Konfetti auf der eigenen Beerdigung – Kasalla-Song sahnt Preise ab

Von Florian Peil, editiert von Turid Müller
Zum dritten Mal in Folge räumt die Kölner Band Kasalla beim Kölsche Musik Bänd Contest Loss mer singe ab. Diesmal mit einem Song, von dem man auf den ersten Blick nicht erwarten würde, dass er zum Karneval-Hit werden kann. Florian Peil, Celler Schule 2005, erzählt, wie es dazu kam.

Flo Peil, Ludwig Sebus und Bastian Campmann im Maarwegstudio bei den Aufnahmen (Foto: Flo Peil)

Also, der Song Wenn ich ne Engel ben ist entstanden, nachdem wir ein bekanntes virales Video angesehen haben, indem ein Ire, der bekannt dafür war, immer Witze zu erzählen und auch in den unmöglichsten Situationen noch immer Witze zu reißen, auf seiner eigenen Beerdigung ein Band abspielen ließ, das so klang, als würde er noch aus dem Sarg rufen und klopfen und sich fürchterlich aufregen. Er hat also auf seiner eigenen Beerdigung tatsächlich noch die Leute zum Lachen gebracht.  Wir fanden die Idee irgendwie schön, dass die eigene Beerdigung vielleicht ein Tag ist, an dem die Leute nicht nur traurig sind, sondern auch ein bisschen schmunzeln, und eher dankbar dafür sind, dass man gelebt hat und vielleicht auch mehr Tränen lachen als sie weinen. Aus dieser Idee ist dann der Song entstanden, der am Ende „wenn ich ne Engel ben“ also auf Deutsch „wenn ich ein Engel bin“ heisst.

Die Kasalla Band mit Biggi Fahnenschreiber und Ludwig Sebus beim Videodreh (Foto: Katharina von der Kall)

Im Refrain heisst es „ich will Euch tanzen sehen, wenn ich ein Engel bin, es soll Konfetti regnen auf den Sarg“.
Wir hatten außerdem schon länger einmal die Idee gehabt, den 98jährigen legendären Kölner Sänger Ludwig Sebus, den wir schon seit ein paar Jahren kennen und verehren, um einen Gastauftritt bei einem Song von uns zu bitten. Als dann der Song fertig wurde, stellte sich uns die Frage, ob man zu so einem Thema nicht Ludwig fragen könnte, und wir waren ehrlich gesagt sehr unsicher, wie er reagieren würde. Immerhin ist das Thema sehr sensibel und es hätte ja auch sein können, dass Ludwig darüber nicht singen möchte. Der Grandseigneur kam aber quietschfidel zu uns ins Studio, hörte das Lied und meinte, das wäre doch eine sehr schöne Idee und das könne er sich gut vorstellen. So konnten wir uns über Ludwigs Gastbeitrag freuen, der den Song für uns zu etwas ganz besonderem gemacht hat.
Wir waren sehr gespannt, ob man mit so einem Thema überhaupt in den Karneval gehen kann, und waren sehr überrascht, dass der Song sofort beim Publikum zündete. Der Beat ist, passend zum Text, natürlich tanzbar und wir merkten, wie die Leute sich ganz intuitiv zum Song bewegten und den Song mitsangen.

Kasalla und Ludwig Sebus bei der Verleihung des ersten Preises von Loss mer singe (Foto: Christian Hedel)
Besonders gefreut haben wir uns natürlich, dass wir beim Wettbwerb „Loss mer Singe“ mit dem Song gut abschnitten, denn dieser Wettbewerb findet über Wochen in den Kölner Kneipen statt und gibt ein ganz gutes Bild der Stimmung der Leute auf der Straße wieder. Es ist auch ein Wettbewerb, bei dem immer Leute vor Ort mit Stimmzetteln abstimmen, also die Abstimmung zeigt wirklich die Stimmung in der jeweiligen Kneipe.
Kasalla und Ludwig Sebus erhalten von rote Funken Präsident Heinz Günther Hunold den Orden für „dat beste Kölsche Leed“ der roten Funken (Foto: Christian Hedel)
Wir bekamen regelmäßig die Ergebnisse zugeschickt und konnten sehen, dass der Song sich oft auf den vorderen Plätzen wiederfand. Als „wenn ich ne Engel ben“ dann am Ende mit sehr knappem Vorsprung tatsächlich den Jahressieg abräumte, haben wir uns wirklich unglaublich gefreut. Zumal es tatsächlich unser dritter „Loss mer singe“ Sieg in Folge war, was eine große Ehre für uns ist.
Am Karnevalssamstag bekamen wir dann von den roten Funken noch den Orden für „dat beste Leed“ überreicht, worüber wir uns ebenfalls sehr gefreut haben.

