Der Hunderter ist voll!

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Dreieinhalb Jahre ist es nun her, dass ich zum ersten Mal aus dem Laptöppchen plauderte. Ich schrieb über die Celler Schule, mich und meine exCELLEnten Kollegen, posaunte  Erfolge und Pläne hinaus, hielt Nachrufe und Geburtstagsständchen und erzählte von Begegnungen mit Künstlerfreunden. Und nun ist er voll, der Hunderter. Um mit Stephan Sulke zu sprechen: „Mensch, ging das aber schnell!“

Ehe ich mein Laptöppchen zuklappe und allen danke fürs Lesen sage, möchte ich noch einen Blick auf eine höchst bemerkenswerte Internetseite werden, die da heißt: Deutsche Lieder. Die Bamberger Anthologie. Auf diesem Blog wird jeden Montag ein deutscher Liedtext  interpretiert. Die Bandbreite der besprochenen Werke ist sehr umfangreich, geht quer durch die Jahrhunderte und umfasst die Bereiche Schlager, Rock, Pop, Liedermacher, Rap, Elektro, Volks-, Kinder- und Kirchenlied. Das Archiv, alphabetisch und nach Veröffentlichungsjahr  geordnet, entpuppt sich als eine  wahre Fundgrube. Es reicht von Martin Luthers  „Mit Fried und Freud fahr ich heim“ von 1524 bis Adel Tawils „Lieder“ von 2013. Diese Woche wird  – passend zur Jahreszeit – das  Volkslied „Der Winter ist vergangen“ besprochen.

„Liedtexte sind wohl heute die meistrezipierte Form von Lyrik, aber zugleich eine in der Literaturwissenschaft wenig beachtete“, stellt Martin Rehfeldt, der die  Webseite seit 2012 betreibt, fest.  Der Mitarbeiter am Germanistischen Institut der Universität Bamberg ortet als Gründe für dieses Missverhältnis u. a. Vorurteile gegenüber der vermeintlich nicht interpretationsbedürftigen Popkultur und Bedenken, einen Songtext isoliert von der Musik zu untersuchen. Mit seinem Projekt will er die Kompetenz für Lyrik erweitern und das Verständnis für populäre Kultur vertiefen. Aber nicht nur Literaturwissenschaftler sind eingeladen, Beiträge zu verfassen. Die Mitarbeit von Fans ist ebenso gefragt.

Ein Salzburger fand bereits Eingang in die Bamberger Anthologie: der Kabarettist, Liedermacher und Chansonnier Peter Blaikner mit seinem Lied „Schütze du mich vor dem Wasser“. Multitalent Blaikner hat sich auch als Übersetzer von Chansons von  Georges Brassens und als Autor von Kindermusicals („Ritter Kamenbert“) einen Namen gemacht. Noch nicht in die Bamberger Athologie geschafft hat es Rapper Dame, auch ein Landsmann von mir. Mit  seinen bisherigen Songs, die sich  vorwiegend um Computerspiele drehen, traf er offensichtlich den Nerv der Zeit. Dame schaffte er es auf unglaubliche 40 Millionen (!) Klicks auf Youtube.  Nun meint er auf seiner neuen CD „Rap ist mein Hobby“, die im April erscheint: „Es wird Zeit, dass wir die Segel setzen, Zeit für ’ne Veränderung, Zeit für ’nen Tapetenwechsel…“  Das meine ich auch!

 

 

Schmidt und Bings wären dann soweit

von Andre Schmidt und Armin Bings (Celler Schule 2009)

Website
Andre Schmidt und Armin Bings

Der eine liest, der andere singt. Und beide schreiben selbst. In ihrem gemeinsamen zweiten Lese- und Konzertprogramm „Wir wären dann soweit“ zeigen sich Armin Bings und Andre Schmidt als Freunde der kleinen Form: In Glossen, Songs und Gedichten würdigen sie die Momente, die entweder zu skurril oder zu berührend sind, um vergessen zu werden. Beide haben mehr Spaß am Beobachten als am Bescheid wissen. So entstehen Texte und Lieder mit Pointen und Poesie. Wie immer sind sie gut genug vorbereitet, um von allen Plänen abzuweichen, wenn eine spontane Eingebung auf der Bühne es erforderlich machen sollte.

Kennen gelernt haben sich die beiden 2009 in der Celler Schule. Seit dem bringen sie ihre gemeinsamen Programme mit Songs, Gedichten und Geschichten auf die Bühne – hier ein kleiner Eindruck aus dem letzten Herbst. Die beiden sind bereit für mehr davon und freuen sich über Hinweise auf Auftrittsmöglichkeiten und anderweitige Empfehlungen – bitte klicken, teilen, weitersagen!

Ein Blick in das neu eingerichtete Wohnzimmer ihrer gemeinsamen WWW-Wohngemeinschaft lohnt sich.

