Was für ein Sommer!

Von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Blog Feindler Juli Schon wieder Sommerloch! Michael Feindler (Celler Schule 2010) hat ein probates Mittel dagegen. Er tut, was er am liebsten tut. Er schreibt Gedichte und macht Kabarett. Vom 29. Juli bis 3. August wird er es  mit Philipp Schaller und Erik Lehmann  in einem Sommer-Special der Late Night-Show Spätzünder in der Herkuleskeule in Dresden noch einmal so richtig krachen lassen. Die Musik dazu liefern Les Bummms Boys (mit drei m – kein Tippfehler!), fünf Mann hoch!

 Die 18. Ausgabe der Spätzünder wird auch gleichzeitig die letzte sein. Grund für das Aus? „Die Spätzünder haben sich    ausgetobt! Achtzehn heißt volljährig. Und Volljährige werden flügge“, sagen die drei. Zum Abschluss brennen sie eine Woche lang ein satirisches Feuerwerk  zur Prime Time ab. Die Programmankündigung ist vielversprechend. „Wir präsentieren euch nicht nur das Schlimmste vom Schlimmen aus allen Spätzünder-Ausgaben. Auch neue Tecte, Lieder und Figuren werden geboten, und natürlich darf das Publikum wieder tatkräftig mitmischen.“ Das Ensemble Weltkritik aus Leipzig sorgt für die pointensprühende Draufgabe.

Am 15. August ist Michael Feindler wieder solo unterwegs und behauptet in Düsseldorf „Dumm nickt gut“. Und hier Feindlers Gedicht des Monats:

Was für ein Sommer!

Wer meint, dass diese Verse hier
mit etwas Int’ressantem starten,
der sollte nicht zu viel erwarten,
denn alles, was hier steht, ist schier

ein inhaltsloser Lückenfüller,
gewürzt mit Rhythmus, Reim und Klang.
Doch ist das weder von Belang,
noch ansatzweise gar ein Knüller.

Die Zeilen dümpeln vor sich hin,
mit Worten voll, an Inhalt leer,
als ob das kaum verwerflich wär –
man sucht vergeblich nach dem Sinn.

Zuletzt erahnen wir jedoch
den Grund für diesen öden Stil:
Der Inhalt des Gedichtes fiel
ins altbekannte Sommerloch.

 

Kurt Feltz im Porträt

Von Claudia Karner (Celler 2006)

Kleine Vorbemerkung: Wir wissen es längst –  Das Leben ist nicht fair und die Textdichterei ein unbedankter Beruf. Während sich der Interpret  im Scheinwerferlicht sonnen darf und mit Lorbeeren überhäuft wird, findet der Schöpfer des Liedtextes oft nur in Kleinschrift auf dem Plattencover Erwähnung. Damit ist nun Schluss. In meiner neuen Reihe „Wer schrieb eigentlich…?“ werde ich Textdichter und Textdichterinnen auf das Podest heben, die im vergangenen Jahrhundert  Lieder schufen, deren Titel und Hooklines als geflügelte Worte Eingang in den allgemeinen Sprachschatz fanden. Beginnen wir mit  Der Theodor im Fußballtor.

DER THEODOR, DER THEODOR…

 der steht bei uns im Fußballtor. Wie der Ball auch kommt, wie der Schuss auch fällt, der Theodor, der hält. Ja, unser Theodor, der Held, der hält.“ Diese Zeilen sind auch heute noch – im Zeitalter eines Manuel Neuer – im kollektiven Gedächtnis der deutschsprachigen Fußballfans gespeichert. 1948 wurde die Torwart-Hymne geschrieben, und zwar von Kurt Feltz, dem späteren Schallplattenproduzenten, Verleger und Textdichter in Personalunion, „dem ultimativen Schlagerfürsten Kölns“, wie ihn der Journalist Joe Scevardo bezeichnete. Komponiert wurde das Lied von Werner Bochmann. Der Theodor“ wurde ursprünglich von Margot Hielscher mit  eher geringem Erfolg besungen. Zum Kassenschlager wurde das Lied erst, als es der Wiener Burgschauspieler Theo Lingen in dem gleichnamigen Film interpretierte und als rasender Reporter das Match zwischen Schienbein 04 und  den Meniskuskickers kommentierte.

