Von Turid Müller Wird ein Songtitel eher als Titel wahrgenommen, wenn er Teil der Hookline ist? Wird das durch Wiederholung unterstützt? Bleiben Wörter auf Power Positions den Hörenden eher im Gedächtnis? – Diesen und anderen Fragen ist Ladina Vaigt in ihrer Abschlussarbeit im Bereich Multimedia Production an der Fachhochschule Kiel nachgegangen…
„Ich bin seit 2017 viel für Songwriting Session unterwegs gewesen, durfte 2019 an der Celler Schule und am Schlagerland teilnehmen und habe seitdem im Pop, Schlager und Dance viele weitere Songs geschrieben,“ erzählt die ExCellentin.
Ihre musikalische Heimat ist also der Pop, und zwar der richtig „catchy-kommerzielle“, wie sie selbst sagt. Kurz: Die unter dem Pseudonym Ladina Viva schreibende Songwriterin kennt sich aus mit dem Thema, das sie beforscht: Catchiness – sprich: Eingängigkeit. Die im „Handbuch für Songtexter“ beschriebenen musikalischen Naturgesetzte dabei genauer unter die Lupe zu nehmen, war ihr ein ganz besonderes Vergnügen. Denn unter anderem durch Ediths und Tobis Buch, dass ihr Frank Ramond nahegelegt hat, ist sie auf die Celler Schule aufmerksam geworden: „Es war eine Riesenehre für mich, mit damals 20 Jahren dort teilzunehmen!!! Und ich bin mit meiner Celler Crew immer noch herzlich in Kontakt. Deshalb freut es mich um so mehr, dass sich der Kreis nun schließt und ich das Werk (meiner Vorbilder) in meiner Bachelor(ette)arbeit zitieren konnte!“
Knapp 100 Seiten umfasst ihre Untersuchung. Und ich darf vielleicht mal spoilern und verraten, was das durchgeführte Experiment ergeben hat – Fazit: Ja. Die Grundsätze aus dem Buch von Tobias Reitz und Edith Jeske sind nun empirisch belegt:
„Die Auswertung der Ergebnisse belegen die Funktionalität der Hookline Übereinstimmung, Power Position Positionierung sowie Wiederholungsanzahl. Wie sich herausstellte, begünstigt ein Song mit klassischer Popsongstruktur und einem prägnanten Songtitel die Wahrnehmung und Merkfähigkeit des Songtitels. Wenn diese Line der Hookline entspricht, wird sie […] häufiger als Titel wahrgenommen, als wenn der Titel unbetont mitten im Text steht. Je häufiger diese Hookline wiederholt wird, desto leichter wird sie als Songtitel wahrgenommen. Außerdem gilt, dass Wörter, die im Songtext an Power Positions positioniert sind, […] häufiger […] hängen bleiben als Wörter, die nicht an Power Positions platziert sind. Dementsprechend können diese Erkenntnisse als wirksame Methoden zur Gestaltung der Catchiness eines Songtitels für Songwriter bestätigt werden.“ – Wer mehr Details will, kann sich an die Popmusikerin wenden: music(at)ladinaviva.com – Und by the way: Die Dozierenden fanden die Arbeit wohl auch, wie Ladina sagt, „ganz nett“. Jedenfalls haben sie eine 1,0 vergeben.
Reinhören lohnt sich übrigens auch: Was sie im Corona Jahr so im lauschigen Home Studio an der Ostsee für andere DJs und Produzenten geschrieben und gesungen hat, erscheint meist hier (sowie auf Social Media unter Ladina Viva). Ansonsten arbeitet Ladina aktuell mit ihrem Producer in Berlin an ihrem englischsprachigen Pop-Solo-Projekt #power #glitter #cheers und macht nebenbei ihren Master in Medienkonzeption. – Mal sehen, welches Thema die Masterarbeit dann erforschen wird…
Sein aktuelles Album zeigt den Künstler einmal ganz privat, ohne angeklebten Schnurrbart und ohne Rolle. Dafür aber mit viel Gefühl – transportier nicht zuletzt durch die Songtexte aus der Feder von Tobias Reitz.
„Da ist es nun. Das persönlichste Album in der Karriere von Hape Kerkeling. Und womöglich auch mein persönlichstes“, postet Tobias Reitz am 22.10., als Mal unter uns… das Licht der Welt erblickt. – Und so hat alles angefangen:
„Vor einem halben Jahr rief mich Musikproduzent Christian Geller an und erzählte von seiner Idee. Ich war wirklich nervös. Hape Kerkeling? Im Ernst?
Hape ist mein Hero, in vielerlei Hinsicht. Ich bewundere ihn für seine Komik, seine Improvisationen, seine Figuren, seine Vielseitigkeit und seine Art mit dem Publikum umzugehen. Wenn ich auf der Impro-, Moderations- oder Workshopbühne stehe, hab ich seine Stimme oft im Ohr. Er ist in Sachen Bühnenarbeit – warum schreib ich’s nicht einfach ganz ehrlich – mein Vorbild. Vor allem aber bewundere ich ihn dafür, dass er irgendwann die Hosen runtergelassen und wahrhaftig aus seinem Leben erzählt hat.
Ich war sogar mal sein Promoter, 2007, als Horst Schlämmer „Schätzelein“ sang und ich mich noch bei der Ariola ums Online-Marketing gekümmert habe. Kennengelernt hab ich ihn nie und eigentlich wollte ich das auch nicht. Ich hatte das Gefühl, meinem Bild von ihm kann ein normal sterblicher Mensch überhaupt nicht standhalten.
Vollkommen starstruck ging ich nun ins Telefonat, das Christian Geller arrangiert hatte.
„Sag mir, was ich schreiben soll“, sagte ich.