Laut und leise – Michael Feindler reimt aus aktuellem Anlass

Enrico Meyer

Von Turid Müller
Michael Feindler schickt anlässlich der aktuellen Ereignisse außerplanmäßig einen „kurzen gereimten Zwischenruf in verhaltener Lautstärke“ in den Ring.

Laut und leise

Die Lauten haben oft gewonnen,
nicht selten schon nach kurzer Zeit,
nachdem sie grade erst begonnen.
Doch ebenso steht fest: Wer schreit,
wird früher oder später leiser,
denn jede Stimme wird mal heiser.

Die Leisen, die die Stimme schonen,
erscheinen fast als Müßiggänger,
doch bei gedämpften Reaktionen
hält Atem von Natur aus länger.
So kann ein permanentes Dröhnen
aus Leisem Lautes übertönen.

Mit auf den Weg gibt er uns noch einen „ungereimten Nachtrag“:
„Lautes mag die unangenehme Angewohnheit haben, lange nachzuhallen. Aber das kann Leises auch.“
In diesem Sinne.

 

 

#mutigesherz – ein Selbsthilfe-Podcast rund um toxische Beziehungen

Foto: Torge Niemann / Logo: Katrin Baarth

Von Turid Müller
Alle Welt macht heute Podcasts. Seit 2022 mein Buch Verdeckter Narzissmus in Beziehungen erschien, bin ich regelmäßig in solchen Formaten zu Gast. War klar, worauf das hinausläuft. Richtig! Ich habe seit heute meinen eigenen…

Der Mini-Podcast, der zunächst jeden Montag mit einer neuen Folge erscheint, möchte meinen Ratgeber ergänzen und vertiefen. Neben der Frage, wie man Narzissmus und toxische Beziehungen erkennen und überwinden kann, wird es hier auch um „die Beziehung danach“ gehen. Denn es kann nach solchen traumatischen Erfahrungen eine große Herausforderung sein, sich wieder auf die Liebe einzulassen.
Pünktlich zum Launch am 29.01. stehen die ersten beiden Folgen bereit. In der ersten geht es um verschiedene Facetten von Narzissmus, und in der zweiten thematisiere ich den von mir entwickelten Begriff „unter der Schwelle bleiben“. Diese Technik möchte Betroffene dabei unterstützen, sich nach einer dysfunktionalen Partnerschaft langsam und vorsichtig wieder auf jemanden einzulassen, ohne dabei zu viel Angst haben zu müssen, in die nächste Katastrophe zu schliddern.
Übrigens ist der Podcast auch ein kleines Celler Schule Projekt: Über die wunderschöne Titelmelodie von Torge Niemann spricht mein Freund und Kollege Jens Wenzel (Springe 2016) mit seiner sonoren Sprecherstimme den Titel: #mutigesherz
Das ist übrigens, wenn ich da mal etwas aus dem Nähkästchen plaudern darf, ein Wort, das in meiner „Beziehung danach“ entstanden ist. Unser Begriff für das Teilen seelischer Knoten, die eine Lösung brauchen, damit wir uns näher kommen können. Mehr dazu bald in einer eigenen Podcast-Folge. – Zunächst noch allein im Homestudio und als Audio. Aber schon bald auch mit Video und Talkgästen.
Ich freue mich auf das neue Abenteuer. Und wenn Ihr persönlich Fragen aus dem Themenbereich habt, seid herzlich eingeladen, mir Eure Impulse und Anregungen zu schicken! Der Podcast bietet Raum dafür.

Matthias Reuter… ist höchstwahrscheinlich echt.

Von Turid Müller
In Zeiten von Fakenews und ChatGPT kann man sich ja bei nichts mehr sicher sein. Da überbringt uns der Pressetext seines neuen Kabarettprogramms pünktlich zur Adventszeit eine frohe Botschaft: „Matthias Reuter… ist höchstwahrscheinlich echt.

Foto: Harald Hoffmann

Zumindest spricht einiges dafür. Seine
Texte beinhalten Ansichten, die kein Computer je teilen würde. Er ist nicht
gephotoshopt, stark kurzsichtig und seine Garantie ist auch so gut wie abgelaufen.
Das hat aber auch seine Vorteile. Denn so macht er Dinge, die digital nicht möglich
sind. Z.B. Lachen. Oder Rührei. Oder sich im Kabaretttheater über die Welt wundern.
Das geht ja am besten zusammen mit anderen Menschen. Am allerbesten mit solchen,
die vorher Eintrittskarten gekauft haben. Kleinkunst ist eben wie Gemüse: man holt sie
sich idealerweise regional und direkt beim Erzeuger. Und darum schiebt Matthias Reuter wieder das Klavier auf die Bühne und präsentiert Geschichten und Songs aus dem echten Leben fernab von Nullen und Einsen. Denn wozu immer smart sein? Reuter macht Fehler.
Versprochen! Er verspielt sich jeden Abend mindestens zwei Mal am Klavier.“

