Wut und Zärtlichkeit

Claudia Karner (Celler Schule 2006)

„Bin auf meinem Weg zum Lieben meinem Innnern treu geblieben, zwischen Zärtlichkeit und Wut fasse ich zum Leben Mut.“ Nach sechs Jahren gibt es endlich wieder eine CD von Konstantin Wecker mit neuen Liedern. „Wut und Zärtlichkeit“ ist der Titel. Am Montag stellte der große deutsche Liedermacher in einer Buchhandlung in Wien einem handverlesenen Publikum sein pressfrisches Werk vor. Begleitet von Jo Barnikel am E-Piano, gab er musikalische Kostproben – „Schwangengesang“ sang er zum allerersten Mal in der Öffentlichkeit – , und plauderte über die Entstehungsgeschichte von „Wut und Zärtlichkeit“.

Zu Beginn des Jahres hatte sich in die Toskana zurückgezogen. „Ich hatte keine Ahnung, ob mir überhaupt eine Zeile einfallen würde“, gestand er. „Ehrlich gesagt, ich hatte eine Heidenangst. Umso älter man wird, um so zurückhaltender werden die Musen mit ihren Küssen.“ Weckers Angst erwies sich als unbegründet. Hört man die Songs, bekommt man viel mehr den Eindruck, die Musen seien vor seinem Flügel Schlange gestanden. Wecker schreibt immer zuerst den Text, den er anschließend vertont. „Darum steht und fällt  meine Liedproduktion mit der Lyrik.“ Als überraschend empfand er, dass ihm in so kurzer Zeit so viele Texte aus der Feder flossen. „Meine Lieder haben mich im wahrsten Sinn des Wortes gefunden.“ Lieder, die mal zornig und laut, mal zärtlich und leise, mal unheimlich komisch sind. Und so verblüfft er seine Fans mit dem lang gehüteten Geheimnis – Man höre und staune! – dass ihm das Lächeln seiner Kanzlerin seinen Verstand raubt.

Zum CD-Titel, der Programm ist, hat Konstantin Wecker ein Kommentar auf seiner Website  Hinter den Schlagzeilen inspiriert. „Ich hatte in einem Blog darüber sinniert, dass ich hin und her gerissen sei zwischen meiner Sehnsucht, mich zu einem Liebenden zu entwickeln und der Wut gegen die Ungerechtigkeiten der Politik, als mir jemand schrieb, das gehöre doch beides zusammen!“  Soll noch einer sagen, Bloggen hätte keine Wirkung!

 

Stuttgart, wir kommen!

Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Ich stand im Freitagsnachmittagsstau, als das freundliche Tuten meines Handys mir die Ankunft eines SMS signalisierte. Ich ahnte Gutes. „Habe gerade erfahren, dass wir dabei sind“, smste Georg Clementi aus seinem Urlaubsdomizil. Mein spontanes „Yabadabaduuuuu!“ bei offenem Fenster entlockte dem Audi-Fahrer in der Nebenspur ein breites Grinsen. Dabei sein – das bedeutet, dass es Clementi & Die Kaktusblüten in die Endausscheidung des Troubadours 2011 geschafft haben. Mit Liedern, die ich textete und die Herren Clementi und Persché komponierten. Der Troubadour ist ein Chanson & Liedwettbewerb, den das Hotel Le Meridien Stuttgart vor sieben Jahren initiiert hat. Dort geht auch der Sängerwettstreit über die Bühne – heuer vom 13. bis 15. Oktober. Pate der Veranstaltung ist kein Geringerer als der Liedermacher Stephan Sulke. Ehrenvorsitzende der Jury ist Katja Ebstein. Und die wusste bereits vor Jahren „Wunder gibt es immer wieder!“

Im vergangenen Jahr heimste Axel Paetz den ersten Preis ein, 2010 stand Johannes Kirchberg, ExCELLEnt aus dem Jahr 1998, auf dem Siegentreppchen. Fabian Schläper , ExCEllEnt  des Jahres 2005, kassierte sogar Jury- und Publikumspreis, erzählte er mir bei seinem letzten Salzburg-Besuch. Wann hab’ ich leider vergessen. Und wer wird in diesem Jahr der Sieger? Mann, bin ich gespannt!

