von Edith Jeske
Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Keine Frage in einem Jahr wie diesem. Aber ein Lied, das nicht nur die ältere Generation auswendig drauf hat, sondern erstaunlich viele junge Leute auch. So viele kennen so vieles von dem, was Thomas Woitkewitsch getextet hat: Denken wir nur an Herman van Veen mit den Liedern, von denen wir fast nicht glauben mögen, dass ein anderer Mensch hinter seinen Texten steht. Nicht nur wir haben diese Lieder geliebt, als wir jung waren. Wir haben auch unsere Kinder damit großgezogen, mit dem zärtlichen Gefühl, dem kleinen Fratz auf dem Kinderrad mit dem Radweg, der schwarz glänzt wie Lakritz. Flitz…!
Thomas Woitkewitsch hat Musikgeschichte geschrieben. Und nicht nur Musikgeschichte. Fernsehgeschichte auch. Rudi Carrells laufendes Band hat er mit angeworfen, gestaltet und bis zur letzten Sendung mit Songs begleitet. Auch „Wetten, dass…?“ war eines seiner Kinder – wenngleich er nicht der einzige Vater war.
Und noch eines verdanken wir ihm: die große Liebe zwischen dem deutschen Publikum und einer gewissen britischen Komikertruppe namens Monty Python. Thomas war derjenige, der diese aberwitzigen Helden zu uns holte – gegen manche Vorbehalte und die Skepsis zuständiger Redakteure: Monty Python’s Flying Circus. Überdrehter britischer Humor, der Deutschland erobert hat. Auch dank Thomas.
Der berufliche Thomas Woitkewitsch war immer zugleich ein bisschen der private, der menschliche und der menschenliebende. Mitten in einer lärmenden Welt ein leiser Melancholiker, dessen Lieder oft einen Hauch Wehmut in sich tragen. Oder eine feine Weisheit, der man sich kaum entziehen kann. Dem Sänger Kalle Pohl auf den Leib schrieb er:
Mein kleiner Mann, musst nicht traurig sein.
Kommst nicht überall ran, aber überall rein.
Mein kleiner Mann, denk bei Spott und Hohn:
Dich macht keiner klein, denn du bists ja schon.
Die ganz kleine Geste beherrscht Thomas Woitkewitsch ebenso wie die ganz große. „Ich hab keine Angst“ sang Milva stimmgewaltig zu den monumentalen Klängen von Vangelis. „Hurra, wir leben noch“ blieb als Titelmelodie des gleichnamigen Films viel länger im Ohr als der Film auf der Leinwand.
Thomas Woitkewitsch legte sich selten mit anderen an, aber die sich zuweilen mit ihm. Als Milva mit „Zusammenleben“ in der Bundesrepublik aus allen Radiogeräten klang, wurde Thomas in der Zeitschrift EMMA als „Pascha des Monats“ abgewatscht. Wieso das? Es hieß im Lied: „Ich mag dich, weil du klug und zärtlich bist, und doch – das ist es nicht allein. Du zeigst mir immer, dass es möglich ist, ganz Frau und trotzdem frei zu sein“. Alice Schwarzer schäumte. Listig verwies Woitkewitsch auf eine andere Zeile im selben Lied: „Wer wird als Frau denn schon geboren – man wird zur Frau doch erst gemacht.“ Ein Zitat von Simone de Beauvoir, womit er die streitbare Feministin dann wieder einfing.
Lieber Thomas,
auch ich als Frau habe mich damals über dieses Lied empört. Da war mir auch Simone de Beauvoir egal. Und das Lied ist eines meiner Feindbilder bis heute. Aber du kannst gemeinsam mit mir drüber lachen. Denn eines weißt du: Du bist einer dieser Handvoll Menschen, die mir in meinem Leben am meisten bedeuten. Es gab dich darin schon lange, bevor ich wusste, wie du aussiehst. Da war nur dieser Name, der fast immer dann auftauchte, wenn Texte mich besonders anrührten (ich habe schon immer die klein gedruckten Autorennamen auf den Plattencovern gelesen). Und als ich dann selber zu schreiben begann, wurden diese Texte von diesem unbekannten Mann mir einer meiner Maßstäbe. Ich wollte es auf meine eigene Art tun, aber ich wollte Gefühle mit einer solchen Selbstverständlichkeit rüberbringen, wie du es kannst.
Und noch was (du weißt es, aber es kann nicht oft genug gesagt werden): Die Celler Schule und du. Den Namen verdankt sie dir. Und das herzwärmende Wort „Nestwerk“ für uns alle – nach 23 Jahren, von denen du uns schon 17 begleitest.
