Letzte Runde – Das Gedicht zum Jahresausklang

Von Turid Müller

Das Jahr rollt seinem Ende entgegen. Und andererseits rollt gerade einiges auf uns zu. Michael Feindler trägt dem in seinem Monatsgedicht Rechnung. Das Wort zum Jahreswechsel sozusagen:

Letzte Runde

Am Kneipenabend geht’s hoch her,
den Schluss zu finden fällt da schwer,
drum braucht’s – auch wenn es nicht behagt –
den unbeirrten Barmann, der
entschlossen „Letzte Runde!“ sagt.

Die einen reagier’n gelassen,
die andern können’s gar nicht fassen,
dass dieser Abend enden soll.
Doch alle machen ihre Tassen
und Gläser noch mal richtig voll.

Denn jeder weiß: Die letzte Runde
ist – ganz egal zu welcher Stunde –
im Grunde nicht verhandelbar.
Die Worte aus des Barmanns Munde
sind immer klar und immer wahr.

Doch geht’s hier nicht um seinen Willen.
Es herrscht ja Einigkeit im Stillen:
Man braucht mal eine Pause, um
den Vorrat wieder aufzufüllen.
Dem Barmann nimmt das niemand krumm.

So ist die letzte Runde nur
die regelmäßige Zäsur
im Kreislauf, wenn er innehält –
bis bei der nächsten Kneipentour
ein Gast ein neues Glas bestellt.

Ob sich der Neuanfang dann lohnt,
ob ihm ein Zauber innewohnt,
wie einst in Hermann Hesses Stufen?
Wer weiß. Zumindest sei betont:
Die besten Chancen dafür schufen,
auch die, die „Letzte Runde!“ rufen.

Dann hoffen wir mal, dass die nächste Runde nicht mehr so lang hin ist…
In diesem Sinne: Prost!

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