Anti-Imposter-Schild: Hans-Bradtke-Förderpreis 2023 geht an Lucie Mackert

Von Turid Müller

Im Rahmen des Abschlussabends der Celler Schule wurde wie jedes Jahr der Hans-Bradtke-Preis vergeben.  Lucie Mackert, die „Macke“ in „Mackefisch“ hat ihn erhalten, und eine Kostprobe aus dem gemeinsamen Programm zum Besten gegeben. 

Die Preisträgerin mit dem Leitungs-Team der Celler Schule (Foto: Peter Heske)

Lucie Mackerts Weg zur Musik führte über die Theaterbühne: „Ich habe nach der Schule Schauspiel studiert und dann erstmal viel Theater gespielt, aber nach ein paar Jahren gemerkt, wie sehr mir das Liederschreiben und Musikmachen fehlt, was ich schon als kleines Mädchen und dann durchgängig bis zum Schauspielstudium viel gemacht habe. Daher habe ich dann mein festes Theaterengagement aufgegeben und parallel zu Gasttheaterengagements diverse musikalische Projekte gegründet und ausprobiert, was auch alles ganz toll war. So ist auch die One-Woman-Band entstanden, die es ja auch als Teil von Mackefisch noch gibt.“
Die Zeit in der Celler Schule hat die Künstlerin im Hinblick auf diese Arbeit sehr beflügelt:

Celler Schule Jahrgang 2023 (Foto: Peter Heske)

„Unglaublich, was ich in der Zeit in der Celler Schule alles gefunden habe: Inspiration, Wissen, Werkzeuge, neue Freunde, und so viele Quellen für Begeisterung und Neugier. Das allein war schon so viel, dass ich immer noch am verdauen bin. Und dann hat man mir auch noch diesen Preis mitgegeben: den Hans-Bradtke-Preis! Wow! Eine riesengroße Ehre und ein fabelhafter Anti-Imposter-Schild. Vielen Dank dafür!“

Mackefisch (Foto: Max Saufler)

Als Anti-Imposter-Schild sollte eigentlich auch der große Erfolg ihrer Kleinkunst-Kombo taugen – um nur die jüngsten zu nennen:  Ein TV-Auftritt bei Ladies Night und die Nominierung für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik für das aktuelle Album HARMONIEDERGANG.  Klar, dass das gemeinsame Projekt mit Duo- und Lebenspartner Peter Fischer (Celler Schule 2018) zurzeit bei der Lucie Mackert im Fokus steht: „In diesem Jahr habe ich nun die Theaterengagements und anderen Projekte zugunsten von Mackefisch fast alle abgespielt und freue mich total drauf, konzentriert an den eigenen Liedern zu arbeiten. Die Celler Schule kam da auch zeitlich goldrichtig, um mir für mein eigenes Songwriting noch weiter den Rücken zu stärken. Besonders toll ist natürlich, dass Peter auch in der Celler Schule war und wir auch immer häufiger gemeinsam an Liedern arbeiten, das ist eine sehr besondere Situation.“
Der Hans-Bradtke-Förderpreis wird seit 2021 im Rahmen der Songtexter Masterclass an ein Nachwuchs-Talent verliehen. Ins Leben gerufen hat ihn die Tochter des Namensgebers: Barbara Berrien. Hans-Bradtke war ein Textdichter, Zeichner und Karikaturist. Man kennt ihn zum Beispiel durch den sommerleichten Ohrwurm „Pack die Badehose ein!“. Ganz andere Themen treiben hingegen die aktuelle Preisträgerin um:

Lucie Mackert und Peter Fischer in Springe (Foto: Peter Heske)
„Beim Texteschreiben habe ich immer wieder den Wunsch, die Themen, die mich beschäftigen, die mir vielleicht sogar Sorgen oder Angst bereiten, durch Leichtigkeit, Humor und skurrile Bilder zu entwaffnen. Dass ich Teil der Celler Schule sein durfte, hat mir sehr dabei geholfen, dieses Ziel weiter zu verfolgen. Dass ich nun auch noch den Hans-Bradtke-Preis bekommen habe, benannt nach einem Textdichter, der es geschafft hat, Lächeln und Sehnsucht extrem erfolgreich in Lieder zu verpacken, gibt mir Rückhalt auf diesem Weg, den ich gerne, aber manchmal auch mit angehaltenem Atem gehe. Vielen Dank!“

Celler Schule 2021 – Danke!

