„Ich hab zwei Herzen in meiner Brust: Das Bühnen-Herz und das Business-Herz!“
In ihren Programmen behandelt sie unter anderem auch Frauen-Themen. In der Arbeitswelt unterstützt sie Menschen dabei, auf ihre Business-Bühne zu finden.
Von Anfang an (also seit 2018) ist sie bei den Sisters of Comedy dabei. Sie schätzt die Initiative, weil immer noch zu wenig Frauen auf den Bühnen sind: „Ich möchte gerne Frauen ermutigen, raus auf die Bühne zu gehen!“
Ziel des Podcasts ist, für das Thema Gleichstellung regelmäßig Aufmerksamkeit herzustellen. Anders als die parallelen Shows der Sisters (jeweils am 2. Montag im November) findet er nicht nur ein Mal im Jahr statt.
Wie kam es zu der Podcast-Idee? Die Kabarettistin podcastet gern. Sie betreibt bereits den Business-Auftritt-Podcast „How to impress“. Und gerade jetzt, nachdem die Benefiz-Aktion der Sisters in den letzten Jahren unter der Corona-Pandemie gelitten hat, ist es Ihr es ein Anliegen, den Sisters durch das neue Format eine weitere Plattform zu bieten. Sie findet bei den Sisters toll, dass es „um das Gemeinsame“ geht „und kein Gegeneinander“ ist. Motto: „Es kann nur viele geben!“
„Ich hab da schon so viele tolle Frauen kennengelernt!“ sagt sie über die jährlichen Shows. Und durch den Podcast lernt sie nun noch mehr Comediennes kennen.
Im Podcast zu Gast waren zum Beispiel schon die Gründungs-Sister Dagmar Schönleber (Celler Schule 2018) und ich (Celle 2016) – als Hamburger-Patin der ersten Stunde.
Sonja Gründemanns Aufruf an die Sisters ist, sich bei ihr zu melden, per Mail oder über die sozialen Medien. „Nicht nur, wenn du Patin bist, sondern auch, wenn du Sister bist, und mitmachen möchtest!“
von Turid Müller Normalerweise schreibe ich hier über die Projekte anderer ExCellent*innen. Heute möchte ich mal über eines meiner kreativen Babys sprechen. Denn es hat Geburtstag: Heute, am 16.05.2022 erscheint mein erstes Buch. Und es hat eine ganz persönliche Geschichte…
„Narzissmus“ ist ein Modewort. Genau wie „toxische Beziehung“ oder „Gaslighting“. Aber hinter diesen Anglizismen verbirgt sich etwas sehr Reales, das noch immer unter dem Radar, und somit besonders gefährlich ist: Narzisstischer Missbrauch ist ein Angriff auf die Persönlichkeit. Er unterhöhlt das Selbstwertgefühl und kann schwerwiegende seelische und körperliche Schäden nach sich ziehen: Von Depressionen über Fatigue bis hin zum Suizid.
Ist dieser emotionale Missbrauch aber so gut versteckt, dass nicht mal die Leidtragenden merken, was sie gerade erleben, ist es kaum möglich, sich zu schützen – zum Beispiel durch den Schritt hinaus aus der krankmachenden Partnerschaft. Das ist beim verdeckten Narzissmus der Fall, auf dem in meinem Buch der Schwerpunkt liegt.
Allen, die sich fragen, ob in ihrer Beziehung was nicht stimmt, kann ich nur Mut machen, sich zu informieren. Zu leicht wird (selbst von Profis) als normales Beziehungsproblem abgetan, was in Wirklichkeit psychischer Missbrauch ist: Die einzelnen Interaktionen (despektierliche Kosenamen, eine merkwürdige Lösungslosigkeit bei gemeinsamen Konflikten, unmerkliches Kleinmachen…) können lange wie Lappalien wirken. Erst das Erkennen der Muster hilft Betroffenen, die richtigen Schlüsse zu ziehen, dem Kind einen Namen zu geben, und sich gegebenenfalls für sich selbst zu entscheiden.
Übrigens: Anders als vielfach angenommen, sind nicht unbedingt nur Männer narzisstisch. Gerade auch bei den subtileren Formen liegen die Geschlechter gleichauf. Und es wäre ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, dass Geschlechtsrollenklischees nicht zu Fehlern in der Diagnostik führen („Es kann nicht Narzissmus sein, es geht ja um eine Frau!“), und dass auch männliche Opfer („Männer sind Täter; Frauen sind Opfer!“) ihre Verletzungen anerkennen und Hilfe finden.
Darum war es mir beim Schreiben ein Anliegen, mich im Ratgeber geschlechtergerechter Sprache zu bedienen. – Und mit Ausnahme einiger Schnitzer (schließlich ist das auch für mich Neuland) ist mir das auch gelungen. – Übrigens eine Herausforderung für die Kreativität, Formulierungen zu finden, die keinem Geschlecht zuzuordnen sind!
Wer sich selbst von der viel zitierten „Lesbarkeit“ überzeugen möchte, oder einen Eindruck vom Thema bekommen will, kann online eine Leseprobe einsehen oder das Buch erwerben.
Das Erscheinen dieses Ratgebers ist für mich ein Erfolg in mehrfacher Hinsicht. Die Autorin in mir freut sich natürlich sehr über diesen Meilenstein – der übrigens ohne zahlreiche hilfreiche Hände aus dem Umfeld der Celler Schule so nicht möglich gewesen wäre.
Doch auch die Privatperson kommt auf ihre Kosten: Dies ist ein persönlicher Scheiße-zu-Gold-Moment in meinem Leben. Denn was im Buch beschrieben wird, habe ich selbst erlebt.
Darum möchte ich allen, die mich auf dieser Reise unterstützt haben, aus vollem Herzen sagen: Danke! Dieser Prozess war und ist für mich ein kraftvoller und heilsamer. – Und ich hoffe, das Buch kann etwas davon weitergeben.
„Aufgeben ist nicht!“ lautet das diesjährige Motto der Sisters of Comedy. Die Pandemie hat nicht nur den Kreativen, sondern auch den Frauen schwer zugesetzt. Doch der Backlash in alte Rollenmuster ist ein Grund mehr, am 08.11. für Gleichstellung auf die Bühne zu gehen!