Foto: Simone Bandurski

Am 30.11. hatte sein neues Programm im Oberhausener Ebertbad Premiere: „Die Stimmung war erfreulicherweise im Publikum und auf der Bühne sehr gut. Und so wurden unter anderem deutsche Literaturklassiker fürs Internet auf unter 60 Sekunden eingekürzt und Lieder von gewerkschaftlich organisierten Spülmaschinen-Diven gesungen. Es wurde griechisch-ostwestfälische Sauflyrik vorgetragen, bezahlbarer Wohnraum im Leopard2-Ausstellungspanzer präsentiert und Rentneraufwiegelung betrieben. Alles in allem ein schöner Abend mit angenehmer Beleuchtung.“

Foto: Simone Bandurski

Übrigens: Wer noch ein Weihnachtsgeschenk gebrauchen kann, könnte z.B. mal beim WortArt-Verlag nachgucken. Da gibt es zum 30. Jubiläum des Verlags mehrere CD-Boxen mit je drei CDs, unter anderem auch eine von Matthias Reuter (Celler Schule 2004).

Ein paar komplett neue Stücke aus dem Weihnachtsprogramm sind auch mit drauf. Und natürlich gibt’s auch die Bücher „Rentnerfischen im Hallenbad“ und „Mäh!“ im Satyr-Verlag mit Kurzgeschichten und Gedichten. „Die sind nicht groß und passen unter jeden Baum“, verspricht Reuter. „Und wer Eintrittskarten fürs nächste Jahr verschenken will, findet alle Infos unter „Termine“ auf www.matthiasreuter.de.
Bis dahin eine angenehme Adventszeit, kaltes Bier und heißen Wein mit Glüh-Fix!“

Zungenspitzer – seit Kurzem auch als Podcast

Von Turid Müller
Kennt Ihr schon den Zungenspitzer-Podcast? Wie das gleichnamige Kabarett- und Comedy-Festival ist auch der Podcast ein Projekt von Tilman Lucke.  Locker-flockig kommt er in jeder Folge mit anderen Bühnen-Kolleg*innen ins Gespräch. Spezielle Fragen liefern einen frischen Blick auf die Kleinkunstwelt.
„Ich stelle jede Woche Kabarettistinnen und Comedians aus ganz Deutschland vor und frage sie über ihren Werdegang und ihre Art, Kabarett zu machen, aus“, verrät Host Tilman Lucke. „Am interessantesten ist dabei immer die Rubrik „Alles schon erlebt“, in dem es um die peinlichsten, absurdesten, beklopptesten und lustigsten Bühnenerlebnisse der ganzen Karriere geht. Darüber hat jeder was zu erzählen!“
Auch ExCellent*innen sind unter den Gästen, bislang zum Beispiel:
Michael Feindler (Folge 1), Dagmar Schönleber (Folge 8), Masha Potempa (Folge 11), Sven Garrecht (Folge 15), Isabel Arnold (Folge 16), Paul Schepansky (Folge 21), Axel Pätz (Folge 24), Matthias Reuter (Folge 26), Konstantin Schmidt (Folge 28) und Michael Krebs (Folge 31).
Wer wissen will, wie Matthias Reuter zum Kabarett gefunden hat, an welchem Programm Konstantin Schmidt aktuell schreibt, welche Wette Dagmar Schönleber verloren hat, was sich für Isabel Arnold anfühlt „wie joggen zu gehen mit ner Kugel am Bein„, und  welchen Prokrastinations-Tipp Michael Krebs gibt, ist herzlich eingeladen, einzuschalten.
„Der Zungenspitzer-Podcast bringt es jede Woche auf den Punkt: 15 Minuten witzig, persönlich und kompakt! Und immer mittwochs.“
Unter www.zungenspitzer.de/podcast sind alle Folgen abrufbar; außerdem kann man dort abonnieren. Und überall sonst, wo es gute Podcasts gibt.“

Die Goldamsel – Hommage an einen Meister der Satire

Von Turid Müller
Michael Feindler, zurzeit unterwegs mit seinem neuen Programm Durchbruch, beschäftigt sich regelmäßig mit komischen Vögeln…

Foto: Enrico Meyer

Dabei macht es durchaus einen Unterschied, „ob deren charakteristische Komik freiwilliger oder unfreiwilliger Natur ist“, schreibt der Kabarettist in seinem aktuellen Newsletter. „Die zweite Variante scheint sich im humoristischen Kontext geradezu aufzudrängen, aber das folgende Tiergedicht weiß diese Erwartungshaltung zu unterlaufen“…

Die Goldamsel

Ein gelbes Vogelmännchen saß
auf meinem Fensterbrett und sang;
und ich, der grad noch etwas las,
sah auf und lauschte, denn es klang

so frech-vergnügt und ernst zugleich;
ein wenig schräg und doch vertraut;
im Tonfall klar und trotzdem weich;
präsent, doch überhaupt nicht laut.

