Making of:
Der erste LYRIKON geht an Edith Jeske

ein Beitrag von Edith Jeske

 

Was für ein Tag!
Eine hochkarätige Fachjury hat mich ausgewählt für den LYRIKON.

Beim Sommerfest des Deutschen Textdichterverbands 2020 hätte mir der Preis verliehen werden sollen. Wegen Covid-19 wurde das Fest abgesagt, und auch für 2021 sind die Aussichten kaum besser.
Also Plan B.

Foto: Felix Pitscheneder
Foto: Peter Heske

Am 13. Januar rollt der Kleintransporter auf unsere Einfahrt. Ihm entsteigen ein vierköpfiges Kamerateam und Dr. Jürgen Brandhorst. Im Laderaum: Das ganz große Besteck. Nach zwei Stunden ist das ganze Erdgeschoss voll mit Kameras auf Stativen, mit Kabeln, Scheinwerfern, Reflektoren, Diffusoren, Monitoren und Menschen mit FFP2-Masken.

 

 

Maske tragen, Abstand halten, lüften, literweise Desinfektionsmittel, als wärs nicht ohne das schon kompliziert genug.
Ein unter so erschwerten Bedingungen so reibungslos arbeitendes, hochkonzentriertes und unfassbar achtsames Team habe ich noch nie erlebt.

 

Mein Lichtdouble Peter mit einem Mottoshirt von Marcel Brell, dem Fred-Jay-Preisträger 2015 Foto: Felix Pitscheneder

 

 

Wir haben bis in den Nachmittag einen Riesenspaß. Das YouTube-Video wird bald fertig sein und dann online gehen.

Auch der andere Kerl im Haushalt hat was für Technik übrig und will die flimmernden Gerätschaften näher untersuchen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Abschied ein Gläschen Sekt – im Freien, mit doppeltem und dreifachem Abstand. Wir können uns grade noch sehen. Zurufen klappt aber gut.

v.l.n.r.: Dr. Jürgen Brandhorst, Edith Jeske Christin Wenke, Benedikt Dorn, Sebastian Stein, Felix Pitscheneder

 

 

 

Wie fühlt sich eine frischgebackene LYRIKON-Preisträgerin?
Glücklich. Beschenkt. Dankbar. Und ihr ist gründlich bewusst, dass ohne die Komponist*innen und die Interpret*innen gar niemand von dem Stück Papier Kenntnis nähme, das den Schreibtisch verlässt und seine Reise ins Ungewisse antritt.

 

 

Ich muss wohl ein Glückskind sein. Schon damals, als ich (wie Ludwig Lorenz sagt) als Kind in die Buchstabensuppe gefallen bin. Danke euch allen, die ihr dazu beigetragen habt, dass ich darin schwimmen lernen durfte.
Zusammen sind wir gut.
Und nur zusammen.

Foto: Felix Pitscheneder

„Zwei Leben“: Rainer Bielfeldts neues Album und Bühnenprogramm

von Sandra Niggemann und Mario Rembold

Rainer Bielfeldt hat Wort gehalten: Rund anderthalb Jahre nach seinem letzten Album hat er nun seine neue CD „Zwei Leben“ veröffentlicht. Wir haben am 1. September 2019 im Kölner Senftöpfchen-Theater den ersten Konzertabend nach der Premiere erlebt.

Foto: Tiago Bielfeldt

„Wir haben zwei Leben. Und das zweite beginnt, wenn dir klar wird: Wir haben nur eins.“ Ob die Inspiration zu diesen Zeilen wirklich aus einem Glückskeks im Chinarestaurant kam? Das erzählt Rainer Bielfeldt im gut gefüllten Kölner Senftöpfchen-Theater, nachdem die letzten Akkorde seines Titelliedes verstummt sind. All seine Songs und Conférencen erscheinen authentisch, denn Rainer singt, spielt und erzählt aus tiefstem Herzen. Das spürt das Publikum. Immer wieder hört man aus den Zuschauerreihen ein mal wohliges und mal staunendes „Oh“. Das sind die Augenblicke, in denen man sich tief hineingezogen fühlt in die Lieder, die auch das eigene Herz zum Schwingen bringen.

Magische Momente, hinter denen eine Menge Arbeit und Sorgfalt im Vorfeld stecken.

Zudem hat sich Rainer für die Regie seines aktuellen Bühnenprogramms in die Hände von Edda Schnittgard begeben: Die einzelnen Songs sind durch kleine Anekdoten, Betrachtungen und Geschichten miteinander verbunden, mit denen er die Zuhörerinnen und Zuhörer zu einer Reise einlädt. Auf der Reise sein – davon spricht und singt Rainer immer wieder, vom Reisen, vom Ankommen und von Sehnsucht. „Viel zu selten allein’“ ist ein augenzwinkerndes Beispiel für alle drei dieser „bielfeldtschen“ Herzensthemen. Das Publikum gerät in herzhaftes Lachen, als Rainer in den ersten Zeilen des Liedes feststellt: „Du lässt mich viel zu selten allein. Du könntest hin und wieder mal verreisen.“

Neben all dem zeigt er eine differenzierte und feinfühlige Haltung: Themen wie Populismus und Rassismus begegnet er nicht mit plumpem erhobenem Zeigefinger, sondern mit sehr persönlichen Ansichten und Geschichten: So erzählt zum Beispiel „Insel namens Abendland“ – unserer Meinung nach ein Highlight des Abends – die Geschichte zweier ehemals dicker Schulfreunde, von denen einer nun, Jahre später, auf Facebook fremdenfeindlich „Häme, Hassgebrüll und Jammern“ verbreitet. Betroffen stellt Rainer aus Sicht des anderen Freundes die Frage: „Bist du noch zu retten, oder bist du schon verloren?“

Erwähnt sei auch Rainer Bielfeldts 1975 verstorbene Lieblingsdichterin Mascha Kaléko. Ihre Gedichte hätten ihn seit seiner Jugend berührt. Und weil, so Rainer, „Mascha Kaléko bei keinem meiner Konzerte fehlen darf“, sind auch drei ihrer Texte auf seinem Album zu kurzen Miniaturen verwoben. Sie sind ein Kontrast zu den anderen Liedern – ein bisschen wie ein Innehalten auf seiner Reise.