David Bereuther

Von links nach rechts: Rainer Bielfeldt, Cornelia Vollmers, Tobias Reitz, Florian Hofmaier, Michaela Christ, Finn Vincent Moriz, Edith Jeske, Kirsten Mørk, Linda Stark, Sarah Muldoon, Martin Knoch, David Bereuther, Marie Diot (Julia Geusch). Foto: Peter Heske

„Ich werde ein anderer bleiben” – Der Satz von meinem lieben Co-Cellenten Flo geistert mir noch mehrere Wochen nach meiner Rückkehr aus Springe im Kopf herum. Das war sie also – die Celler Schule.
Und was war das jetzt? Ein Workshop? Eine Fortbildung? Ein Treffen mit Gleich-gesinnten? Ja schon, aber eben nicht nur das. Einfach weil diese zwei Wochen für mich – und vermutlich auch alle weiteren Teilnehmenden – doch viel viel mehr waren. Selten habe ich mich so sehr als Textdichter, als Künstler und als kreativer Kopf gefühlt, so viel guten Zuspruch und gleichzeitig so ehrliche Kritik bekommen wie in diesen zwei Wochen, selten so viele völlig unterschiedliche Charaktere kennengelernt, die gleichzeitig so unglaublich gut miteinander harmonierten. Auch habe ich noch nie so eine große Menge neuer Texte und Lieder unterschiedlicher Genres innerhalb kürzester Zeit geschrieben – eine Kreativexplosion!

David Bereuther & Rolf Zuckowski

Ich könnte es auch ganz schlimm so zusammenfassen: Hier bin ich Mensch, hier darf ich schreiben.

Damit es hier jedoch nun nicht ausschließlich um Schwärmerei von einer unvergesslichen Zeit geht, noch zwei Highlights aus diesen 14 Tagen – die beiden Feste der Celler Schule:
Auch dieses Jahr besuchte uns wieder Texter, Komponist und Sänger Rolf Zuckowski. Statt zur Schlussveranstaltung schaffte er es aus Termingründen zur Halbzeit als krönender Abschluss der ersten Woche. Wie letztes Jahr präsentierten die Teilnehmenden Rolf eine Neubetextung des Klassikers Leben ist mehr, das Rolf 2017 zur Unterstützung der Celler Schule persönlich gespendet hatte. Titel dieses Jahr: “Gute Ideen sind seltsame Freunde.” Rolf hat es sehr gefallen und für mich war es einfach ein Wahnsinn, diesen Helden meiner Kindheit (und vermutlich später einmal auch meiner Kinder) kennenzulernen. Danke Rolf fürs Dabeisein!

Tobias Reitz & David Bereuther

Auch der fulminante letzte Festabend der Celler Schule 2021 war ein Erfolg. Vor allem Tobias Reitz persönliche Umtextung von Rudi Carells Lalala mit je einer Strophe zu jeder und allen Teilnehmenden hat mich ganz schön umgehauen. Die anschließende Präsentation der innerhalb der letzten Wochen entstandenen neuen Stücke war dann ebenso vielseitig und bunt, von schrägem Chanson über berührende Pop-Ballade bis zu Partyschlager-Hit war so ziemlich alles vertreten – Tränen vor Lachen und Tränen der Rührung im munteren Wechsel. Als abschließendes Highlight dann noch großartige Beiträge von Ex-CellentInnen der letzten Jahrgänge. Nächstes Jahr werde ich auch als einer wieder dabei sein. Garantiert.
Ich nehme aus diesen zwei Wochen so einiges mit, wie schon gesagt, einiges mehr als nur frisches Wissen über Rhythmen, Reime und Rumspinnen neuer Geschichten. Ich komme mit einem anderen Gefühl für meinen Beruf als Textdichter und Komponist nach Hause, vielleicht sogar mit einem neuen Gefühl dafür, wer ich gerne sein will, oder sogar bin. Oder mit Flo: Ich werde ein anderer bleiben.