PS: Werfen Sie einen Blick auf die neue Homepage der Kaktusblüten. Es lohnt sich!

 

Pack die Badehose ein…

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Wie konnte das passieren! Nun habe ich doch tatsächlich meinen ersten Blog-Geburtstag verpasst! Am 2. September 2010 habe ich zum ersten Mal aus dem Laptöppchen geplaudert. 35 Beiträge sind es mittlerweile geworden: Ich schrieb über die Celler Schule und meine exCELLEnten Kollegen, über Begegnungen mit Künstlerfreunden, über Erfolge und die Kunst des Scheiterns. Manchmal gab es auch Reaktionen, so wie die von Barbara Berrien, der PegaSusi aus dem Celler Jahrgang 2011, die sich als Tochter des berühmten Textdichters Hans Bradtke outete.

Bei meinem jüngsten Berlin-Besuch lernte ich Barbara persönlich kennen. „Ihr werdet euch sicher verstehen“, hatte Tobias Reitz am Vortag gesagt. Tobi hatte sich zwei Stunden freigeschaufelt, um mit mir im  „Heimatlos“ am Prenzlauerberg Mittag zu essen und über das Thema „Gibt es ein Leben nach der Celler Schule?“ zu philosophieren. Was für eine Freude, Tobi nach fünf Jahren wiederzusehen!

„Mein Vater schrieb mal in den Fünfziger Jahren ein Lied, das  heißt: Wer mal am Kurfürstendamm seinen Kaffee trank. Hättest du Lust drauf? Kann natürlich auch janzwoanders sein“, hatte mir Barbara gemailt. Ich entschied mich für das entzückende Café Wintergarten im Literaturhaus, das in einer Seitenstraße des Ku’damms gelegen ist. Tobi sollte Recht behalten. Barbara und ich unterhielten uns von Anfang an blendend und plauderten über die Celler Schule (was sonst?), das Texteschreiben im allgemeinen und besonderen, den berühmten Über-Vater, die Mozartkugeldiät und das Gut Aiderbichl (jenen Bauernhof, auf dem jetzt die freiheitsliebende Kuh Yvonne, die einen Sommer lang die sommerlochgeplagte Presse von New York bis Shanghai auf Trab hielt, ihr Gnadengras fressen darf).

Alles im Eiltempo. Schon ein paar Stunden später ging mein Flugzeug nach Salzburg. Im Taxi kriegte ich ein Lied nicht aus dem Kopf: „Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein und dann nüscht wie raus zum Wannsee…“ – ein Lied, mit dem sich Hans Bradtke unauslöschlich in die Synapsen von Generationen von Schlagerfans eingrub. Tobi hatte mir verraten, wer das Vorbild für das wasserscheue Schwesterlein war. Wissen Sie’s auch? 😉

 

Die Rundum-Schokoladenseite

von  Claudia Karner (Celler Schule 2006)

„Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel. Man weiß nie, was man bekommt“, pflegte die Mutter von Forrest Gump zu sagen. „Nie außer manchmal“, könnte der Musikkabarettist Fabian Schläper hinzufügen, der sich in dem gleichnamigen Programm, das im März im Renitenztheater in Stuttgart Premiere hatte, von seiner Rundum-Schokoladenseite zeigt. Neulich war Fabian, den ich von der Celler Schule her kenne und dem ich vor drei Jahren seinen ersten Österreich-Auftritt vermittelte, wieder einmal in meiner Nähe. Auf Einladung des Kulturforums gastierte er bei den Halleiner Festwochen.

„Kleinkunst heißt Kleinkunst, weil die ganze Show in einen einzigen Rollenkoffer passt“, behauptet Fabian. Nebst Samsonite kam er mit seiner wunderbaren Pianistin Iris Kuhn und einer wasserundurchlässigen Jacke angereist. Mittlerweile kennt auch er den berühmt-berüchtigten Salzburger Schnürlregen. In „Nie außer manchmal“ outet sich Fabian als konsequent inkonsequenter Schokoholic, der zur Trennkost rät: Erst Nutella, und dann die Smarties. Wer sagt: Weniger ist mehr? Mehr ist mehr! Wie sich der smarte Kabarettist im wahren Leben bei diesem kalorienreichen Laster so eine tolle Figur bewahren kann? Jeder Rippe Schokolade folgt eine Runde Jogging!