 

Gedicht des Monats

von Michael Feindler (Celler Schule 2010)

Aufmerksame Leserschaft,

ach, was ist das schön, endlich wieder klare Feindbilder zu haben – die Guten im Westen, der böse Putin im Osten! Die nostalgische Kalte-Kriegsstimmung wird von den wenigsten so genannten „Leitmedien“ gestört, höchstens vielleicht von einem Artikel wie diesem, verfasst vom Schriftsteller Eugen Ruge: http://www.zeit.de/2014/11/pro-russische-position-eugen-ruge/komplettansicht
Auch der Hinweis der Panorama-Redaktion, welche politisch motivierten „Revolutionäre“ in der Ukraine von der EU mitunterstützt werden, sollte die Stimmung nicht trüben: http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2014/ukraine357.html
 
Dem Hinweis des US-Außenministers John Kerry vor einer Woche, Russland verhalte sich wie im 19. Jahrhundert und marschiere in andere Länder unter Verweis auf frei erfundene Gründe ein, ist nichts mehr hinzuzufügen. Abgesehen vielleicht von diesem abstrakten Tiergedicht:
 
Vom kleinen Bären und dem großen Tiger
 
Ein Tiger sprach zu einem Bären:
„Ich sollte längst von Dir verlangen,
noch heute damit anzufangen,
dich vegetarisch zu ernähren!“
 
Den Bären überraschte das.
Er meinte, bei den Hauptgerichten
auf Fleisch und Fische zu verzichten,
das sei ihm irgendwie zu krass.
 
Und außerdem sei’s ungerecht,
wenn er als Bär verzichten müsse,
zugleich jedoch sehr sicher wisse,
der Tiger gegenüber dächt
 
noch nicht einmal im Traum daran,
das Gleiche selber anzustreben
und Fleischkonsum heut aufzugeben.
Was maße der sich bitte an?
 
Zur Antwort wurde jener Bär
vom Tiger einfach totgeschlagen.
Der fraß ihn auf. Was bleibt zu sagen?
Das Leben ist nicht immer fair.
 
Ein kompletter (nach Möglichkeit aktuell gehaltener) Tourplan ist hier zu finden.

„Und wir waren wie Vampire“: Jürgen Drews‘ außergewöhnlichster Hit

von Tobias Reitz (Celler Schule)

„Und wir waren wie Vampire, zogen rastlos durch die Nacht…“ Derzeit dröhnen diese Zeilen aus allen Boxen! Ausgedacht hat sie sich einer, der mit 24 Jahren wahrscheinlich der Jüngste ist, der sich im Moment über eine Veröffentlichung als Schlagertexter freuen kann: Alexander Scholz. Dass er einen Hit mit Jürgen Drews landen würde, hätte er sich vor zwei Jahren noch nicht zu träumen getraut. Und so ist es dazu gekommen – wohl eine der außergewöhnlichsten Geschichten, die ein Hit je hatte:

2011 veröffentlichen Edith Jeske und Tobias Reitz das „Handbuch für Songtexter„. Natürlich muss ein solches Buch in der Anfangszeit promotet werden (inzwischen ist es ein Standardwerk für Musiker). Die Promoterin Dagmar Ambach hat die zündende Idee: Man könnte einen Songtexter-Wettbewerb mit einem Zeitschriftenverlag starten. Das klingt stark! Immerhin sind aus solchen Wettbewerben schon Hits wie „The Last Farewell“ (Roger Whittaker/Elvis Presley) und „Wähle 3-3-3“ (Graham Bonney) entstanden. Man fragt den Bauer Verlag. Bauer-Entertainment-Chef Jörg Mandt und Redakteur Eike Lange wollen den Wettbewerb in der Zeitschrift DAS NEUE bringen. Fragt sich nur: Wer könnte den Siegersong singen? Die Wahl fällt schnell auf Jürgen Drews. Jürgen ist begeistert von der Idee und schickt seinen Manager Kurt Kokus und seinen Produzenten Mike Rötgens in die Jury.

Im Juni 2012 titelt der Bauer Verlag: „DAS NEUE-Leser schreiben den neuen Schlager-Hit“. Schlager-Deutschland macht mobil: Es hagelt Einsendungen en masse – sogar Profis beteiligen sich an der Ausschreibung. Im Oktober tagen die fünf Branchenexperten (Rötgens-Kokus-Lange-Mandt-Reitz) und sichten über 700 (!) Einsendungstexte! Nach einem langen Tag steht der Siegersong fest: „Und wir waren wie Vampire“ hat alle geflasht! Es entsteht sogar schon während der Jury-Sitzung eine Melodie-Idee! Man freut sich, dass der Sieger Alexander Scholz ein junger, ausgeschlafener Typ ist, der den Schlager liebt wie kaum ein Zweiter. 2013 qualifiziert er sich für die Celler Schule und bildet sich zum professionellen Songwriter fort. Nachfolge-Veröffentlichungen sind schon im Arbeit.