Kurt Feltz, geboren 1910 in Krefeld geboren, startete bereits in jungen Jahren  mit seinem Schulfreund Ralph Maria Siegel, dem Vater von Ralph Siegel, seine musikalische Karriere. Gemeinsam schrieben sie das Libretto zu der Jazz-Operette „Der Mann im Frack“. Nach dem Abitur zog Feltz nach Köln und arbeitete beim dortigen Rundfunk. Aus dieser Zeit stammt das Karnevalslied „Wer soll das bezahlen?“ (Musik: Jupp Schmitz), ein Lied, das bis heute nichts an Aktualität verloren hat. 1938 schrieb Feltz das Libretto  für  Fred Raymonds Operette „Saison in Salzburg“ , und so erfuhr alle Welt, dass die Salzburger Nockerln süß wie Liebe und zart  wie ein Kuss sind, worüber sich die Tourismusmanager heute noch freuen. Nach dem Krieg arbeitete Feltz wieder beim Rundfunk und inszenierte 60 Operetten.

KURT FELTZ ALIAS ANDRÉ HOFF

Ende der 1950er Jahre avancierte Kurt Feltz zum Haus- und Hofdichter der Plattenfirma Polydor, wo eine gedeihliche Zusammenarbeit mit den Komponisten Werner Scharfenberger, Charly Niessen, Erwin Halletz und Heinz Gietz entstand. Seine Doppelrolle als Textdichter (Feltz nahm für sein Pseudonym André Hoff beim Mädchennamen seiner Frau Cornelia als Anleihe) und leitender Rundfunkangestellter beim NWDR brachte ihm harsche Kritik bei den Konkurrenten und eine Titelgeschichte beim Spiegel ein. Es wurde ihm  vorgeworfen, er würde seine Position beim Radio ausnützen und vermehrt seine Kompositionen spielen lassen beziehungsweise Hits aus eigener Feder (unter verschiedenen Pseudonymen) produzieren, um entsprechend mehr Tantiemen zu kassieren. Als Konsequenz wurde beim NWDR eine Quote für Feltz-Schlager eingeführt.

Vierzig Jahre lang war Kurt Feltz einer der erfolgreichsten Schlagertexter und Produzenten in Deutschland und schrieb für Stars wie Caterina Valente, Peter Alexander, Bill Ramsey und Gus Backus. Über 3500 Lieder stammen aus seiner Feder, darunter: „Man müsste noch mal zwanzig sein“ (1953 für Willy Schneider), „Die süßesten Früchte (1953 für Peter Alexander), Ganz Paris träumt von der Liebe (1956 für Caterina Valente), „Musik liegt in der Luft (1957 für Caterina Valente), Kriminaltango (1959 für das Hazy Osterwald Sextett), „Souvenirs“ (1959 für Bill Ramsey), „Heißer Sand“ (1961 für Mina), „Vom Stadtpark die Laternen (1963 für Gitte Haenning und Rex Gildo), „Barcarole in der Nacht“ (1963 für Connie Francis), „Delilah“ und „Der letzte Walzer“ (1968 für Peter Alexander), Rote Rosen (1973 für Freddy Breck) und
„Immer wieder sonntags“ (1973 für Cindy und Bert“.Feltz schrieb auch Drehbücher für Musikfilme mit Peter Alexander, Peter Kraus, Caterina Valente und Hazy Osterwald. Die Erkennungsmelodie für die Fernsehserie „Musik ist Trumpf“ mit Peter Frankenfeld stammte ebenfalls von ihm, und zwar aus dem gleichnamigen Film mit Hazy Osterwald.  Er war auch im Aufsichtsrat der GEMA tätig und engagierte sich in der Versorgungsstiftung der deutschen Textdichter.