Foto: Tiago Bielfeldt

Neben diesen Miniaturen und Texten von Rainer Bielfeldt bündelt „Zwei Leben“ auch die Kreativität einer ganzen Truppe aus dem Kreis der Celler Schule. Während Rainer alle Songs komponiert hat, haben an den Texten neben Rainer folgende Autoren mitgewirkt: Barbara Berrien, Thorsten Budde, Karla Feles, Peter Fischer, Tilmann Graach, Julia Hagemann, Thomas Lienenlüke, Annette Müller, Hannes Potthoff, Thomas Paul Schepansky, David Quaass, Dagmar Schönleber, Otto Senn und Carsten Thiele. Drei Songtexte des Albums hat Edith Jeske beigesteuert.

Insgesamt zeigt sich Rainer Bielfeldt mit seiner neuen CD und seinem neuen Bühnenprogramm abwechslungsreich: nicht nur melancholisch und nachdenklich, sondern auch humorvoll und entschlossen. Das spiegelt sich unter anderem im Lied „Pflanz Lavendel auf mein Grab“ wider. Auch wenn der Titel anderes vermuten lässt: Rainer singt hier eine Hymne an das Leben, das er mit allen Sinnen genießen möchte. Er sei halt, so sagt Rainer Bielfeldt, ein „melancholischer Optimist“.

Und wenn am Abend seine musikalische Reise mit dem Lied „Der Horizont“ zu Ende geht und die Zeilen erklingen „Irgendwann… komm ich an“, dann zeigt der Applaus ganz klar: Beim Publikum des Senftöpfchens ist er angekommen – und wie.

Apropos: Mal abgesehen davon, dass man mit dem Kauf des CD-Albums auf Konzerten den Berliner Hospizdienst Tauwerk unterstützt, bietet Rainer nach seinem Auftritt eine „kostenlose Umarmung“ an. Ein Herzensmensch eben.

Thomas Woitkewitsch wird 75 –
Alles Gute zum Geburtstag

von Edith Jeske

Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Keine Frage in einem Jahr wie diesem. Aber ein Lied, das nicht nur die ältere Generation auswendig drauf hat, sondern erstaunlich viele junge Leute auch. So viele kennen so vieles von dem, was Thomas Woitkewitsch getextet hat: Denken wir nur an Herman van Veen mit den Liedern, von denen wir fast nicht glauben mögen, dass ein anderer Mensch hinter seinen Texten steht. Nicht nur wir haben diese Lieder geliebt, als wir jung waren. Wir haben auch unsere Kinder damit großgezogen, mit dem zärtlichen Gefühl, dem kleinen Fratz auf dem Kinderrad mit dem Radweg, der schwarz glänzt wie Lakritz. Flitz…!
Thomas Woitkewitsch hat Musikgeschichte geschrieben. Und nicht nur Musikgeschichte. Fernsehgeschichte auch. Rudi Carrells laufendes Band hat er mit angeworfen, gestaltet und bis zur letzten Sendung mit Songs begleitet. Auch „Wetten, dass…?“ war eines seiner Kinder – wenngleich er nicht der einzige Vater war.

Und noch eines verdanken wir ihm: die große Liebe zwischen dem deutschen Publikum und einer gewissen britischen Komikertruppe namens Monty Python. Thomas war derjenige, der diese aberwitzigen Helden zu uns holte – gegen manche Vorbehalte und die Skepsis zuständiger Redakteure: Monty Python’s Flying Circus. Überdrehter britischer Humor, der Deutschland erobert hat. Auch dank Thomas.

Der berufliche Thomas Woitkewitsch war immer zugleich ein bisschen der private, der menschliche und der menschenliebende. Mitten in einer lärmenden Welt ein leiser Melancholiker, dessen Lieder oft einen Hauch Wehmut in sich tragen. Oder eine feine Weisheit, der man sich kaum entziehen kann. Dem Sänger Kalle Pohl auf den Leib schrieb er:

Mein kleiner Mann, musst nicht traurig sein.
Kommst nicht überall ran, aber überall rein.
Mein kleiner Mann, denk bei Spott und Hohn:
Dich macht keiner klein, denn du bists ja schon.

Die ganz kleine Geste beherrscht Thomas Woitkewitsch ebenso wie die ganz große. „Ich hab keine Angst“ sang Milva stimmgewaltig zu den monumentalen Klängen von Vangelis. „Hurra, wir leben noch“ blieb als Titelmelodie des gleichnamigen Films viel länger im Ohr als der Film auf der Leinwand.

