Sie tun’s schon wieder

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Auf „Love“ reimt sich im Englischen „Dove“. Und das ist auch wohl der Grund, warum in englischsprachigen Liebessongs öfter Tauben herumturteln als in deutschen. Taube reimt sich nun mal nicht auf Liebe, nur auf Laube. Das haben auch Edith Jeske und Tobias Reitz in dem von ihnen verfassten Handbuch für Songtexter festgestellt. In dem Kapitel „Schäume, Regale und andere Reimklischees“ verweisen sie in dem Zusammenhang auf „Taubenvergiften im Park“ von Georg Kreisler und ein Lied aus der Brechts Dreigroschenoper. Man könnte noch Papagenos Arie aus der Mozarts Zauberflöte hinzufügen, in der sich der Vogelfänger ein zartes Täubchen wünscht, das ihm Seligkeit bedeutet, und die Hauben tragende Taube in dem Kinderlied „Die Vogelhochzeit“. Ergiebig ist die Ausbeute trotzdem nicht.

Rechtzeitig zum Frühlingsbeginn hat nun Georg Clementi dem gurrenden Federvieh ein weiteres Lied gewidmet. Es heißt „Sie tun’s schon wieder“ und beschreibt die amouröse Hyperaktivität eines Taubenpärchens vor seinem Fenster, während er am Schreibtisch über neuen Texten brütet. Inspiriert hat ihn dazu eine Glosse von Heike Kunert in der ZEIT. „Sie tun’s schon wieder..“ Was für eine Hookline! Diese Zeile geht mir seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf. Vor allem, wenn ich den beiden Elstern zusehe, die sich auf der Föhre in meinem Garten flügelschlagend umtun. Elster – auch so ein Wort, auf das nicht einmal das Reimlexikon meines Vertrauens  ein Reim macht. Aber wer schreibt schon Lieder auf Elstern? Ich nicht! Frühling hin oder her – da gibt’s einfach nichts zu gucken. Diese Vögel sind einfach zu diskret.  Fragen Sie einen Ornithologen!

PS: Sollten  Ihnen auf Elster noch ein anderes Reimwort wie Pölster  (Ich weiß, das ist nicht rein, aber besser als nix!)einfallen, bitte bei mir melden.