christof Stählins Erbe

Von Turid Müller

Am 24. und 25. März traf sich die Christof-Stählin-Gesellschaft im Weyenhof in Wasungen. Die seit 2017 bestehende Vereinigung bemüht sich um das Andenken an den 2015 verstorbenen Christof Stählin.

Vorstand der Christof-Stählin-Gesellschaft

„Wer war Stählin für dich?“ lautet die Frage in die Runde des Liedermacher-Seminars. „Ein Lehrer“, „jemand mit Strahlkraft“, „ein Phantom“. – So unterschiedlich wie die Antworten sind, ergeben sie verschiedene Perspektiven auf ein und das selbe Thema. Das Bild, was dazu an die Tafel gezeichnet wurde, zeigt den so genannten Kaspar Hauser Turm. Ein Symbol, das Stählin in seinen ‚Unterweisungen‘ verwendet hat. Der Dichter, Liedermacher und Kabarettist hat nicht nur ein umfangreiches Werk, sondern auch seine Denk-Ansätze sowie viele begeisterte Schülerinnen.

Zwei davon führen seinen Lehre nun fort: Unter der Leitung von Matthias Binner und Martin Betz fand in der Woche vor Ostern zum wiederholten Male ein so genanntes SAGO-Seminar statt. Alte AnhängerInnen und neue Gesichter treffen sich hier, um in Sinne Stählins Grundlagen des Liedermachens zu durchdringen, einander Feedback zu geben und im Austausch künstlerisch zu reifen.

Dabei gehört es zum Konzept, dass alte Hasen, die Stählin noch kannten, neu Dazugestoßenen begegnen. Darum gab es auch ein Abschlusskonzert am Ende der Versammlung der Stählin-Gesellschaft, die direkt vorher tagte. Geladen waren die Teilnehmenden der anschließenden Fortbildung. Dargeboten wurden Lieder, Gedichte und Übersetzungen aus der Feder Stählins, sowie von ihm und seiner Lehre Inspiriertes.

SAGO heißt die Schule, die um den Altmeister herum entstand. Wer jetzt an ein fast vergessenes Getreide-artiges Produkt von Anno Knips denkt, denkt richtig: Der Name leitet sich von genau diesem Kolonialwaren-Produkt ab, für das es einst in vielen Küchenschränken eine eigene Schublade gab. Nachdem es aus der Mode kam sammelten sich hier lauter Dinge, die nirgends hin gehören: Gummibänder, Kleinstteile, Schrauben… Alles, was sonst in keine Schublade passt. So ist es auch in der gleichnamigen Liedermacher-Akademie, die man nach einem Gedicht von Stählin auch als ‚Versammlung der Inseln‘ beschreiben könnte: Lauter Individuen unterschiedlichster Genres finden sich hier zusammen. Namhafte KünstlerInnen wie Bodo Wartke, Sebastian Krämer und Dota Kehr sind schon aus der Talentschmiede hervorgegangen. Das soll auch weiterhin so bleiben.

Um das veröffentlichte wie das unveröffentlichte Werk des großen Liedermachers zu pflegen und verwalten, gründeten Stählins Familie, Freundeskreis, seine Kolleginnen und Kollegen die Stählin-Gesellschaft. Ziele der Vereinigung sind die Schaffung eines Back-Kataloges, die Archivierung des Nachlasses sowie jährliche Gedenk-Konzerte:

Durch nachträgliche Digitalisierung sollen nach und nach alle Tonträger des Künstlers zugänglich gemacht werden – auch die auf Vinyl erschienenen und die vergriffenen. Als Kanäle seien der Shop auf der Homepage, sowie die üblichen online-Plattformen angedacht. Bisher sei ein Album unentgeltlich erhältlich.

Über den zu Lebzeiten veröffentlichten Bücher- und Schallplatten-Schatz hinaus sind weitere Veröffentlichungen geplant. Es ginge darum, den Schatz zu heben und ihn für die Nachwelt zugänglich zu machen, so Vereinsmitglied Matthias Binner und Vorstandsmitglied Philipp Taubert. Auch sei beabsichtigt, die Didaktik am Leben zu halten – zum Beispiel in Form eines SAGO-Lehrbuches.

Jährlich stattfindende Konzerte zum Gedenken an Stählins künstlerisches Werk werden von wechselnden SAGOnautInnen ausgetragen. Dieses Jahr findet das Memorial-Konzert am 21.06. in der Villa Eugenia in Hechingen statt.

Christoph Stählin

Neue Mitglieder sind in der Christof-Stählin-Gesellschaft herzlich willkommen – ganz gleich ob Fans, Schülerinnen oder Neu-Einsteigende.

 

Auch ohne meine Lieder ginge die Welt nicht zugrunde.
Schön, aber ich möchte darauf hinweisen, daß die

Welt ausschließlich aus Dingen besteht, ohne die sie nicht zugrunde gehen würde.
Man kann doch nun die Welt nicht einfach so ihrer Bestandteile berauben!
Also singe ich.

