Konnst du mi hern

von Turid Müller

Aktuelle Single der Hundskrippln: Eine Rockballade über den Tod.

Die Mundart-Band ist eigentlich „für fetzige bayrische Lieder bekannt“. Doch die aktuelle Single hat eine ganz andere Note: Es geht um den Tod. Und um die Frage: Was passiert danach?

Als Nordlicht mag man sich fragen: Was ist das eigentlich? Hundskrippln? Die Website der bayrischen Boygroup liefert Antworten: „Hundskrippln ist ein bayerisches Schimpfwort für einen gerissenen, gemeinen Kerl oder die Bezeichnung für ein ungezogenes Kind.“ So versteht sich auch der Kommentar der Stadlpost zur Single: „Die Hundskrippln werden erwachsen“!

Leadsänger Manuel Peisker ist der Haupt-Texter des neuen Songs. Matthias (Hias) Riegler – Celler Schule 2019 – hat bei dem Song das Drehbuch geschrieben und Regie geführt. Kameramann war Lukas Plöchl aus Österreich. Schnitt: Thomas Eberl (der Gitarrist). „Konnst du mi hern“ ist die erste Single vom zweiten Album. Es wird im Herbst erscheinen. Es ist der erste Song, den die Band bei Erwin Bader aufgenommen hat, einem Produzenten aus Wien. Bekannt ist Bader unter anderem durch das Erfolgsduo ‚Pizzera&Jaus‘. Auch hat er die ESC-Gewinnerin Conchita Wurst produziert.

„Es gab trotz des traurigen Inhalts beim Dreh immer mal wieder Momente, an denen wir rumgeblödelt und gelacht haben,“ erzählt Hias. „Ich denke es ist auch wichtig bei so einem traurigen Song, da man sich sonst irgendwann gegenseitig runterzieht. Gleichzeitig ist es aber genauso wichtig, sich wenn die Kamera läuft dann wieder schnellstmöglich in die Lage zu versetzen, um das Ganze auch authentisch und glaubwürdig rüber bringen zu können.

Ich selbst spiele ja den Verstorbenen im Video. Ich wurde oft gefragt, ob es denn nicht schwierig sei, da sein eigenes Sterbebild anzuschauen und einen Toten zu spielen. Ich empfand das aber nicht als schwierig, da für mich hier der künstlerische Aspekt im Vordergrund steht. Die Musik und auch eventuell dazugehörige Videos sind einfach Emotion pur, egal ob fröhlich, traurig oder sonst was. Das ich persönlich dann eben diesen jenen gespielt habe steht für mich völlig im Hintergrund.“

Dem emotionalen Video werden Worte aber nur begrenzt gerecht. „Gänsehautmomente“ müsst Ihr Euch selbst abholen. Schaut mal rein! – Ihr seid nicht die Ersten. Das Video hat schon eine beachtliche Anzahl von Views.- Der Tod geht uns eben doch alle an.

Bernd Meinunger im Porträt

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Er ist eine Hälfte des erfolgreichsten Komponisten-Textdichter-Duos beim Eurovision Songcontext. Achtmal landeten seine Lieder unter den ersten fünf. Mit „Ein bisschen Frieden“, gesungen von der 17-jährigen Nicole,  katapultierte sich Bernd Meinunger Bernd Meinungergemeinsam mit dem Komponisten Ralph Siegel  1982 in Großbritannien in den Schlagerolymp und bescherte Deutschland den allerersten Sieg beim Eurovison Songcontest, der damals noch Grand Prix Eurovision de la Chanson hieß. Der Siegertitel 1982 entstand, so geht die Mär, weil Siegel  – dem Zeitgeist entsprechend – unbedingt ein Lied über den Frieden machen wollte, Meinunger aber eigentlich nicht. Um dann im Laufe der Diskussion einzulenken: „Höchstens ein bisschen Frieden“. Damit war der Titel, die sogenannte „Zeile“, gefunden. Und Meinunger schwört, dass die Geschichte kein bisschen erfunden ist.

