„Zwei Leben“: Rainer Bielfeldts neues Album und Bühnenprogramm

von Sandra Niggemann und Mario Rembold

Rainer Bielfeldt hat Wort gehalten: Rund anderthalb Jahre nach seinem letzten Album hat er nun seine neue CD „Zwei Leben“ veröffentlicht. Wir haben am 1. September 2019 im Kölner Senftöpfchen-Theater den ersten Konzertabend nach der Premiere erlebt.

Foto: Tiago Bielfeldt

„Wir haben zwei Leben. Und das zweite beginnt, wenn dir klar wird: Wir haben nur eins.“ Ob die Inspiration zu diesen Zeilen wirklich aus einem Glückskeks im Chinarestaurant kam? Das erzählt Rainer Bielfeldt im gut gefüllten Kölner Senftöpfchen-Theater, nachdem die letzten Akkorde seines Titelliedes verstummt sind. All seine Songs und Conférencen erscheinen authentisch, denn Rainer singt, spielt und erzählt aus tiefstem Herzen. Das spürt das Publikum. Immer wieder hört man aus den Zuschauerreihen ein mal wohliges und mal staunendes „Oh“. Das sind die Augenblicke, in denen man sich tief hineingezogen fühlt in die Lieder, die auch das eigene Herz zum Schwingen bringen.

Magische Momente, hinter denen eine Menge Arbeit und Sorgfalt im Vorfeld stecken.

Zudem hat sich Rainer für die Regie seines aktuellen Bühnenprogramms in die Hände von Edda Schnittgard begeben: Die einzelnen Songs sind durch kleine Anekdoten, Betrachtungen und Geschichten miteinander verbunden, mit denen er die Zuhörerinnen und Zuhörer zu einer Reise einlädt. Auf der Reise sein – davon spricht und singt Rainer immer wieder, vom Reisen, vom Ankommen und von Sehnsucht. „Viel zu selten allein’“ ist ein augenzwinkerndes Beispiel für alle drei dieser „bielfeldtschen“ Herzensthemen. Das Publikum gerät in herzhaftes Lachen, als Rainer in den ersten Zeilen des Liedes feststellt: „Du lässt mich viel zu selten allein. Du könntest hin und wieder mal verreisen.“

Neben all dem zeigt er eine differenzierte und feinfühlige Haltung: Themen wie Populismus und Rassismus begegnet er nicht mit plumpem erhobenem Zeigefinger, sondern mit sehr persönlichen Ansichten und Geschichten: So erzählt zum Beispiel „Insel namens Abendland“ – unserer Meinung nach ein Highlight des Abends – die Geschichte zweier ehemals dicker Schulfreunde, von denen einer nun, Jahre später, auf Facebook fremdenfeindlich „Häme, Hassgebrüll und Jammern“ verbreitet. Betroffen stellt Rainer aus Sicht des anderen Freundes die Frage: „Bist du noch zu retten, oder bist du schon verloren?“

Erwähnt sei auch Rainer Bielfeldts 1975 verstorbene Lieblingsdichterin Mascha Kaléko. Ihre Gedichte hätten ihn seit seiner Jugend berührt. Und weil, so Rainer, „Mascha Kaléko bei keinem meiner Konzerte fehlen darf“, sind auch drei ihrer Texte auf seinem Album zu kurzen Miniaturen verwoben. Sie sind ein Kontrast zu den anderen Liedern – ein bisschen wie ein Innehalten auf seiner Reise.

Foto: Tiago Bielfeldt

Neben diesen Miniaturen und Texten von Rainer Bielfeldt bündelt „Zwei Leben“ auch die Kreativität einer ganzen Truppe aus dem Kreis der Celler Schule. Während Rainer alle Songs komponiert hat, haben an den Texten neben Rainer folgende Autoren mitgewirkt: Barbara Berrien, Thorsten Budde, Karla Feles, Peter Fischer, Tilmann Graach, Julia Hagemann, Thomas Lienenlüke, Annette Müller, Hannes Potthoff, Thomas Paul Schepansky, David Quaass, Dagmar Schönleber, Otto Senn und Carsten Thiele. Drei Songtexte des Albums hat Edith Jeske beigesteuert.