In manchen Zwitscherlauten schwang
ein Schimpfen mit – jedoch verhöhnt
hat’s niemanden; im Grunde klang
es stets charmant, ja fast versöhnt.

Der Vogel ist längst fort. Leb wohl,
ich wünscht’, ich blickte öfter so
auf diese Welt, wie Du, Pirol,
Du Vogel Bülow, Loriot.

Anlässlich des 100. Geburtstages von Loriot möchte man sich umgehend mit einer Badeente bewaffnet in die Wanne begeben. Und ich schließe demnach kurz und bündig mit einem feierlichen: „Ach was!?“

Sisters of Comedy – Aufgeben ist immer noch nicht!!!

Von Turid Müller
Seit 2018 gehen die Sisters auf die Bühne, um darauf aufmerksam zu machen, dass Gleichberechtigung noch immer eine gesellschaftliche Baustelle ist – nicht nur in der Kleinkunst…
Am 13.11. ist es wieder soweit: In Deutschland, Österreich und der Schweiz  werden Künstlerinnen in eigener Sache laut: Sie wollen nicht länger die eine Quotenfrau im Lineup sein. Und der ganze Rest vom Patriarchat kann sich gern gleich mit verabschieden. Gender-Pay-Gap, Gender-Care-Gap, Renten-Gap und Co treffen natürlich auch die Menschen im Publikum: Im Jahr 2020 verdienten Frauen noch immer rund 18% weniger als Männer.  Das Alterseinkommen ist im Durchschnitt 49% geringer.  Und die Hauptlast der Pflege- und Familienarbeit wird noch immer von Frauen geschultert. Wer Statistiken braucht, um die vielfach zum Besten gegebene Meinung zu widerlegen, dass eine Bundeskanzlerin oder eine Comedian im Abendprogramm noch lange nicht bedeuten, dass Gleichstellung erreicht sei, findet sie zum Beispiel bei der Hans Böckler Stiftung.
Die Pandemie hat diese Situation nicht verbessert. im Gegenteil: Vorwiegend Frauen blieben zuhause, um das Homeschooling zu betreuen – mit langfristigen Folgen. Und in der Kunst ist es mindestens mal für alle, die noch nicht ganz groß rausgekommen sind, noch schwieriger geworden, die Veranstaltungsorte davon zu überzeugen, dass sie die Säle voll machen können.
Darum gilt mehr denn je: Kommt rum! Seid mit uns laut! Und sorgt mit Euren Karten und Spenden dafür, Frauen-Hilfsprojekte zu unterstützen!
Was die Sisters zusammentragen, ist beachtlich! Auf der Homepage ist über den Spendenerfolg des Projektes zu lesen: „Mit einem Budget von ca 4000 Euro erzielten die Sisters of Comedy im ersten Jahr 2018 ein Spendensumme von 52.941,14 Euro, im folgenden Jahr 79.299,72 Euro.“
Das Projekt hat auch 2023 wieder viele Absolventinnen mit am Start: Marie Diot spielt im La Cappella in Bern. HüberBel und Feli rocken das Haus der sozialen Dienste in Erfurt. Anne Weber und Jutta Wilbertz sind bei mir im Hamburger Theaterschiff an Bord. Katie Freudenschuss ist im Theaterhaus T2 im Stuttgart dabei. Und Dagmar Schönleber, neben Patrizia Moresco und Carmela De Feo eine der drei Initiatorinnen des Projektes, spielt im Stollwerk in Köln. Ich hoffe, ich habe keine vergessen.
353 Künstlerinnen hat die Internetseite der Sisters bereits zu verzeichnen. Das Argument, es gäbe zu wenig witzige Frauen, sonst würde man sie ja buchen, kann also getrost ad acta gelegt werden.
Ach, und übrigens: Männer sind am kommenden Montag herzlichst willkommen! Humor ist für alle da!

Anti-Imposter-Schild: Hans-Bradtke-Förderpreis 2023 geht an Lucie Mackert

Von Turid Müller

Im Rahmen des Abschlussabends der Celler Schule wurde wie jedes Jahr der Hans-Bradtke-Preis vergeben.  Lucie Mackert, die „Macke“ in „Mackefisch“ hat ihn erhalten, und eine Kostprobe aus dem gemeinsamen Programm zum Besten gegeben. 