„Nein“, sagte Hape. „Schreib bitte das, was DU für richtig hältst. Schreib, wie du mich siehst! Du machst das schon.“
Wenn ein Künstler dir (ohne dass man sich gut kennt!) ein solches Vertrauen signalisiert, ist das beflügelnd und beängstigend zugleich. Heute weiß ich: Die Ansage „Schreib, wie Du mich siehst!“ hat mir nicht nur viel erlaubt, sondern auch den Spiegel vorgehalten. Ich habe wohl nie so viel künstlerisch über mich selbst erzählt wie auf diesem Album.“
Doch auch Hape Kerkeling fühlt sich ganz offensichtlich gut abgeholt. Den Opener des Albums, Der Weg nach Haus, beschreibt er im Promo-Video mit folgenden Worten: Anstelle einer Visitenkarte könnte ich Leuten auch sagen: Hör dir den Song an, und dann kennst du mich!“
Auf der CD ist auch eine berührende Hommage an seine Großmutter – diese bestärkende Stimme, die sich vermutlich in Der Junge muss an die frische Luft der ganzen Bundesrepublik ins Herz gepöttelt hat. Und auch Vereinsamung und Spaltung durch die Pandemie bleiben nicht unerwähnt. – Der Leerlauf in Krisenzeiten war übrigens auch ein Ideengeber für das Projekt. Da ist dem Entertainer nämlich zuhause „die Decke auf den Kopf gefallen“. Und darum gibt es nun eine Scheibe seiner niederländischen Lieblingssongs – mit deutschen Texten. Mehr Details hat er neulich auf dem roten Sofa ausgeplaudert.
Wenn auch in den Feuilletons nicht ganz unumstritten – „Mal unter uns…“ ist anders als andere Schlagerplatten, findet Tobias Reitz: „Wer in den letzten Jahren das große Gefühl, die Wertigkeit oder Wahrhaftigkeit im Schlager vermisst hat, wird hier hoffentlich fündig.“
Für ihn persönlich markiert das Album sein 20-jähriges Jubiläum in der Musikbranche: „Im Oktober 2001 wurde mein erster Text produziert.“ Übrigens kurz nach seiner Teilnahme an der Celler Schule, aus deren Leitungs-Team er heute nicht mehr wegzudenken ist.
Die Arbeit an der neuen Platte war für den Songtexter „eine grandiose Zeit“. Und er verrät auf seiner Facebookseite weiter:
„Man trifft in diesem Beruf die faszinierendsten Menschen. Manche begleitet man nur einen Schritt weit, manche viele Jahre lang. Ich bin gerade noch dabei die letzten Schritte zu sortieren und freue mich gleichzeitig auf die Begegnungen der nächsten 20 Jahre.“ – Aber das erwähnte er wahrscheinlich nur mal unter uns…
Von links nach rechts: Rainer Bielfeldt, Cornelia Vollmers, Tobias Reitz, Florian Hofmaier, Michaela Christ, Finn Vincent Moriz, Edith Jeske, Kirsten Mørk, Linda Stark, Sarah Muldoon, Martin Knoch, David Bereuther, Marie Diot (Julia Geusch). Foto: Peter Heske
„Ich werde ein anderer bleiben” – Der Satz von meinem lieben Co-Cellenten Flo geistert mir noch mehrere Wochen nach meiner Rückkehr aus Springe im Kopf herum. Das war sie also – die Celler Schule. Und was war das jetzt? Ein Workshop? Eine Fortbildung? Ein Treffen mit Gleich-gesinnten? Ja schon, aber eben nicht nur das. Einfach weil diese zwei Wochen für mich – und vermutlich auch alle weiteren Teilnehmenden – doch viel viel mehr waren. Selten habe ich mich so sehr als Textdichter, als Künstler und als kreativer Kopf gefühlt, so viel guten Zuspruch und gleichzeitig so ehrliche Kritik bekommen wie in diesen zwei Wochen, selten so viele völlig unterschiedliche Charaktere kennengelernt, die gleichzeitig so unglaublich gut miteinander harmonierten. Auch habe ich noch nie so eine große Menge neuer Texte und Lieder unterschiedlicher Genres innerhalb kürzester Zeit geschrieben – eine Kreativexplosion!
David Bereuther & Rolf Zuckowski
Ich könnte es auch ganz schlimm so zusammenfassen: Hier bin ich Mensch, hier darf ich schreiben.
Damit es hier jedoch nun nicht ausschließlich um Schwärmerei von einer unvergesslichen Zeit geht, noch zwei Highlights aus diesen 14 Tagen – die beiden Feste der Celler Schule:
Auch dieses Jahr besuchte uns wieder Texter, Komponist und Sänger Rolf Zuckowski. Statt zur Schlussveranstaltung schaffte er es aus Termingründen zur Halbzeit als krönender Abschluss der ersten Woche. Wie letztes Jahr präsentierten die Teilnehmenden Rolf eine Neubetextung des Klassikers Leben ist mehr, das Rolf 2017 zur Unterstützung der Celler Schule persönlich gespendet hatte. Titel dieses Jahr: “Gute Ideen sind seltsame Freunde.” Rolf hat es sehr gefallen und für mich war es einfach ein Wahnsinn, diesen Helden meiner Kindheit (und vermutlich später einmal auch meiner Kinder) kennenzulernen. Danke Rolf fürs Dabeisein!