Nicht nur das Halleiner Publikum schmolz bei Fabians Charme dahin, sondern auch der Leiter des Kulturforums, Friedl Bahner, und die Redakteurin des Bezirkblatts Tennengau, die vermeldete: „Aufbereitet mit musikalischen Showeinlagen und einem verbalen Schlagabtausch mit Iris Kuhn, die ihr Fingerspitzengefühl auf dem Klavier bewies, durchquerten die beiden die menschlichen Abgründe, die sich nie, außer manchmal, zeigen. Die Mischung ist sehr gelungen. Ein feiner Humor!“

Fabians Schläpers Programm hat allerdings mit der zitierten Gumpschen Pralinenschachtel dann doch nicht so viel gemeinsam, wie ich eingangs dachte. Fabian weiß immer, was er am Ende bekommt: Jede Menge Lacher, glückliche Seufzer, tosenden Applaus und ein Sackerl Mozartkugeln! (Dieses Mal habe ich  n i c h t  darauf vergessen!)

 

 

In eigener Sache

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Heute gibt’s was von mir im Radio zu hören, genauer genau gesagt um 21.40 Uhr auf Ö1. Ö1 ist der Kultursender des ORF. „Texte  – Neue Literatur aus Österreich“ heißt die Reihe, in der heimische Literatur vorgestellt wird, die noch in keinem Buch zu lesen ist. Ö1 sieht, wie er gern betont, die Erstveröffentlichung von Literatur als eine kulturjournalistisch wichtige Aufgabe. Karin Buttenhauser, Literaturredakteurin  aus dem Landesstudio Salzburg, hat die Auswahl der Texte getroffen, die ich augenzwinkernd als Gebrauchslyrik für den schnellen Genuss bezeichne. Es darf geschmunzelt und gelacht werden. Wunderbar interpretiert werde die Gedichte von dem Wiener Schauspieler Stefan Fleming. Zwei Songs, die Georg Clementi und Die Kaktusblüten singen, und  Kurzinterviews mit mir runden den amüsanten (Soviel Eigenlob muss sein!) Werkstattbericht ab.

Stefan Waldow, mein exCELLEneter Kollege aus Hamburg, hat mir einen Link zum Livestream von Ö1 geschickt, den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. http://oe1.orf.at/konsole/?show=live Danke, Stefan! That what friends are for… Der Slogan von Ö1, der übrigens aus der Feder des Krimiautors Wolf Haas („Komm, süßer Tod“) stammt,  heißt: Ö1 gehört gehört! Und ich sage ich aller Bescheidenheit: Diese Sendung auch!

..

 

„Ich will nur noch häkeln…“

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Wo siehst du dich in zehn Jahren?  So oder zumindest so ähnlich lautete das Thema der letzten Aufgabe, die uns Musenmuddi Edith Jeske einst im Mai stellte. Und wir malten uns – hochmotiviert und kreativ aufgeladen – unsere Zukunft in den schillerndsten Farben aus.

Ich machte mir meinen eigenen Reim darauf und schrieb für jeden ExCELLEnten Kollegen einen Limerick. Limerickschreiben war damals meine große Leidenschaft. Neulich habe ich  beim Aufräumen meines Archivs (Ja, auch das muss sein von Zeit zu Zeit!) die Gedichte wieder gefunden. Ich möchte euch meinen Blick in die Zukunft nicht vorenthalten.  Bei einigen liege ich gar nicht so falsch! 😉

 

BLICK ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

Wer denkt noch an damals? An Celle?
Wer machte Karriere auf die Schnelle?
Wer blieb exCELLEnt?
Wer hat es verpennt?
Ich sag es euch jetzt – auf der Stelle.

In Hamburg, da saugt Walter Schlinger*,
sich täglich drei Hits aus dem Finger.
Er lebt von Tantiemen
und muss sich nicht schämen.
Die bringen echt Kohle, die Dinger.

