Kurt Feltz im Porträt

Von Claudia Karner (Celler 2006)

Kleine Vorbemerkung: Wir wissen es längst –  Das Leben ist nicht fair und die Textdichterei ein unbedankter Beruf. Während sich der Interpret  im Scheinwerferlicht sonnen darf und mit Lorbeeren überhäuft wird, findet der Schöpfer des Liedtextes oft nur in Kleinschrift auf dem Plattencover Erwähnung. Damit ist nun Schluss. In meiner neuen Reihe „Wer schrieb eigentlich…?“ werde ich Textdichter und Textdichterinnen auf das Podest heben, die im vergangenen Jahrhundert  Lieder schufen, deren Titel und Hooklines als geflügelte Worte Eingang in den allgemeinen Sprachschatz fanden. Beginnen wir mit  Der Theodor im Fußballtor.

DER THEODOR, DER THEODOR…

 der steht bei uns im Fußballtor. Wie der Ball auch kommt, wie der Schuss auch fällt, der Theodor, der hält. Ja, unser Theodor, der Held, der hält.“ Diese Zeilen sind auch heute noch – im Zeitalter eines Manuel Neuer – im kollektiven Gedächtnis der deutschsprachigen Fußballfans gespeichert. 1948 wurde die Torwart-Hymne geschrieben, und zwar von Kurt Feltz, dem späteren Schallplattenproduzenten, Verleger und Textdichter in Personalunion, „dem ultimativen Schlagerfürsten Kölns“, wie ihn der Journalist Joe Scevardo bezeichnete. Komponiert wurde das Lied von Werner Bochmann. Der Theodor“ wurde ursprünglich von Margot Hielscher mit  eher geringem Erfolg besungen. Zum Kassenschlager wurde das Lied erst, als es der Wiener Burgschauspieler Theo Lingen in dem gleichnamigen Film interpretierte und als rasender Reporter das Match zwischen Schienbein 04 und  den Meniskuskickers kommentierte.

Kurt Feltz, geboren 1910 in Krefeld geboren, startete bereits in jungen Jahren  mit seinem Schulfreund Ralph Maria Siegel, dem Vater von Ralph Siegel, seine musikalische Karriere. Gemeinsam schrieben sie das Libretto zu der Jazz-Operette „Der Mann im Frack“. Nach dem Abitur zog Feltz nach Köln und arbeitete beim dortigen Rundfunk. Aus dieser Zeit stammt das Karnevalslied „Wer soll das bezahlen?“ (Musik: Jupp Schmitz), ein Lied, das bis heute nichts an Aktualität verloren hat. 1938 schrieb Feltz das Libretto  für  Fred Raymonds Operette „Saison in Salzburg“ , und so erfuhr alle Welt, dass die Salzburger Nockerln süß wie Liebe und zart  wie ein Kuss sind, worüber sich die Tourismusmanager heute noch freuen. Nach dem Krieg arbeitete Feltz wieder beim Rundfunk und inszenierte 60 Operetten.

KURT FELTZ ALIAS ANDRÉ HOFF

Ende der 1950er Jahre avancierte Kurt Feltz zum Haus- und Hofdichter der Plattenfirma Polydor, wo eine gedeihliche Zusammenarbeit mit den Komponisten Werner Scharfenberger, Charly Niessen, Erwin Halletz und Heinz Gietz entstand. Seine Doppelrolle als Textdichter (Feltz nahm für sein Pseudonym André Hoff beim Mädchennamen seiner Frau Cornelia als Anleihe) und leitender Rundfunkangestellter beim NWDR brachte ihm harsche Kritik bei den Konkurrenten und eine Titelgeschichte beim Spiegel ein. Es wurde ihm  vorgeworfen, er würde seine Position beim Radio ausnützen und vermehrt seine Kompositionen spielen lassen beziehungsweise Hits aus eigener Feder (unter verschiedenen Pseudonymen) produzieren, um entsprechend mehr Tantiemen zu kassieren. Als Konsequenz wurde beim NWDR eine Quote für Feltz-Schlager eingeführt.