VOM WEIZEN ZUM HIMBEEREIS

Bernd Meinunger wurde am 30. September 1944 in Meiningen (Thüringen) geboren. Genau zehn Jahre später als Udo Jürgens. Da ist es nicht verwunderlich, dass der 70. Geburtstag, den Meinunger im vergangenen Jahr feierte, fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Schließlich ließ alle Welt Udo hochleben. Ein Umstand, der den Jubilar nicht störte, denn er steht nicht gern im Rampenlicht. Im Alter von fünf Jahren war Bernd mit seiner Mutter in die gerade gegründete Bundesrepublik Deutschland übersiedelt, wo der Vater lebte. Musikalische Ambitionen zeigten sich schon bald. Schon als Teenager wirkte Meinunger in verschiedenen Bands mit, unter anderem  mit den Red River Boys. 1966, während der Bundeswehrzeit, schrieb er Text und Melodie für seinen ersten Titel, der auf Schallplatte erschien: Chu Chu“.  Die Musik trat in den Hintergrund, als Meinunger  in München Volkswirtschaft studierte, wo er  seine Dissertation über die Handelsbeschränkungen des Weltweizenmarktes schrieb. Anschließend arbeitetete er zehn Jahre lang  in der Wirtschaftsforschung. Erst mit  33 Jahren startete er als Textdichter  durch, und zwar „Himbeereis zum Frühstück“. Das Lied war die deutsche Version des amerikanischen Songs „Standing in the Crossfire“ der Bellamy Brothers. In Deutschland machten es ebenfalls zwei Brüder zum Hit: Hoffmann und Hoffmann.

DSCHINGHIS KHAN UND EIN BISSCHEN FRIEDEN

1979 landete Meinunger seinen ersten Welterfolg: „Dschinghis Khan“, interpretiert von der gleichnamigem  Gruppe  Dschinghis Khan landete beim ESC  – Uuuuh, aaaah! –  in Jerusalem auf Platz  4. „Das Schönste ist, wenn man aus dem Nichts einen Hit schreibt“, so der Textdichter, „am besten für eine Band, die noch niemand kennt.“ Zwischen ihm und dem Komponisten Ralph Siegel entwickelte sich eine kongeniale Partnerschaft. Siebzehnmal seit 1978 traten die beiden gemeinsam beim Eurovision Song Contest an. Achtmal kamen sie unter die besten fünf, ihr Sieg 1982 mit „Ein bisschen Frieden“ ist legendär. Aber auch die Zweiplatzierungen, etwa Katja Ebsteins „Theater“ (1980), Lena Valaitis’ „Johnny Blue“ (1981) und „Lass die Sonne in dein Herz“ von Wind (1987) sind noch immer in den Köpfen der Deutschen.  

Bernd Meinunger hat mehr als 4600 Lieder geschrieben, die veröffentlicht und  350 millionenfach verkauft wurden, und erhielt an die 400 Gold- und Platin-Auszeichnungen. Neben dem Textdichten frönt er noch einer Leidenschaft, dem Golf. Auf dem Green traf er auch Hansi Hinterseer. Die Folge: Fast 100 Lieder in 20 Jahren!  Bernd Meinunger, der mit seiner Frau Barbara  in München lebt,  hat für beinahe jeden deutschsprachigen Künstler gearbeitet, der in den vergangenen 40 Jahren in den Hitparaden vertreten war, so zum Beispiel  Peggy MarchPeter AlexanderAndrea Berg, Rex GildoStefanie Hertel, die Kastelruther SpatzenMireille MathieuVicky LeandrosPeter Maffay, Semino Rossi und Wolfgang Fierek. Nur zwei große deutschsprachige Künstler fehlen ihm auf seiner langen Liste: Udo Jürgens und Howard Carpendale.  Und falls Sie auf einem Plattencover auf  klingende Namen wie John O’Flynn, Jim Leary, O. Pinion und Gunter Johansen stoßen: Auch hier steckt Bernd Meinunger dahinter.

VON DEUTSCHLAND NACH SAN MARINO

Anfang des 21. Jahrhunderts kam das Kreativ-Duo Siegel/Meinunger  in Deutschland irgendwie aus der Mode. 2005 wollte es Meinunger  noch einmal wissen und schrieb mit dem Komponisten David Brandes unter dem Pseudonym John O’Flynn den Song „Run & Hide“ , holte sich aber keine Lorbeeren. Die Sängerin Gracia landete auf dem letzten Platz – was nicht unbedingt an mangelnder Qualität des Songs gelegen haben dürfte, sondern an einem handfesten Skandal, der seinerzeit durch die Presse rauschte……….
Ralph Siegel scheint noch immer dem Songcontest verfallen zu sein. Er versucht seit Jahren  sein Glück mit anderen Nationen, darunter Malta, Bosnien und Herzegowina und San Marino – für das letztgenannte Land  heuer schon zum vierten Mal. Dieses Mal holte er wieder  John O’Flynn  ins Boot, der sich die Zeilen für  „Chain of Lights“  einfallen ließ. „Es wäre ein Traum, ins Finale kommen“, meinte Siegel vor wenigen Tagen. Dieser Traum ging nicht in Erfüllung. Für Anita Simoncini & Michele Perniola, beide erst 16 Jahre alt,   aus San Marino, war am Donnerstag in der Vorentscheidung Endstation.

Die Herren Siegel und Meinunger können sich also am 23. Mai die Übertragung in der Wiener Stadthalle ganz entspannt anschauen.  Den Grand Prix-Urgesteinen sei ein bisschen Frieden gegönnt.