*Künstlername von Christian Lütjens

Auch Michael kommt nicht zum Rasten,
haut Nacht für Nacht fest in die Tasten.
Die Presse schreibt:  „D e r  hat
den Schalk von Heinz Erhardt.
O Mann, der hat echt was am Kasten.“

Fly zupft jetzt herum auf ’ner Gibson,
beschwört noch die Apocalypsen,
ein bisschen exentrisch,
doch immer authentisch.
Für ihn schwärmen Teenies wie Tippsen.

Karriere gemacht hat auch Holger.
Doch Ruhm bringt nebst Fans auch Verfolger.
(So’n Shit! Modern Stalking!)
His boots – made for walking –
die trugen ihn bis an die Wolga.

Ganz über’s Gesicht strahlt jetzt Danny.
Der Grund dafür? Endlich gibt’s Money!
Sie darf nun in Schwetzingen
Grisabella in „Cats“ singen.
Drum schnurrt sie vergnügt:“ Life is funny!“

Nicht der Wind allein singt Stefans Lieder.
Überall singt man sie – immer wieder.
Selbst der Chor Gotthilf Fischers
schwärmt: „This guy is delicious!“
Und die Fans knie’n vor Ehrfurcht sich nieder.

Ihrem Stil immer treu blieb Konstanze:
„Ich schrieb wieder mal eine Romanze.
Ob’s ein Reim, ob’s kein Reim is?
Ich behalt’s als Geheimnis,
Denn ich pfeif auf das Show-Biz, das ganze.“

Ganz weit oben, da steht jetzt Madeleine.
Singt zum dritten Mal nun an der Seine,
schaut auch dort in den Mond,
wie sie gerne betont.
Und dann zeigt sie mir lächelnd die Zähne.

Axel wartet noch drauf, aber käm’s,
dieses Bond-Angebot, ja, er nähm’s.
Daniel Craig ist zwar Brite,
aber sonst eine Niete.
Und wir üben schon alle: „Oooooh, James!“

Und ich? Ich sitz’ untätig rum,
und mach keinen Finger mehr krumm.
Verdiene mich nämlich
mit Limericks dämlich.
Ich finde das nicht mal so dumm.

„Echt geil, Leute! Kann auch nicht mäkeln.
Ich darf mich im Sonnenschein räkeln.
Meinen Job macht nun Tobi.
Lieben Gruß aus Nairobi“,
mailt Edith. „Ich will  nur noch häkeln.“

 

 

Was macht eigentlich…? Teil 3

oder Meine ExCELLEnten KollegInnen, five years after

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

„Alles chattet, bloggt, simst, und einen Virus auf dem PC entdecken wir eher als eine Laus auf der Leber unserer Mitmenschen. Wir leben in einem Informations- und Kommunikationszeitalter, aber mein Mann denkt, er hat ’ne Hauptrolle in einem Stummfilm.“ Madeleine Sauveur, charmante Chansonette und Kabarettistin aus Mannheim, erweist sie sich in ihrem aktuellen Programm „Ich höre was, was du nicht sagst“ erfolgreich als Spezialistin für die Missverständnisse zwischen den Geschlechtern.  Trotzdem ruht sie sich nicht auf ihren Lorbeeren aus.

„Clemens und ich sind schon wieder dabei, ein neues Stück vorzubereiten, das im kommenden März Premiere hat. Es ist einfach immer unsäglich viel Arbeit, aber wir haben auch schon viel Spaß damit gehabt. So ist es nicht“,  lässt mich Madeleine wissen. Clemens, das ist Clemens Maria Kitschen, Pianist und Komponist an ihrer Seite. „Wir spielen auch noch das „Sternstundenhotel“ und mit dem „Kulturknall“ sind wir auch noch unterwegs.“ Der Titel „Sternstundenhotel“ ist übrigens einem Geistesblitz bei einem  Überlappungswörterspiel in Celle zu verdanken. Mit ihrem Musikkabarett ist Madeleine gern gesehener Gast auf vielen deutschen Kleinkunstbühnen. Was mich besonders freut: Im November überqueren Madeleine und Clemens wieder einmal den Weißwurstäquator und treten in München auf. Da muss ich unbedingt hin!