Die Preisträgerin mit dem Leitungs-Team der Celler Schule (Foto: Peter Heske)

Lucie Mackerts Weg zur Musik führte über die Theaterbühne: „Ich habe nach der Schule Schauspiel studiert und dann erstmal viel Theater gespielt, aber nach ein paar Jahren gemerkt, wie sehr mir das Liederschreiben und Musikmachen fehlt, was ich schon als kleines Mädchen und dann durchgängig bis zum Schauspielstudium viel gemacht habe. Daher habe ich dann mein festes Theaterengagement aufgegeben und parallel zu Gasttheaterengagements diverse musikalische Projekte gegründet und ausprobiert, was auch alles ganz toll war. So ist auch die One-Woman-Band entstanden, die es ja auch als Teil von Mackefisch noch gibt.“
Die Zeit in der Celler Schule hat die Künstlerin im Hinblick auf diese Arbeit sehr beflügelt:

Celler Schule Jahrgang 2023 (Foto: Peter Heske)

„Unglaublich, was ich in der Zeit in der Celler Schule alles gefunden habe: Inspiration, Wissen, Werkzeuge, neue Freunde, und so viele Quellen für Begeisterung und Neugier. Das allein war schon so viel, dass ich immer noch am verdauen bin. Und dann hat man mir auch noch diesen Preis mitgegeben: den Hans-Bradtke-Preis! Wow! Eine riesengroße Ehre und ein fabelhafter Anti-Imposter-Schild. Vielen Dank dafür!“

Mackefisch (Foto: Max Saufler)

Als Anti-Imposter-Schild sollte eigentlich auch der große Erfolg ihrer Kleinkunst-Kombo taugen – um nur die jüngsten zu nennen:  Ein TV-Auftritt bei Ladies Night und die Nominierung für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik für das aktuelle Album HARMONIEDERGANG.  Klar, dass das gemeinsame Projekt mit Duo- und Lebenspartner Peter Fischer (Celler Schule 2018) zurzeit bei der Lucie Mackert im Fokus steht: „In diesem Jahr habe ich nun die Theaterengagements und anderen Projekte zugunsten von Mackefisch fast alle abgespielt und freue mich total drauf, konzentriert an den eigenen Liedern zu arbeiten. Die Celler Schule kam da auch zeitlich goldrichtig, um mir für mein eigenes Songwriting noch weiter den Rücken zu stärken. Besonders toll ist natürlich, dass Peter auch in der Celler Schule war und wir auch immer häufiger gemeinsam an Liedern arbeiten, das ist eine sehr besondere Situation.“
Der Hans-Bradtke-Förderpreis wird seit 2021 im Rahmen der Songtexter Masterclass an ein Nachwuchs-Talent verliehen. Ins Leben gerufen hat ihn die Tochter des Namensgebers: Barbara Berrien. Hans-Bradtke war ein Textdichter, Zeichner und Karikaturist. Man kennt ihn zum Beispiel durch den sommerleichten Ohrwurm „Pack die Badehose ein!“. Ganz andere Themen treiben hingegen die aktuelle Preisträgerin um:

Lucie Mackert und Peter Fischer in Springe (Foto: Peter Heske)
„Beim Texteschreiben habe ich immer wieder den Wunsch, die Themen, die mich beschäftigen, die mir vielleicht sogar Sorgen oder Angst bereiten, durch Leichtigkeit, Humor und skurrile Bilder zu entwaffnen. Dass ich Teil der Celler Schule sein durfte, hat mir sehr dabei geholfen, dieses Ziel weiter zu verfolgen. Dass ich nun auch noch den Hans-Bradtke-Preis bekommen habe, benannt nach einem Textdichter, der es geschafft hat, Lächeln und Sehnsucht extrem erfolgreich in Lieder zu verpacken, gibt mir Rückhalt auf diesem Weg, den ich gerne, aber manchmal auch mit angehaltenem Atem gehe. Vielen Dank!“

Tuttlinger Krähe – Sven Garrecht hat einen Vogel

Von Turid Müller

Der Liedermacher wird mit dem Sonderpreis der Jury 2023 ausgezeichnet.

Foto: J. Bäurer

„Sven Garrechts wundervolle Texte sind hintergründig, tiefsinnig, pointiert – treffen das Herz und explodieren im Kopf“, heißt es in der, Laudatio. – „Viel zu dick aufgetragen“, findet der Künstler, um den es darin geht, die Lobeshymnen.

„Ich bin natürlich sehr dankbar und fühle mich geehrt. Viele tolle Kolleginnen und Kollegen, die ich aufs Äußerste bewundere, haben so einen Vogel. Und der ist auch wirklich schön gearbeitet und gut abzustauben.