Tobias Reitz & David Bereuther
Auch der fulminante letzte Festabend der Celler Schule 2021 war ein Erfolg. Vor allem Tobias Reitz persönliche Umtextung von Rudi Carells Lalala mit je einer Strophe zu jeder und allen Teilnehmenden hat mich ganz schön umgehauen. Die anschließende Präsentation der innerhalb der letzten Wochen entstandenen neuen Stücke war dann ebenso vielseitig und bunt, von schrägem Chanson über berührende Pop-Ballade bis zu Partyschlager-Hit war so ziemlich alles vertreten – Tränen vor Lachen und Tränen der Rührung im munteren Wechsel. Als abschließendes Highlight dann noch großartige Beiträge von Ex-CellentInnen der letzten Jahrgänge. Nächstes Jahr werde ich auch als einer wieder dabei sein. Garantiert. Ich nehme aus diesen zwei Wochen so einiges mit, wie schon gesagt, einiges mehr als nur frisches Wissen über Rhythmen, Reime und Rumspinnen neuer Geschichten. Ich komme mit einem anderen Gefühl für meinen Beruf als Textdichter und Komponist nach Hause, vielleicht sogar mit einem neuen Gefühl dafür, wer ich gerne sein will, oder sogar bin. Oder mit Flo: Ich werde ein anderer bleiben.
Der Förderverein der Celler Schule, ins Leben gerufen, um der der Masterclass der GEMA-Stiftung auch auf dem Papier den richtigen Rahmen zu geben, tagte am 04. Juli. Dank moderner Technik waren alle Vereinsmitglieder (virtuell) anwesend. Teilgenommen wurde von unterschiedlichsten Orten aus – zu Wasser und zu Land.
Man mag es kaum glauben – aber: Hinter dem kreativen Treiben der Nachwuchs-Schmiede steckt mittlerweile auch ein gehöriger Batzen Vereinsmeierei. Glücklicherweise kann der junge Verein dabei auf die Unterstützung von Willi (Hans-Wilhelm Giere) setzen. Er begleitet die Vereinsmitglieder (und, wie er augenzwinkernd bei der Sitzung anmerkte, auch die „Mitgliederinnen“) mit kundigem Kopf durch den Bürokratie-Dschungel.
Dank gilt auch dem nach der Entlastung frisch verabschiedeten Vorstand – und ganz besonders Gordon Buschle für seine (wie es im Protokoll heißt) „Verdienste bei der Gründung des Vereins und die jahrelange Tätigkeit als Vereinsvorsitzender“.
Als neuen Vorstand können wir begrüßen: Hans-Wilhelm-Giere (1. Vorsitzender), Tobias Reitz (2. Vorsitzender), Peter Heske (Kassenwart) und Thomas Paul Schepansky (Kassenprüfer). Für die Zukunft hofft der Verein auf eine paritätischere Besetzung.
Was gibt es sonst Neues?
„In diesem Jahr wird von Barbara Berrien wieder eine Sonderspende für den Hans-Bradtke-Förderpreis auf dem Vereinskonto eingehen“; in Kürze wird es einen aktuellen Flyer für den Förderverein geben und die Planungen für die (Corona-bedingt) auf 2022 verschobene 25-Jahr-Feier der Celler Schule sind in vollem Gang.
Apropos Corona-Krise: Die Situation der Kulturbranche zeigt einmal mehr, wie wichtig solche Netzwerke und Strukturen für uns Kulturschaffende sind. Und leider auch, dass wir sie selbst aufbauen müssen, weil es sonst keiner tut. Der Förderverein ist ein starker Begleiter der Celler Idee. Und damit er noch stärker wird, freut er sich über Eure Unterstützung.
Im Rahmen der aufgrund der anhaltenden Pandemie online abgehaltenen Mitgliederversammlung des Deutschen Textdichter-Verbands wurden am 08. Juni 2021 nicht nur aktuelle Themen des Berufsstandes diskutiert, sondern auch ein neuer Vorstand gewählt.
Steve Art, Jörg Wendel, Andrew van Scoter, Katja Kuhl, Kai Heimberg, Isabell Vreden
Präsident Frank Ramond dankte zuvor den scheidenden Vorstandsmitgliedern Pe Werner, Klaus Pelizaeus und Thomas Woitkewitsch ausdrücklich für ihr großes Engagement für die Belange des Verbands in den zurückliegenden Jahren. Alle drei Beirät:innen hatten auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Nach dem Tod des langjährigen Schriftführers Peter Zentner im Mai 2021, für den ebenso wie für weitere verstorbenen Verbandsmitglieder eine Gedenkminute eingelegt wurde, waren somit insgesamt vier Vorstandsposten neu zu besetzen.
Präsident Frank Ramond, Vizepräsident Tobias Reitz sowie Schatzmeister Lukas Hainer kandidierten erneut und wurden allesamt einstimmig (keine Gegenstimmen, einzelne Enthaltungen sowie Enthaltung der Vorstandsmitglieder selbst) wiedergewählt. Als neue Vorstandsmitglieder wurden mit gleicher Stimmenzahl einstimmig gewählt: Diane Weigmann, Pat Appleton und Götz von Sydow für den Beirat sowie Erdmann Lange als Schriftführer.
Im Amt bestätigt wurde außerdem Kassenprüfer Curt Weiner, der das Amt bereits seit vielen Jahren bekleidet. Der DTV gratuliert herzlich allen neu und wieder Gewählten!
44 Mitglieder des Verbandes waren während der vierstündigen Sitzung online anwesend, außerdem die Justiziarin des DTV, Rechtsanwältin Katrin Busch, die den ordnungsgemäßen Verlauf der Wahl überwachte. Als Wahlleiter fungierte Alexander Scholz.
Am darauffolgenden 09. Juni 2021 wurde im Rahmen der GEMA – Mitgliederversammlung ein neuer GEMA-Aufsichtsrat gewählt. Auch hier übernahmen DTV-Mitglieder Verantwortung und fanden das Vertrauen der Delegierten: Stefan Waggershausen, Frank Ramond, Tobias Reitz und Götz von Sydow vertreten die Textdichterkurie im neuen Aufsichtsrat der GEMA. Als Stellvertreter:innen wurden Diane Weigmann und Tobias Künzel gewählt. Herzlichen Dank und Gratulation allen Mandatsträger:innen! Der DTV wünscht ein glückliches Händchen bei allen anstehenden Entscheidungen!