Und was machen die restlichen Jahrgangskollegen? Holger Edmaier, der Bremer aus Köln,ist nach einem kurzen Intermezzo als Flugbegleiter auf die Kabarettbühne zurückgekehrt und tummelt sich ebenso lustvoll und erfolgreich auf der „Spielwiese – ein Eldorado für Bekloppte“. Mit seinem nächsten Programm, das am  1.Oktober in Braunschweig Premiere hat, geht Holger allerdings mit Sicherheit baden.Und zwar Nacktbaden. So der Titel. Bei „Nacktbaden“ zieht sich Holger im Duo aus. Vanessa Maurischat ist seine Bühnenpartnerin.

Martin „Fly“ Fliegenschmied schreibt und schreibt und schreibt.Songs für Christine Stürmer, Barbara Schöneberger, Thomas Godoj und Vanilla Ninja, aber auch sein Band Parka,die Indie Rock spielt.  Axel Steinmüller arbeitet als Schauspieler und Werbedarsteller und wird im Netz als „kompetenter Sympathieträger“ angepriesen. Bei Konstanze Niemz, der zarten Sängerin aus Hoyerswerde, gibt nicht einmal die Suchmaschine meines Vertrauens was her. Wirklich schade! Wüsste zu gerne, wie es ihr geht.

Was macht eigentlich…? Teil 2

oder Meine ExCELLEnten KollegInnen, five years after

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

„Bin am Osterwochenende durch Celle gefahren und musste dran denken, dass es genau fünf Jahre her ist. Waren schon vierzehn tolle Tage damals“, schwärmt Stefan Waldow, Singer-Songwriter aus Hamburg. Nun soll es seine Songs, darunter  auch „Der Wind schickt mir deine Lieder“, endlich auf CD geben. „Die Produktion geht in kleinen Schritten voran. Aber ich hoffe, dass bis Juli alles im Kasten ist und abgemischt werden kann.“  Was lange gärt, wird endlich gut! Einen schönen künstlerischen Spielplatz hat Stefan gemeinsam mit Dagmar Lauschke und Fabio Malaguti auch beim Playground-Trio gefunden. Die drei covern ihre Lieblingssongs aus dem 80ern – von Deche Mode bis Abba – und verjazzen sie. „Eine Hommage an unsere Teenagerzeit – ohne Synthesizer und Schulterpolster“. Außerdem leitet Stefan zwei Pop-Chöre und ist Mitveranstalter des Singer-Songwriter-Sunday Sängerknaben und Sirenen, das nun von der Reeperbahn in das Gängeviertel gezogen ist. Juli und August machen die Sängerknaben und Sirenen Sommerpause. „Aber für den ersten September-Sonntag planen wir eine größere Open Air-Veranstaltung, bei der viele Künstler auftreten werden, die schon einmal bei uns waren“, freut sich Stefan. Da wäre ich wirklich gern dabei.

„Erinnere mich auch noch gerne an die Celler Zeit“,schreibt Daniela Merz, pfälzische Wahl-Hamburgerin (Wie konnte ich das nur vergessen!), Schauspielerin, Sängerin und Texterin. Es macht Spaß, sich auf ihrer Homepage umzusehen und z. B. das Lied vom Kippenautomat anzuhören. Den Text  hat sie in Celle  geschrieben und später  gemeinsam mit Matthias Reuter aufgenommen.„Beim Bundeswettbewerb Gesang 2007 war im Halbfinale Endstation für mich und seitdem ist mir das Liederschreiben und Singen auch leider etwas hinten runtergefallen.“Was sie zur Zeit schreibt, ist auf der HP unter „Wörter“ nachzulesen. „Die Suche nach jemand,der meine Textearrangiert, habe ich vorläufig aufgegeben.“ Zwei ihrer Lieder hat die Musikkabarettistin Madeleine Sauveur, ebenfalls Celler Jahrgangskollegin, in ihrem Programm „Sternstundenhotel“.