Grundsätzlich bin ich – wie die meisten anderen auch – kein Fan von Wettbewerben, weil sich Kunst und Humor nie vergleichen lässt. Aber die Veranstaltung ist sehr angenehm und wertschätzend den KünstlerInnen gegenüber gestaltet. Man darf verhältnismäßig lange spielen, macht sich hinterher einen schönen Abend mit allen Beteiligten, fährt heim und wenn man was gewinnt, wird man angerufen und fährt halt ein paar Tage später nochmal hin. Und ich hatte einen wunderbaren Abend mit zauberhaften Menschen und hab mich sehr gefreut, dass ich nochmal hinfahren durfte. Was genau der „Sonderpreis“ ist, konnte mir zwar keiner erklären, aber in meinem sozialen Umfeld höre ich wirklich oft, ich sei ein Sonderfall. Insofern fühle ich mich damit ganz wohl.“

Foto: J. Bäurer

Auf seiner Homepage erfahren wir: „Sven Garrecht hat viele Preise, 3 CDs, 2 Programme und eine Band. Er war in Zeitschriften, im Radio, im Fernsehen und in der Warteschleife des Seligenstädter Rathauses.“ Seine Songs vervollständigen das Bild: Er (Celler Schule 2020), hält nichts von dicken Eiern, ihm geht es um Haltung, wie wir im Heldenlied hören können, das in der Laudatio gerühmt wurde.

Für die Vögel scheint der Kabarettist ein Händchen zu haben: Er erhält darüber hinaus den Walther-von-der-Vogelweide-Preis. Auch durch Preisträgerin Marie Diot ist die Celler Schule dort übrigens vertreten. – War ja klar, dass es bei einigen von uns piept! Nestwerk halt!

Harmoniedergang – Album von Mackefisch für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert

Von Turid Müller

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am 30.09.2022 ist es erschienen. Pünktlich zum Beginn der Jubiläumsfeier der Celler Schule brachte Mackefisch das aktuelle Album raus. Anfang 2023 schon stehen sie damit auf der Longlist der deutschen Schallplattenkritik! „Ohne Corona“, meint Elmar Krämer vom Deutschlandfunk, „hätte ihnen vermutlich schon längst das Publikum der Republik vor Lachen zu Füßen gelegen.“

„Ein Planet, der sich stur im Kreis dreht, während eine Mischung aus Feelgood-Mantras und Endzeit-Szenarien auf seine Bewohner einhagelt – und mittendrin ein Musikduo mit sehr vielen Instrumenten: Lucie Mackert und Peter Fischer sind MACKEFISCH,“ heißt es im Pressetext der neuen CD.

Peter Fischer (Celle 2018) plaudert aus dem Nähkästchen der Produktion:

„Spannend war für uns bei diesem Album, dass sich auf musikalischer Ebene analoge Klänge mit elektronischen Sounds vermischt haben, also gewissermaßen traditionell & modern. Wobei auch das Moderne dabei einen gewissen Vintage-Flair hat. Mackefisch war ja immer schon „relativ viel Instrument“ für zwei Leute und dabei bewusst „handmade“: Klavier, Gitarre, Banjo-Ukulele, Lucies (Celler Schule 2023) selbstgebaute Koffer-Basedrum und -Percussion. Neu auf unserem zweiten Album ist jetzt, dass nicht nur Klavierklang an den Keys genutzt wird, sondern z.B. auch ein gameboy-hafter Synthie-Sound bei „Kartoffel vom Mars„, ein Orgel- oder ein verstimmter Honkytonk-Sound. Auch verzerrte Gitarren sind mal im Hintergrund beigemischt. Dem gegenüber steht dann z.B. wieder ein dreistimmiges Vocal-Arrangement (bei „Selbstmitleid„), das fast ein wenig an die Andrew Sisters erinnert.

Es hat total viel Spaß gemacht, sich da auszutoben. Das ging vor allem auch, weil wir das Album komplett selbst produziert, also selbst zu Hause aufgenommen und bearbeitet haben. Da konnten wir z.B. spontan noch eine Session „Bodypercussion-Schenkelgeklopfe“ für den Song „Netflix“ aufnehmen, als eigentlich schon alles im Kasten war und die Recordings eigentlich vorbei. Aber die Idee kam eben und wir konnten sie dann noch umsetzen — das wäre im Studio so nicht möglich gewesen.

Für „Oxytocin„, ein Lied eigentlich über den Menschen, Freundschaft und Einsamkeit, aber naja, vordergründig über ein Meerschweinchen, haben wir in liebevollem Sounddesign Meerschweinchengeräusche erschaffen (eigentlich ein Fingernagelkratzen auf einer Saite, ein Schaben auf einem Korpus, schneller abgespieltes Atmen oder ein Rascheln und Zupfen von Kopfhaaren, das am Ende klingt wie das Meerschweinchen, das am besungenen Lauch schnüffelt und knabbert).

