Blogbeitrag Nr. 500:
40 Jahre JeskeTexte. Und was für ein Fest!

1977:
In Bonn und kurz darauf in Berlin stürzt sich eine junge Frau in die Kneipen und Clubs der Liedermacherszene und auf die Bühnen. Sie will eine erfolgreiche Sängerin werden.

Karikatur: Dave Andersen

 

 

2017:
Es ist anders gekommen. Statt der Bühne ist es der Schreibtisch geworden, und sie genießt es, zumal sie kürzlich 60 wurde und es gern etwas ruhiger mag. Nur heute begrüßt sie ihre Gäste mit einem Lied. Denn in diesem Jahr feiert Edith Jeske vier Jahrzehnte Liedtexten.

Bevor sie sich vom Abendprogramm überraschen lässt, begrüßt Edith Jeske ihre mehr als hundert Gäste mit einem Lied (hier ein paar Auszüge).

 

(…)
Ich kann jetzt endlich Kohle sparnJeske singt
und auf Seniorenticket fahrn.
Ich höre noch nicht allzu schwer.
Mit Größe M komm ich noch hin,
die eignen Zähne sind noch drin
und schwanger werd ich auch nicht mehr….

(…)
Auf euch, da war und ist Verlass –
wenn ich das mal in Worte fass.
Wir halfen uns durch manche Krisen.
Denn wir, wir glauben fest daran,
dass man auch Eintracht säen kann.
Ihr habt es tausendmal bewiesen.

Und heut – mit meinen 60 Jahren
schau ich zurück voll Dankbarkeit
Ein Hoch auf was wir sind und waren!
und noch ein bisschen gute Zeit.“

Während in Berlin Christian Lindner die Verhandlungsgespräche über eine Jamaika-Koalition plazen lässt, ist das Haus Mariengrund in Münsters Norden eine Insel der Harmonie und der Harmonien.
40 Jahre Songtexten wollen gefeiert werden. Unterrichten wollte die Jeske nie. Inzwischen macht sie genau das seit 28 Jahren. 1996 gründete sie die Celler Schule, und viele der Absolventen sind gekommen, am 19. November. mit Thomas
Nicht nur ExCELLEnten und -innen entern den Festsaal. Auch Freunde aus 40 Jahren, echte Verwandte und „reingeliebte“, einige von Jeskes liebsten Komponisten und Interpreten, dazu Theatermenschen von beiden Seiten des Bühnenvorhangs. Denn es soll auch ein Netzwerktreffen werden. Oder NESTwerk, wie Thomas Woitkewitsch es so gern nennt.
Der ergreift das Mikrofon und singt eigens für den Abend und die Gastgeberin Getextetes. Bastian Sick hat ein Gedicht mitgebracht, im dem er die Konfettikanone der Reime auf „Edith“ abfeuert. Tim Fischer singt die Rinnsteinprinzessin und seinen Lieblingssong von Woitkewitsch.
Menschen, die einander bisher nie gesehen haben und sich im echten Leben vielleicht nie begegnen würden, stehen als Chor auf der Bühne und singen – jede/r eine Strophe und ganz ohne Probe – den Muddi-Song, den Turid Müller im Mail-Fernverfahren gemeinsam mit ihnen auf die Beine und die Bühne gestellt hat.

Muddi-Song
v.l.n.r.: Marvin Ochmann, Denis Sarp, Christina Arnold, Turid Müller, Doris Denke, Andrea Gegner, Jutta Dahl, Feli Feles, Sandra Niggemann, Mario Rembold

Als Zeremonienmeister durchs Programm führt Tobias Reitz. Und hat natürlich auch „was vorbereitet“ – das große La la la, welches schon in der Celler Schule jedes Abschlussfest mit neuen Texten aus Tobis Feder adelt.

Tobi singt 02.jpeg
Tobias Reitz

Die Karte obenauf – „Muddi macht das schon“ steht drauf
Bei der Frage, was sie macht, Da hab ich mir so gedacht:

Ja
Wenn du wen brauchst für deinen Text
Wo du grad steckst
Und es ist wie verhext – na, Muddi macht das schon!