Thomas Woitkewitsch legte sich selten mit anderen an, aber die sich zuweilen mit ihm. Als Milva mit „Zusammenleben“ in der Bundesrepublik aus allen Radiogeräten klang, wurde Thomas in der Zeitschrift EMMA als „Pascha des Monats“ abgewatscht. Wieso das? Es hieß im Lied: „Ich mag dich, weil du klug und zärtlich bist, und doch – das ist es nicht allein. Du zeigst mir immer, dass es möglich ist, ganz Frau und trotzdem frei zu sein“. Alice Schwarzer schäumte. Listig verwies Woitkewitsch auf eine andere Zeile im selben Lied: „Wer wird als Frau denn schon geboren – man wird zur Frau doch erst  gemacht.“ Ein Zitat von Simone de Beauvoir, womit er die streitbare Feministin dann wieder einfing.

Lieber Thomas,
auch ich als Frau habe mich damals über dieses Lied empört. Da war mir auch Simone de Beauvoir egal. Und das Lied ist eines meiner Feindbilder bis heute. Aber du kannst gemeinsam mit mir drüber lachen. Denn eines weißt du: Du bist einer dieser Handvoll Menschen, die mir in meinem Leben am meisten bedeuten. Es gab dich darin schon lange, bevor ich wusste, wie du aussiehst. Da war nur dieser Name, der fast immer dann auftauchte, wenn Texte mich besonders anrührten (ich habe schon immer die klein gedruckten Autorennamen auf den Plattencovern gelesen). Und als ich dann selber zu schreiben begann, wurden diese Texte von diesem unbekannten Mann mir einer meiner  Maßstäbe. Ich wollte es auf meine eigene Art tun, aber ich wollte Gefühle mit einer solchen Selbstverständlichkeit rüberbringen, wie du es kannst.
Und noch was (du weißt es, aber es kann nicht oft genug gesagt werden): Die Celler Schule und du. Den Namen verdankt sie dir. Und das herzwärmende Wort „Nestwerk“ für uns alle – nach 23 Jahren, von denen du uns schon 17 begleitest.
Und jedes Jahr wieder vergoldest du unseren vorletzten Seminartag, indem du uns mitnimmst auf eine Reise durch dein Leben und uns mit wonnevoll feuchten Augen in ein Gefühl eintauchen lässt, wie es uns nicht besser beschreiben könnte:

Vergiss nicht die Freunde!
Vieles, was nicht geht, das geht dann doch ganz glatt,
wenn man Freunde hat.

Du hast sie in uns. Und bist uns ein Freund. Danke dafür. Danke, lieber Thomas und alles Gute – und mögest du noch viele Jahre an unserer Seite bleiben.
Deine Edith – zusammen mit Tobi, Julia, Rainer und der Celler Schule.

Masha Potempa, Thomas Wotkewitsch, Camilla Elisabeth Bergmann, Sylvia die Unvollendete, Erich Sellheim

Und hier – stellvertretend für den ganzen großen Rest  – noch ein paar Grüße an dich:

Sommer 1975, Urlaub auf dem Bauernhof mit meinen Großeltern. Ich kann als Zehnjähriger den Carrell-Tonfall nachahmen, und singe wohl mehrmals täglich zur Belustigung aller: „Wir brauchten früher keine großen Reisen . . .“, auswendig konnte ich es sowieso. Als ich am Abschlussabend der Celler Schule 2009 dann stundenlang mit Dir sprach, lieber Thomas, erfüllte mich eine dermaßene Resonanz, dass mein Herz überlief. Der Wein tat sein Übriges. Mein Vater starb früh; meine Mutter ist, wie ich nun weiß, 10 Tage nach Dir geboren. Ich wünsche Dir Glück und Gesundheit, Du ferner Vater im Geiste! Alles Liebe,
Stefan Noelle (Celler Schule 2009)

 

Thomas, deine Texte sind genial!
Ich mag sie, weil sie klug und zärtlich sind –
und doch, das ist es nicht allein.
Du zeigst uns immer, dass es möglich ist,
ganz Mann und doch Poet zu sein.
Der Thomas ist der Texter des Jahrhunderts,
ein Celler-Schule-Absolvent h.c.!
Man singt begeistert mit und denkt: „Wen wundert’s?“
Und schuld daran ist nicht die SPD …
Daniel Nowak (Celler Schule 2015)

 

Lieber Thomas,
die Gesellschaft braucht Menschen mit Feingefühl und Feinsinn wie dich. Schön, dass es dich gibt! Schön, dass ich dich kennenlernen durfte!
Ilona Boraud (Celler Schule 2015)

 

Lieber Thomas,
ohne Dich und Deine herzerwärmenden Geschichten wäre die Celler Schule nur halb so schön. Und die bundesdeutsche Unterhaltungskunst um einige Perlen ärmer. Danke, dass Du uns so reich beschenkst und dabei so liebenswert und bescheiden geblieben bist.
Alles Liebe zu Deinem 75. Geburtstag! Möge es Törtchen und Konfetti regnen. Oder andere segensreiche Gaben Deiner Wahl.
Camilla Elisabeth Bergmann (Celler Schule 2013)

 

Wann wird’s mal wieder richtig Sommer
(auf die bekannte Melodie zu singen, aber in Moll!)
Gewidmet dem wunderbaren Thomas Woitkewitsch zum 75 Geburtstag.

Jens Ohrenblicker, (Celler Schule 2016)

Wir brauchten früher keine große Reise,
wir wurden nass in München und Berlin.
Doch heute hat das Klima echt ’ne Meise.
Man will am liebsten in die Arktis fliehn.