Von Turid Müller „Spuren“ ist arg untertrieben: Am aktuellen Album von Vanessa Neigert haben sage und schreibe fünf Kreative aus dem Dunstkreis der Celler Schule mitgewirkt! Tanz, tanz, tanz! (Lyrics: Kurt Schoger) bringt vermutlich ganz gut auf den Punkt, was uns allen gerade fehlt. „Der Titelsong wurde vorab am 26.02.21 als Single ausgekoppelt“ erzählt Ilona Boraud (Celler Schule 2015): „Das Thema `Tanzen´ passt natürlich super zu Vanessas Beteiligung an `Let’s dance´ bei RTL.“ Beim Finale im Mai wird sie dort noch mal zu sehen sein.
Die Liebesliedphobie, ihrer zweiten Single, spricht vermutlich auch manchem Schlagermuffel aus der Seele! Wie an dieser weit verbreiteten Krankheit ist auch bei Ich weiß, was ich will!Alexander Scholz (Celler Schule 2013) als einer der Texter und Komponisten beteiligt. Daneben gibts genug Titel, die eindeutiger als Schlager-Nummern erkennbar sind: Für Du passt zu mir haben Simone Altenried (Celler Schule 2010) und Tobias Reitz (Celler Schule 2001) den Songtext geschrieben. Und Textdichterin von Familie ist Ilona Boraud. Sie verrät: „Das Thema `Leben mit Kindern´ hat sich Vanessa gewünscht. Sie hat zwei kleine Kinder, und wie viele junge Mamas jongliert sie zwischen Kids, Haushalt und Job. Das ist auch immer mal wieder Thema in ihren Stories auf Instagram.
Ilona Boraud
Stefano Maggio (Komponist) hatte Kontakt zu Vanessas Produzenten Nils Brandt und Oliver deVille und meinte zu mir: „Ilona, es wird Zeit, dass wir mal einen Schlager zusammen schreiben!“ Bisher haben wir nur Kinderlieder zusammen geschrieben, z. B. Nudeltag, das nach zwei Monaten eine halbe Million Klicks auf YouTube hatte. Am 16.04. erschien Mit dem Rad.“
Wie sie ihren neuen Kollegen kennengelernt hat? Ganz modern und sozial maximal gedisdanced: „Stefano ist halb Deutscher, halb Italiener, lebt in Rom und hat mich mal über Facebook angeschrieben. Seitdem arbeiten wir zusammen, obwohl wir uns noch nie persönlich präsent gesehen haben.“
Einiges ist besonders an diesem Album von Vanessa Neigert, verrät die ExCellentin: Es ist ihr erstes, „auf dem nur eigene und keine Cover-Songs sind.“ Und hinzu kommt: „Vanessa Neigert ist die einzige erfolgreiche junge Künstlerin, die Schlager im Stil der 1950s und 1960s singt.“
Übrigens: Hoffnung darauf, dass so mancher Herzenswunsch (Textdichter: Kurt Schoger, Celler Schule 2014) doch noch in Erfüllung gehen könnte, macht folgende musikalische Enthüllung, an der unter anderem Tobias Reitz mitgewirkt hat – Trommelwirbel: George Clooney ist auch nur ein Mann!
Mit freundlicher Genehmigung vom Deutschen Textdichter-Verband Erich Öxler ist tot. Der erfolgreiche Musikautor, Produzent, Manager, Labelchef und Absolvent der Celler Schule wurde nur 51 Jahre alt.
Seine größten Erfolge feierte er mit Ballermann- und Partysongs. So erfand er für Jürgen Drews den „König von Mallorca“ und für Tim Toupet die Mitgröhl-Hymne „Du hast die Haare schön“ und brachte als Produzent alte Hits wie „Joana (du geile Sau)“ (Peter Wackel), „Amsterdam“ (Axel Fischer) und „Ich liebe das Leben“ (Vicky Leandros) zu neuem Ruhm. Erich Öxler hatte aber auch andere künstlerische Seiten. Für die Österreicherin Simone textete er Ende der 1990er-Jahre den Radioerfolg „Es ist einfach fortzugehn“ und die deutsche Version der „La Boum“-Titelmelodie „Deine Augen“. Außerdem schrieb Erich Öxler u.a. für Wolfgang Petry, Olaf Henning, Die Paldauer, Anna-Maria Zimmermann, Die Klostertaler und Tony Marshall. Er war 2000 Absolvent und 2001 Juror der Celler Schule, führte sein eigenes Label HITMIX.de Music und galt in der Branche als klarer und aufrichtiger Gesprächs- und Geschäftspartner, Kampfgeist, Chancengeber und hochkreativer Kopf. Er starb nach schwerer Krankheit Anfang Februar 2021. Wir sind traurig und geschockt über diese Nachricht und fühlen mit seiner Frau Claudia.
DTV-Vorstandsmitglied Thomas Woitkewitsch schickte folgende Nachricht zur Erinnerung an Erich Öxler:
Das Foto entstammt der Facebook-Kondolenzseite von Erich Öxler. Es zeigt ihn mit seiner Frau Claudia und Hündin Maja im Dezember 2020.
Erich Öxler ist mir nur einmal begegnet, bei einem DTV-Sommerfest in München war er durch Zufall mein Tischnachbar. Auf den ersten Blick wirkte er nicht besonders redselig, aber nach einer stockenden Wer-Wie-Was-Annäherungsphase kamen wir in ein Gespräch, an das ich mich noch heute, zwanzig Jahren danach, gut erinnere.