Insgesamt zeigt sich Rainer Bielfeldt mit seiner neuen CD und seinem neuen Bühnenprogramm abwechslungsreich: nicht nur melancholisch und nachdenklich, sondern auch humorvoll und entschlossen. Das spiegelt sich unter anderem im Lied „Pflanz Lavendel auf mein Grab“ wider. Auch wenn der Titel anderes vermuten lässt: Rainer singt hier eine Hymne an das Leben, das er mit allen Sinnen genießen möchte. Er sei halt, so sagt Rainer Bielfeldt, ein „melancholischer Optimist“.

Und wenn am Abend seine musikalische Reise mit dem Lied „Der Horizont“ zu Ende geht und die Zeilen erklingen „Irgendwann… komm ich an“, dann zeigt der Applaus ganz klar: Beim Publikum des Senftöpfchens ist er angekommen – und wie.

Apropos: Mal abgesehen davon, dass man mit dem Kauf des CD-Albums auf Konzerten den Berliner Hospizdienst Tauwerk unterstützt, bietet Rainer nach seinem Auftritt eine „kostenlose Umarmung“ an. Ein Herzensmensch eben.

Lach mal was mit wünschdirwas

Von Turid Müller

Sandra Niggemann ist Ärztin. Kinderärztin. Und sie weiß: Selbst die beste Medizin ist nicht alles. Das Herz ist mindestens genauso wichtig.

„Urlaub von der Krankheit“ ist das, was der Verein wünschdirwas schwerkranken Kindern ermöglichen möchte. Und es wirkt: Die Glücksmomente helfen bei der Heilung oder zumindest bei der Akzeptanz der Krankheit. Der Verein erfüllt Herzenswünsche und schenkt Vorfreude und Erinnerung rund um den besonderen Tag. Dafür werden Spenden gesammelt wie unter anderem im Rahmen von „Lach mal was mit wünschdirwas“. Das Kabarett-Benefiz-Programm findet am 06. November zum siebten Mal statt – und zwar im Pantheon in Bonn. Auf die Frage, warum sie das Benefiz-Event organisiert, antwortet Sandra Niggemann: „Weil es ein Herzenswunsch von mir ist, mein Hobby Kabarett und mein Ehrenamt zu verbinden“. Und das macht sie hochprofessionell und unter Einbeziehung all ihrer Berufe und Talente: So schafft sie durch ihre PR-Arbeit für das soziale Anliegen der Veranstaltung Öffentlichkeit und durch ihre Moderation einen Rahmen für die auftretenden KünstlerInnen.

Von Anfang an mit dabei ist Matthias Reuter. Seit kurzem ist er auch „wünschdirwas“-Botschafter. Außerdem im Lineup: Markus Maria Profitlich – ebenfalls „wünschdirwas“-Botschafter – Fatih Çevikkollu, Martin Zingsheim, Bianka Kerres & Hans Fücker. Und auch ich habe dieses Jahr die Freude und Ehre dabei zu sein. Auf dem Programm: Musik und Kabarett – es wird ein bunter Abend! Und mit drei beteiligten AbsolventInnen (Sandra Niggemann, Matthias Reuter, Turid Müller) unter den bisherigen der mit der höchsten „Celler-Quote“.

Aus dem ersten, lange geplanten und schließlich sehr spontan umgesetzten, Benefiz vor sieben Jahren ist inzwischen eine feste Größe geworden. Sandra Niggemann organisiert und moderiert seitdem für viele gute Zwecke – so zum Beispiel auch für die jährliche Matinee der Lions im Senftöpfchen. Auch hier gab es schon einige Celler-Schüler-„Einsätze.

Damals nur durch den spontanen Kauf einer CD (Und zwar mittels eines gereimten Briefes!) mit Matthias Reuter bekannt, hat sie mittlerweile selbst die Celler Schule besucht und ist Kollegin geworden. Es sind die Schnittstellen, die sie besonders reizen. So gibt sie etwa humoristisch-medizinische Vorträge für die Stiftung „Humor Hilft Heilen“ (bekannt durch ihren Gründer Eckart von Hirschhausen). Und wenn es nach ihr geht, findet sie zukünftig noch viele weitere Möglichkeiten, ihre beruflichen Welten zu verbinden.

Wer Lust bekommen hat, Helferlein der Wunschfeen zu werden, kann sich diesen exklusiven Wunsch ganz einfach selbst erfüllen. Zum Beispiel mit dem Besuch des Abends!