Bahnstreiks – Monatsgedicht im März

Von Turid Müller

Wen von Euch haben sie erwischt, die Bahnstreiks der letzten Monate?
Michel Feindler hat ihnen sein Monatsgedicht für März gewidmet. 

Foto: Goodfeelography

„…meine Auftrittstermine erinnerten in den vergangenen Wochen — wenn auch rein zufällig — einer Slalomfahrt um die Lokführerstreiks der GDL herum,“ erzählt Michael Feindler in seinem aktuellen Newsletter, und empfiehlt Bahnreisenden hin und wieder einen positiven Blick:

Bahnstreiks

Die Lok steht still, die Führer streiken,
auf Facebook will das niemand liken.
Doch passionierte Fernzugfahrer
bemerken sachlich an der Stelle:
Zumindest sind die Zugausfälle
um einiges berechenbarer,
wenn die Gewerkschaft Muskeln zeigt,
statt dass die Bahn es selbst vergeigt
und mitten auf der Strecke streikt.

Der Kabarettist ist laut eigener Aussage „weiterhin optimistisch auf Schienen unterwegs (schon deshalb, weil die Alternativen nicht wirklich überzeugen).“ Und er schiebt noch ein P.S. hinterher:
„In Interview-Schalten mit dem GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky reicht es zeitlich oft nur für ein paar zugespitzte Argumente. Sehr viel ausgeruhter und konstruktiver kommt hingegen dieses Interview vom vergangenen Jahr daher, in dem es darum geht, mit Hilfe einer neu gegründeten Genossenschaft namens FairTrain die Arbeitsbedingungen im Schienenverkehr nachhaltig zu verbessern.“
Wer wissen will, ob Feindler auf künftig pünktlich ankommt, überzeugt sich am besten selbst, in einer seiner Shows. Mutige nehmen die Bahn.

Konfetti auf der eigenen Beerdigung – Kasalla-Song sahnt Preise ab

Von Florian Peil, editiert von Turid Müller
Zum dritten Mal in Folge räumt die Kölner Band Kasalla beim Kölsche Musik Bänd Contest Loss mer singe ab. Diesmal mit einem Song, von dem man auf den ersten Blick nicht erwarten würde, dass er zum Karneval-Hit werden kann. Florian Peil, Celler Schule 2005, erzählt, wie es dazu kam.

Flo Peil, Ludwig Sebus und Bastian Campmann im Maarwegstudio bei den Aufnahmen (Foto: Flo Peil)

Also, der Song Wenn ich ne Engel ben ist entstanden, nachdem wir ein bekanntes virales Video angesehen haben, indem ein Ire, der bekannt dafür war, immer Witze zu erzählen und auch in den unmöglichsten Situationen noch immer Witze zu reißen, auf seiner eigenen Beerdigung ein Band abspielen ließ, das so klang, als würde er noch aus dem Sarg rufen und klopfen und sich fürchterlich aufregen. Er hat also auf seiner eigenen Beerdigung tatsächlich noch die Leute zum Lachen gebracht.  Wir fanden die Idee irgendwie schön, dass die eigene Beerdigung vielleicht ein Tag ist, an dem die Leute nicht nur traurig sind, sondern auch ein bisschen schmunzeln, und eher dankbar dafür sind, dass man gelebt hat und vielleicht auch mehr Tränen lachen als sie weinen. Aus dieser Idee ist dann der Song entstanden, der am Ende „wenn ich ne Engel ben“ also auf Deutsch „wenn ich ein Engel bin“ heisst.

Die Kasalla Band mit Biggi Fahnenschreiber und Ludwig Sebus beim Videodreh (Foto: Katharina von der Kall)

Im Refrain heisst es „ich will Euch tanzen sehen, wenn ich ein Engel bin, es soll Konfetti regnen auf den Sarg“.
Wir hatten außerdem schon länger einmal die Idee gehabt, den 98jährigen legendären Kölner Sänger Ludwig Sebus, den wir schon seit ein paar Jahren kennen und verehren, um einen Gastauftritt bei einem Song von uns zu bitten. Als dann der Song fertig wurde, stellte sich uns die Frage, ob man zu so einem Thema nicht Ludwig fragen könnte, und wir waren ehrlich gesagt sehr unsicher, wie er reagieren würde. Immerhin ist das Thema sehr sensibel und es hätte ja auch sein können, dass Ludwig darüber nicht singen möchte. Der Grandseigneur kam aber quietschfidel zu uns ins Studio, hörte das Lied und meinte, das wäre doch eine sehr schöne Idee und das könne er sich gut vorstellen. So konnten wir uns über Ludwigs Gastbeitrag freuen, der den Song für uns zu etwas ganz besonderem gemacht hat.
Wir waren sehr gespannt, ob man mit so einem Thema überhaupt in den Karneval gehen kann, und waren sehr überrascht, dass der Song sofort beim Publikum zündete. Der Beat ist, passend zum Text, natürlich tanzbar und wir merkten, wie die Leute sich ganz intuitiv zum Song bewegten und den Song mitsangen.

Kasalla und Ludwig Sebus bei der Verleihung des ersten Preises von Loss mer singe (Foto: Christian Hedel)
Besonders gefreut haben wir uns natürlich, dass wir beim Wettbwerb „Loss mer Singe“ mit dem Song gut abschnitten, denn dieser Wettbewerb findet über Wochen in den Kölner Kneipen statt und gibt ein ganz gutes Bild der Stimmung der Leute auf der Straße wieder. Es ist auch ein Wettbewerb, bei dem immer Leute vor Ort mit Stimmzetteln abstimmen, also die Abstimmung zeigt wirklich die Stimmung in der jeweiligen Kneipe.
Kasalla und Ludwig Sebus erhalten von rote Funken Präsident Heinz Günther Hunold den Orden für „dat beste Kölsche Leed“ der roten Funken (Foto: Christian Hedel)
Wir bekamen regelmäßig die Ergebnisse zugeschickt und konnten sehen, dass der Song sich oft auf den vorderen Plätzen wiederfand. Als „wenn ich ne Engel ben“ dann am Ende mit sehr knappem Vorsprung tatsächlich den Jahressieg abräumte, haben wir uns wirklich unglaublich gefreut. Zumal es tatsächlich unser dritter „Loss mer singe“ Sieg in Folge war, was eine große Ehre für uns ist.
Am Karnevalssamstag bekamen wir dann von den roten Funken noch den Orden für „dat beste Leed“ überreicht, worüber wir uns ebenfalls sehr gefreut haben.