Ja früher gab’s an jedem Tag
zehn Wochen lang nur Niederschlag
und Gummistiefel lagen voll im Trend.
Und unterm Regenschirm zu zweit
vergaß man gerne mal die Zeit
und nie-mand musste fürchten, dass die Haut verbrennt.

Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?
Ein Sommer, wie er früher einmal war?
Ja, mit Wolkenbruch von Bayern bis zur Nordsee
und nicht so heiß und so saharisch wie in diesem Jahr.

Und was wir da für Regengüsse hatten!
Die Eisverkäufer machten ständig frei.
Man brauchte keine Kühlung, keinen Schatten,
und Pollen flogen nicht einmal im Mai.

Der Regen klatschte ins Gesicht,
da brauchte man die Dusche nicht,
das Auto wurde sauber von allein.
Man tanzte durch die Pfützen wie
Gene Kelly, voller Energie.
Doch heut – heut schwitzt man selbst im T-Shirt wie ein Schwein.

REFRAIN

Der Winter war der Reinfall des Jahrhunderts.
Kein Schnee fiel in der ganzen Republik.
Mein Nachbar sagt: Das Klima hier, wen wundert’s!
Das liegt nur an der Flüchtlingspolitik.

Ich find, das geht ein bisschen weit
und bald ist wieder Erntezeit,
doch die wird mager, das ist, was uns droht.
Was nützen Reichtum, Macht und Geld,
wenn wochenlang kein Regen fällt,
denn wir, wir sitzen alle doch im selben Boot.
REFRAIN

Die Erinnerung von morgen. – Am 01.12.2017 erschien Rainer Bielfeldts Album zum aktuellen Solo-Programm.

Pressetext von Tobias Reitz; gekürzt und zusammengestellt von Turid Müller.

 

Gut zehn Jahre nach seinem letzten Album „Sänger sein“ bringt er jetzt ein neues auf den Markt und geht endlich auch wieder auf die Bühne.

 

Warum die lange Pause, Herr Bielfeldt? „Ach, eine Pause war das eigentlich nicht“, wiegelt er ab, „ich hab mich nur für den Moment zurückgezogen aus der ersten Reihe und mehr Musik für Andere gemacht.“ Mit den inzwischen verstorbenen Publikumslieblingen Dirk Bach und Christiane Weber und Stars wie Jan Ammann oder Mireille Mathieu hat es Bielfeldt ins Studio gezogen. Chansons, Schlager, Musicals und Hörspiele unterschiedlichster Couleur sind entstanden. Und dann ist da natürlich noch „sein“ Künstler der ersten Stunde: Tim Fischer! Mit ihm ist er seit Jahren wieder unterwegs. Das aktuelle Programm „Absolut!“ führt die beiden Chanson-Ikonen seit einem knappen Jahr wieder quer durch die Republik – und das wird es auch weiterhin! Aber: Es wird auch wieder Zeit für ein neues Solo-Abenteuer.

 

CD-Cover Die Erinnerung von morgen front (klein)

 

Warum „Die Erinnerung an morgen“? „Das Titellied entstand in der Celler Schule, der Songtexter-Akademie, die ich seit einigen Jahren mitleite“, erklärt Bielfeldt. „Mit dreien der Absolventen habe ich den Titel geschrieben. Es ist ein Lied übers Innehalten. Ein Lied mit zwei Gegenpolen: einem getriebenen, zeitbesessenen und einem ruhigen, zeitlosen. Letzterer ist der wichtigere. Und genau so soll auch das Programm sein: Ein ruhiger, zeitloser Abend als Gegenpol zum tagtäglichen Wahnsinn. Ein schöner Moment, der zur Erinnerung von morgen wird.“ Die Musik zu diesem und nahezu allen anderen Liedern des Programms stammt von Rainer Bielfeldt selbst. Einige Texte auch („Dazwischen“, „Der dritte Mai“, „Nicht mal zehn Schritte“). Für die anderen konnte der charmant-smarte Hanseat Autorenkolleginnen und -kollegen der Premiumklasse gewinnen, darunter seine Haus- und Hof-Dichterin Edith Jeske („Willi“, „Gute Reise, mein Herz“, „Tot in Venedig“), aber auch Tobias Reitz („Wie Sommer, bloß mit Schnee“) und die bereits erwähnte Christiane Weber (1975-2011) („Mein Herz, so weit“).

 

Rainer Bielfeldt ist kein Teenager mehr. Er hat aber noch die gleiche Spielfreude wie damals. Vielleicht noch etwas mehr. Schließlich weiß er heute, was er tut (und auch, was er nicht mehr tun würde). Das Anliegen, das ihn mit dem neuen Programm antreibt, ist eher puristisch: Musik machen. Und zwar so, dass es Spaß macht […].

CD-Cover Die Erinnerung von morgen Rückseite (klein)

Keine Angst vor Hintersinn, aber auch nicht vor großen Gefühlen. Überhaupt: Gefühle. Da sagt der Sänger, er wünsche sich mit seiner Musik „Momente des Glücks“. Da bescheinigt ihm die Presse, er sei „ein Romantiker mit Herzenswärme“ (BZ) und mit „fast schon waffenscheinpflichtigen Schauer-Angriffen in seinen Pop-Balladen“ (Hamburger MoPo). Und dann sind da seine Fans, die ihm mitunter durch halb Deutschland nachreisen, weil man Bielfeldt eigentlich kaum als „einen unter vielen“ mögen kann – ihm verfällt man ganz. „Na das is‘ doch fein“, sagt Bielfeldt. Hanseaten reden ja nicht viel über solche Dinge. Im besten Fall setzen sie sich ans Klavier und singen. Endlich wieder.