Erich Öxler erzählte, wie er in Augsburg im Fernsehen die erste „Wetten, dass…“- Folge aus Mallorca gesehen und gehört hatte, dass Thomas Gottschalk Jürgen Drews als „König von Mallorca“ titulierte, was ihn zum gleichnamigen Jürgen-Drews-Hit anregte. („Dabei kannte ich damals Mallorca noch überhaupt nicht, mein bisheriges Wissen über die Insel verdankte ich RTL II. Außerdem fand Jürgen Drews meinen Text nicht gut. Ich habe ihn so lange genervt, bis er nachgab.“)
Nach diesem ersten Hit kamen noch viele andere. Erich Öxler wurde zum König des Partyschlagers. Er hatte ein Ohr für Gute-Laune-Melodien und ein Gespür für Zeilen und Texte, die das große Publikum, wie er sagte, auch noch mit mehr als zwei Promille auswendig singen konnte. Zu seinen Inspirationsquellen zählten neben den Volksfesten die Fußballstadien. Er schwärmte für die Songs der Südkurve, deren verbindende Power vor allem die englischen Fußballfans schon früh erkannt hatten. Einen dieser Titel mochten wir ganz besonders: die inoffizielle Vereinshymne des FC Liverpool ”You’ll never walk alone“. An sie musste ich denken bei der traurigen Nachricht von Erich Öxlers frühem Tod.
DER Mann der „Ultimativen Chart-Show“ (RTL), Frank Ehrlacher, hat auf seiner Facebook-Seite berührende Worte veröffentlicht, die wir mit seiner freundlichen Genehmigung zitieren dürfen:
Es ist Autoren-Schicksal, dass sie kaum einer kennt.
Hätte heute morgen in der Bild-Zeitung auf Seite 1 gestanden „Der König von Mallorca ist tot“, hätte halb Deutschland wahrscheinlich reflexartig das Ableben von Jürgen Drews‘ betrauert. Jürgen geht es gut, zum Glück. Aber Erich Öxler ist tot – er hat den Text zu diesem Song geschrieben.
Er war aber eben nicht nur seit 25 Jahren ein erfolgreicher Autor und Produzent, ohne den es viele Karrieren, nicht nur am Ballermann, nicht gegeben hätte. Vor allem war er auch Mensch, so banal das auch klingt, ein angenehmer und fast immer gut gelaunter Gesprächspartner, der wusste, was er wollte, aber sich selbst nicht zu wichtig nahm und immer seine Künstler und seine Arbeit in den Vordergrund stellte. Und auch von seiner Krankheit wussten nur wenige seiner Freunde.
Die Nachricht platzte gestern in eine Branche, die zugegeben von Existenznöten mehr als bedroht ist, aber gerade an vielen Stellen um sich schlägt und einen Schuldigen für ihren Niedergang sucht. Auf einmal wird es ganz still und auf den Pinnwänden liest man nicht mehr „Spahn ist Schuld“, „Merkel gibt uns Berufsverbot“ und „Ihr seid alle Versager“ – sondern „Erich ist tot“ Und man merkt, wie die Stille alle eint. Und das macht es fast noch trauriger.
Er war mein Jahrgang und durfte nur 51 Jahre alt werden. „Das darf doch nicht wahr sein“ ist heute nicht nur ein Titel, den er ganz am Anfang seiner Karriere für Wolfgang Petry schrieb. Mein tiefes Mitgefühl gilt vor allem seinen engen Freunden, seiner Familie und seiner Frau Claudia.
Was für ein Tag!
Eine hochkarätige Fachjury hat mich ausgewählt für den LYRIKON.
Beim Sommerfest des Deutschen Textdichterverbands 2020 hätte mir der Preis verliehen werden sollen. Wegen Covid-19 wurde das Fest abgesagt, und auch für 2021 sind die Aussichten kaum besser. Also Plan B.
Foto: Felix PitschenederFoto: Peter Heske
Am 13. Januar rollt der Kleintransporter auf unsere Einfahrt. Ihm entsteigen ein vierköpfiges Kamerateam und Dr. Jürgen Brandhorst. Im Laderaum: Das ganz große Besteck. Nach zwei Stunden ist das ganze Erdgeschoss voll mit Kameras auf Stativen, mit Kabeln, Scheinwerfern, Reflektoren, Diffusoren, Monitoren und Menschen mit FFP2-Masken.
Maske tragen, Abstand halten, lüften, literweise Desinfektionsmittel, als wärs nicht ohne das schon kompliziert genug.
Ein unter so erschwerten Bedingungen so reibungslos arbeitendes, hochkonzentriertes und unfassbar achtsames Team habe ich noch nie erlebt.
Mein Lichtdouble Peter mit einem Mottoshirt von Marcel Brell, dem Fred-Jay-Preisträger 2015 Foto: Felix Pitscheneder
Wir haben bis in den Nachmittag einen Riesenspaß. Das YouTube-Video wird bald fertig sein und dann online gehen.
Auch der andere Kerl im Haushalt hat was für Technik übrig und will die flimmernden Gerätschaften näher untersuchen.
Zum Abschied ein Gläschen Sekt – im Freien, mit doppeltem und dreifachem Abstand. Wir können uns grade noch sehen. Zurufen klappt aber gut.
v.l.n.r.: Dr. Jürgen Brandhorst, Edith Jeske Christin Wenke, Benedikt Dorn, Sebastian Stein, Felix Pitscheneder
Wie fühlt sich eine frischgebackene LYRIKON-Preisträgerin?
Glücklich. Beschenkt. Dankbar. Und ihr ist gründlich bewusst, dass ohne die Komponist*innen und die Interpret*innen gar niemand von dem Stück Papier Kenntnis nähme, das den Schreibtisch verlässt und seine Reise ins Ungewisse antritt.
Ich muss wohl ein Glückskind sein. Schon damals, als ich (wie Ludwig Lorenz sagt) als Kind in die Buchstabensuppe gefallen bin. Danke euch allen, die ihr dazu beigetragen habt, dass ich darin schwimmen lernen durfte.
Zusammen sind wir gut.
Und nur zusammen.