Und noch was: Im letzten Herbst gründete Danny mit zwei Kollegen, Mirko Thiele und Anna Pokrywiec die Sofafotografie Hamburg. „Ein Foto ist ein Gedicht ohne Worte“, ist das Motto des kreativen Trios. „Es steckt viel Herzblut drin“, sagt Danny. Und das spürt man.Mirko macht die Fotos  – Und  was für welche!- , Anna das Make-up, Danny  Organisation und Marketing. Nach dem Studium der Homepage beschließe ich, obwohl ich ein bekennender Fotomuffel bin: Beim nächsten Besuch in Hamburg muss ich unbedingt bei den Sofafotografen auf die Couch!

(Fortsetzung folgt)

Christian Lütjens schreibt dazu:
Claudia, sehr schön, wie der Celle-Jahrgang 2006 dank Deiner Einträge in die Aktualität überführt wird. Bin gespannt auf weitere Episoden, der Karnerschen „Was macht eigentlich“-Reihe.
Bevor aber hinten runterfällt, dass Claudia neben dem Blog-Schreiben ebenfalls sehr rührig ist, übernehme ich hier kurzfristig ihre Rolle als Musen-Reporter. Gemeinsam mit einem Grazer Komponist ist La Karner nämlich dabei, ein Bühnenprogramm aus ihren Texten zu entwickeln. Sie veranstaltet Lesungen im Salzburger Café Mozart, macht PR für eine freie Theatertruppe und schreibt natürlich Gedichte. „Manchmal werden sie sogar im Radio veröffentlicht“, berichtet sie. Wundern wird das niemanden, der schon mal ihre spontanen Limericks gehört hat. So weit erst mal. Grüße an den Rest – von dem hier demnächst hoffentlich auch etwas zu lesen sein wird! Cheerio

Claudia Karner antwortet:
Lieber Christian,
nun hat doch tatsächlich vergangene Woche der Blitz in meinen Computer eingeschlagen (kein Witz!), und ich komme erst heute dazu, zu antworten. Danke für deine Ergänzung. Dem kann ich gleich noch etwas Aktuelles hinzufügen. Am 18. Juli gibt es auf Ö!, das ist der österreichische Kultursender, 20 Minuten Unveröffentlichtes von Claudia Karner zu hören. Ich bin schon ganz gespannt auf die Sendung.

Liebe Grüße nach Hamburg
Claudia

 

Was macht eigentlich …?

oder Meine ExCELLEnten KollegInnen, five years after

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Christian Lütjens kauft sich ein Keyboard und schreibt schöne Lieder. Was wie der Titel eines Stücks von Thomas Bernhard klingt, ist ein Teil der  aktuellen Lütjens’schen Biographie. „Die Songschreiberei entwickelt sich – wenn auch langsam –  zu einer kleinen Obsession“, gesteht mein exCELLEnter Kollege. „Sieben Songs sind fertig, die allerdings nur einer sehr überschaubaren Anzahl von Menschen zu Gehör gekommen sind.“ Was für ein Glück, dass ich auch zu diesem handverlesenen Kreis zähle! Mein Gefühl: „Was is’n das?“ gehört unbedingt gehört! Wenn er nicht gerade am Songschreiben ist, arbeitet Christian als Autor und pendelt zwischen Hamburg und Berlin. Bei Droemer Knaur erscheint im Herbst  „Tattoo Krause“ (Deutschlands berühmtester Tätowierer sticht zu) – ein Buchprojekt, bei dem Christian als Ghostwriter zugange war.