 

 

 

 

Songtextseminare mit Edith Jeske:
Zusatztermine in HAMBURG und MÜNCHEN

Endlich klappt es mal wieder mit einem Workshop in Hamburg, den ich jetzt noch dazwischenschiebe. Auch für München sieht es gut aus – da müsste nur noch entschieden werden, welcher Termin besser passt, Dafür habe ich einen Doodle-Link angelegt. Die Teilnahmegebühr ist wie bei den anderen Seminaren: 460 EUR. Wiederholungstäter/innen 360 EUR.
Das gilt auch für diejenigen, die im Popkurs Hamburg
bei mir waren.

 

Basiskurs Songtexten in Hamburg
18. bis 22. Oktober 2017
Details hier:

in Planung:
Basiskurs München.
8. bis 12. Oktober oder 25. bis 29. Oktober
nur für die Terminfixierung: doodle hier
(das gilt noch nicht als verbindliche Buchung)

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Ein Wort für mehr Respekt unter Kollegen

Aufgrund einiger Diskussionen der letzten Tage breche ich an dieser Stelle eine Lanze – für mehr Transparenz, Fairness und Respekt in der Zusammenarbeit, auf die wir alle angewiesen sind und die uns so sehr erfüllt und beglückt, wenn sie gut läuft. Vertrauen und Transparenz gehören zusammen wie Geschwister. Zu meinen Komponisten – es sind nicht ganz wenige – habe ich volles Vertrauen. Welches im Lauf der Jahre oft noch gewachsen ist und mehr als einmal Freundschaften hervorgebracht hat.

Wenn ich mich als Textdichterin auf eine neue Zusammenarbeit einlassen soll, mache ich mich erst mal schlau und werfe die Suchmaschine an. Das sollten unsere Partner mit uns auch tun, wenn wir ihnen (noch) kein Begriff sind.

Bewahrt euch eine positive Grundhaltung. Manches, was nach schwarzem Schaf aussieht, kann sich als Traumpartner entpuppen. Bitte setzt also nicht gleich unlautere Absichten voraus, wenn Unwissenheit als Erklärung ausreichen kann. Jeder fängt klein an, sonst würde ja nichts nachwachsen können. Findet heraus, was sich im Netz herausfinden lässt und schaut nicht nur auf die Website eures potenziellen Partners. Ihr könnt auch Kolleginnen und Kollegen fragen, die mit den Betreffenden bereits gearbeitet haben. Dann könnt ihr höchstwahrscheinlich schon einordnen, auf welchem Level euer Partner unterwegs ist und wie er sich selbst ein- (oder über-)schätzt. Einsteiger werden vorwiegend mit Komponisten arbeiten, die den Olymp ebenfalls noch nicht erklommen haben. Das ist in Ordnung und kann gute Chancen eröffnen, wenn beide Partner achtsam sind. Es gibt aber Blender. Versucht, nicht auf sie hereinzufallen. Und blendet auch selbst nicht!

  • Wird die Anfrage gestreut? Werden mehrere oder viele an die selbe Aufgabe gesetzt? Man kann sich darauf einlassen oder nicht. Bei hochrangigen Interpreten wird es eventuell sogar von euch erwartet. Immerhin gibt es da auch was zu gewinnen. Wenn neue Teams zusammengestellt werden, ist dieses Verfahren ebenfalls häufig. Als Dauerzustand rate ich davon ab, sich gegen die Kollegen ausspielen zu lassen.
  • Was geschieht mit eurem Songtext, wenn er nicht das Rennen macht? Wird er neu vertont? Kommt er zu euch zurück? Relativ häufig werdet ihr nichts mehr hören. Ich handhabe es so, dass ich beim Komponisten erst dann rückfrage, wenn jemand anders sich für den Text interessiert. Wenn der dann noch unvertont ist, werdet ihr ihn in den meisten Fällen einfach zurückholen können.
    Achtung: Geht euren Partnern bitte nicht schon nach zwei Wochen mit Nachhaken auf den Wecker und auch nicht alle zwei Wochen erneut. Wer an einem einzelnen Text klebt, wirkt wie jemand, der es nötig hat. Auch ich habe mir damit als Anfängerin einiges versemmelt.
  • Wie geht es mit dem Song weiter, wenn unser Text ausgewählt wird? Zumeist sind es eher die Komponisten, die ein Demo herumschicken und die besseren Kontakte haben.
    Die Standardverteilung für die GEMA beträgt bei unverlegten Songs 8 Zwölftel für die Musik und 4 Zwölftel für den Text. Das finde ich persönlich akzeptabel, wenn der Komponist den Song unterbringt. Obwohl das eigentlich eine Verlagsaufgabe wäre. Aber das ist eine andere endlose Geschichte, an der die Komponisten keine Schuld haben und über die zu Recht gestritten wird.
    Seit 1996 haben wir die Möglichkeit, Text und Musik im Aufführungs- und Senderecht gleichzustellen. Wenn mein Text bereits genommen wurde und der Komponist kommt nachträglich dazu, dann erwarte ich Gleichstellung.
    Für diese Gleichstellung trete ich natürlich nach wie vor ein und kämpfe dafür. Denn erst dann sind Komponisten und Textdichter über die Ateilsvereinbarung auf Augenhöhe und können ihre Argumente austauschen. Ich glaube fest daran, dass die Komponisten auf faire Textdichter treffen werden.
  • Wie werden Änderungswünsche gehandhabt?
    Liebe Textdichter/innen: gebt euch nicht zu spröde und hört euren Komonist/innen aufmerksam zu: falsche Betonungen, schwer singbare Sprache, falsche Bezüge, unklare Inhalte – lasst euch auf Änderungswünsche ein. Aber gebt euch nicht damit zufrieden, wenn eure Partner nur sagen, was sie nicht wollen und euch eine Änderung nach der anderen abverlangen. Fordert konkrete Ansagen ein.
    Liebe Komponist/innen: Begegnet euren Textdichern mit Respekt. Versucht bitte nicht, euch über Eingriffe im Text selbst zu verwirklichen. Das letzte Wort zur Musik gehört euch, das zum Text den Textdichtern. Besprecht unbedingt vorher, wie weit Kompromisse gehen sollen. Wenn ihr euch da nicht einigen könnt, stimmt wahrscheinlich die Chemie nicht so, wie sie sollte. Dann muss man sich auch trennen können.
  • Manche Interpreten beanspruchen Anteile an Text oder Musik, auch wenn sie nichts dazu beigetragen haben. Andernfalls lehnen sie den Song ab. Das finde ich persönlich unseriös und arbeite mit solchen Interpreten nicht. Entscheiden muss das jeder selbst.