Seit dem wir vor ein paar Jahren 100 Jahre Frauenwahlrecht feierten, stellen die Ladies aus Kleinkunst, Kabarett und Comedy jährlich lautstark fest, dass damit noch längst nicht alles erreicht ist. In zahlreichen Shows im ganzen deutschsprachigen Raum wird gemeinsam nachgelacht. Eine der Initiatorinnen der Aktion: Dagmar Schönleber (Celler Schule 2018) – diesmal Patin in Köln. Mit von der Partie sind jedes Mal ein Haufen anderer ExCellentinnen. Und zuweilen auch ein ExCellent – wie beispielsweise mein liebevoll als „Quotenmann“ bezeichneter Pianist und Bühnen-Kollege Michael Hierer (Celler Schule 2018).
In Baienfurt spielt Anne Folger (Jahrgang 2019); in Bern Marie Diot (Gewinnerin vom Hans-Badtke-Förderpreis 2021). In Dorsten ist Jutta Wilbertz (Celle 2011), und in Oberhausen Katie Freudenschuss (Celle 2008) am Start. Die Schrillen Fehlaperlen rücken mit ihrem Quoten-ExCellenten Ferdi Riester (Celle 2018) in Neufra an. – Und ich habe bestimmt noch etliche vergessen!
Die Message ist so kurz wie klar: Geh hin! Und unterstütze nicht nur Deinen „local artist“, sondern auch die Gleichberechtigung – sowie die durch Einnahmen und Spenden geförderten sozialen Projekte!
In der Pressemitteilung heißt es:
„Wo anderen 3 G‘s reichen, bieten wir 7G’s: Geimpft, Genesen, Getestet, Gute Laune, für Gender Gerechtigkeit – Garantiert!
Alles was wir noch brauchen sind volle Häuser.“
Und übrigens: „Männer sind herzlichst Willkommen, Humor ist für alle da!“
Der Förderverein der Celler Schule, ins Leben gerufen, um der der Masterclass der GEMA-Stiftung auch auf dem Papier den richtigen Rahmen zu geben, tagte am 04. Juli. Dank moderner Technik waren alle Vereinsmitglieder (virtuell) anwesend. Teilgenommen wurde von unterschiedlichsten Orten aus – zu Wasser und zu Land.
Man mag es kaum glauben – aber: Hinter dem kreativen Treiben der Nachwuchs-Schmiede steckt mittlerweile auch ein gehöriger Batzen Vereinsmeierei. Glücklicherweise kann der junge Verein dabei auf die Unterstützung von Willi (Hans-Wilhelm Giere) setzen. Er begleitet die Vereinsmitglieder (und, wie er augenzwinkernd bei der Sitzung anmerkte, auch die „Mitgliederinnen“) mit kundigem Kopf durch den Bürokratie-Dschungel.
Dank gilt auch dem nach der Entlastung frisch verabschiedeten Vorstand – und ganz besonders Gordon Buschle für seine (wie es im Protokoll heißt) „Verdienste bei der Gründung des Vereins und die jahrelange Tätigkeit als Vereinsvorsitzender“.
Als neuen Vorstand können wir begrüßen: Hans-Wilhelm-Giere (1. Vorsitzender), Tobias Reitz (2. Vorsitzender), Peter Heske (Kassenwart) und Thomas Paul Schepansky (Kassenprüfer). Für die Zukunft hofft der Verein auf eine paritätischere Besetzung.
Was gibt es sonst Neues?
„In diesem Jahr wird von Barbara Berrien wieder eine Sonderspende für den Hans-Bradtke-Förderpreis auf dem Vereinskonto eingehen“; in Kürze wird es einen aktuellen Flyer für den Förderverein geben und die Planungen für die (Corona-bedingt) auf 2022 verschobene 25-Jahr-Feier der Celler Schule sind in vollem Gang.
Apropos Corona-Krise: Die Situation der Kulturbranche zeigt einmal mehr, wie wichtig solche Netzwerke und Strukturen für uns Kulturschaffende sind. Und leider auch, dass wir sie selbst aufbauen müssen, weil es sonst keiner tut. Der Förderverein ist ein starker Begleiter der Celler Idee. Und damit er noch stärker wird, freut er sich über Eure Unterstützung.
Inzwischen haben wir aufgehört zu zählen, wie oft der Lockdown verlängert wurde. Bei der Öffnungsstrategie stehen die Spielstätten weit hinten. Und die englische Mutante ist in der Statistik ganz weit vorn. Aber – auch wenn die Kreativen zuhause bleiben: Die Kultur steht nicht still …
Lucy van Kuhl alias Corinna Fuhrmann
Seit dem 29.01. ist die neue Scheibe von Lucy van Kuhl (Celle 2017) im Handel erhältlich. Denn Corinna Fuhrmann, wie die Songwriterin im bürgerlichen Leben heißt, hat die politisch verordnete Spielpause genutzt:
„Ich habe im Winter-Lockdown mein neues Album Alles auf Liebe rausgebracht. Fünfzehn Lieder, die sich zwischen Melancholie und Ironie bewegen. Zur Promo hab ich mal nen kleinen Rap gewagt, den Lockdown-Song. Edith hat einen sehr liebevollen Pressetext geschrieben. Die CD könnt Ihr im Online Shop auf meiner Website kaufen.“
Es sind auch noch zwei weitere Musikvideos veröffentlicht worden: Der Moment, in dem es sticht. Und Hochzeitstag (mit Konstantin Wecker), auf dessen Label ihre CDs erscheinen:
„Lucy van Kuhls Art zu musizieren und zu singen begeistert mich, ihre Worte sind poetisch und ironisch. Sie schafft ausdrucksstarke Bilder und setzt sie musikalisch ganz zauberhaft um.“
(Konstantin Wecker)
Mackefisch: Peter Fischer & Lucie Mackert
Für alle, die weniger umtriebig sind, und denen im Lockdown „öööööde“ ist, haben Peter Fischer (Celle 2018) und Lucie Mackert den richtigen Soundtrack: Manno!