Freundschaft fürs Leben: Jahreshauptversammlung vom Freundeskreis Celler Schule

Von Turid Müller

Der Förderverein der Celler Schule, ins Leben gerufen, um der der Masterclass der GEMA-Stiftung auch auf dem Papier den richtigen Rahmen zu geben, tagte am 04. Juli. Dank moderner Technik waren alle Vereinsmitglieder (virtuell) anwesend. Teilgenommen wurde von unterschiedlichsten Orten aus – zu Wasser und zu Land.

Man mag es kaum glauben – aber: Hinter dem kreativen Treiben der Nachwuchs-Schmiede steckt mittlerweile auch ein gehöriger Batzen Vereinsmeierei. Glücklicherweise kann der junge Verein dabei auf die Unterstützung von Willi (Hans-Wilhelm Giere) setzen. Er begleitet die Vereinsmitglieder (und, wie er augenzwinkernd bei der Sitzung anmerkte, auch die „Mitgliederinnen“) mit kundigem Kopf durch den Bürokratie-Dschungel.
Dank gilt auch dem nach der Entlastung frisch verabschiedeten Vorstand – und ganz besonders Gordon Buschle für seine (wie es im Protokoll heißt) „Verdienste bei der Gründung des Vereins und die jahrelange Tätigkeit als Vereinsvorsitzender“.
Als neuen Vorstand können wir begrüßen: Hans-Wilhelm-Giere (1. Vorsitzender), Tobias Reitz (2. Vorsitzender), Peter Heske (Kassenwart) und Thomas Paul Schepansky (Kassenprüfer). Für die Zukunft hofft der Verein auf eine paritätischere Besetzung.

Was gibt es sonst Neues?
„In diesem Jahr wird von Barbara Berrien wieder eine Sonderspende für den Hans-Bradtke-Förderpreis auf dem Vereinskonto eingehen“; in Kürze wird es einen aktuellen Flyer für den Förderverein geben und die Planungen für die (Corona-bedingt) auf 2022 verschobene 25-Jahr-Feier der Celler Schule sind in vollem Gang.

 

Apropos Corona-Krise: Die Situation der Kulturbranche zeigt einmal mehr, wie wichtig solche Netzwerke und Strukturen für uns Kulturschaffende sind. Und leider auch, dass wir sie selbst aufbauen müssen, weil es sonst keiner tut. Der Förderverein ist ein starker Begleiter der Celler Idee. Und damit er noch stärker wird, freut er sich über Eure Unterstützung.

Wohnzimmerkonzert in Münster – Stefan Noelle spielt in gemütlicher Runde

Von Mario Rembold

Ein Hocker, eine Gitarre und Stefan Noelle – mehr braucht es nicht für ein gelungenes Wohnzimmerkonzert.

Gut, ein kleines Grüppchen Zuhörender vielleicht noch, die ein offenes Ohr haben für Songs im Singer/Songwriter-Gewand. All diese Zutaten waren beisammen – am 4. Dezember zuhause bei Edith Jeske und Peter Heske. Rund zwanzig Gäste holten sich noch schnell ein Getränk, legten das Smartphone beiseite und machten es sich gemütlich. Hier ein paar Eindrücke:

Zu Beginn erzählt Stefan Noelle, wie er 2009 über die Celler Schule dazu kam, Zitat: „ernsthaft eigene Songs zu schreiben“. Der professionelle Schlagzeuger und Percussionist war zu diesem Zeitpunkt bereits zwanzig Jahre auf Bühnen und in Studios unterwegs, schrieb Film- und Theatermusik. Mittlerweile sieht man ihn außerdem mit seinen selbstverfassten Liedern auf der Bühne. Heute ganz ohne Band und ohne Mikro. Auch die nylonbespannte Konzertgitarre erklingt ohne Verstärker und somit vollkommen unverfälscht. In dieser Form geht das wirklich nur in einer Wohnzimmer-Atmosphäre. Mal berührt Stefan die Saiten nur ganz leicht, so dass man die Begleitung mehr erahnt als hört. Gelegentlich nimmt die Gitarre aber auch Fahrt auf – ein Dynamikumfang, der sich in einem großen Saal über Boxen nur schwer realisieren lässt.