Ihr Lieben: seid freundlich, offen und klar, beschränkt euch aufs Wesentliche, klärt das Wichtige, lasst Augenmaß walten und bleibt wach. Das legt euch eine ältere Kollegin ans Herz, die in fast 40 Jahren einige schlechte Erfahrungen gemacht hat, aber: sehr viel mehr gute. Wenn jemand pampig wird, nur weil ihr nachfragt – und euch droht, euch dann eben auszusortieren – lasst ihn ziehen. Mit einiger Wahrscheinlichkeit bleibt euch mehr erspart als euch entgeht.
Komponisten und Textdichter sind nicht Feinde von Natur aus, sondern wir sind Partner, die etwas schaffen, was einem Publikum Freude machen soll. Und was uns selbst Freude macht. Ihr wisst, wie sehr.
Gebt und erwartet Respekt.
Ich wünsche euch viel Glück.
Eure Edith Jeske.

Mister X – der Spion, der dich liebt

Wer ist Mister X? Was hat er vor? Und was macht er auf diesem Blog?
Fragen über Fragen, auf die es (noch) keine Antworten gibt.
Mister x

Während die ganze Musikbranche rätselt, wer hinter dem Pseudonym Mister X stehen könnte und selbst versierte Stimmanalytiker sich die Haare raufen, ist bisher nur folgendes bekannt:

„Der Spion… der dich liebt“ ist ein Fox-Brett erster Güte, umhüllt von typischen Bond-Sound und geschickt eingesetzten Effekten. Schon beim ersten Hören lässt er einen nicht mehr kalt und bleibt im Ohr kleben wie Kaugummi.

Geheime Unterlagen des Secret Service kündigten sogar bereits eine Version auf Englisch an, mit dem Mister X nach Deutschland auch den Rest der Welt erobern will. Doch wir wissen, die Welt ist nicht genug und es bleibt spannend, was der geheime Agent weiter plant.

Wer sich selber ein Bild machen und sich an dem mysteriösen Ratespiel beteiligen will, kann den Song ab sofort bei allen legalen Downloadportalen kaufen!

Und wer weiß… vielleicht wird das Geheimnis ja bald gelüftet…

Die Sommerpause ist zu Ende!

Auch bei uns ist die Sommerpause jetzt zu Ende.
Die Seminarseite hat ein Lifting bekommen, unser Webmaster Jan Weskott hat die Seite nun auch smartphone-kompatibel gemacht. Der Herbst kann kommen.
Für einige Workshops gibt es noch freie Plätze. Und:
für 2016 ist in Berlin ein Workshop über Musicalsongs geplant – vorausgesetzt, es finden sich genügend Menschen, die teilnehmen möchten. Man darf gespannt sein.

zu den Workshops 2015 und 2016

 

Alles Deutsch! – ein Lied aus dem Jahr 1995

Es hat sich ergeben, dass ich mich für ein anderes Forum an einen genau 20 Jahre alten Song erinnert habe, mit dem Martin Lingnau und ich 1995 einen Wettbewerb „Lieder gegen Fremdenfeindlichkeit“ gewonnen haben. Als Sänger war auch Bernd Lambrecht dabei. Und Petra, deren Nachname mir entfallen ist. (Trage ich mit Freuden nach, wenn mir jemand auf die Sprünge hilft)

Alles Deutsch! Musik: Martin Lingnau – Text Edith Jeske
(Gesungen von „Fiehse Pferwandte!)

So was wie das hat es seit langem nicht gegeben,
an allen Stellen schlagen Wellen, wirbelt Dreck.
Schon vielen graut davor, hier weiterhin zu leben,
und mancher – wüßte er wohin – wär längst schon weg.
Da hilft kein Warten, und da nützt kein Überwintern,
denn dieser Kelch geht nicht von selbst an uns vorbei.
Schon brennt dem Biedermann die Lunte unterm Hintern –
denn was er brütet, ist ein böses Kuckucksei.

Im Kleinen fängt es an – da stör’n sie noch nicht sehr,
doch wenn es erst mal viele sind, dann hilft uns niemand mehr.