Nur noch wenig Zeit zum Songtexten findet hingegen Michael Kühne, der 2006 sein Musikstudium beendete. „Ich schrieb zu dieser Zeit an meiner Magisterarbeit. Kaum aus Celle zurück, brach der Alltag mit voller Wucht über mir zusammen. So hat Celle die Magisterarbeit etwas gebremst, und die Arbeit sämtliche Celle-Effekte. Naja, sämtliche nicht, zugegeben“, erinnert er sich. Heute leitet Michael vier Chöre und ein Orchester und arbeitet an der Musikschule  der Stadt St. Augustin als Lehrer für Musiktheorie und Keyboard. “Das Schreiben, also das Texten, ist bei mir immer weniger geworden. Seit Celle habe ich zwei Lieder komplett neu geschrieben bzw. beendet. Und das war´s. Leider. Was ich aber immer mal wieder schreibe, ist Musik. Manchmal habe ich Gelegenheit, als Musikkabarettist aufzutreten – notgedrungen mit demselben Programm. Das macht mir und den Leuten noch immer viel Spaß. Über viele Themen ist die Zeit inzwischen hinweggegangen. Aber die Lieder und Texte funktionieren trotzdem noch.“ Erfreulicherweise gibt es  Michaels Texte zwischen zwei Buchdeckeln gepresst. „Erlesen und erlogen“ heißt das Buch, das er gemeinsam mit Axel Löber verfasst hat und  bei amazon erhältlich ist.

(Fortsetzung folgt)

Autriche: Douze points!

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Der  Eurovision Song Contest in Düsseldorf endete mit einer Sensation. Zum ersten Mal (!) seit Bestehen des europäischen Sängerstreits bedachten die deutschen Juroren das Nachbarland Österreich mit der Punktehöchstzahl. Merci, Jury! Sollte das für die Ösis und Piefkes  – songcontestmäßig betrachtet – der  Beginn einer wunderbaren Freundschaft gewesen sein?  „Autriche: Douze points!“ aus dem Munde von Ina Müller. Klingt das nicht herrlich? Auch ich habe mir im folgenden Gedicht so meine Gedanken gemacht.

Autriche: Douze points

Frau … Wie war doch der Name? … fährt
für Österreich, was sie sehr ehrt
und uns ein bisschen hoffen lässt,
nach Düsseldorf zum Song Contest,
auf dass mit ihrer tollen Stimme
sie schnurstracks das Podest erklimme.
Jedoch: Das Resultat ist mager.
Nur Deutschland hat „Douze points“ auf Lager.
Frau … wie war doch der Name?… flennt.
Kein Happy End. Den Trend verpennt.

Eins soll uns Österreicher trösten:
Beim Skifahren sind  w i r  die Größten.

Five years after

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Schreiben, einfach schreiben. Alles, was einem in den Sinn kommt. Die Gedanken tröpfeln, fließen, sprudeln lassen, den Kugelschreiber über das Papier jagen, bis die Finger knacken. Nur ja nicht aufhören. Fünf Minuten lang. Oder zehn? Oder doch eine gefühlte Ewigkeit? Schreiben, bis Ediths klingelnde Eieruhr die Erlösung bringt und der Stift aus der verkrampften Hand fallen darf. Wem diese morgendliche Kreativitätsankurbelungsetüde vertraut ist, der muss ein ExCELLEnter sein. Oder eine ExCELLEnte.

Celler Schule 2006 –  zwei Wochen im Frühling in Edith Jeskes Talenteschmiede auf dem flachen Land in der Nähe von Hannover. Was war das für eine inspirierende Zeit!  Ob ich die lustige Truppe noch namentlich zusammenkriege? Da waren Stefan und Christian aus Hamburg, Madeleine aus Mannheim, Holger und Fly aus Köln, Michael aus der Nähe von Bonn, Axel aus München, Konstanze aus Hoyerswerda und Danny – wo kam die eigentlich her? Und natürlich Tobias (Wenn auf dem T-Shirt „Glückskind“ draufsteht, muss wohl ein Glückskind drin sein! 🙂 ), der der Musenmuddi Edith assistierte und uns hilfreich zur Seite stand.  Gern erinnere mich auch an die Begegnungen mit Altmeister Hans Hee, Thomas WoitkewitschPe Werner und Frank Ramond, der erzählte, er habe gerade Texte für einen jungen Swingsänger namens Roger Cicero geschrieben. Das könnte was werden, meinte er.  Wie recht er doch haben sollte!