Und zwar mit einem Video, das zum Mitmachen anregt!
Im Newsletter warnt das Duo seine Fans vor: „Das Lied ist zum Teil etwas untypisch für Mackefisch. Zum Teil dafür aber auch sehr typisch. ‚Aber… wie das?!“, fragt ihr euch?‘ Nun, es ist so: Das Ergebnis ist geradezu discotauglich, klingt fast schon nach Techno. Entstanden ist die Musik aber nach mackefischiger Bastelmanier. Oder Manie, sagen wir, Manie. Denn wenn man schon nicht rauskann, fängt man irgendwann halt an, das Zeug drinnen zweckzuentfremden. Das führte zu einer ungewöhnlichen Instrumentierung des Liedes: Schüsseln, Schalen, Sieb, Käsereibe, benetzte Finger auf Weinglasrändern und Peters persönlicher Favorit: unser Küchenmixer. Der mit apokalyptischem Getöse den Zeitgeist unter den hämmernden Küchengeräte-Beat dröhnt. Ein Lied über Stillstand, Frustration und die einzige heute noch unumstößliche Wahrheit: Wir müssen da jetzt gemeinsam durch.“
Turid Müller
„Gemeinsam“ ist auch das Stichwort, das mich (Celle 2016) bei meinem neuen Video beschäftigt hat, das ich mit Michael Hierer (Celle 2018) mit 255 Kilometern Abstand getextet, gesungen und produziert habe. Mich trieb bei dem Song die Frage um: Wie läuft Dating in Zeiten von Mundschutz und Mindestabstand? Inspiriert hatte mich eine schöne Wortschöpfung, die nun immer öfter im Gebrauch ist: Infektionsgemeinschaft!
Das Video wurde in meinem neuen Radio- & TV-Format TAUCHSIEDER released und ist übrigens auch auf einem brandneuen YouTube-Channel zu finden, den Peter Vollmer ins Leben gerufen hat. Der Comedy-Booster ist ein Versuch, die Reichweite von Kolleg*innen aus Kabarett & Comedy zu erhöhen, freut sich also über Klicks, Likes und Teilen. Und sicher auch über weitere Inhalte…
Insofern – falls auch Euch im Lockdown ööööööööööde ist: Ran an die Buletten! Peter Vollmer freut sich auf Euch: info@peter-vollmer.de. Und wer dank uns Kleinkunst bingewatchen kann, hält es vielleicht im Sinne von Solidarität und Gesundheit noch etwas länger zuhause aus und randaliert nicht in Verweilverbots-Zonen…
In diesem Sinne: Halten wirs gemeinsam durch!
Der Lockdown wurde jüngst verschärft. Die Weihnachtsshows sind ausgefallen. Das Fest wird dieses Jahr wohl etwas anders als gewohnt. Die Corona-Lage ist düster. – Was macht die Kultur in dieser dunklen Jahreszeit?
Lennart Schilgen (Foto: Marcel Brell)
Ja, was macht die Kultur? – WEITER! Und vor allem: Niemals aufgeben! Mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen – vom digitalen Adventskalender bis zum satirisches Weihnachtsvermarktungs-Boykott.
Lennart Schilgen (Celle 2011):“Weihnachten ist für mich die Zeit der inneren Zerrissenheit: Den Kapitalismus verfluchen oder friedlich konsumieren? Künstlerisch integer bleiben oder zwecks Selbstvermarktung auf den Zug aufspringen? Dieses Jahr habe ich das zum Anlass genommen, mich auf meine (wenig bekannte) Punk-Vergangenheit zurückzubesinnen. Und mein Management zu grüßen.“
Was daraus geworden ist? Dieses Video! – Und natürlich die subtil darin versteckte Aufforderung, seine CD zu erwerben…
Katie Freudenschuss
Ebenfalls nicht ohne Augenzwinkern – sondern irgendwo zwischen satirisch und emotional – verarbeitet Katie Freudenschuss (Celler Schule 2008) das Weihnachtsfest im Corona-Jahr. Mit ihrer Christmas-Single COVID-JAHR (in excelsis deo). Die kann man natürlich auch kaufen… Just saying…
Um Corona geht es auch im neuen Song von Kasalla, der Kölner Mundart-Band von Florian Peil (Celle 2005): „Eigentlich wollten wir keinen Song über Corona machen, weil es so offensichtlich ist, dass da jetzt alle drüber schreiben… Aber diese Krise ist so allumfassend, dass es gerade irgendwie gar nicht anders ging, weil nach acht Monaten Stillstand irgendwann nichts anderes mehr ein Thema ist, und das fließt natürlich auch in die kreative Arbeit mit ein.