Fotograf: Max Saufler

Durch diese Mischung an Einflüssen ist das Album einerseits ein liebevolles Bastel-Projekt, andererseits gewissermaßen ein wenig „poppiger“ als das erste Album (das man vielleicht noch näher am Musikkabarett verorten konnte).
Gleichzeitig sind aber auch die Texte für uns natürlich nach wie vor unglaublich wichtig. Neben schrägem Humor und Sprachspielspaß möchten wir schon oft auch ernste Themen ansprechen — aber meistens mit einer gewissen Leichtigkeit und Lockerheit. Das zieht sich in vielerlei Hinsicht durch das Album: eigentlich befasst sich das Album „Harmoniedergang“ in verschiedenen Facetten ziemlich stark mit dem Scheitern. Aber irgendwie in schön. Also so, dass man Lust hat, es anzuhören. So zumindest das Feedback, was wir bekommen haben.“

„Mackefisch besitzen die seltene Fähigkeit, auch in schwierigen Zeiten mit viel Gespür Lächeln in Töne umzusetzen.“
(Ado Schlier, Walther-von-der-Vogelweide-Preis)

Fotograf: Max Saufler

„Apropos Feedback: nicht nur ist „Netflix“ auf Platz 7 der Liederbestenliste geklettert, gerade auch die Nominierung zum Preis der Deutschen Schallplattenkritik freut uns natürlich wahnsinnig! Wenn man bei einem Album wirklich alles, vom ersten Gedanke bis zum fertigen Master, selbst gemacht hat, ist das eine so großartige Anerkennung – mega!“

 

„Ihre poetischen Texte treffen den Nerv der Zeit.“
(Die Rheinpfalz)

Lucy van Kuhl – Persönlicher Jahresrückblick 2022

Geschrieben von Corinna Fuhrmann, editiert von Turid Müller

Ein aufregendes und in vielen Momenten beglückendes Jahr liegt hinter mir. Davon möchte ich gerne berichten:

Ein Highlight meines Jahres war im Juni/Juli natürlich der erneute Besuch der Celler Schule. Ich war ja bereits 2017 da und hab mich nun nach fünf Jahren nochmal „eingekauft“ (das kann man dann, wenn man schon einmal teilgenommen hat). In diesen zwei Wochen lernte ich wieder enorm viel und merkte gleichzeitig, dass ich seit 2017 richtig viele Fortschritte gemacht hatte. Es ist schön, wenn man merkt, dass kontinuierliches an sich und den Dingen Arbeiten von Erfolg gekrönt ist. Das ist mein Motto.

Ich bin sehr dankbar für diese Zeit und all die Tage, die ich mit so tollen und begabten Menschen verbringen durfte und darf.

Im Juli nahm ich mit meinen beiden Musikern Lorenzo und Nenad eine neue CD auf. Wir waren wieder im „Mastermix-Studio“ in Unterföhring, wo auch Konstantin Wecker seit Jahrzehnten seine Aufnahmen macht. Erneut schafften wir es, sehr konzentriert alle Titel in nur drei Tagen zu vollenden. Das Ergebnis erfüllt uns mit großer Freude. Hier ein kleiner Einblick.

Es folgte ein freier Sommer, den ich in meiner Zweitheimat, der Provence, verbrachte.

Ende August flog ich dann nach Berlin, wo ich mit meinem Freund (und ExCellenten 2014) Lars Redlich ein Musikvideo zu unserem gemeinsam geschriebenen Song Deutsche im Urlaub drehte. Ein Tag Berlin und ein Tag Mallorca, das eigentlich im Lied Gran Canaria ist (aber die Flüge nach Malle waren billiger). Wir drehten an zwei Tagen ein unfassbar aufwändiges Video. Mit verrückter Maske, sorgsam ausgewählten Kostümen und detailliert geplanten Requisiten. Glücklicherweise hatten wir einen super Kameramann und einen kompetenten Maskenbildner dabei… Wer es noch nicht gesehen hat, voilà – und nicht erschrecken, wie wir aussehen…

Im September drehte ich ein Musikvideo zu meiner ersten Single Wo ist Frau Schmidt?. Ich fand eine fantastische Schauspielerin, die die Hauptrolle übernahm: Friederike Frerichs. Prompt lud sie mich ein, sie zuhause zu besuchen und bat mir zudem an, in ihrer Wohnung zu drehen. Mit so viel Großzügigkeit und Offenheit hätte ich nicht gerechnet. Die Wohnung eignete sich wunderbar als Drehort, zudem drehten wir dann noch in meiner Straße und in meinem Hauseingang im Prenzlauer Berg. Der Kameramann und Regisseur, Alexej Hermann, macht interessante und sehr eigene Filme – auch fürs Kino. Und so entstand ein Video mit Zeit für längere Einstellungen, ganz im Gegensatz zu „Deutsche im Urlaub“, wo es unzählige Schnitte gibt. Für Wo ist Frau Schmidt? finde ich die Ruhe großartig!

