Bruchstellen – Monatsgedicht von Michael Feindler

Von Turid Müller

Michael Feindler entlässt uns im Juli mit einem kurzen Vierzeiler in die Sommerpause.

Foto: Sylvie Gagelmann

Während der Kabarettist viel über sein neues Bühnenprogramm mit dem verheißungsvollen Titel ‚Durchbruch‘ nachdenkt, das im Herbst Premiere hat, ergab sich eine poetische Randnotiz, mit der er sich in die Sommerpause verabschiedet:

BRUCHSTELLEN
Ein Aufbruch, der zum Durchbruch führt
und den man dann als Umbruch spürt,

wird manchmal nur – ganz unumwunden –
als Bruch empfunden.

Der Autor dieser Zeilen merkt thematisch passend an: „Ohne grundsätzlich mit der Verse-Tradition zu brechen, macht das Monatsgedicht im August Urlaub und kommt erst Anfang September wieder zurück. Wer für diese Zeit noch eine gereimte und musikalische Untermalung sucht, kann sich die erste Strophe dieses Liedes aus der Feindlerthek anhören. Darin kommt ebenfalls das Wort Urlaub vor und bis Anfang September ist das Lied auch für Nicht-Mitglieder freigeschaltet.“

 

In diesem Sinne: Schöne Sommerzeit Euch allen!

 

Trüber Tag – Monatsgedicht von Michael Feindler

von Turid Müller

In seinem aktuellen Monatsgedicht nimmt Michael Feindler die Inflation aufs Korn.

„In mutmaßlicher Ignoranz gegenüber der aktuellen Jahreszeit“ hat der Kabarettist (Celler Schule 2010) im Mai Rainer Maria Rilkes Gedicht Herbsttag „thematisch überarbeitet und aktualisiert“:

Trüber Tag

Markt, es wär Zeit. Das war ein schöner Lenz
für manche. Lass die Blasen endlich platzen,
denn Preise kratzen an der Existenz.

Beschütz mit deiner unsichtbaren Hand
zur Abwechslung mal jene, die es bräuchten,
lasse die Augen der Verdrängten leuchten
und schaff sozialen Wohnraum hierzuland.

Denn wer kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt noch mietet, wird auch Mieter bleiben,
wird suchen und Bewerbungstexte schreiben,
oft umzieh’n – immer fort und nicht mehr her –,
wenn ihn die Mieterhöhungen vertreiben.

Ergänzend dazu empfiehlt er „eine Dokumentation über explodierende Bodenpreise.“

Wer mehr „aktualisierte Lyrik“ hören möchte, kann das „in der Feindlerthek in der Gedichtsammlung Alte Texte für neue Ohren, die bis Ende Mai auch für Nicht-Mitglieder freigeschaltet ist.“

 

 

 

 

 

 

 

Neue Quellen – Das Monatsgedicht von Michael Feindler

Von Turid Müller

Michael Feindlers Monatsgedicht widmet sich im Januar einem Dauerbrenner der Gegenwart, der uns nicht zuletzt seit der Ukraine-Krise immer mehr auch im Alltag erwischt und beschäftigt ich sag nur „Waschlappen“.

 

Der erste Monat des Jahres stand ganz im Zeichen der Lützerath-Proteste – und der Berichte darüber. Das erste Monatsgedicht des Jahres, nimmt das auf:

Neue Quellen

Wenn es uns doch nur gelänge,
Strom zu machen aus der Menge
Energie, die darin fließt,
dass man auf diversen Wegen
schimpfend — bis zur Hetze — gegen
Klimaaktivisten schießt!

Wenn wir bloß die Mittel fänden,
Wärme weiterzuverwenden,
sind Gemüter stark erhitzt!
Dann bekäm das Destruktive
eine Zukunftsperspektive,
weil es dadurch endlich nützt —
und sogar das Klima schützt.

Neue Quellen gibt es übrigens auch beim Kabarettisten selbst:
Ab sofort macht er sämtliche Gedichte und Liedtexte aus seinen Programmen der Öffentlichkeit zugänglich. Diese sind nun auf einer eigenen Website sowohl nachzulesen als auch in Form von Live-Demos anzuhören. Zugang zu dieser Feindlerthek bekommt Ihr durch eine Mitgliedschaft. Die könnt Ihr für einzelne Monate oder auch gleich für ein ganzes Jahr abschließen. Denn neben dem Zugang zu allen Inhalten auf feindlerthek.de erhalten Mitglieder auch exklusive Einblicke in ganz neue Texte und Lieder.

 

Neunzeiler-Werbung
von Michael Feindler

 

Selbst wenn ich durch die Wohnung feg,
selbst wenn ich träum am Landungssteg –
das stoppt nicht, dass ich überleg,
wie ichs Int’resse bloß erreg,
und dass ich – hier ist der Beleg –
mich Richtung Facebook-Sucht beweg.
Drum nutz ich jetzt das Privileg
des Abschluss-Findens und ich pfleg
stattdessen nun die Feindlerthek.