Florian Peil & Kasalla (Foto: Ben Wolf)
Wir haben den Song aber textlich offen gehalten, so dass er im Prinzip zu jeder Krise passt, und nicht nur zur Corona-Krise. Beim Video haben wir allerdings dann konkret Bezug auf das Thema genommen. Es war gar nicht so einfach, in den jetzigen Zeiten so ein Video zu realisieren, und weil das Budget sehr klein war und wir natürlich auch Corona-konform drehen mussten.“
Mitten im Sturm und unter schwierigsten Drehbedingungen trotzt auch eine weihnachtliche Familientradition der Krise: Isabel Arnold (Celler Schule 2019) Alias HüperBel produziert mit ihrer Familie jedes Jahr ein Weihnachtsvideo. Just for fun. Und dieses Jahr geht es darin um die Wurst – nämlich um die Weihnachtswurst. Das kommt von Fachleuten – Isabels Familie lebt in Thüringen… Isabel selbst wohnt allerdings inzwischen in Dänemark. Die Video-Produktion unter Corona-Bedingungen war also ganz schön herausfordernd. Nämlich aus der Ferne. Und das bedeutete für ihre Eltern: High Tech lernen:
Isabel Arnold & Family
„Eigentlich hätte ich wie jedes Jahr am ersten Adventswochenende beim Bachadvent in meiner Heimatstadt Arnstadt auftreten sollen – im Keller meiner Eltern. Das klingt jetzt ungemütlicher als es ist – sie wohnen in einem historischen Haus mit großem Gewölbekeller. An diesem Wochenende bringe ich normalerweise neues Material mit – und den Drehplan für unser Weihnachtsvideo. Dieses Video hat sich zu einer liebgewonnenen Tradition entwickelt, bei der meine Eltern und meine Schwester für fast jeden Quatsch zu haben sind. Dieses Mal mussten aber alle für sich ihre Zeilen einsingen und ihre Szenen drehen. Das hat dazu geführt, dass mein Papa mit 66 seinen ersten wetransfer verschickt hat. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen, finde ich. Es tröstet ein ganz klein wenig darüber hinweg, dass ich zum erstem Mal in meinem Leben Heiligabend ohne sie verbringen muss. Aber die Skype-Schaltung zu ihnen und der Oma ist bereit. Auf dass es nächstes Jahr wieder persönlich geht.“
Turid Müller (Foto: Torge Niemann)
Auch ich (Celler Schule 2016) fröne alle Jahre wieder meiner persönlichen Weihnachtstradition: Jedes Jahr gibt es einen satirischen Weihnachtsgruß. Diesmal ist es ein Gedicht. Es war gar nicht so ohne aus dem harten Tobak diesen Jahres etwas Locker-Leichtes zu zaubern. Ich hoffe, es ist mir geglückt? – Überzeugt Euch selbst!
Ich sag schon mal:
Trotz allem: Frohe Feiertage! Und ein glückliches und gesundes neues Jahr!
Die ersten Theater öffnen wieder – unter herausfordernden Bedingungen. Andere planen den Neustart erst fürs kommende Jahr. Die zweite Welle ist im Anrollen und verursacht bereits erste Absagen. Termine für 2021 werden großzügig auf 2022 verlegt. Und booken tut sowieso kaum einer. – Was machen die Kreativen in solch einer Situation? Hier ein paar ihrer Geschichten…
Es ist September. Die ersten Schokoweihnachtsmänner bevölkern die Supermarkt-Regale. „Früh genug an Weihnachten denken!“ Das hat auch Celler Kollege Konstantin Schmidt beherzigt. Und dann kam alles anders:
„Mitte März ließ ich 1000 Flyer mit den Terminen für mein Weihnachtsprogramm im Dezember drucken. Kurz darauf begannen die Absagen für die Termine im Frühjahr/Sommer, bei denen ich die Flyer verteilen wollte. Pech! In Mai und Juni stemmten sich zwei Veranstalter mit Streaming-Terminen gegen die Krise. Bei einem Termin gab‘s sogar etwas Gage. Immerhin.
Im Juli dann der erste Live-Auftritt unter Corona-Bedingungen – sogar in einem geschlossenen Raum. Die zwei Openair-Termine im August fanden auch tatsächlich statt. Die Zuschauer hatten Spaß und ich auch. Wäre ich Zuschauer, fände ich den vielen Platz um mich herum gar nicht schlecht. Ich sitze nicht gerne wie die Sardinen in der Büchse.
Hut ab vor den Veranstaltern, die die Termine irgendwie durchziehen! Sie nehmen die Kontaktdaten auf. Sie achten auf die Sitzordnung mit Abstand. Sie scheuen den Aufwand nicht, am Platz zu bedienen, statt die Gäste anstehen zu lassen. Sie desinfizieren Hände und Flächen.“
Ein Thema, das im Alltag für uns alle neu ist – und so auch im Bühnenberuf – ist der Respekt der Corona-Maßnahmen und die Kommunikation rund um diese neuen Regeln des An- und Abstands: „Interessant ist, dass viele Gäste es nicht schaffen, einen etwas größeren Abstand zu halten, wenn sie mich, den Künstler, hinterher noch ansprechen. Es wäre doch ein leichtes auf einsfünfzig Abstand ein Gespräch zu führen“, berichtet der Klavierkabarettist aus seinem frisch gewonnenen Corona-Erfahrungsschatz. „Aber die meisten unterbieten das. Selbst als ich mal demonstrativ einen kleinen Satz zurück gemacht habe, wurde der Landgewinn sofort wieder ausgeglichen. Ich will mich nicht aufregen. Ich bin ja froh, dass Leute kommen. Ich sage mir, die sind so begeistert von mir, dass sie mich fast abknutschen wollen. Das tröstet etwas.
Und der Herbst/Winter mit meinem Weihnachtsprogramm? Nun, allmählich äußern sich die Veranstalter. Die einen sagen, dass es unter diesen Umständen nicht geht. Die anderen haben ein Konzept nach dem es doch geht. Oft mit weniger Mindestgage und oft in größeren Räumen. Mal sehen. Vielleicht habe ich diesen Dezember wider Erwarten viel Muße mich mental auf das Weihnachtsfest vorzubereiten. Viel Gage wäre mir allerdings lieber.“
In dieser für die Kultur schwierigen Zeit wollen Sandra Niggemann (Celler Schule Jahrgang 2014) und Mario Rembold (Celle 2015) was zurückgeben. Darum haben sie eine Spenden-Aktion an den Start gebracht: Aus dem gesammelten Videomaterial für ihre jährliche Benefiz-Show ist ein Online-Channel geworden, der Finanzspritze für das Heimattheater Pantheon und Öffentlichkeit für alle Kreativen im Lineup der Veranstaltung sein möchte: „Für diese Playlist zahlt sich nun aus, dass Sandra dafür gesorgt hat, dass die Shows auch auf Video aufgezeichnet werden – übrigens von Thorsten Franzen, falls mal jemand eine professionelle Hand an der Kamera sucht“, erzählt Mario Rembold. „Bei Lach mal was mit wünschdirwas steht der schöne Abend für das Publikum im Mittelpunkt.“ Gründerin Sandra Niggemann hat einen Weg gefunden, „dass das Publikum auf unterhaltsame und bewegende Art und Weise etwas über den Verein wünschdirwas erfährt.“ Neben Sandra Niggemann und Mario Rembold sind auch andere Excellent*innen schon dabei gewesen: Allen voran Matthias Reuter. Aber auch ich hatte schon das Vergnügen.