Und jedes Jahr wieder vergoldest du unseren vorletzten Seminartag, indem du uns mitnimmst auf eine Reise durch dein Leben und uns mit wonnevoll feuchten Augen in ein Gefühl eintauchen lässt, wie es uns nicht besser beschreiben könnte:
Vergiss nicht die Freunde!
Vieles, was nicht geht, das geht dann doch ganz glatt,
wenn man Freunde hat.
Du hast sie in uns. Und bist uns ein Freund. Danke dafür. Danke, lieber Thomas und alles Gute – und mögest du noch viele Jahre an unserer Seite bleiben.
Deine Edith – zusammen mit Tobi, Julia, Rainer und der Celler Schule.
Und hier – stellvertretend für den ganzen großen Rest – noch ein paar Grüße an dich:
Sommer 1975, Urlaub auf dem Bauernhof mit meinen Großeltern. Ich kann als Zehnjähriger den Carrell-Tonfall nachahmen, und singe wohl mehrmals täglich zur Belustigung aller: „Wir brauchten früher keine großen Reisen . . .“, auswendig konnte ich es sowieso. Als ich am Abschlussabend der Celler Schule 2009 dann stundenlang mit Dir sprach, lieber Thomas, erfüllte mich eine dermaßene Resonanz, dass mein Herz überlief. Der Wein tat sein Übriges. Mein Vater starb früh; meine Mutter ist, wie ich nun weiß, 10 Tage nach Dir geboren. Ich wünsche Dir Glück und Gesundheit, Du ferner Vater im Geiste! Alles Liebe,
Stefan Noelle (Celler Schule 2009)
Thomas, deine Texte sind genial!
Ich mag sie, weil sie klug und zärtlich sind –
und doch, das ist es nicht allein.
Du zeigst uns immer, dass es möglich ist,
ganz Mann und doch Poet zu sein.
Der Thomas ist der Texter des Jahrhunderts,
ein Celler-Schule-Absolvent h.c.!
Man singt begeistert mit und denkt: „Wen wundert’s?“
Und schuld daran ist nicht die SPD …
Daniel Nowak (Celler Schule 2015)
Lieber Thomas,
die Gesellschaft braucht Menschen mit Feingefühl und Feinsinn wie dich. Schön, dass es dich gibt! Schön, dass ich dich kennenlernen durfte!
Ilona Boraud (Celler Schule 2015)
Lieber Thomas,
ohne Dich und Deine herzerwärmenden Geschichten wäre die Celler Schule nur halb so schön. Und die bundesdeutsche Unterhaltungskunst um einige Perlen ärmer. Danke, dass Du uns so reich beschenkst und dabei so liebenswert und bescheiden geblieben bist.
Alles Liebe zu Deinem 75. Geburtstag! Möge es Törtchen und Konfetti regnen. Oder andere segensreiche Gaben Deiner Wahl.
Camilla Elisabeth Bergmann (Celler Schule 2013)
Wann wird’s mal wieder richtig Sommer
(auf die bekannte Melodie zu singen, aber in Moll!)
Gewidmet dem wunderbaren Thomas Woitkewitsch zum 75 Geburtstag.
Jens Ohrenblicker, (Celler Schule 2016)
Wir brauchten früher keine große Reise,
wir wurden nass in München und Berlin.
Doch heute hat das Klima echt ’ne Meise.
Man will am liebsten in die Arktis fliehn.
Ja früher gab’s an jedem Tag
zehn Wochen lang nur Niederschlag
und Gummistiefel lagen voll im Trend.
Und unterm Regenschirm zu zweit
vergaß man gerne mal die Zeit
und nie-mand musste fürchten, dass die Haut verbrennt.
Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?
Ein Sommer, wie er früher einmal war?
Ja, mit Wolkenbruch von Bayern bis zur Nordsee
und nicht so heiß und so saharisch wie in diesem Jahr.
Und was wir da für Regengüsse hatten!
Die Eisverkäufer machten ständig frei.
Man brauchte keine Kühlung, keinen Schatten,
und Pollen flogen nicht einmal im Mai.
Der Regen klatschte ins Gesicht,
da brauchte man die Dusche nicht,
das Auto wurde sauber von allein.
Man tanzte durch die Pfützen wie
Gene Kelly, voller Energie.
Doch heut – heut schwitzt man selbst im T-Shirt wie ein Schwein.
REFRAIN
Der Winter war der Reinfall des Jahrhunderts.
Kein Schnee fiel in der ganzen Republik.
Mein Nachbar sagt: Das Klima hier, wen wundert’s!
Das liegt nur an der Flüchtlingspolitik.
Ich find, das geht ein bisschen weit
und bald ist wieder Erntezeit,
doch die wird mager, das ist, was uns droht.
Was nützen Reichtum, Macht und Geld,
wenn wochenlang kein Regen fällt,
denn wir, wir sitzen alle doch im selben Boot.
