Von Turid Müller
Seit 2018 gehen die Sisters auf die Bühne, um darauf aufmerksam zu machen, dass Gleichberechtigung noch immer eine gesellschaftliche Baustelle ist – nicht nur in der Kleinkunst…
Am 13.11. ist es wieder soweit: In Deutschland, Österreich und der Schweiz werden Künstlerinnen in eigener Sache laut: Sie wollen nicht länger die eine Quotenfrau im Lineup sein. Und der ganze Rest vom Patriarchat kann sich gern gleich mit verabschieden. Gender-Pay-Gap, Gender-Care-Gap, Renten-Gap und Co treffen natürlich auch die Menschen im Publikum: Im Jahr 2020 verdienten Frauen noch immer rund 18% weniger als Männer. Das Alterseinkommen ist im Durchschnitt 49% geringer. Und die Hauptlast der Pflege- und Familienarbeit wird noch immer von Frauen geschultert. Wer Statistiken braucht, um die vielfach zum Besten gegebene Meinung zu widerlegen, dass eine Bundeskanzlerin oder eine Comedian im Abendprogramm noch lange nicht bedeuten, dass Gleichstellung erreicht sei, findet sie zum Beispiel bei der Hans Böckler Stiftung.
Die Pandemie hat diese Situation nicht verbessert. im Gegenteil: Vorwiegend Frauen blieben zuhause, um das Homeschooling zu betreuen – mit langfristigen Folgen. Und in der Kunst ist es mindestens mal für alle, die noch nicht ganz groß rausgekommen sind, noch schwieriger geworden, die Veranstaltungsorte davon zu überzeugen, dass sie die Säle voll machen können.
Darum gilt mehr denn je: Kommt rum! Seid mit uns laut! Und sorgt mit Euren Karten und Spenden dafür, Frauen-Hilfsprojekte zu unterstützen!
Was die Sisters zusammentragen, ist beachtlich! Auf der Homepage ist über den Spendenerfolg des Projektes zu lesen: „Mit einem Budget von ca 4000 Euro erzielten die Sisters of Comedy im ersten Jahr 2018 ein Spendensumme von 52.941,14 Euro, im folgenden Jahr 79.299,72 Euro.“
Das Projekt hat auch 2023 wieder viele Absolventinnen mit am Start: Marie Diot spielt im La Cappella in Bern. HüberBel und Feli rocken das Haus der sozialen Dienste in Erfurt. Anne Weber und Jutta Wilbertz sind bei mir im Hamburger Theaterschiff an Bord. Katie Freudenschuss ist im Theaterhaus T2 im Stuttgart dabei. Und Dagmar Schönleber, neben Patrizia Moresco und Carmela De Feo eine der drei Initiatorinnen des Projektes, spielt im Stollwerk in Köln. Ich hoffe, ich habe keine vergessen.
353 Künstlerinnen hat die Internetseite der Sisters bereits zu verzeichnen. Das Argument, es gäbe zu wenig witzige Frauen, sonst würde man sie ja buchen, kann also getrost ad acta gelegt werden.
Ach, und übrigens: Männer sind am kommenden Montag herzlichst willkommen! Humor ist für alle da!