Fotografin: Susa Lie
Hohen Einsatz für die Kreativ-Branche bringt auch Motion-Designerin Sylvia Nitzsche (Celle 2007): „Die Corona-Krise hat mich als Video-Expertin im digitalen Bereich glücklicherweise nicht so stark getroffen. Aber ich leide mit meinen vielen Künstlerfreund*innen, die nicht auftreten können. Ich habe überlegt, wie ich helfen kann. Erstmal habe ich Online-Tickets für Konzerte gekauft. Dann sah ich die Petition des VSGD, die eine Verlängerung und faire Ausgestaltung der Corona-Hilfen für alle Selbstständigen forderte.“ Also hat sie dazu ein Erklär-Video animiert, um mehr Menschen die Botschaft zu übermitteln. – Mit erfreulichem Ergebnis: Die Petition war mit über 50.000 Mitzeichnern erfolgreich und wird bald im Bundestag behandelt.
In ihrem neusten Projekt Warum ich lieber am Computer arbeite, als auf der Bühne zu stehen möchte Sylvia Nitzsche mit Info-Grafiken versuchen, auf die Missstände im Künstler-Beruf hinweisen.
Gut so! Es ist höchste Zeit. Denn die gegenwärtige Krise zeigt mal wieder deutlich, dass die Kulturschaffenden keine wirksame Lobby für ihre Belange haben.
Die ersten Lockerungen gibt es schon. Doch noch sind die meisten Kultureinrichtungen geschlossen – oder müssen mit starken Beschränkungen zurechtkommen. Aber die ExCellent*innen schreiben, singen und musizieren weiter…
Credit: Emanuel Klempa
Christin Henkel (Celler Schule 2013) verbringt die „unverhoffte Freizeit durch abgesagte/verschobene Veranstaltungen“ am Klavier. Spontan kam ihr die Idee zu einer Piano-EP mit dem Titel „Dreamscore“: „Auf meinem Instagram-Kanal habe ich dazu aufgerufen, mir persönliche Traumgeschichten zu schicken. Diese möchte ich in Musik verwandeln. Träume vertonen also.“
Konstantin Schmidt (Celler-Jahrgang 2011) hofft in seiner Eigenschaft als Bühnenkünstler, der gerade letztes Jahr ein neues Weihnachtszeit-Programm auf die Beine gestellt hat, vor allem, dass es keine zweite Infektionswelle gibt: „Denn nur dann habe ich eine Chance, dass ich im November Dezember mein neues Programm auch wirklich live spielen kann. Auch werde ich einige Nummern umschreiben müssen, um genau das aus dem Programm auszunehmen, was die Kleinkunst ausmacht: die Nähe zum Publikum. Und das ist, wenn man es genau überlegt, ein ganz großer Mist. Aber wem sag‘ ich’s?“
Foto: Arno Kohlem, Karlsruhe
Eigentlich hätte er sich im ersten Halbjahr vor allem um das nächste (ganzjährige) Solo-Kabarett-Programm gekümmert. Aber es kam anders: „Angesichts der unsicheren Lage, habe ich das im März beiseite gelegt. Stattdessen experimentiere ich mit neuen Videoformaten. Mein Ziel, musikalisches Kabarett auch jenseits kompletter Lieder per Video zu machen. Drei Scheinwerfer habe ich schon!“ Zum Glück gibt es bis dahin ein paar Online-Auftritt, zum Beispiel Mittwoch,10.6. um 19 Uhr in der Show Lachen Sie sich schon mal frei, die im Kulturhaus Osterfeld in Pforzheim aufgezeichnet wird. Karten gibt’s über Reservix.
Außerdem hat er etwas mehr Zeit als ursprünglich geplant in die Entwicklung seiner „Reim-Datenbank“ gesteckt: „Das soll ein Web-Dienst werden, der uns Textdichter beim Schreiben unterstützt, und zwar weit über das reine Finden von passenden Reimwörtern hinaus. Das Projekt ist schon weit gediehen. Erste Testnutzer werden es dieses Jahr in die Finger bekommen. Und wenn alles glatt läuft, geht es 2021 offiziell an den Start.“
Aus dem Musikvideo „Aus der Ferne nah“
Michael Hierer (Celle 2018) hat die Krise zum Glück beruflich nicht so hart getroffen wie einige andere: „In meinem Studium als Keyboarder und Produzent habe ich viel Zeit mit digitalen Medien verbracht und gelernt Einschränkungen (bei allem gebotenem Respekt) als Chancen zu begreifen. Meine Unterrichtstätigkeit habe ich beim Großteil meiner Schüler sehr schnell auf Online-Unterricht umstellen können, der dankbar angenommen wurde. Produktionen u.ä. laufen ohnehin so, dass die Kunden von mir digital beliefert werden. Einzig der Wegbruch des Live-Sektors war schmerzhaft. Die Tour mit Nikolas Müller durch die Republik wäre für mich ein Highlight gewesen, das jetzt warten muss (immerhin haben wir einen wundervollen Live-Stream aus den Münsterland-Studios gespielt). Auch mit Turid Müller (Jahrgang 2016) hätte ich einige Termine gespielt, die abgesagt werden mussten. Dafür haben wir uns aber kurzentschlossen um unser Duo-Projekt Steife Krise gekümmert, mit dem wir inzwischen mehrereSongs für unsere erste EP geschrieben und produziert haben. Die Finanzierung versucht ihr Glück auf Startnext und freut sich über Unterstützung. Schließlich kreist mein Kopf (und mein Studio) noch sehr um mein Solo-Projekt „Hierer“, mit dem ich am liebsten noch dieses Jahr ein Album vorlegen würde.“
Dieses Jahr hat also – Krise hin oder her – noch Einiges zu bieten. – Lassen wir uns überraschen!