Ich sag nur:
Kebap und Cevapcici,
Sushi, Ayran, Satziki,
Pizza, Pasta, Canelloni,
Minestrone, Makkaroni,
Ratatouille, Baguette, Paté,
und Paella und Saté
Peking-Ente und cous cous –
Aber damit ist bald Schluß!

Dann heißt es:
jeder gute Deutsche kaut
Semmelknödel, Sauerkraut,
Bratkartoffeln, Hühnerbeine,
halbe und auch ganze Schweine,
Bismarckhering, Sülzkotlett,
Stullen dick mit Schweinemett!
Deutsche Rüben, deutscher Kohl
tun dem deutschen Magen wohl.

Nichts ist mehr deutsch in diesem unserm deutschen Lande,
daß man den eignen Ohr’n und Augen kaum noch traut.
Wohin man sieht – es ist wahrhaftig eine Schande:
was sich Kultur nennt, ist entartet und versaut.

Da räumen wir mal auf, das ham‘ wir nicht bestellt –
gehört uns nicht mal Deutschland, wie um alles dann die Welt?

Ich sag nur:
Shakespeare, Sartre, Seneca,
Pippi Langstrumpf, Dracula,
Sherlock Holmes und Micky Maus –
Warhol und Picasso raus!
Raus mit Sting und Pavarotti,
Tina Turner, Ramazotti!
Ab sofort ins Radio
Blasmusik: holladio!

Wir haben’s leicht, man ist ja jetzt schon vor uns bange.
Bald werden wir des deutschen Lebens wieder froh!
Der Tag ist nahe, und dann fackeln wir nicht lange –
und gleich als erstes übernehmen wir den Zoo.

Dann heißt es:
Löwen raus und Tiger raus,
Miezekatz ins Raubtierhaus.
Raus, Flamingos, Papagei’n
Gänse, Enten, Hühner rein!
Raus mit Affen, Bären, Gnus,
Elefanten, Känguruhs –
rein mit Kalb und Kuh und Stier –
deutsche Zoos dem deutschen Tier!

Wir wollen
Schweinebacke in Aspik,
puffta puffta Blasmusik,
Blasmusik so richtig laut,
Schweinebacke, Sauerkraut,
deutsches Eisbein in Gelee,
deutschen Reiswein, deutschen Tee
deutsche Seide für die Fahnen,
deutsche Grapefruits und Bananen,

Eisbein, Reiswein, Sauerkraut,
deutschen Tango, vorgekaut
Schweinebacke mit Bananen,
deutschen Tee aus deutschen Fahnen
deutsche Seide in Aspik.
Sauerkraut und Blasmusik,
Mohrenkopf und Negerkuß,
schwarzbraun wie die Haselnuß!

Die Welt ist schön Mylord – 100 Jahre Ernst Bader

von Edith Jeske

Autogrammkarte
Foto @ Günter Zint www.panfoto.de
Pullunder, handgestrickt: Edith Jeske

 „Jeder kennt meine Lieder,“ so pflegte er zu schmunzeln, „aber keiner kennt meine Visage!“ Ihm gefiel es, dass er sich unerkannt aufhalten konnte, wo immer er wollte. Außer in seinem Norderstedt vielleicht. Da war er ein bunter Hund. Und das genoss er auch.
Tulpen aus Amsterdam„, „Am Tag, als der Regen kam„, „Der Junge von St. Pauli“ und Aznavours legendäres „Du lässt disch gehnnn“ – all das und hunderte anderer berühmter Songs stammen aus der Feder von Ernst Bader. Heute würde er hundert Jahre alt.
Ernst war einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben, ohne ihn wäre ich vielleicht was ganz anderes geworden.

Kennen lernten wir uns durch Knut Kiesewetter. Der wollte uns – eine Berliner Liedermacherband – für den Popkurs in Hamburg begeistern, der damals noch Modellversuch Popularmusik hieß. Als arme Poeten und Kirchenmäuse konnten wir uns aber eine Unterkunft in Hamburg für zweimal drei Wochen nicht leisten. Worauf Kiesewetter den listigen Einfall hatte, wenigstens einen oder zwei von uns Ernst unter die Fittiche zu schieben. Denn Kiesewetter wusste: Ernst liebt die Menschen – vor allem die aus Berlin.
Ernst nahm uns alle vier. Und er nahm uns immer wieder – wann immer wir in Hamburg waren. Und als unsere Band sich aufgelöst hatte, auch einzeln. Bis er ins Altersheim umzog, hatte ich ein winziges Zimmer in seinem Haus und mein Namensschild an der Tür zwischen einem Dutzend anderer. Wir – seine Kinder, wie er uns nannte – verständigten uns telefonisch, wer gerade ein Zimmer brauchte. Das klappte fast immer reibungslos. Notfalls rückten wir zusammen.

Ernst war für mich nicht nur Mentor und Motor, sondern auch ein zweiter Vater – womit meine biologischen Eltern ausgesprochen einverstanden waren, denn sie hatten ihn genauso ins Herz geschlossen wie ich. Nie vergaß er ihre Geburtstage, nie verging Weihnachten ohne einen Kartengruß von Ernst.