Ein neuer Jahrgang frisch gebackener ExCellent*innen hat sich vorgestellt. Es gibt einen neuen „Hans-Bradtke-Förderpreis“-Träger. Und wie so oft wurde bis in die Puppen Musik gemacht.
Jahrgang 2019 mit einigen der Dozent*innen
Ich fürchte, ich kann diesen Beitrag nicht einfach rein sachlich schreiben. Dazu bin ich zu involviert. Ich gebe es also auf. Ich hoffe, Ihr seht es mir nach.
Es wäre zu kurz gegriffen, die Abschlussfeier mit ihren Programmpunkten beschreiben zu wollen. Also: Sektempfang, kleine Ansprache, Buffett, Preisverleihung und natürlich die mehrstündige gemeinsame Show. – Es ist wie Nachhause kommen! Das Wort „Nestwerk“ spricht für sich. Da brauche ich mir gar nicht erst einen von wegen „herzliche Kooperation“ und „kollegiale Freundschaft“ zurechtstümpern. Typisch Celler Schule eben: Das Glück der gemeinsamen Kreativität und das Mitfreuen an den Gaben der anderen. Um es mit den Worten des Abschluss-Jahrgangs zu sagen: „Celle ist mehr“!
So hieß die Umbetextung von „Leben ist mehr„, einem „Rolf Zuckowski“-Lied. Rolf war diesmal nicht nur als Gast und Förderer, sondern auch als Dozent dabei. Eine der Aufgaben war gewesen, „Leben ist mehr“ zum Thema Kita neu zu betexten. – Beide Versionen trafen den Kern und bewegten das Publikum, da Ihr übrigens in dem Bild links unten seht.
Bewegt hat auch die Darbietung des diesjährigen „Hans Bradtke-Förderpreis“-Trägers. Der Preis wird gestiftet von Barbara Berrien, der Tochter des Textdichters (u.a. „Pack die Badehose ein“, „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“). Wie immer ging die Ehrung an den ganzen Jahrgang. Aber diesmal insbesondere an Matthias Ningel. Er tourt als Liedermacher und Humorist. Und hat schon eine lange Liste von Preisen gesammelt. Auf seiner Homepage bringt es ein Zuschauer auf den Punkt: „Das einzige, das den zuuuu tiefen Blick in den Spiegel, den Du uns vorgehalten hast, verstellte, waren die Lachtränen …“ Oder – wie Tobi es in seiner Rede: Das selbsternannte „Omega-Männchen“ ist „ein dichtendes Alphatier“.
Er und alle anderen ExCellent*innen legten ein abwechslungsreiches Programm hin. Und – schwupp! -war es nach Mitternacht! – Celler Nächte sind kurz. Zu kurz für alle Gespräche, die geführt werden und alle Lieder, die gesungen werden wollen.
Eben war es noch Thema in seinem Gedicht des Monats. Jetzt hat Michael Feindler eine neue Bewegung mit auf den Weg gebracht. Artists4Future stärkt den Streikenden Schüler*innen den Rücken und sorgt sich (nicht nur freitags) um die Zukunft unseres Klimas.
„Mitte März lag die Idee, Artists4Future zu gründen, gewissermaßen in der Luft“, schreibt Kollege Feindler mir, nach den Anfängen befragt. „Nachdem sich neben den Scientists4Future auch schon die Farmers4Future und Entrepreneurs4Future gegründet hatten. Und es sind zeitlich nahezu parallel Strukturen entstanden, die anfangs nichts voneinander wussten – und zwar mindestens vier an der Zahl“:
1. Eine Facebook-Seite, die der Regisseur Karsten Müller initiiert hat (seine Tochter ist in Trier als Schülerin bei „Fridays for Future“ aktiv).
2. Die Facebook-Gruppe, in der Künstler*innen angefangen haben, über Ideen zu diskutieren.
3. Die Website artistsforfuture.de (jetzt .org) mit dem dazugehörigen Twitter-Account Artists4Future, die sich Steffen Peschel nach Absprache mit seiner Parents4Future-Gruppe in Leipzig gesichert hat
4. Eine Gruppe mehrerer Künstler*innen, die eine gemeinsame Stellungnahme für die Artists4Future formuliert haben.
„Der vierte Punkt ist mein persönlicher Anknüpfungspunkt bei dem Projekt gewesen“, berichtet der ExCellent. „Unmittelbar nach der Fridays-for-Future-Demo in Berlin am 15. März habe ich mich mit Bodo Wartke, der dort aufgetreten war, und Musikern der Band „Nofretete“ zusammengesetzt, um zu überlegen, wie wir das Ganze angehen sollten. Wir waren alle hochmotiviert, etwas zu starten, damit sich möglichst viele Künstlerinnen und Künstler mit den Klima-Protesten solidarisieren. Am Ende der ersten Besprechung erklärte ich mich bereit, über das anstehende Wochenende einen ersten Textentwurf für eine Stellungnahme zu erarbeiten und schrieb somit zusammen mit Uta Köbernick (Liedermacherin aus der Schweiz, die dort auch schon im Radio mit kurzen Songs die Klima-Streiks besungen und unterstützt hat) einen ersten groben Entwurf. In den folgenden zwei Wochen haben sich zehn weitere Künstlerinnen und Künstler aus unterschiedlichen Sparten daran beteiligt Feedback zu geben, Passagen umzuformulieren und Gedanken zu ergänzen – unter anderem Bodo Wartke (Celler Schule 1998), Sahra Hakenberg (Celler Schule 2010) sowie Edith Jeske und Tobias Reitz. Am 1. April lag endlich das Ergebnis vor, auf das sich alle Beteiligten einigen konnten.“
Als Menschen aus Musik, Bildender Kunst, Literatur und Darstellender Kunst haben wir uns aus gegebenem Anlass zusammengeschlossen, um uns mit den Klima-Streiks zu solidarisieren (Präambel der Stellungnahme).