REFRAIN
Auch von meiner Seite ein virtuelles „Happy Geburtstag“ – einer der ganz Großen und dazu noch ein feiner Mensch! Ich bin froh, dass ich ihn auch kennen lernen durfte, den Mann hinter den meist so treffenden und trefflichen Worten.
Lieber Thomas,
auch von mir die herzlichsten Glückwünsche zum Geburtstag!
Was für eine Freude, dich zu kennen! Danke für deine Lieder, deine Wärme und deine Geschichten, die du mit uns geteilt hast – ich bewahre sie wie einen Schatz. Alles Liebe für das nächste Lebensjahr und hoffentlich auf ein baldiges Wiedersehen!
Masha
Lieber Thomas, „Die Stühle stehen auf den Tischen…“, ist das Lied von Dir, das mich aus vielen Gründen am intensivsten über die Jahre hinweg begleitet hat, doch die Saison ist noch lange nicht vorbei! Es ist mir immer eine grosse Freude, wenn ich einen meiner Helden treffen darf, und dieser dann auch menschlich das hält, was sein Werk verspricht – und das ist bei Dir aber sowas von der Fall! Sei geherzt zum Geburtstag, und möge die Anziehungskraft der Erde Dich noch sehr, sehr lange auf ihr halten. Eine dicke Umarmung von Deinem Thomas!
Liebster Thomas,
eine Überdosis Glücksgefühle schüttest du in jedem Jahr über den Schülern der „Celler Schule“ aus. Aus deinem Leben beschenkst du uns mit den schönsten Geschichten, denen ich immer wieder andächtig lauschen möchte. Du wunderbarer Herzenswunsch, du ! Nie bist du müde ein liebevolles, aufmunterndes Wort zu verschenken. Deine Begeisterung für das Schreiben, die Schreibenden und Musizierenden Menschen ist ungebrochen. Danke, dass du bist! Bleib gesund und fühl dich gedrückt.Auf ein neues Lebensjahr, deine Altenrieds Simone & Uwe
Thomas — we all love you!
Du bist der Mann, der sich seinen unglaublichen Erfolg buchstäblich zusammengereimt hat. Ich ziehe meinen Hut vor deinem Lebenswerk und wünsche dir Love & Peace & Happyness und viele weitere glückliche und gesunde Jahre!
Andi
Lieber Thomas, auch von mir beste Wünsche zu deinem 75. Geburtstag! Dich dieses Jahr bei der Celler Schule kennenzulernen war einfach toll, und die Geschichten und Lieder aus deinem Leben zu hören einer der bewegendsten Momente in Springe. Danke für diese tollen Texte, die bei mir so viele Erinnerungen an Kindheits- und Erwachsenenmomente geweckt haben… mit ein paar kleinen Tränen und mit einem großen Lächeln. Ich hoffe, dass du immer mit viel Liebe auf dein Werk zurückschaust, so wie es das Publikum auch tut. Lass dich feiern!
Carsten Thiele (CS 2018)
Alles Gute, lieber Thomas. Das Nestwerk la-la-la-liebt dich!
Deine Anna
Lieber Thomas,
vor 69 Jahren saßen wir gemeinsam vier Jahre auf der Schulbank in Hamburg Wandsbek. Nicht nur von unserer Lehrerin Frau Meier, sondern auch von uns Mitschülern war zu erkennen, dass einmal etwas Besonderes aus Dir wird. Schon damals war Deine menschliche Wärme und Einfühlungsvermögen erkennbar und ich habe meiner Mutter damals oft, nachmittags nach der Schule, davon erzählt. In Schrift und Wort warst Du uns Lausbuben, mit unserer Anerkennung, weit überlegen.
Nun sind wir 75 und haben jeder auf seine Art ein wunderschönes Leben gelebt. Du mit Wort, Schrift und Gefühl. Ich mit Zahlen, techn. Konstruktionen und Hinwendung zu Menschen.
Durch Dein Wirken in der Öffentlichkeit konnte ich immer Dein Leben begleiten und Deine Erfolge miterleben.
Ich wünsche Dir noch viele glückliche gesunde Jahre.
Axel
Auch wir haben gemeinsam die Schulbank gedrückt am Kirchenpauer-Gymnasium in Hamburg-Hamm.
Grüße aus der ungarischen Puzsta, wo ich geruhsam die Beine hochlege.
Bernd
Möchte gerne wissen, ob der Text „Ich hab´ keine Angst“ (Milva) auch von diesem großartigen Texter ist, dem ich hiermit (wenn auch viel zu spät) zum 75. Geburtstag und zu seinem hervorragenden Lebenswerk gratulieren möchte. Viele Grüße Dethard Mindel