(Christoph Stählin)

Abschied von einem Kollegen:
Machs gut, Thomas Milke

16 Juli 2017 – wie jedes Mal ein kleiner Abschied – letzter Tag der Celler Schule. Wir tauschen Versprechen aus, einander bald wieder zu treffen. Weniger als 50 km entfernt und ohne dass wir davon wissen, verlässt unseren Kreis an diesem Tag ein Kollege aus dem Jahrgang 2010, Thomas Milke. Er stirbt an den Folgen seiner Krebserkrankung. Seine Jahrgangskollegin Simone Altenried hat ihm einen Brief geschrieben:

Lieber Thomas:

Es waren nicht deine besten Zeiten, in denen sich unsere Wege zum ersten Mal kreuzten. Ehrlich gesagt, warst du mehr als beschissen drauf. Deinen Job hast du gehasst, und auch privat war einiges im Umbruch. Es war die Celler Schule im Sommer 2010.Celler Schule 2010
Ach Thomas, wir hatten so viele Nächte mit Kaffee, Bier, Gesprächen und Zigaretten. Und gegenseitigen Überraschungen.
Und dann der Abschlussabend: „Mann aus Teig“ hieß dein Song. Ich glaube da hast du mich zum ersten Mal sprachlos gemacht… tief berührt von der Geschichte und dir, dem schüchternen, hochsensiblen, verletzlich wirkenden Mann, der auf einmal ein anderer zu sein schien.

Wir haben uns danach nur noch einmal gesehen, voller echter Freude in die Arme genommen… Telefoniert, ja! zu Anfang öfters, dann seltener… geschrieben, ja… aus den Augen verloren nie…
Eigentlich hatten wir ausgemacht, uns jedes Jahr mindestens einmal zu treffen. Immer haben wir unser Wiedersehen auf „nächstes Jahr bestimmt“ verschoben. Gestern, am Samstag, wollte ich noch hochkommen. Das hatten wir so ausgemacht. Doch als ich las, wie schlecht es dir ging, hab ich abgesagt… du meintest noch am Mittwoch: „Schatz, ist schon ok, ich hätte es eh nicht geschafft“.

Leute – trefft euch, feiert, singt und lacht! Und tut es jetzt! Ich weiß, es würde Thomas gefallen…
Machs gut mein Freund….
deine Simone

Lieber Thomas,du bleibst einer von uns. Versprochen von der MusenMuddi Edith. Und hier ist das Gedicht, das dein Freund Cord den Trauergästen vorgelesen hat. Es stammt von einem Dichter namens Heinz Rickal, den ich leider nicht erreichen konnte. Die Mail kam zurück. Aber das Gedicht ist da – und der Dichtr erlaubt jedem, der es verwenden möchte, dies zu tun.

Da steht ihr nun, wollt mich betrauern
ihr glaubt, dass ich hier unten bin:
ihr mögt vielleicht zunächst erschauern –
doch schaut einmal genauer hin.

Ich bin nicht hier – wie ihr vermutet,
mein Körper mag hier unten sein,
doch während die Musik noch tutet
bin ich schon lang nicht mehr allein.

Seht ihr die Blätter dort im Wind?
Es sind sehr viele – sicherlich –
doch achtet drauf wie schön sie sind;
und eins der Blätter – das bin ich.

Seht die Wolken am Himmel ziehen,
schaut ihnen zu und denkt an mich,
das Leben war doch nur geliehen,
und eine Wolke – das bin ich.

Die Schmetterlinge auf der Wiese,
perfekt erschaffen – meisterlich,
ich bin so fröhlich grad wie diese,
und einer davon – das bin ich.

Die Wellen, die vom Bach getragen,
erinnern sie vielleicht an mich?
Ihr müsst nicht lange danach fragen:
denn eine Welle – das bin ich!

Blumen erblühen in all ihrer Pracht
die Rose und selbst der Wegerich,
und alle sind für euch gemacht
und eine Blume – das bin ich.

Ich möchte nicht, dass ihr jetzt trauert,
für mich wär das ganz fürchterlich.
Tut Dinge, die ihr nie bedauert:
Denn Eure Freude – das bin ich!
(Heinz Rickal)

Ade, Johanna Renate Wöhlke
die Celler Schule trauert um dich.

Liebe Johanna,
2003 haben wir uns kennengelernt. Damals warst du Teilnehmerin der Celler Schule. Vom ersten Tag an hatten wir beide einen Draht zueinander – du mit deiner fröhlichen Gelassenheit, deiner übersprudelnden Phantasie und geradezu unerschöpflichen Lebensfreude, um die ich damals noch oft kämpfen musste. Unser Kontakt hat sich über all die Jahre gehalten. Und deiner zur Celler Schule. Von unseren Abschlussfesten hast du dir kaum eines entgehen lassen und mit vielen unvergesslichen Fotos die Stimmungen eingefangen.