Was machen eigentlich die Absolvent*innen der Celler Schule jetzt, wo die Spielstätten geschlossen sind? – Weiter! Aber oft auf anderem Wege…
Isabel Arnold und ihr neuer „Bühnenkollege“
HüperBel alias Isabel Arnold (Celler Schule 2019) bringt es auf den Punkt:
Was sie daheim in den Wahnsinn treibt, ist:
1)Stundenlange Telefonkonferenzen mit den Kollegen zu Fragen, die man normalerweise schnell mal im Büro bei einem Kaffee klärt
2)Die Kinder bei Laune halten, die natürlich viel lieber ständig Xbox spielen als Hausaufgaben zu machen.
3)Nicht selber Xbox ständig spielen können
Allerdings hat sie selbst in dieser Krise, wie sie sagt, eher kleine Sorgen und verrät, was ihr gut tut:
1)einen Bürojob zu haben und damit das Privileg, die eigene Existenz gerade nicht in Gefahr sehen zu müssen
2)den Freund als Bühnen- und Produktionspartner zu entdecken
3)mit dem Internet die ganze Welt erreichen zu können“
Jutta Wilbertz – Mord ist mehr als nur ihr Hobby
Wie sie dazu kommt? Sie plaudert aus dem Nähkästchen:
„Auf einmal waren wir jeden Abend daheim, kein Improtheater mehr spielen, Kein Stand-Up, kein Kabarett, nüscht. Man kann ja nicht ständig Xbox spielen. Comedy Kollege Berhane Berhane hatte die Idee, in einem Instagram Livestream ein paar neue Jokes zu testen, was eigentlich ganz gut funktioniert hat. Ich hatte dafür fix einen Quarantäne Macarena zusammengeschustert und den danach ins Netz gestellt. Den hatte ich dann – eigentlich nur als Sprachübung – ins Dänische übersetzt. Aber ein gelangweiltes Wochenende später hatten mein Freund und ich die Version aufgenommen und samt Video ins Netz gestellt. Ich glaube, das war zumindest auf Facebook mein bisher erfolgreichstes Video – mit deutschen Untertiteln.“
Auch Jutta Wilbertz (Celler Schule 2011) treibt sich vermehrt im Internet rum. Nicht nur zur Akquise neuer Gigs, sondern sozusagen auch in „krimineller Mission“ – sie schreibt Krimis. Aber natürlich auch neue Songs – wie zum Beispiel die Couch-Schnecke, in der sich vermutlich die Eine oder der Andere wiedererkennt… Und manchmal mischen sich auch ihre beiden kreativen Lieblingsfelder – und dann kommt ein Krimi-Song dabei raus. Katie Freudenschuss (Celler Schule 2008) äußert sich im Rahmen von Livestreams und Challenges zur Situation. Zum Beispiel unter dem #weiterlachen beim WDR, bei Schmidt FLYX im SR2Kulturradio und an der Seite von Gerburg Jahnke im Ebertbad Oberhausen. Heute (03.05.2020) um 19 Uhr gibt es dort auch ihr Solo zu sehen. Dienstag ist sie zu Gast in der Anstalt. Und Ende Mai / Anfang Juni erscheint ihr neues Album, das sie live im Schmidtchen aufgezeichnet hat.
Katie Freudenschuss – Viel unterwegs
Einige macht die Krise Erfinderisch und experimentierfreudig. So zum Beispiel Jens Wenzel (Celler Schule 2016): „So mies, wie diese Krise auch ist, hat sie für mich auch einige neue Impulse gebracht. Ich habe das Live-Streaming für mich entdeckt, da ich meine Show trotz des „Auftrittsverbots“ durchführen wollte und es mich gereizt hat, mit einfachen Mitteln meinen eigenen kleinen „Fernsehsender“ an den Start zu bringen. Ich bin zwar eher Audiomensch und kamerascheu, aber vor allem die Improszenen in meiner Show funktionieren besser, wenn man die Schauspieler*innen auch sieht.
Jenz Wenzel – Finale vom 1. Livestream
Ich plane gerade ein abgespecktes Format meiner Show, „Gerührt und geschüttelt – light“, in dem ich verschiedene Künstler vorstellen werde.
Außerdem unterstütze ich die Leute vom BühnenRausch beim Live-Streaming, so streamen wir morgen die Online-Dating-Improshow „Fake It“ auf Facebook. Auch wenn ein Live-Stream keine Bühne ersetzen kann, wichtig ist es einfach, kreativ zu bleiben und sich nicht von einem Virus ins künstlerische Handwerk pfuschen zu lassen.“
Wer die Premiere von Jens‘ Streaming-Aktivitäten sehen möchte, kann das hier. Improtheater, Musik, Talk – es ist eine bunte Mischung und funktioniert tatsächlich alles auch online.
Also: Wir sind und bleiben kreativ. Trotzdem ist bei weitem nicht alles rosig. Die staatlichen Hilfen haben zuweilen mehr Lücken als Netz. Die Gratis-Kunst im Internet könnte die Preise auf dem umkämpften Kulturmarkt noch weiter drücken und die Lage für alle noch prekärer machen als sie ohnehin schon war. Und auch die Dinge, die wir uns anhören müssen, sind seit der Krise nicht besser geworden. Zum Umgang mit uns Kreativen habe ich neulich mal in gereimten Worten Stellung bezogen. Das taugt vielleicht als Schlusswort.
Was machen eigentlich die Absolvent*innen der Celler Schule jetzt, wo die Spielstädten geschlossen sind? – Weiter! Aber oft auf anderem Wege…
Mario Rembold
Mario Rembold, Celler Schule 2015, ist (im bürgerlichen Beruf) Wissenschaftsjournalist. Er betrachtet den Ausnahmezustand durch die Brillen seiner beiden Professionen, die auf unterschiedliche Weise vom Shutdown betroffen sind: „Mein Song Tausend Smileys und ein Herz entstand im heimischen Wohnzimmer (Wo sonst?). Was mach ich sonst so? Als Wissenschaftsjournalist schreibe ich und telefoniere auch schon mal mit Forschern. Da ich meist zuhause arbeite, ist das keine große Umstellung. Sorgen habe ich trotzdem, was meine Auftragslage in naher Zukunft betrifft. Vieles wird sich ja ändern, für jeden von uns. Erstmal ist wichtig, gesund zu bleiben und die Menschen um uns zu schützen.“
Aus professioneller Sicht aus der Welt der Wissenschaft hat er einen Wunsch: „Leider gibt es in den digitalen sozialen Netzen derzeit massenhaft selbsternannte Experten, die mit gefährlichem Halbwissen fragwürdige Thesen verbreiten und damit Klicks generieren. Als Wissenschaftsjournalist wünsche ich mir jetzt, dass wir ausnahmsweise mal alle auf die seriösen Stimmen hören.