Vierzig Jahre lang war Kurt Feltz einer der erfolgreichsten Schlagertexter und Produzenten in Deutschland und schrieb für Stars wie Caterina Valente, Peter Alexander, Bill Ramsey und Gus Backus. Über 3500 Lieder stammen aus seiner Feder, darunter: „Man müsste noch mal zwanzig sein“ (1953 für Willy Schneider), „Die süßesten Früchte (1953 für Peter Alexander), Ganz Paris träumt von der Liebe (1956 für Caterina Valente), „Musik liegt in der Luft (1957 für Caterina Valente), Kriminaltango (1959 für das Hazy Osterwald Sextett), „Souvenirs“ (1959 für Bill Ramsey), „Heißer Sand“ (1961 für Mina), „Vom Stadtpark die Laternen (1963 für Gitte Haenning und Rex Gildo), „Barcarole in der Nacht“ (1963 für Connie Francis), „Delilah“ und „Der letzte Walzer“ (1968 für Peter Alexander), Rote Rosen (1973 für Freddy Breck) und
„Immer wieder sonntags“ (1973 für Cindy und Bert“.Feltz schrieb auch Drehbücher für Musikfilme mit Peter Alexander, Peter Kraus, Caterina Valente und Hazy Osterwald. Die Erkennungsmelodie für die Fernsehserie „Musik ist Trumpf“ mit Peter Frankenfeld stammte ebenfalls von ihm, und zwar aus dem gleichnamigen Film mit Hazy Osterwald.  Er war auch im Aufsichtsrat der GEMA tätig und engagierte sich in der Versorgungsstiftung der deutschen Textdichter.

ES GEHT ALLES VORÜBER

Seine letzten Lebensjahre verbrachte der Schlagermillionär in Morcote im Tessin –  als Nachbar von Peter Alexander und Catarina Valente. Den Erfolg seines letzten Nummer-Eins-Hits „Adios amor“, gesungen von Andy Borg, der sich 2,5 Millionen Mal verkaufte, konnte er nicht mehr miterleben. Kurt Feltz starb am 2. August 1982 während eines Urlaubs auf Mallorca an einem Herzversagen. Genau an diesem Tag stellte Andy Borg „Adios Amor“ in der ZDF-Hitparade vor. Auf Feltz’s’ Grabstein auf dem Friedhof von Morcote sind die Textzeilen verewigt, die Lale Andersen unsterblich gemacht hatte:  „Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei. Auf jeden Dezember folgt wieder ein Mai“.

 

 

 

5 Antworten auf „Kurt Feltz im Porträt“

  1. Aber nein! Die zweite Zeile krieg‘ ich auch noch hin, und die dritte und die vierte auch. 😉
    So ein Tag, der dürfte nie vergehen. So ein Tag, auf den ich mich so freute. Und wer wär’s, wann wir uns wieder seh’n.
    Dieses Lied wurde auch von den Fußballfans einkassiert genauso wie „An Tagen wie diesen…“ Das hätten sich die Toten Hosen auch nicht gedacht!

  2. „Und wer weiß“ muß es heißen. Im Internet findet man verschiedene Fassungen des Textes, eine mit einer Bridge, deren Melodie in den bekannten Versionen nicht enthalten ist.

    Die Fußballfans singen immer nur die ersten zwei Zeilen.

  3. Prima Idee, den „Unsichtbaren“ Gestalt zu geben. Leider werden die Urheber im Kulturbereich häufig vernachlässigt oder ignoriert, allen voran Liedertexter und Drehbuchautoren. Manche waren und sind zwar zufrieden mit ihrer Rolle als graue Eminenzen (und manche haben ja vor allem früher nicht schlecht davon gelebt), aber ein bisschen mehr „Ehre wem Ehre gebührt“ ist gerade im Zeitalter der Schnelllebig- und Austauschbarkeit ein ebenso ehrenwertes wie überfälliges Unterfangen.

    Danke, liebe Claudia! Ich freue mich auf weitere Enthüllungen!

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