Wenn du wen sucht mit Geist und Ader
Von Ernst Bader
So ein Wortgeschwader – Muddi macht das schon……

Sie ist die Wunderwaffe, echt
Und sie ist secht-
zich – unbestechlich prächtig – Muddi, unser Star.

Wenn du wen brauchst, der auch bei Hiltis
Ganz gechillt is
Und zu bohrn gewillt is, Muddi macht das schon!
Wenn du ’ne Katze bist, die schaut
Bei Immoscout
Wer kriegt sie gut verstaut? Ach, Muddi macht das schon!

Wenn du wen suchst, der dein Metrum
Verbessert und
Dir hilft die Zeilenlänge zu beachten – Muddi macht das schon

Wenn du wen brauchst mit noch mehr Kitsch
Als Woitkewitsch
Ich hab den Tipp für ditsch – die Muddi macht das schon

Sie ist die Wunderwaffe, echt
Und sie ist secht-
zich – unbestechlich prächtig – Muddi – unser Star

Turid singt
Turid Müller

Bis halb drei am Morgen geht das Programm. Zu später Stunde und vor immer noch vollen Reihen singt Turid Müller ihrer MusenMuddi noch den Pipi in die Augen, mit einer Premiere – einem Lied für die Mentorin:

Wie ein Wink des Schicksals.
Wie ein Stoß mit nem göttlichen Queue:
Plötzlich bringts alle Kugeln ins Rollen.
Du fragst: „Werde ich jemals..?“
Und du denkst dir schon: „Nö….“
Doch son Engel sagt: „Du musst nur wollen.“
„Ich trau dir das zu!“ ist sein magischer Satz.
Und alles fällt an seinen Platz.“
(Turid Müller & Stephan Sieveking)

 

Den Videomitschnitt macht Henning Ruwe zum Geschenk, mit den Tischdekorationen und auf der Bühne verzaubert Romanautorin Christine Vogeley die Gäste, Burkhard Heim liest Patrick Süskind, Marcel Kösling bringt einen Tisch zum Schweben, Gordon November stellt  seine traumhafte Bühnenanlage zur Verfügung und singt zwei seiner Lieder, außerdem Rainer Bielfeldt als Solist, aber auch als Begleiter vieler Kollegen, Willy Klüter, Annette Postel, Katja Kaye, Matthias Reuter, Andreas Schleicher, Henrika Fabian, Corinna Fuhrmann, Karla Feles, Alin Coen, Lennart Schilgen Jan Jahn, Peter Bytzek – Weggenosse aus Berliner Zeiten, Sandra Niggemann und Mario Rembold, Heike Baller, Julia Hagemann, eine gemeinsam mit Jeske getextete Schlagersingle geben Petra und Kurt Schoger zum Besten, die Musikantenstadl-Bürgerwehr schmettern Jeske mit Emmi und Willnowski Emmi und Willnowski, für die Edith Jeske seit weit mehr als zehn Jahren Songtexte schreibt.

 

Schwester Juttamaria

Und – ganz zum Schluss gegen halb drei – helfen die Gäste beim Aufräumen, denn der Saal muss um acht Uhr am Montag besenrein übergeben werden. Mindestens zwei Dutzend Hände packen mit an. Müdigkeit wird überbewertet.
Solche Freunde Kollegen sind mit Gold nicht aufzuwiegen.
Da stimmt auch Schwester Juttamaria zu.

 

 

Angeln mit Bastian Sick

von Edith Jeske

Die Grimm-Festspiele in Hanau – ein Riesen-Event, eine Bühne mit fast 1400 Zuschauerplätzen. Viele Male schon hat mein lieber und verehrter Kollege Wolfgang Adenberg (Celler Schule 1996) dort die Musicals auf die Bühne gebracht. In diesem Jahr habe ich die Ehre – und eine Ehre ist es tatsächlich.

