AUFGEBEN IST NICHT! – Die Sisters sind zurück!

Turid Müller

„Aufgeben ist nicht!“ lautet das diesjährige Motto der Sisters of Comedy. Die Pandemie hat nicht nur den Kreativen, sondern auch den Frauen schwer zugesetzt. Doch der Backlash in alte Rollenmuster ist ein Grund mehr, am 08.11. für Gleichstellung auf die Bühne zu gehen!

Seit dem wir vor ein paar Jahren 100 Jahre Frauenwahlrecht feierten, stellen die Ladies aus Kleinkunst, Kabarett und Comedy jährlich lautstark fest, dass damit noch längst nicht alles erreicht ist. In zahlreichen Shows im ganzen deutschsprachigen Raum wird gemeinsam nachgelacht. Eine der Initiatorinnen der Aktion: Dagmar Schönleber (Celler Schule 2018) – diesmal Patin in Köln. Mit von der Partie sind jedes Mal ein Haufen anderer ExCellentinnen. Und zuweilen auch ein ExCellent – wie beispielsweise mein liebevoll als „Quotenmann“ bezeichneter Pianist und Bühnen-Kollege Michael Hierer (Celler Schule 2018).
In Baienfurt spielt Anne Folger (Jahrgang 2019); in Bern Marie Diot (Gewinnerin vom Hans-Badtke-Förderpreis 2021). In Dorsten ist Jutta Wilbertz (Celle 2011), und in Oberhausen Katie Freudenschuss (Celle 2008) am Start. Die Schrillen Fehlaperlen rücken mit ihrem Quoten-ExCellenten Ferdi Riester (Celle 2018) in Neufra an. – Und ich habe bestimmt noch etliche vergessen!

Die Message ist so kurz wie klar: Geh hin! Und unterstütze nicht nur Deinen „local artist“, sondern auch die Gleichberechtigung – sowie die durch Einnahmen und Spenden geförderten sozialen Projekte!
In der Pressemitteilung heißt es:
„Wo anderen 3 G‘s reichen, bieten wir 7G’s:
Geimpft, Genesen, Getestet, Gute Laune, für Gender Gerechtigkeit – Garantiert!
Alles was wir noch brauchen sind volle Häuser.“
Und übrigens: „Männer sind herzlichst Willkommen, Humor ist für alle da!“

Celler Schule 2021 – Danke!

David Bereuther

Von links nach rechts: Rainer Bielfeldt, Cornelia Vollmers, Tobias Reitz, Florian Hofmaier, Michaela Christ, Finn Vincent Moriz, Edith Jeske, Kirsten Mørk, Linda Stark, Sarah Muldoon, Martin Knoch, David Bereuther, Marie Diot (Julia Geusch). Foto: Peter Heske

„Ich werde ein anderer bleiben” – Der Satz von meinem lieben Co-Cellenten Flo geistert mir noch mehrere Wochen nach meiner Rückkehr aus Springe im Kopf herum. Das war sie also – die Celler Schule.
Und was war das jetzt? Ein Workshop? Eine Fortbildung? Ein Treffen mit Gleich-gesinnten? Ja schon, aber eben nicht nur das. Einfach weil diese zwei Wochen für mich – und vermutlich auch alle weiteren Teilnehmenden – doch viel viel mehr waren. Selten habe ich mich so sehr als Textdichter, als Künstler und als kreativer Kopf gefühlt, so viel guten Zuspruch und gleichzeitig so ehrliche Kritik bekommen wie in diesen zwei Wochen, selten so viele völlig unterschiedliche Charaktere kennengelernt, die gleichzeitig so unglaublich gut miteinander harmonierten. Auch habe ich noch nie so eine große Menge neuer Texte und Lieder unterschiedlicher Genres innerhalb kürzester Zeit geschrieben – eine Kreativexplosion!

David Bereuther & Rolf Zuckowski

Ich könnte es auch ganz schlimm so zusammenfassen: Hier bin ich Mensch, hier darf ich schreiben.

Damit es hier jedoch nun nicht ausschließlich um Schwärmerei von einer unvergesslichen Zeit geht, noch zwei Highlights aus diesen 14 Tagen – die beiden Feste der Celler Schule:
Auch dieses Jahr besuchte uns wieder Texter, Komponist und Sänger Rolf Zuckowski. Statt zur Schlussveranstaltung schaffte er es aus Termingründen zur Halbzeit als krönender Abschluss der ersten Woche. Wie letztes Jahr präsentierten die Teilnehmenden Rolf eine Neubetextung des Klassikers Leben ist mehr, das Rolf 2017 zur Unterstützung der Celler Schule persönlich gespendet hatte. Titel dieses Jahr: “Gute Ideen sind seltsame Freunde.” Rolf hat es sehr gefallen und für mich war es einfach ein Wahnsinn, diesen Helden meiner Kindheit (und vermutlich später einmal auch meiner Kinder) kennenzulernen. Danke Rolf fürs Dabeisein!

Tobias Reitz & David Bereuther

Auch der fulminante letzte Festabend der Celler Schule 2021 war ein Erfolg. Vor allem Tobias Reitz persönliche Umtextung von Rudi Carells Lalala mit je einer Strophe zu jeder und allen Teilnehmenden hat mich ganz schön umgehauen. Die anschließende Präsentation der innerhalb der letzten Wochen entstandenen neuen Stücke war dann ebenso vielseitig und bunt, von schrägem Chanson über berührende Pop-Ballade bis zu Partyschlager-Hit war so ziemlich alles vertreten – Tränen vor Lachen und Tränen der Rührung im munteren Wechsel. Als abschließendes Highlight dann noch großartige Beiträge von Ex-CellentInnen der letzten Jahrgänge. Nächstes Jahr werde ich auch als einer wieder dabei sein. Garantiert.
Ich nehme aus diesen zwei Wochen so einiges mit, wie schon gesagt, einiges mehr als nur frisches Wissen über Rhythmen, Reime und Rumspinnen neuer Geschichten. Ich komme mit einem anderen Gefühl für meinen Beruf als Textdichter und Komponist nach Hause, vielleicht sogar mit einem neuen Gefühl dafür, wer ich gerne sein will, oder sogar bin. Oder mit Flo: Ich werde ein anderer bleiben.