Im Oktober folgte ein Musikvideo zu dem Lied Prinzessin sein, diesmal ein Lyrik-Video. Sylvia Nitzsche, eine Teilnehmerin der Celler Schule hat sich auf diese Art von Videos spezialisiert. Wir planten ein Video, für das sie sich auch der Zeichnung einer Freundin aus Marseille, Aurélie Maestre, bediente, die für mein Booklet und für Instagram eine Comic-Lucy und andere Figuren entworfen hat. Für das Cover der Single und das Video zeichnete sie die Hauptfigur Paul. Das Lied habe ich in der Celler Schule im Songcamp Kinderlied zusammen mit Jochen Vahle von der Kinderrockband Randale und Beni Hafner, einem bayerischen Singer- Songwriter, der unter dem Namen Oimara bekannt ist, geschrieben.

Der Oktober war ein Preis-Monat: ich bekam den Schwäbischen Kabarettpreis überreicht und gewann den zweiten Preis beim Paulaner Solo, knapp hinter dem Comedian Der Tod, an dem man natürlich nicht vorbeikommt…

Der 18. November war ein wunderbarer Tag: Album-Release und Release-Konzert von Auf den zweiten Blick im Senftöpfchen in Köln. Auch wenn die Deutsche Bahn uns alle wieder ärgerte – die Aufführung war ein voller Erfolg. Es macht großen Spaß mit meinen beiden Musikern, die mit sehr viel Freude und Einsatz bei Konzerten und Aufnahmen dabei sind.

Das Album hat schon einige schöne Rezensionen bekommen und ist für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert worden. Diese Anerkennung von Experten freut mich natürlich ganz besonders.

Seit November bin ich nun mit drei verschiedenen Programm unterwegs (Dazwischen, Alles auf Liebe und Auf den zweiten Blick), mal solo, mal mit der Band. Und sobald ich die DB hinter mir habe, bin ich immer mit großer Leidenschaft dabei. Es ist einfach toll, immer wieder an andere Orte zu kommen, neue Menschen kennenzulernen, Veranstalter*innen und Publikum wiederzusehen, wenn ich schonmal da war und immer herzlich und sehr bemüht in Empfang genommen zu werden.

Das alles hat mir in den letzten Jahren so gefehlt. Und immer wenn ich kaputt von der Reiserei bin, halte ich mir vor Augen: Du darfst Deine Leidenschaft mit anderen teilen – wie grandios ist das denn bitte?

Ich freue mich sehr auf dieses Jahr, in dem hoffentlich wieder viel Schönes und Beglückendes passieren wird. Und ich wünsche Euch genau dasselbe!

 

Neue Quellen – Das Monatsgedicht von Michael Feindler

Von Turid Müller

Michael Feindlers Monatsgedicht widmet sich im Januar einem Dauerbrenner der Gegenwart, der uns nicht zuletzt seit der Ukraine-Krise immer mehr auch im Alltag erwischt und beschäftigt ich sag nur „Waschlappen“.

 

Der erste Monat des Jahres stand ganz im Zeichen der Lützerath-Proteste – und der Berichte darüber. Das erste Monatsgedicht des Jahres, nimmt das auf:

Neue Quellen

Wenn es uns doch nur gelänge,
Strom zu machen aus der Menge
Energie, die darin fließt,
dass man auf diversen Wegen
schimpfend — bis zur Hetze — gegen
Klimaaktivisten schießt!

Wenn wir bloß die Mittel fänden,
Wärme weiterzuverwenden,
sind Gemüter stark erhitzt!
Dann bekäm das Destruktive
eine Zukunftsperspektive,
weil es dadurch endlich nützt —
und sogar das Klima schützt.

Neue Quellen gibt es übrigens auch beim Kabarettisten selbst:
Ab sofort macht er sämtliche Gedichte und Liedtexte aus seinen Programmen der Öffentlichkeit zugänglich. Diese sind nun auf einer eigenen Website sowohl nachzulesen als auch in Form von Live-Demos anzuhören. Zugang zu dieser Feindlerthek bekommt Ihr durch eine Mitgliedschaft. Die könnt Ihr für einzelne Monate oder auch gleich für ein ganzes Jahr abschließen. Denn neben dem Zugang zu allen Inhalten auf feindlerthek.de erhalten Mitglieder auch exklusive Einblicke in ganz neue Texte und Lieder.

 

Neunzeiler-Werbung
von Michael Feindler

 

Selbst wenn ich durch die Wohnung feg,
selbst wenn ich träum am Landungssteg –
das stoppt nicht, dass ich überleg,
wie ichs Int’resse bloß erreg,
und dass ich – hier ist der Beleg –
mich Richtung Facebook-Sucht beweg.
Drum nutz ich jetzt das Privileg
des Abschluss-Findens und ich pfleg
stattdessen nun die Feindlerthek.