Du warst in unserem Netzwerk keine der Jungen, dafür hast du deine Begeisterung für die Celler Schule dort hingetragen, wo von uns keiner hinkam. Als du 2010 von deiner Krebserkrankung erfuhrst, bist du mit einem tapferen Lächeln in die Behandlungen gegangen und hast danach von deiner schicken Perücke geschwärmt.Johanna Renate Wöhlke
Es sah alles so gut aus, die Chemo hast du hinter dich gebracht, deine aufmüpfigen Locken wuchsen wieder. Und du hast entschieden, sie nicht mehr zu färben.
So fröhlich konnte grau sein.
Und dann – am 2. April 2011 bekam ich von dir die Nachricht: „Ich bin gesund, mehr später!!!!!!!!!!!! KUSS
Und doch kam es anders.
Zu unserem letzten Abschlussfest bist du „aus gesundheitlichen Gründen“ nicht gekommen, zum 20-jährigen Jubiläum auch nicht.
Ende November im vergangenen Jahr bekam ich auf facebook die letzte Nachricht von dir. Vorgestern dann hat mich auf Umwegen die Post von deiner Familie erreicht. Am 15. Juni bist du gestorben.
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Als unsere Kollegin Christiane Weber 2012 starb, mailtest du mir folgenes:
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„…keiner kann länger hier sein als seine Lebensuhr ihm gibt. Edith: TROTZALLEDEM! Ich weiß, wovon ich rede…jeder Tag zählt…jeder Tag – und am Ende die Erinnerung an die guten und schlechten gelebten Tage. Das ist unser Leben, so ist es…Ihr habt Euch gekannt, gehabt und seid ein Stück Weges miteinander gegangen. Das war schön! Wie schön, Freunde zu haben und gehabt zu haben! Wie schön zu leben und gelebt zu haben! Wie schön, ein Teil dieser Welt zu sein und gewesen zu sein…“

 

Liebe Johanna, auch du warst ein Teil, ein ganz besonderer Teil unserer kleinen Celler-Schule-Welt. Du wirst uns fehlen, und doch bleibst du.
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Und das Lied, ein ganz besonderes Lied, das du 2003 mit Rainer Bielfeldt zusammen geschrieben hast, soll dich begleiten.
SEIFENBLASEN

Frank Dostal ist tot

von Tobias Reitz

„Tobi-Baby! Hier ist Frank. (Pause) Dostal.“

Danke für alles, Du mutiger, kreativer, unbequemer, charismatischer, engagierter, kollegialer, liebenswürdiger, unterhaltsamer, respekteinflößender und mir dabei aber immer zugewandter Geist!
Danke für Deine Unterstützung für uns Urheber, für mich selbst und für die Celler Schule! Sie kam manchmal mit einem „Aber“. Aber sie kam.
Danke für den wahrscheinlich treffendsten Spitznamen, den mir je einer verpasst hat: „Schnulze auf zwei Beinen.“ Den hab ich geliebt. Den lieb ich immer noch.

Und Dich werde ich vermissen.

in der Nacht vom 18. auf den 19. April ist Frank Dostal im Alter von 71 Jahren buchstäblich eingeschlafen – und nicht mehr aufgewacht. Er war stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der GEMA und Präsident des Deutschen Textdichter-Verbands. Außerdem hat er viele große Hits von den Rattles, Wonderland, Baccara, den Schlümpfen, Nana Mouskouri, Helga Feddersen & Didi Hallervorden, Hildegard Knef und anderen geschrieben.Dostal

Adieu, Christof Stählin

Christof Stählin 18.6.1942 – 9.9.2015 Foto: Wolfgang Schmidt

„Alleine, dass du Lieder schreiben willst, ist Berechtigung, es zu tun. Der Preis dafür ist, lebenslänglich an dir zu arbeiten.“
Als du, lieber Christof, dies zu mir sagtest, war ich neunzehn. Vielleicht wäre ich ganz etwas anderes geworden, hättest nicht du mir eine Art von höherer Erlaubnis gegeben, meinem inneren Wegweiser zu folgen. Und es waren viele, denen du auf den Weg geholfen, die du bei ihren frühen künstlerischen Schritten begleitet hast und mit denen eine Verbindung blieb.
Was für uns längst „Workshop“ hieß, war und blieb bei dir „Unterweisung“. Deiner SAGO-Akademie anzugehören, war eine Auszeichnung. Jeden deiner Eleven wähltest du persönlich aus.

Auch der Celler Schule und vielen jungen Künstlern im Popkurs Hamburg warst du zugetan. Sogar bei uns in der Celler Schule hast du mal ein Dozenten-Gastspiel gegeben. Und ich eines bei dir, nicht zur Dichtkunst, sondern zum Thema GEMA. Vor allem aber haben wir einander unsere aufregenden Entdeckungen weitergereicht.
Lieber Christof, was du mir vor vierzig Jahren mit auf den Weg gegeben hast, leitet und begleitet mich noch heute. Und wir versuchen nach Kräften, diesen Geist weiterzutragen. Sogar Tobias Reitz, der bekennende Schlagertexter, hat sich in den Kreis deiner Eleven eingereiht und er war vom ersten Moment an begeistert. Ich hätte es vorhersagen können.

Du und SAGO – das war eine andere Welt. Und gerade das hat sie so wertvoll gemacht.
Für mich und für viele.
Christof, du bist nicht fort. Nur woanders.

Denn das, was du hiergelassen hast, ist unsterblich.