Melvin Haack
Als Songschreiber und Bühnenbiologe will ich aber auch, dass wir dabei unseren Mut und Humor behalten. Momentan ist das Wichtigste: Meidet soziale Kontakte! Damit schützt ihr euch und eure Lieben. Aber hey: Ihr dürft trotzdem Spaß haben, mit Freunden videochatten, lustige Videos anschauen oder selber filmen. Seid kreativ oder fahrt einfach mal runter. Es gibt eine Welt nach SARS-CoV-2. Bis dahin lasst uns die Menschen um uns herum schützen, lasst uns gesund bleiben – damit es für all unsere Lieben auch ein Leben nach Corona gibt.“
Und da ist er nicht allein. Viele Kreative stehen statt auf der Bühne zurzeit im Netz.
Michael Krebs
So zum Beispiel auch Michael Krebs, Celler Schule 2003. Er hat einen Online-Channel live aus dem Wohnzimmer ins Leben gerufen, um in Kontakt mit seinem Publikum zu bleiben, und mich damit auf die Idee zu diesem Artikel gebracht. Er hat übrigens seit Neustem in einen Spuckschutz auf dem Flügel investiert. – Ich zitiere: „Irre, was man alles schafft, wenn mal mal gar nichts tut!“
Dagmar Schönleber, Celler schule 2018, ist in der Krise regelmäßige Gästin in der Geistershow vom Hoftheater Baienfurt, Samstags 20:15. Dort spielt sie das Lied der Woche zur Lage der Nation. Und sie war im WDR-Portal #weiterlachen zu sehen. Zur Frage, was sie von einem eigenen Live-Channel hält, sagt sie: „Ich selbst bin noch nicht live gegangen, werde das auch vorerst nicht tun, da ist dieses Überangebot und ich würde das jetzt auch nicht exzessiv betreiben wollen…“
Dagmar Schönleber (Foto: Ralf Bauer)
Stefan Noelle, Celler Schule 2009, sieht die neuen Blüten, die die Kulturszene in Corona-Zeiten im Internet treibt, kritisch: „Ich nutze die freiwerdende Zeit vor allem zum Üben. Mich zu verbessern, damit ich nach der Krise im Zweifel noch mehr gefragt bin, ist immer ein gutes Ziel. Zum Schreiben fehlte mir bis jetzt die Muße, denn Verschiebungen und Umbuchungen erfordern Zeit. Skeptisch bin ich gegenüber dem ganzen freien Content, der jetzt von uns Kreativen massiv ins Netz gedrückt wird. Ich halte das für eine gute Möglichkeit zur Klientelpflege, bezweifle aber stark, dass das tatsächlich eine dauerhafte wirtschaftliche Grundlage für ganz viele sein kann. Im Gegenteil befürchte ich da eher eine weitere Entwertung unserer Arbeit, wenn wir jetzt massenhaft zeigen, dass wir alle bereit sind, ohne Bezahlung schöne Sachen zu machen. Unser Publikum darf uns ruhig ein bisschen vermissen, oder? Dann will es uns danach um so mehr wiedersehen.“
Und ich (Celler Schule 2016, by the way)? Ich habe keine Lust, mich durch vermeintlich unbürokratische Anträge und dergleichen zu arbeiten. Und ebenso wenig möchte ich, dass die kreative Selbst- und Frendausbeutung nun online fortgesetzt wird (Stichwort „Honorar können wir leider nicht zahlen, wir zahlen ja schon das Kamera-Team…“). Lieber mache ich aus der Not eine Tugend und freue mich, endlich Zeit zu haben: Ich schreibe an meinen Musical-Projekten, und sitze an neuen Songs für mein Programm. Mein persönliches Experiment heißt „Crowdfunding„: Dieser Tage startet ein Blog, der meine virtuelle Bühne sein wird in dieser Zeit. Wer will, kann sich gratis inspirieren lassen. Wer möchte kann aber auch solidarisch sein und spenden. Wofür: Für neue Gedichte, Geschichten, Sprüche und Songs, die uns online durch die Tage der Isolation begleiten, und die hinterher auf die Bühne kommen. Dann, wenn es wieder geht. Und bis dahin gilt: #wirbleibenzuhause
Kleinkünstlerinnen gehen bundesweit für mehr Gleichberechtigung auf die Bühne.
Im letzten Jahr hat Deutschland 100 Jahre Frauenwahlrecht gefeiert: Die Geburtsstunde der Sisters of Comedy. Das Ziel: Auf die Missstände in Punkto Geschlechtergerechtigkeit aufmerksam machen. – Die auf der Kleinkunst-Bühne und die in der großen Welt. Das hat so gut funktioniert, dass die Sisters offenbar gekommen sind, um zu bleiben: Ab jetzt stehen die Künstlerinnen jedes Jahr im ganzen deutschsprachigen Raum für mehr Gleichstellung im Rampenlicht. Und viele ExCellent*innen sind dabei!
Ja, das Sternchen lohnt sich! Denn es wandeln nicht nur Frauen auf den Pfaden der Emanzipation:
Mit Ferdi Riester ist unter den „Sisters“ auch ein „Brother“; als Teil der Gruppe Die schrillen Fehlaperlen gehört er zu den Gastgeber*innen in Erlaheim. Und im Hamburger Polittbüro haut an meiner Seite Michael Hierer als Quoten-Mann des Abends in die Tasten. In Hamburg sind die Sisters übrigens – bundesweit einmalig – gleich mit drei Spielorten vertreten! Aber jetzt zu denen, um die es eigentlich geht an diesem Abend: Die Frauen:
Habe ich eine Kollegin vergessen? – Dann lasst es mich bitte wissen! Die Fülle ist überwältigend! Gut so!
