Von Turid Müller
Der 12.11.2018 ist nicht irgendein gewöhnlicher Tag: Am 12. November feiert Deutschland 100 Jahre Frauenwahlrecht. Bundesweit erinnern Künstlerinnen daran, dass es trotzdem in Sachen Gleichberechtigung noch genug zu tun gibt. – Save the date!
124 Komikerinnen stellen an 22 Spielorten unter Beweis, dass Frauen komisch sind – und zwar auf der Bühne. Das wird ja von Kollegen und Kolleginnen (!) aus der Branche gern mal in Frage gestellt. Unter anderem dieses Vorurteil gab den Anstoß für die Aktion, die ab jetzt jährlich stattfinden wird, wenn es nach den „Sisters“ geht, die sich zusammen geschlossen haben. Denn auch in unserer Branche klafft noch immer eine Lücke zwischen Soll und Haben der Gleichstellung: Im Kleinkunst-Bereich ist es keine Seltenheit, die einzige Frau am Abend zu sein. Und das liegt nicht unbedingt am Frauenmangel, wie zum Beispiel Kollegin Anny Hartmann eindrucksvoll mit ihren ‚Gelben Seiten für Machos‘ zeigt: Auf ihrer Homepage sammelt sie die Daten von Kabarettistinnen. Und – voila: Es gibt sie! – Sie werden nur nicht eingeladen. Je höher Frau nach oben kommt auf den Brettern, die die Welt bedeuten, desto dünner wird die Luft. Da geht es uns nicht viel anders als den Frauen in anderen Berufen.
In der Pressemitteilung des Netzwerkes heißt es:
„Vor 100 Jahren durften Frauen zum ersten Mal wählen. Und heute? Wählen sie immer noch: ob sie Kinder kriegen oder Karriere machen, ob sie ein Dirndl oder einen Antrag auf Hartz IV ausfüllen, ob sie sich damit abfinden, dass Männer immer noch mehr verdienen oder ob sie Krawallschachteln werden, die sich wehren. Frauen sind Bundeskanzler und Verteidigungsminister. Frauen haben eigene Parkplätze. „Ja, was wollt Ihr denn noch?“ hört man da oft. Vieles! Mehr Gehör, mehr Rechte.
Ja, Frauen sind komisch, viele sogar beruflich. Und die haben sich jetzt endlich zusammengetan und „den Richtigen“ gefunden. Den richtigen Moment, um ein Zeichen zu setzen! Denn: Humor ist die Reinform des Widerstands!
In Zeiten, in denen man wieder über Frauenrechte und Meinungsfreiheit diskutieren muss, der Wind von rechts weltweit schärfer bläst und auch in westlichen Kulturen ein sehr konservatives Frauenbild neu propagiert wird, gehen die Komikerinnen in die Offensive! „Sisters of Comedy – Nachgelacht“ ist fernab von Witzen über Frustshopping und Bindegewebe – keine Frauenquotengala, keine Männerschelte, einfach eine grandiose, fulminante Show, mit allem, was Deutschlands brodelnde Komikerinnen-Szene zu bieten hat: Comediennes, Musik-Kabarettistinnen, Poetry-Slammerinnen und noch viel mehr.
Als ob das noch nicht guter Zweck genug wäre, spenden die Sisters of Comedy einen Teil der Einnahmen an lokale Frauenhilfsprojekte, die sich auch an Ort und Stelle präsentieren.“
Ich habe das Glück, im Polittbüro in Hamburg als Patin die Veranstaltung zu managen. Und das Lineup unserer Show (wie auch das anderer Städte) kann deutlich mehr als nur Spuren von Celler Schule enthalten: Mit dabei zum Beispiel Katie Freudenschuss und Anette Heiter. Daneben aber auch Karmen im Nebel – und Sandra Kreisler, die moderierend durch den Abend führt. An den Tasten: Der Quotenmann des Abends: „Mein“ Pianist: Stephan Sieveking. Dem Spielort und dem Thema gemäß haben wir inhaltlich eine eher politische Ausrichtung. Wer nicht so Comedy-affin ist, findet hier also sicher auch was „Vollkörnigeres“.
Gleichberechtigung geht ja bekanntlich alle an. Und ich finde es großartig und leider nötig, dass sie auch in unserer Branche diskutiert und zum Thema gemacht wird. Insofern freue ich mich, wenn Ihr die Werbetrommel rührt, Pressekontakte zur Verfügung stellen mögt, auf andere Art einen Beitrag leisten wollt – oder einfach vorbei schaut und Euch von unserem Programm berühren lasst!
In unserer kleinen Welt aber vor allem in der großen Welt da draußen ist das gleichberechtigte Miteinander aller Geschlechter noch immer eine Baustelle. Sisters of Comedy möchte mehr sein als nur eine Show. Es geht auch und vor allem darum, das Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit auf die Sache zu lenken. Also: Packen wir’s an!