Anschließend, erzählt der engagierte Kabarettist, habe er unter anderem „das Sammeln der Erstunterzeichnungen koordiniert“ und „zusammen mit Steffen Peschel von Parents4Future Leipzig die Website geplant“. Ab jetzt soll die Organisation allerdings dezentral laufen.
„Aktuell haben wir etwa 1500 Künstlerinnen und Künstler beisammen, die den Text unterzeichnet haben.“ Auch in den Medien gab es Resonanz: „MDR Kultur hat kurz nach Veröffentlichung der Stellungnahme etwas zum Thema geschrieben (…). Viele bekannte Kolleg*innen haben Stellung bezogen. So zum Beispiel auch Konstantin Wecker.
Wer Interesse hat sich einzubringen, kann sich unter FAQ viele Fragen beantworten. „Es dürfen ruhig noch mehr werden“, meint Michael Feindler und verweist auf die Homepage. Dort kann man die Stellungnahme unterzeichnen.
Tobias Reitz und Alexander Scholz sind als Textdichter von Schlager & Volksmusik auf Platz 1 und 2 der Jahresbilanz 2018 im Bereich Hörfunk.
In der Publikation des Musikpressedienstes vom 14.Dezember 2018 belegen die beiden ExCellenten in der Kategorie Rundfunk den ersten und zweiten Platz. Tobias Reitz liegt mit 573 Platzierungen ganz vorn und Alexander Scholz mit 391 dicht auf. Eine Flut von Glückwünschen füllt die Kommentarzeilen auf Facebook. Und Ilona Boraud merkt an, dass auch zahlreiche SchülerInnen von Tobias Reitz und Edith Jeske auf der Liste vertreten sind: „Irgendwas musst du richtig machen!“ schreibt die Songtexterin, die das aus eigener Erfahrung weiß, weil sie selber Absolventin der Celler Schule ist. Und tatsächlich! In der Tabelle finden sich zum Beispiel auch: Jonathan Zelter, Simone Altenried, Lukas Hainer, Marcel Brell, Andreas Zaron und „Fly“ Martin Fliegenschmidt
Herzlichen Glückwunsch an alle Platzierten (und an die Celler Schule)!
Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Keine Frage in einem Jahr wie diesem. Aber ein Lied, das nicht nur die ältere Generation auswendig drauf hat, sondern erstaunlich viele junge Leute auch. So viele kennen so vieles von dem, was Thomas Woitkewitsch getextet hat: Denken wir nur an Herman van Veen mit den Liedern, von denen wir fast nicht glauben mögen, dass ein anderer Mensch hinter seinen Texten steht. Nicht nur wir haben diese Lieder geliebt, als wir jung waren. Wir haben auch unsere Kinder damit großgezogen, mit dem zärtlichen Gefühl, dem kleinen Fratz auf dem Kinderrad mit dem Radweg, der schwarz glänzt wie Lakritz. Flitz…!
Thomas Woitkewitsch hat Musikgeschichte geschrieben. Und nicht nur Musikgeschichte. Fernsehgeschichte auch. Rudi Carrells laufendes Band hat er mit angeworfen, gestaltet und bis zur letzten Sendung mit Songs begleitet. Auch „Wetten, dass…?“ war eines seiner Kinder – wenngleich er nicht der einzige Vater war.
Und noch eines verdanken wir ihm: die große Liebe zwischen dem deutschen Publikum und einer gewissen britischen Komikertruppe namens Monty Python. Thomas war derjenige, der diese aberwitzigen Helden zu uns holte – gegen manche Vorbehalte und die Skepsis zuständiger Redakteure: Monty Python’s Flying Circus. Überdrehter britischer Humor, der Deutschland erobert hat. Auch dank Thomas.
Der berufliche Thomas Woitkewitsch war immer zugleich ein bisschen der private, der menschliche und der menschenliebende. Mitten in einer lärmenden Welt ein leiser Melancholiker, dessen Lieder oft einen Hauch Wehmut in sich tragen. Oder eine feine Weisheit, der man sich kaum entziehen kann. Dem Sänger Kalle Pohl auf den Leib schrieb er:
Mein kleiner Mann, musst nicht traurig sein.
Kommst nicht überall ran, aber überall rein.
Mein kleiner Mann, denk bei Spott und Hohn:
Dich macht keiner klein, denn du bists ja schon.
Die ganz kleine Geste beherrscht Thomas Woitkewitsch ebenso wie die ganz große. „Ich hab keine Angst“ sang Milva stimmgewaltig zu den monumentalen Klängen von Vangelis. „Hurra, wir leben noch“ blieb als Titelmelodie des gleichnamigen Films viel länger im Ohr als der Film auf der Leinwand.
Thomas Woitkewitsch legte sich selten mit anderen an, aber die sich zuweilen mit ihm. Als Milva mit „Zusammenleben“ in der Bundesrepublik aus allen Radiogeräten klang, wurde Thomas in der Zeitschrift EMMA als „Pascha des Monats“ abgewatscht. Wieso das? Es hieß im Lied: „Ich mag dich, weil du klug und zärtlich bist, und doch – das ist es nicht allein. Du zeigst mir immer, dass es möglich ist, ganz Frau und trotzdem frei zu sein“. Alice Schwarzer schäumte. Listig verwies Woitkewitsch auf eine andere Zeile im selben Lied: „Wer wird als Frau denn schon geboren – man wird zur Frau doch erst gemacht.“ Ein Zitat von Simone de Beauvoir, womit er die streitbare Feministin dann wieder einfing.