Am 17. Mai ist die Premiere von Schneeweißchen und Rosenrot. Das Buch stammt von Dieter Gring,  die Musik von Friedrich Rau,  die Songtexte von mir. Regie führt Marc Urquhart
Und hier gibt es bis dahin täglich eine neue kleine Hörprobe.

Aber das ist eine andere Geschichte.

Als ich die ersten Proben begleitete und hier und dort etwas umschrieb, blieb ich an einer meiner Zeilen hängen.  Albin, der Zwerg, will die verzauberten Prinzen in die Falle locken, indem er sich selbst als Köder präsentiert:

Albin, von Karsten Kenzel 480x640
Foto: Karsten Kenzel

 

„Hier sitz ich und ich angle…..“

Heißt es tatsächlich „angle“? Oder sollte unser Zwerg nicht eher singen „Hier sitz ich und ich angel“? Mir kam das plausibler vor. Aber nicht plausibel genug, um es einfach zu machen. Also schrieb ich meinen Freund Bastian Sick an. Der fand die Frage so interessant, dass er sie in einen Beitrag seiner Kolumne  verwandelte.

Übrigens ist die neue Folge vom Dativ, der bekanntlich dem Genitiv sein Feind ist, gerade fertig und wird Mitte Mai erscheinen. Bestellen kann man sie schon jetzt.

Bastian Sick stellt das
Handbuch für Songtexter vor

In seinem Blog schreibt er:

„Meine Freunde Edith Jeske und Tobias Reitz haben ein wunderbares Buch geschrieben, das Textdichtern, Librettisten, Schlagerpoeten, Chansonniers und Songwritern zur nützlichen Anleitung gereichen soll. Die beiden Autoren schöpfen dabei zum einen aus ihren eigenen Erfahrungen als Textdichter und Hitmacher, zum anderen aus ihrer langjährigen Tätigkeit als Leiter der Celler Schule, dem jährlich stattfindenden Seminar für Nachwuchstextdichter. Die Einführung zu ihrem Werk schrieb kein Geringerer als Michael Kunze, der unbestrittene König der deutschen Textdichter. Von mir stammt das Grußwort, das zu verfassen mir eine Ehre war.
Ich bin sicher, dass dieses Handbuch all diejenigen eine Bibel sein wird, die sich berufsmäßig mit Musik und Textdichtung befassen.“

Nicht nur deshalb ist Bastians Blog einen Besuch wert. Unbedingt zu empfehlen ist auch sein Sprachquiz in vielen kniffligen Folgen und – nicht zu vergessen – die herrlich schlimmen Fundstücke.
Bald wird übrigens auch Bastians neues Buch erscheinen.
Wir drücken jetzt schon die Daumen für den nächsten Bestseller!

 

Bastian Sick im Fernsehen

Mit Recht darf die Celler Schule Bastian Sick einen Freund des Hauses nennen – als gern gesehenen Gast im Seminar, als ebenso kompetenten wie gewissenhaften Juror und einfach so – für seinen Spaßfaktor.  Alle, die Songtexte schreiben – oder auch Prosa – können bei ihm immer wieder Neues finden, lachen, staunen und sich inspirieren lassen. Auch zu unserm Lehrbuch für deutsche Songtexte, das im Sommer endlich erscheint, wird Bastian (in ebenso prominenter Gesellschaft übrigens) Senf und Segen geben. Nichts liegt also näher, als nun auch einmal für den Sprachguru vom Dienst unsere kleine Trommel zu rühren (was er natürlich nicht nötig hat – aber uns gehts ums Prinzip). Hier also kann man ihn hören und sehen:

26.1. ZDF, Markus Lanz
28.1. mdr, Riverboat
30.1. NDR, DAS!

Und übrigens: Auch seine Website Bastian Sick lohnt den Besuch! Auf  keinen Fall entgehen lassen sollte man sich das zweiteilige Sprachquiz!
Ganz besonders enpfohlen denjenigen, die sich im Deutschen für absolut sattelfest halten 🙂