Bader war ein Mensch mit Prinzipen, die er nur brach, wenn er es für sinnvoll hielt. Als er ungefähr 60 war, sollte er ein Album mit deutschen Texten für Michel Polnareff  schreiben. Jemand aus der Plattenfirma fragte ihn vorsichtig, ob er eventuell bereit sei, zwei oder drei Texte von einem jüngeren Kollegen texten zu lassen. Worauf Ernst in heiligem Zorn das komplette Projekt hinschmiss und seine Textdichteraktivitäten abrupt beendete. Wenn noch Anfragen kamen, reichte er die an seine Schüler weiter. Und immer an die männlichen. Bewusst wurde ihm das erst, als ich ihn darauf ansprach. „Für eine Frau bist du ganz schön gut“, pflegte er zu sagen. Bis ich den Ball zurückspielte: „Für einen mit Holzbein läuft er die 100 Meter ganz schön schnell!“.
Von da an empfahl Ernst grundsätzlich als erstes mich.

So auch 1989, als Ernst aus gesundheitlichen Gründen seine Dozentur im Popkurs aufgeben musste. An seine Stelle trat ich und unterrichte dort noch heute. Und bis heute geistert Ernst durch den Raum, wenn ich einige von seinen Beispielen zum Besten gebe. Und meist folgen ein paar Anekdoten aus unseren gemeinsamen 17 Jahren.

17 Jahre. Fast wäre unsere Freundschaft volljährig geworden. Seinen 85. haben wir noch zusammen gefeiert. Schon eine ganze Weile zuvor hatte er immer häufiger gesagt, dass er gern gehen würde. Und dass Sterben ihm keine Angst mache – das sei doch nur die Versetzung in die nächst höhere Klasse. Oder in den Hundehimmel,  was für ihn dasselbe war. Dort würde er seine vierbeinigen Freunde endlich alle wiedersehen.

Die Nachricht von seinem Tod erreichte mich mitten im Popkurs-Unterricht. Es wurde eine besondere Stunde. Ich ließ mein Konzept sausen und erzählte von Ernst. Es flossen Tränen, aber auch Lachtränen mischten sich darunter. Und wir haben den Refrain von Tulpen aus Amsterdam gesungen.

Lieber Ernst, nun wärest du hundert. Zahllose Male haben wir philosophiert und geblödelt, gestritten und jede Versöhnung mit Schnaps begossen – ob ich wollte oder nicht. Du hast mir den Kopf zurechtgerückt und mich ermutigt, je nachdem, was gut für mich war. Du hast mich Mäuschen genannt, was außer dir niemand durfte.
Nur eines hast du nicht mehr erlebt: dass ich Schlager schreibe. Das hättest du dir so gewünscht. Genauso vehement hab ichs von mir gewiesen. Und als ich schon über 50 war, ist es dann doch passiert.

Und wer weiß – vielleicht sind ja ein paar Takte zu dir durchgedrungen und lassen dich lächeln, da oben, auf deiner Wolke im Hundehimmel.

 

 

 

„Geliebte Lieder“ von Tim Fischer

(von Edith Jeske)

„Mit Schellack bin ich durch“, lächelt Tim Fischer in einem Interview mit dem Tagesspiegel  Im März ist er 40 geworden. Und schon jetzt blickt er auf 25 Bühnenjahre zurück. Auf ein bewegtes Leben sowieso.
Fast so lange kennen auch wir uns. Die „Rinnsteinprinzessin“ war kaum geschrieben, da griff Tim zu. Und singt sie seitdem – quasi eine betagte Dame (die Rinnsteinprinzessin, nicht Tim).

Geliebte Lieder heißt das neue Programm, das am 8. Oktober in Berlin im TIPI Premiere hat und mit dem Tim seine 25 Jahre Bühne feiert – zusammen mit seinem Publikum. 
Uns wird ein neuer Tim Fischer erwarten, einer, der erwachsen geworden ist, der für sein Leben die Klarheit entdeckt hat. Und gleichzeitig einer, der uns die vertrauten Lieder auch weiterhin gönnt. Die verbinden uns ja. „Komm großer schwarzer Vogel“, „Wo sind die Clowns“ und – ja – auch die Rinnsteinprinzessin. Neben ein paar neuen Liedern von mir. Und vielen andern natürlich….

Begleitet wird von Rainer Bielfeldt am Flügel und von Thomas Keller mit Akkordeon und Saxophon.
Die Premiere ist wahrscheinlich schon ausverkauft – aber bis zum 13.10 spielt Tim noch im Tipi. Und auch in vielen anderen Städten. Bei dieser perfekten Gelegenheit sollte man sich die CD zum Programm nicht entgehen lassen. Die neue CD „Geliebte Lieder“. Übrigens ist hier (und im Programm) auch eine ExCELLEntin vertreten: Camilla Elisabetn Bergmann steuerte „Jochen“ bei – ein wunderbar böser Song.

Tim Fischerzum Anhören und Anschauen von Zuhause aus:
Tim Fischer zu Gast bei „Thadeusz“ (RBB TV)
Der Sonntagsbrunch (MDR Radio 1)

 

Andrea Sawatzki trägt Helm

von Edith Jeske

Ein Fan von Andrea Sawatzki bin ich schon sehr lange.  Sawatzki (Foto Ulrike Schamonni)
Am 5. September hatte ich nun die Freude und die Ehre, in Berlin bei den  Studioaufnahmen dabeizusein, als sie den Song vom süßen roten Fahrradhelm für eine Kampagne der Deutschen Verkehrswacht aufnahm.
Der Text stammt von mir, die Musik von Richard Wester. Nach fast 20 Jahren Pause haben wir wieder zusammengearbeitet.
Da es (erstens) eine sehr sinnvolle Kampagne ist und (zweitens) ein schöner Song mit einer großartigen Künstlerin, darf das hier auch gern geteilt werden.

Foto: Ulrike Schamoni