Lieber Thomas,
auch ich als Frau habe mich damals über dieses Lied empört. Da war mir auch Simone de Beauvoir egal. Und das Lied ist eines meiner Feindbilder bis heute. Aber du kannst gemeinsam mit mir drüber lachen. Denn eines weißt du: Du bist einer dieser Handvoll Menschen, die mir in meinem Leben am meisten bedeuten. Es gab dich darin schon lange, bevor ich wusste, wie du aussiehst. Da war nur dieser Name, der fast immer dann auftauchte, wenn Texte mich besonders anrührten (ich habe schon immer die klein gedruckten Autorennamen auf den Plattencovern gelesen). Und als ich dann selber zu schreiben begann, wurden diese Texte von diesem unbekannten Mann mir einer meiner Maßstäbe. Ich wollte es auf meine eigene Art tun, aber ich wollte Gefühle mit einer solchen Selbstverständlichkeit rüberbringen, wie du es kannst.
Und noch was (du weißt es, aber es kann nicht oft genug gesagt werden): Die Celler Schule und du. Den Namen verdankt sie dir. Und das herzwärmende Wort „Nestwerk“ für uns alle – nach 23 Jahren, von denen du uns schon 17 begleitest.
Und jedes Jahr wieder vergoldest du unseren vorletzten Seminartag, indem du uns mitnimmst auf eine Reise durch dein Leben und uns mit wonnevoll feuchten Augen in ein Gefühl eintauchen lässt, wie es uns nicht besser beschreiben könnte:
Vergiss nicht die Freunde!
Vieles, was nicht geht, das geht dann doch ganz glatt,
wenn man Freunde hat.
Du hast sie in uns. Und bist uns ein Freund. Danke dafür. Danke, lieber Thomas und alles Gute – und mögest du noch viele Jahre an unserer Seite bleiben.
Deine Edith – zusammen mit Tobi, Julia, Rainer und der Celler Schule.
Masha Potempa, Thomas Wotkewitsch, Camilla Elisabeth Bergmann, Sylvia die Unvollendete, Erich Sellheim
Und hier – stellvertretend für den ganzen großen Rest – noch ein paar Grüße an dich:
Sommer 1975, Urlaub auf dem Bauernhof mit meinen Großeltern. Ich kann als Zehnjähriger den Carrell-Tonfall nachahmen, und singe wohl mehrmals täglich zur Belustigung aller: „Wir brauchten früher keine großen Reisen . . .“, auswendig konnte ich es sowieso. Als ich am Abschlussabend der Celler Schule 2009 dann stundenlang mit Dir sprach, lieber Thomas, erfüllte mich eine dermaßene Resonanz, dass mein Herz überlief. Der Wein tat sein Übriges. Mein Vater starb früh; meine Mutter ist, wie ich nun weiß, 10 Tage nach Dir geboren. Ich wünsche Dir Glück und Gesundheit, Du ferner Vater im Geiste! Alles Liebe, Stefan Noelle (Celler Schule 2009)
Thomas, deine Texte sind genial! Ich mag sie, weil sie klug und zärtlich sind – und doch, das ist es nicht allein. Du zeigst uns immer, dass es möglich ist, ganz Mann und doch Poet zu sein. Der Thomas ist der Texter des Jahrhunderts, ein Celler-Schule-Absolvent h.c.! Man singt begeistert mit und denkt: „Wen wundert’s?“ Und schuld daran ist nicht die SPD … Daniel Nowak (Celler Schule 2015)
Lieber Thomas, die Gesellschaft braucht Menschen mit Feingefühl und Feinsinn wie dich. Schön, dass es dich gibt! Schön, dass ich dich kennenlernen durfte! Ilona Boraud (Celler Schule 2015)
Lieber Thomas, ohne Dich und Deine herzerwärmenden Geschichten wäre die Celler Schule nur halb so schön. Und die bundesdeutsche Unterhaltungskunst um einige Perlen ärmer. Danke, dass Du uns so reich beschenkst und dabei so liebenswert und bescheiden geblieben bist. Alles Liebe zu Deinem 75. Geburtstag! Möge es Törtchen und Konfetti regnen. Oder andere segensreiche Gaben Deiner Wahl. Camilla Elisabeth Bergmann (Celler Schule 2013)
Wann wird’s mal wieder richtig Sommer
(auf die bekannte Melodie zu singen, aber in Moll!)
Gewidmet dem wunderbaren Thomas Woitkewitsch zum 75 Geburtstag.
Jens Ohrenblicker, (Celler Schule 2016)
Wir brauchten früher keine große Reise,
wir wurden nass in München und Berlin.
Doch heute hat das Klima echt ’ne Meise.
Man will am liebsten in die Arktis fliehn.
Ja früher gab’s an jedem Tag
zehn Wochen lang nur Niederschlag
und Gummistiefel lagen voll im Trend. Und unterm Regenschirm zu zweit
vergaß man gerne mal die Zeit
und nie-mand musste fürchten, dass die Haut verbrennt.
Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Ein Sommer, wie er früher einmal war? Ja, mit Wolkenbruch von Bayern bis zur Nordsee und nicht so heiß und so saharisch wie in diesem Jahr.
Und was wir da für Regengüsse hatten!
Die Eisverkäufer machten ständig frei.
Man brauchte keine Kühlung, keinen Schatten,
und Pollen flogen nicht einmal im Mai.
Der Regen klatschte ins Gesicht,
da brauchte man die Dusche nicht,
das Auto wurde sauber von allein. Man tanzte durch die Pfützen wie
Gene Kelly, voller Energie.
Doch heut – heut schwitzt man selbst im T-Shirt wie ein Schwein.
REFRAIN
Der Winter war der Reinfall des Jahrhunderts.
Kein Schnee fiel in der ganzen Republik.
Mein Nachbar sagt: Das Klima hier, wen wundert’s!
Das liegt nur an der Flüchtlingspolitik.
Ich find, das geht ein bisschen weit
und bald ist wieder Erntezeit,
doch die wird mager, das ist, was uns droht. Was nützen Reichtum, Macht und Geld,
wenn wochenlang kein Regen fällt,
denn wir, wir sitzen alle doch im selben Boot. REFRAIN
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