JDrews_AlbKornblumen_Cover052F-kleinIm Oktober 2013 erscheint „Und wir waren wie Vampire“ auf Jürgen Drews‘ neuem Studioalbum „Kornblumen“, einem der erfolgreichsten Drews-Alben überhaupt. Der Bauer-Verlag belohnt den Jungautoren mit einem Gold-Award für seinen Sieg im Autoren-Wettbewerb. Eigentlich war „Und wir waren wie Vampire“ nur als Bonustrack auf dem „Kornblumen“-Album gedacht. Da schaltet sich aber die Universal ein: „Der Song ist großartig – wir wollen ihn zur neuen Single machen!“ Und so steht jetzt ein Song ganz vorne in den Airplay- und Diskotheken-Charts, der den wohl außergewöhnlichsten Entstehungsweg hatte, den es im Musikgeschäft dieses Jahrtausends je gab. Die Single ist seit dem 21.02.2014 im Handel.

Glückwunsch, Alexander Scholz, zum grandiosen Einstieg ins Musikgeschäft! Und Glückwunsch, Jürgen Drews, zum neuen Hit!

 

 

Ernst Hoferichter-Preis für Sarah Hakenberg

von Edith Jeske

Sarah Hakenberg Fotohinweis PNPPierachSeit 1975 gibt es ihn – den Ernst Hoferichter-Preis. Jährlich verliehen wird die mit 5000 EUR dotierte Auszeichnung an zwei Künstlerpersönlichkeiten, „die ihren Wohnsitz in München haben oder in ihren Werken eine enge Verbindung zu München erkennen lassen“ und “ in ihren Werken wie Ernst Hoferichter „Originalität mit Weltoffenheit und Humor“ verbinden.

Prominente Namen zieren die Liste der Ausgezeichneten: Georg Ringsgwandl, Biermösl Blosn, Bruno Jonas, Doris Dörrie, Gerhart Polt.

In diesem Jahr hat erstmalig eine Absolventin der Celler Schule diesen Preis erhalten: Sarah Hakenberg (Celler Schule 2010).
Die Begründung der Jury gibt es hier:

Herzlichen Glückwunsch, Sarah!

Christoph Sauer schreibt einen Geburtstagssong für das Institut für Weltwirtschaft

von Edith Jeske

„So eine Anfrage kommt nicht alle Tage“, schwärmt Christoph Sauer (Celler Schule 2007), „umso mehr habe ich mich über den Anruf aus Kiel vor ein paar Wochen gefreut.“ Der Anruf kam vom Institut für Weltwirtschaft, das in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert. Am 22. Februar 2014 wurde dieser große Tag im Rahmen eines Festakts im Kieler Rathaus begangen. Bei solchen anlässen erwartet man eher ein Streichquartett. Stattdessen bekam Christoph Sauer den Zuschlag, eigens für diesen Anlass einen Jubiläumssong zu schreiben. Die Musik zu Sauers Songtext verfasste sein Hauskomponist und Pianist Roland Kühne.

Und das vor denkbar prominenten Zuhörern wie Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig, Kiels Bürgermeister Peter Todeskino und Jean-Claude Trichet, ehemaliger Präsident der Europäischen Zentralbank. IfW-Präsident Professor Dennis Snower würdigte im Anschluss an den Festakt den musikalischen Beitrag: „Herrn Sauer ist es gelungen, humorvoll und gleichzeitig mit Tiefsinn eine Parabel auf die Tätigkeit unseres Instituts zu vertonen. Sein Song war eine Bereicherung für unseren Festakt.“

Christian SauerDer Songtext zu „Auf dem Meer“ ist auf Christoph Sauers Homepage abrufbar.

Christoph Sauer (rechts) und Roland Kühne (Mitte) überreichen IfW-Präsident Professor Dennis Snower ein Faksimile ihres Jubiläumssongs „Auf dem Meer“

Café ohne Aussicht

von Anne X. Weber (Celler Schule 2011)

So heißt das Musical, das Franz Wittenbrink und ich zusammen für die „Berlin Comedian Harmonists“ geschrieben haben – das ist eine Truppe, die seit vielen Jahren die Lieder der Comedian Harmonists so perfekt zu Gehör bringt, dass sie sich mittlerweile die Bezeichnung „die legitimen Nachfolger“ ersungen haben – auf vielen Konzerten in Deutschland und im Ausland, aber auch im Theaterstück „Veronika, der Lenz ist da“, das Ende der Neunziger an der Komödie am Kurfürstendamm uraufgeführt wurde.

Genau dort wird nun auch unser Musical am 2.3. 2014 seine Uraufführung feiern.

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Fotograf Michael Petersohn, www.polarized.de

Die drei Brüder Kasupke betreiben gemeinsam Berlins letztes echtes Oma-Café – leider komplett erfolglos. Als wegen der ausstehenden Mietzahlungen die Kündigung droht, bleibt den Brüdern nichts anderes übrig, als es mit der einzigen Sache zu versuchen, die sie beherrschen: mit Gesang. Es geht um die Jagd nach dem Erfolg, die Gentrifizierung Berlins und die unerwarteten Nebenwirkungen von Yogi-Tee…

Eingebaut haben wir sowohl originale Comedian-Harmonists-Songs als auch aktuelle Hits mit neuen deutschen Texten von mir, musikalisch von Franz Wittenbrink im Stil der Comedian Harmonists arrangiert.

Ich bin mächtig stolz auf unser Musical und habe das Gefühl, dass es ein sehr unterhaltsamer Abend wird… Und die Jungs singen wie die Engel!