ES GEHT ALLES VORÜBER

Seine letzten Lebensjahre verbrachte der Schlagermillionär in Morcote im Tessin –  als Nachbar von Peter Alexander und Catarina Valente. Den Erfolg seines letzten Nummer-Eins-Hits „Adios amor“, gesungen von Andy Borg, der sich 2,5 Millionen Mal verkaufte, konnte er nicht mehr miterleben. Kurt Feltz starb am 2. August 1982 während eines Urlaubs auf Mallorca an einem Herzversagen. Genau an diesem Tag stellte Andy Borg „Adios Amor“ in der ZDF-Hitparade vor. Auf Feltz’s’ Grabstein auf dem Friedhof von Morcote sind die Textzeilen verewigt, die Lale Andersen unsterblich gemacht hatte:  „Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei. Auf jeden Dezember folgt wieder ein Mai“.

 

 

 

Messies im Zehner-Pack

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Presse Axel PätzZum Chillen hat Axel Pätz, ExCELLEnt aus dem Jahr 2012 und preisgekrönter Tastenkabarettist, so die Eigendefinition, aus  Hamburg, vorerst keine Zeit. Mit seinem neuesten Programm „Chill mal!“ hatte er am  3. Juli bei den Wühlmäusen Berlin-Premiere, am 10. Juli  behauptet er in der Müncher Lach- und Schießgesellschaft „Das Niveau singt“. Und am 5. Juli heißt’s in Hamburg Daumen drücken. Da wird nämlich beim Altonale Straßenfest (Beginn: 15.30 Uhr) eine neue „Altona-Hymne“ gekürt. Aus 76 Einsendungen wurden drei Beiträge ausgewählt, über die an diesem Tag öffentlich abgestimmt wird.

Zwischendurch schreibt und Pätz Newsletter, die immer wieder ein Spaß zum Lesen sind. Im neuesten macht sich der bekennende Bayern-München-Fan, der sich ein Kind von Birgit Prinz wünscht, sich Gedanken über ein seltsames Phänomen, das ihm in den letzten Tagen häufiger begegnet: Männer in T-Shirts, auf denen sie offenbar ihren Namen kundtun und sich darüber hinaus nummeriert haben.

„Ich versuche, denn Sinn dieses Tuns zu erkunden und stehe vor einem Rätsel“, so Pätz. „Bei Müller 13 dachte ich noch: klar, bei so vielen Müllers macht es Sinn, sie einmal durchzuzählen. Doch schon bei Götze 19 wurde ich stutzig. War das vielleicht nicht der Name des Hemdenträgers, sondern dieser vielmehr der Angebetete einer fremden, wilde Naturgötter verehrenden Kultur? Gerne hätte ich auch etwas über die Götzen 1 bis 18 erfahren. Stattdessen begegnete ich einem Neuer 1. Ein Schreibfehler? müsste es nicht korrekt heißen ‚Neue 1’? Und warum war die Einführung der neuen ‚1’ völlig an mir vorbei gegangen? Gab es womöglich inzwischen auch eine neue ‚2’ oder ‚3’? Da hätte sich die PR-Abteilung der deutschen Zifferngesellschaft ruhig etwas mehr ins Zeug legen können. Auffallend dabei: alle T-Shirts waren von gleichem Muster und Farbe. Ein blendendes Weiß mit rotem Bruststreifen. 

Mitleid empfand ich allerdings mit Messi 10. Ist es nicht schon schlimm genug, wenn man seinen Alltag nicht bewältigen kann und dabei ganz verwahrlost? Muss man den armen Kerl dann auch noch in einem blau-weiß-längsgestreiften Sträflingsoutfit bloßstellen?“ Was Pätz beruhigt: „Es ist gut zu wissen, dass es neben meinen Kindern (zweifelsohne die Messies 1 und 2) auch noch mindestens acht weitere Betroffene gibt.“