Denn: Feminismus ist zwar ein Wort, das nicht bei allen auf offene Ohren stößt. Aber die Kleinkunst ist nicht die einzige kulturelle Sparte, die sich mit Gleichstellungs-Fragen beschäftigt. Auch aus anderen Richtungen gibt es Bestrebungen, auf mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern hinzuwirken. Auf Facebook gibt beispielsweise es die Gruppe Musicalfrauen stärken Musicalfrauen“, die unter anderem bei der Preisverleihung der Deutschen Musical Akademie 2018 mit der Forderung 50/50 auf sich aufmerksam machte.
In diesem Sinne: Kommt gucken! Spielt im nächsten Jahr mit oder organisiert bei Euch vor Ort eine Show der Sisters! – Gemeinsam können wir was bewegen.
Sie leben mitten unter uns. Und doch ist den Wenigsten bewusst, dass es sie gibt: Junge Pflegende. Eine Initiative setzt sich nun dafür ein, sie in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen. Ein Lied soll dafür sorgen, dass nicht nur der Kopf, sondern auch die Gefühle angesprochen werden.
Es ist das erste Mal, dass ich vor einer Fernsehkamera stehe, die sich nicht jenseits der Bühne im Publikum versteckt. Sie wird direkt vor meiner Nase sein. Etwas nervös steige ich mit Hanneli Döhner aus dem Taxi, das uns zum Drehort bringt: Der Wohnung von Julika Stich, der Gründerin von Young Helping Hands. Die Dokumentation, die heute um einige Szenen bereichert wird, bringt einen Beitrag über sie. Über ihr Leben, ihre Geschichte und ihr Engagement. In der Sendung wird es um junge Pflegende gehen. Eine Menschengruppe, die in Deutschland fast vollkommen untergeht. Sogar in Politik und Wissenschaft!
Die Tür schwingt auf und schon geht es los: Als ich Julika Stich und Janine Adomeit endlich persönlich kennenlerne (bislang haben wir lediglich telefoniert und gemailt) hängt bereits eine Tonangel über uns. Aber was sich in den ersten Minuten anfühlt wie Beobachtet-Werden, wird bald zur Gewohnheit. – Nicht zuletzt auch Dank des feinfühligen Film-Teams. Rund um die gemütliche Sitzgruppe entspannen wir uns in ein wirklich bewegendes Gespräch. Mein Wille, mich für diese Sache als Botschafterin einzusetzen, wächst immer mehr: Unfassbar, dass statistisch gesehen in jeder Schulklasse ein bis zwei Kinder betroffen sind! Und niemand weiß davon! Und das mit schwerwiegenden Folgen: Statt den Kids zu helfen, drohen Strafen für nicht gemachte Hausaufgaben und Schulschwänzen! Höchste Zeit, das öffentlich zu machen! – Und dafür sind wir schließlich hier.
Als erstes stimme ich mit meiner Morgenstimme und noch etwas wackelig in der vorm Frühstück erdachten Melodie den Song an, den ich am Vortag getextet habe. Die Reaktion überwältigt mich: Glänzende Augen. Ich bin sehr glücklich, dass es mir offenbar gelungen ist, die Essenz einzufangen. In Telefonaten und Mails mit Julika Stich und Janine Adomeit und mit Hilfe der bereitgestellten Informationen habe ich das für mich recht unbekannte Thema erforscht und in zwei Strophen, zwei Refrains und einer Bridge gebündelt. Gemeinsam diskutieren wir den Text und seine Wirkung. Die Musik soll ein Weg in die Herzen sein. Informationen allein sind nicht genug, um Menschen zu erreichen. Um sie zu bewegen braucht es mehr als den Kopf.
Es entspinnt sich ein Gespräch über die Wege der Öffentlichkeitsarbeit, die wir gemeinsam angehen wollen. Über die Probleme des Pflegesystems, das bislang oft übersieht, dass zu pflegende Personen Kinder haben, die ebenfalls Unterstützung benötigen. Und über die weiteren Dreharbeiten. Denn nach der ersten Ausstrahlung am 24.03. um 17:30 in der ARD in der Reihe Echtes Leben wird eine weitere, umfangreichere Version gesendet werden.
Wer vor März schon mal ein bisschen rein gucken möchte, kann das übrigens online tun: Auf der Facebook-Seite finden sich ein Einblick in die Dreharbeiten und viele informative Beiträge zum Thema. Teilen ist ausdrücklich erwünscht. Den es geht ja darum, #youngcarers ins Gespräch zu bringen. Und das scheint wirklich bitter nötig: Meine Facebook-Posts dazu jedenfalls haben so viel Resonanz erlebt wie selten zuvor! Es stimmt wohl wirklich: Viele Menschen haben etwas Ähnliches erlebt. Und viele von ihnen haben lange dazu geschwiegen. Die Gründe sind vielfältig. Aber so oder so scheint Austausch ein Bedürfnis zu sein. ‚Sorgen wir dafür‘, nehme ich mir vor, ‚dass Junge Pflege kein Tabu mehr ist!‘ – Nur dann ist es möglich, betroffene Familien angemessen zu unterstützen.
Als ich an diesem Tag nach Hause komme, habe ich viel gelernt. Ich bin berührt von der geballten Power, die ich heute erleben durfte. Und wild entschlossen, mein Amt als Botschafterin gut auszufüllen. Außerdem habe ich etwas über mich verstanden: Das ist mein Ding, meine ganz spezielle künstlerische Nische: Durch die seelische Brille, die ich als Psychologin nun mal aufhabe, auf politische und gesellschaftliche Verhältnisse blicken. Die Erlebnisse Betroffener in eine Form bringen, die sie mit ihren Erfahrungen abholt und diese einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht. Ich bin Dolmetscherin, die mit Texten und Tönen um Verständnis wirbt. Musikalische Lobbyistin für diejenigen, die in unserer Welt keine Lobby haben.