Geendet hat das Ganze vierzehn Tage, tausend Reime und viele Songtexte später mit dem Versprechen: Wenn ihr mal in meiner Nähe (sprich: im Umkreis von 300 km von Salzburg) einen Auftritt habt, komme ich!  Die beiden Musikkabarettisten Madeleine Sauveur und Holger Edmaier sah ich in München wieder: Madeleine Sauveur im Rationaltheater, einer Kleinkunstbühne in Schwabing, wo sie vorübergehend ihr „Sternstundenhotel“ bezog, Holger Edmaier im Schlachthof einer der renommiertesten Kleinkunstbühnen Münchens (von dort aus zelebriert Kabarett-Schwergewicht Ottfried Fischer die Kult-TV-Sendung „Ottis Schlachthof“). Er gab sich „Verliebungssüchtig“. Das ist nun auch schon wieder drei Jahre her. Stefan Waldow traf ich im vergangenen November in Hamburg. Sein Song „Der Wind schickt mir deine Lieder“ rührt noch immer mein Herz.

Und was wurde aus den anderen?  Keine Lust zu googeln. Ich werde ihnen einfach schreiben.

Frühling in den Ohren

Rollkragenpulli statt T-Shirt, Regen wie aus Eimern statt Sonnenschein. Aber weil mir  gerade so nach Frühling ist, lasse ich Konstantin Wecker sein Frühlingslied anstimmen. „Frühling werd’s, und ois wui wieda himmelwärts…“ Nicht nur um des Reimes willen wird mir gleich warm ums Herz.

Das bringt mich auf die Idee, im Netz nach passenden Liedern zu suchen. 6003 Stück sind  in der GEMA-Datenbank unter dem Stichwort „Frühling“ gespeichert. Da muss doch was zu finden sein! Peter Brugger, dem Sänger von Sportfreunde Stiller, geht’s  in dem Song Frühling wie mir. „Und ich wart mal wieder auf den Frühling. Man kann nicht nur traurige Lieder singen.“ Und  Anna von Rosenstolz macht in dem gleichnamigen Song ähnliche  meteorologische Beobachtungen wie ich. „Schleier fällt – regnet nicht. Sonne kommt – glaub es nicht.“

Rammstein und Nina Hagen besingen den Frühling in Paris, Georg Clementi den Frühling in der Stadt, die sich für Kenner als seine Heimatstadt Bozen erschließt. Bei Reinhard Meys Frühling der Großstadt weiß man, dass es sich nur um Berlin handeln kann. Damals wollte er noch wie Orpheus singen, und es gab noch keine Billig-Sträuße an der Tanke: „Vom Blumenladen gegenüber, hab’ ich die erste Tulpe mitgebracht. Ich schenk sie dir, ich weiß, du freust dich drüber, weil in der großen Stadt schon eine Blume Frühling macht.“

Apropos Berlin: Die wunderbarste Entdeckung ist für mich Frühling in der Schönhauser, eine unprätentiöse Liebeserklärung an die Schönhauser Allee im Prenzlauer Berg. Ein Lied, das auch vierzig Jahre danach leicht und unbeschwert daherkommt. „Mich weckt das Lärmen der erwachten Stadt. Der letzte Schnee ist heut schon erster Tau. Der Frühlingswind, der fegt den Himmel glatt und Regen wäscht den Morgennebel blau.“ Das Original stammt aus dem Jahre 1971 und wurde von Barbara Thalheim gesungen, die als Katja Ebstein des Ostens galt. 2004 nahm die Berliner Band Nylon den Song neu auf. Es lohnt sich auf Youtube reinzuhören.  Um den Prenzlberg von heute geht es  in  Mamma Machhiato, dem jüngsten  Musical  der Stammzellformation.  Tom van Hasselt, ExCELLEnt aus dem Jahre 2000,  beschreibt  in Frühling im Prenzlauer Berg (warum eigentlich im und nicht auf dem oder am?) den Kiez im  Latte- und Bionade-Zeitalter.

Wer mich kennt, weiß, dass bei mir  der Griff in die musikalische Mottenkiste unvermeidlich ist. So ziehe ich zum Schluss mit Genuss „Veronika, der Lenz ist da“ von den Comedian Harmonists und Fred  Bertelmanns Tulpen aus Amsterdam hervor. „Wenn der Frühling kommt, dann schick ich dir …“

Wenn Ihr den Ohrwurm jetzt nicht mehr raus kriegt: Ich übernehme keine Verantwortung!