Auch Kater Freddy hat Stefan Noelles Musikpoesie genossen.

Stefan ist ein Mann der leisen Töne und hat ein Händchen für eingängige Melodien und Metriken. Die Texte kommen ganz natürlich rüber, und sind doch auf den Punkt gereimt und voller Sprachwitz. Besonders originell finde ich die Mischung aus Melancholie und Humor. Zum Beispiel bei seinem Herbstlied („Gib mir noch mal Saft bevor du gehst“), das er laut Songtext jahrzehntelang vor sich herschob, um es dann doch endlich zu schreiben. Dazu mussten ihm jedoch erst die Haare ausfallen.

Sogar ein Fade-Out mit Akustikgitarre ist bei Stefan möglich, nämlich am Ende des Stücks „Aber so geht es auch“. Ein Lied über ein Paar, das über die Jahre zusammengeblieben ist, inzwischen aber wohl mehr übereinander denkt als miteinander redet. Und so blendet die Nummer langsam (und ganz ohne Mischpult) aus, indem Stefan immer leiser wiederholt: „Sie glaubt, dass er weiß, was sie denkt, wenn er sagt, dass er hofft, dass sie ahnt, was er meint, wenn er fragt…“.

In einem ganz aktuellen Stück outet sich Stefan außerdem als deutscher Patriot, der sich nicht von AfD und anderen Rechtspopulisten den Begriff „deutsch“ definieren lassen will. „Muss ich jetzt was sagen?“ ist ein originelles Statement gegen all jene, die Vokabeln wie „Patriotismus“ oder „deutsche Werte“ für sich allein vereinnahmen wollen. Denn schließlich kann man sein Land auch lieben, ohne dabei zu hassen, zu hetzen oder auszugrenzen. Auch dieser Song kommt wieder mit pfiffigen Wortspielen daher – aber die möchte ich hier nicht vorwegnehmen.

Und so vergeht ein kurzweiliger Abend mit Texten zwischen Liedermacher, Chanson, Kabarett und Pop. Als Zugabe gibt es zuletzt noch den Titelsong seines Albums „Meinetwegen im Regen“. Auf der CD ist das Lied voll arrangiert zu hören. Ich persönlich liebe aber vor allem die Livefassung nur mit Gitarre und empfinde sie als lebendiger und energiegeladener. Es sei erwähnt, das Edith Jeske mir sofort widersprach, denn schließlich sei ja die CD-Fassung ebenso herausragend. Da hilft nur eins: Sich selber ein Bild machen und erst die CD bestellen und diese dann zum Signieren zum nächsten Stefan-Noelle-Konzert mitnehmen.

Absurdes zwischen Alltag und Weltpolitik

 

Matthias Reuter unterwegs mit seinem neuen Programm „Wenn ich groß bin, werd’ ich Kleinkünstler“

Von Mario Rembold

Matthias Reuter (Foto: Peter Heske)

„Große Kunst ist immer, wenn ich das nicht verstehe“, stellt Matthias Reuter fest, kurz nachdem er die Bühne betreten hat. Da war zum Beispiel dieser Besuch in einer Kunstgalerie zusammen mit seiner Freundin, „und da hab ich vieles nicht verstanden.“ Vor meinem inneren Auge läuft sofort ein Film ab, und offenbar auch bei den anderen Zuschauern. Es wird gelacht und geklatscht, obwohl die Show gerade erst anfängt. Große Kunst, so erfahren wir, ist manchmal auch einfach „mit fünf Dübeln befestigt“. Matthias macht aber lieber Kleinkunst, verrät er uns. Zitat: „Denn das verstehe ich.“ Dann setzt er sich ans Klavier und legt los.

