Letzte Runde – Das Gedicht zum Jahresausklang

Von Turid Müller

Das Jahr rollt seinem Ende entgegen. Und andererseits rollt gerade einiges auf uns zu. Michael Feindler trägt dem in seinem Monatsgedicht Rechnung. Das Wort zum Jahreswechsel sozusagen:

Letzte Runde

Am Kneipenabend geht’s hoch her,
den Schluss zu finden fällt da schwer,
drum braucht’s – auch wenn es nicht behagt –
den unbeirrten Barmann, der
entschlossen „Letzte Runde!“ sagt.

Die einen reagier’n gelassen,
die andern können’s gar nicht fassen,
dass dieser Abend enden soll.
Doch alle machen ihre Tassen
und Gläser noch mal richtig voll.

Denn jeder weiß: Die letzte Runde
ist – ganz egal zu welcher Stunde –
im Grunde nicht verhandelbar.
Die Worte aus des Barmanns Munde
sind immer klar und immer wahr.

Doch geht’s hier nicht um seinen Willen.
Es herrscht ja Einigkeit im Stillen:
Man braucht mal eine Pause, um
den Vorrat wieder aufzufüllen.
Dem Barmann nimmt das niemand krumm.

So ist die letzte Runde nur
die regelmäßige Zäsur
im Kreislauf, wenn er innehält –
bis bei der nächsten Kneipentour
ein Gast ein neues Glas bestellt.

Ob sich der Neuanfang dann lohnt,
ob ihm ein Zauber innewohnt,
wie einst in Hermann Hesses Stufen?
Wer weiß. Zumindest sei betont:
Die besten Chancen dafür schufen,
auch die, die „Letzte Runde!“ rufen.

Dann hoffen wir mal, dass die nächste Runde nicht mehr so lang hin ist…
In diesem Sinne: Prost!

Angelika Wilkes – Eine ExCellentin mit ungewöhnlicher Domäne…

Von Turid Müller

2009 absolvierte sie die Celler Schule. Ein paar Jahre hat es gedauert. Aber jetzt hat Angelika Wilkes ihr Heimatgewässer als Texterin gefunden. – Ich habe mich mit ihr darüber ausgetauscht…

Liebe Angelika! Du schreibst für die Gospelszene? Wie kam es dazu?

Ja, ich schreibe Gospel-Songtexte. Den Draht zum Gospel hatte ich schon zu Jugendzeiten. Ganz einfach deshalb, weil ich damals einige Jahre in einem Gospelchor gesungen habe.

Nach der Familienphase und im Ruhestand bin ich im Herbst 2018 in einen Chor von Tine Hamburger eingetreten, der damals noch zur Music Academy Wuppertal gehörte. Vor Weihnachten gab es einen Abend, an dem alle Schüler dieser Music Academy ihr Können vor Publikum präsentierten. Das war die Initialzündung. Plötzlich war die Erinnerung wieder da an die wundervollen musikalischen Abende in der Celler Schule. Jeder ExCellent weiß sofort, wovon ich rede. Und ich wollte nur eines, wieder schreiben.

Tine Hamburger hat mich dann mit dem „Gospelpastor“, Musiker und Komponisten  Joachim Dierks (aus Celle!) zusammengebracht. Eigentlich war geplant, dass wir mal 2-3 Songs für den Wuppertaler Chor schreiben. Daraus ist dann das Songbook für Chöre „Songs of the bible 2“ geworden, mit 12 Texten von mir.

 

Dieses Songbook ist im August 2021 erschienen. Was gibt es darüber zu berichten?

Oft handelt es sich bei Gospel-Songs um Worship-Songs mit eher überschaubaren Texten. Ich wollte aber Geschichten erzählen und Fragen stellen. Zum Beispiel: What did you do my Lord when you were seventeen? Oder : I’ll seize my one single chance. Das ist die Geschichte der Frau aus Bethanien, die einen damals ungeheuren Tabubruch begangen hat. Platzt in eine Männer-Runde und salbt Jesus mit einem kostbaren Öl. Joachim Dierks hat zu allen Texten tolle Musik und Chorsätze geschrieben. Weit weg vom Gospel-Mainstream. Mit Elementen aus Blues, Jazz, Rock und Musical. So sind für die Gospelszene ziemlich ungewöhnliche Werke entstanden.

 

Welcher Song liegt dir besonders am Herzen?

Das ist „Liebe bleibt in Ewigkeit“. Der einzige Song mit deutschem Text. Er handelt davon, dass Liebe auch nach dem Tod eines geliebten Menschen bestehen bleibt. Wir haben sehr bewegte Rückmeldungen von verwitweten Menschen und verwaisten Eltern bekommen, die sich verstanden und getröstet fühlten.

 

Gerade sitzt an einer Tine-Hamburger-CD. Was packt Dich bei diesem aktuellen Projekt?

Es ist genau das, was ich immer wollte. Für eine Interpretin Texte schreiben, die zu ihr passen. Und Tine Hamburger ist eine Sängerin, die mich sofort vom Hocker gerissen hat. Die CD trägt den Arbeitstitel „Relations“. Tine wird als Freundin, Mutter oder Geliebte Geschichten erzählen und über Gefühle singen. Komponist ist ihr Bruder Peter Hamburger, Kantor für Popularmusik der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck. Die Texte sind lose angelehnt an christliche Werte und Gedanken. Das muss ja auch so sein bei einer Gospelsängerin. Musikalisch werden die Songs voraussichtlich irgendwo zwischen Gospel und Soul liegen. Geplant ist, dass 12 Texte von mir vertont und aufgenommen werden.

 

Du hast als ExCellentin einige Alleinstellungsmerkmale? Welche möchtest Du den Lesenden des Blogs verraten?

Soweit ich weiß, bin ich die Einzige, die im Bereich Gospel gelandet ist. Und ich werde mit heute 67 und dann mindestens 68 Jahren die älteste ExCellentin sein, die je mit einem Debütalbum rausgekommen ist. Damals, nach der Celler Schule 2009, hat sich keine Möglichkeit gefunden, irgendwo Fuß zu fassen. Deshalb gab es dann eine 10 Jahre lange Pause. Heute weiß ich, das war schon gut so. Denn im Bereich des deutschen Schlagers wäre ich ziemlich sicher untergegangen. Aber als Gospel-Texterin kann ich ungewöhnliche Perspektiven einnehmen. Das fällt dann durchaus auf.

 

Wie gehts weiter? Was steht als nächstes an?

Ich freue mich unglaublich darauf, wenn Tine bei einem Live-Konzert die neue CD vorstellt und die Songs daraus singt. Das wird definitiv das Highlight meines Texterinnen-Lebens.

Geplant ist noch nichts Neues. Ich würde allerdings tatsächlich gerne mal deutsche Texte schreiben. Am liebsten Rollenlieder, die ein bisschen in die Musical-Richtung gehen. Auf der Grundlage seiner Predigten im Online-Gospel-Gottesdienst habe ich für Joachim Dierks mal zwei Texte geschrieben. In der Rolle als „Ungläubiger Thomas“ und als Josef. Wenn also irgendwer irgendwen kennt, der eine Texterin für so ein Projekt oder für einen einzelnen Song sucht…

 

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Lieben Dank für das Gespräch!
Und viel Erfolg und Erfüllung weiterhin mit Deinen Texten!