Es ist der 16. November 2018, und wir befinden uns gerade in Oberhausen im ausverkauften Ebertbad. Premiere: Matthias Reuter präsentiert sein neues Bühnenprogramm „Wenn ich groß bin, werd’ ich Kleinkünstler“. Links steht ein Flügel, rechts ein kleiner Tisch mit Stuhl. Am Flügel hören wir Songs über russische Hacker, denen wir Trump, die AFD und David Hasselhoff verdanken, über Kinder, die von ihren kindischen Eltern genervt sind, oder eine aktualisierte Version seines „NRW-Abitur“-Songs. Wer im bevölkerungsreichsten Bundesland sein Abi gemacht hat, der darf sich nämlich auch mal verrechnen, wenn er, sagen wir, einen Flughafen plant.

Vom Tisch aus liest uns Matthias Geschichten vor, die aus dem Alltag gegriffen scheinen und dabei das Groteske in den Mittelpunkt rücken. In einem der Texte geht es um diese Schublade, die jeder von uns zu Hause hat: die mit dem Krimskrams drin, die „Schrömmelschublade“. Doch was ist das für ein Plastikteil, das da zwischen Entlüftungsschlüssel und alten Eintrittskarten liegt? Matthias möchte es herausfinden, und das Chaos nimmt seinen Lauf. In einer anderen Erzählung erfahren wir, dass man als Kleinkünstler regelmäßig Weinflaschen von Veranstaltern geschenkt bekommt, und welche Herausforderungen damit verbunden sind.

Premiere (Foto: Peter Heske)

Zwischen Flügel und Tisch bleibt Matthias häufig stehen, um scheinbar aus dem Stegreif Anekdoten zum Besten zu geben. Es kommt sogar vor, dass er mitten im Song die Tasten loslässt und aufsteht, weil ihm da etwas einfällt, das er jetzt erzählen muss. Wir wissen nicht, wie viel aus den Geschichten und Berichten tatsächlich aus dem Leben gegriffen ist, doch ganz gewiss hat Matthias einen Blick für das Absurde zwischen Alltag und Weltpolitik. Manchmal ist es auch die ganz eigene Art, wie er etwas erzählt, das uns im Publikum zum Lachen bringt. Ein kurzer Satz aus seinem Mund, leicht eingefärbt in eine Prise Ruhrpott, kann ganze Bilder und Geschichten im Kopf des Zuschauers entstehen lassen.

Wer ihn noch nicht live gesehen hat, mag sich nun fragen: Ist das Comedy oder Kabarett? Matthias Reuter beweist, dass dieses typisch deutsche Schubladendenken manchmal zu kurz greift. Nein, es gibt in seinem Programm keine Schenkelklopfer. Wir hören keine flachen Gags über das andere Geschlecht oder über peinliche Liebschaften. Auf der anderen Seite macht Matthias aber auch kein Zeigefinger-Kabarett. Statt über „die da oben“ herzuziehen, zeigt er humorvoll, wie Demokratie im Kleinen bei jedem einzelnen von uns beginnt (und was Ernie und Bert damit zu tun haben). Aber genau das ist eben auch eine Haltung in einer Zeit der Shitstorms und Empörungen.

Die zwei Stunden sind schnell vorbei, doch es gibt noch eine Zugabe: Matthias geht „Rentner fischen im Hallenbad“. Eine rundum gelungene Premiere – das sage nicht nur ich, sondern der Applaus im Saal spricht für sich und für Matthias. Wer neugierig geworden ist auf sein neues Programm: Aktuelle Termine gibt es auf Matthias’ Website.

Wie ich die goldene Säge gewann. – Ein Bericht von Feli rockt vom 4.8.2018

Ein Artikel von Karla Feles

Es ist wahnsinnig heiß, bin voll durchgeschwitzt, denn ich habe seit kurz vor 11h etliche Miniauftritte absolviert. Mein Auftrittsstart war bei Station 1 am Herder Tor, und danach konnte man 17 weitere  Stationen in der Alt- und der Innenstadt von Osnabrück  bespielen. Alle hab ich nicht geschafft.

Es blieben tatsächlich öfters Menschen stehen in kleinen oder größeren Gruppen. Sehr nett einmal, wie sich eine Dreijährige einfach vor mich hin auf den Gehweg setzte, und die pädagogisch wertvolle Mutter die Lütte nicht wegzog, sondern sich dazu hockte. ’n paar Euro gab’s auch hier und da, speziell für meine Hamburger Lieder.

Der Jury, die überall rumhörte, schien ich zu gefallen. Na gut, ich hab mich auch besonders ins Zeug gelegt, als die Truppe auftauchte…

Gerade läutet es zur vollen Stunde vom nächstgelegenen Kirchturm und die Spielzeit ist geschafft. Ich sitze unterm Sonnenschirm vor einer ehemaligen Eisschokolade und bin gespannt auf später.

17h, Haus der Jugend. Bin ausgeruht, hab  gefuttert und mir ordentlich Flüssigkeit zugeführt. Aufm Flipchart hab ich mich für die offene Bühne soeben ein- und gleich wieder ausgetragen, weil- ich hab es gerade erfahren- ich tatsächlich bei den Preisträgern bin und eh spielen werde, um 21.40h nämlich. Aha, als Letzte? Ja, ich sei der Headliner, sagt Kuno, der Hauptorganisator. Uhhh, Spannung steigt: Wie das wohl wird im gut besuchten Hof des HdJ  auf der großen Bühne…? Und zugegeben: Es war nicht so leicht, sich auf die Künstler der Offenen Bühne einzulassen, ich war mit den Gedanken oft woanders. Kein Wunder, oder?

20h. Zusammen mit Jeske und Heske, über deren Erscheinen ich mich sehr freue, höre ich den Darbietungen der „Sonderpreise“ zu. Wir kommentieren die 4 Acts gebührend, aber nur ganz leise.

21.45h, es ist soweit! Marcus Riemann, unser Moderator, erklärt, nach welchen Kriterien die Jury ausgewählt hat: -Musikalität -Kommunikation mit dem Publikum -Textgüte -Originalität -Authentizität. Auch schräg durfte man sehr gerne sein! Und jetzt:

„Aus Hamburg! Zum ersten Mal dabei! Und gleich die goldene Säge gewonnen! Feli rockt!“ Ich stürze auf die Bühne (zum Glück nicht auf d e r Bühne!), Akkordeon in Hand, und ha! Da schimmert es mir entgegen, das goldene Werkzeug, das mir zusammen mit einem Preisgeld und einer liebevollen Umarmung von der Tochter des GS-Erfinders überreicht wird. Nun spielen!

Ich bin nicht auf-, nur voll angeregt. Diese Athmosphäre mit den vielen zuhörwilligen Menschen, der warme Sommerabend, ein schönes Weizen…Ich danke noch fix den zwei Personen, ohne die ich nicht hier wäre: Edith Jeske, die mich ganz am Anfang auf den Liedermacherpfad geschubst hat, und Markus Riemann, der mir in HH dieses Liedermacherfest ans Herz gelegt hatte.

Dann los: Eins, zwei, drei Lieder mit Akkordeon laufen super. Bei Nr vier, nachdem Gaby mir ihre Gitarre hochgereicht hat, verhaue ich aber gleich den ersten Barrégriff, Mist. Mein Kommentar: „Äh, das war ’n falscher Akkord, aber nur wegen der falschen Gitarre. Ich spiel jetzt lieber was Anderes.“ Lacher. Und ne Zugabe darf ich trotz vorgerückter Stunde auch noch, passend betitelt mit  „Jetzt ist Schluss“, wieder auf dem  Akkordeon.

Und das war’s. Noch Sekt von Edith, Sekt von der Jury und kleines bisschen Selters dazwischen.

Boahhh, war das ein voller, toller Tag! Nun bin ich eine glückliche Goldenesägebesitzerin.