von Claudia Karner (Celler Schule 2006)
Wagenradgroßer Hut, schwarz umrahmte Augen, rauchige Stimme, unnahbare Aura – so ist sie mir in Erinnerung geblieben. Jene Sängerin, von der Ella Fitzgerald behauptete, sie wäre the best singer in the world without voice gewesen. Heute vor zehn Jahren starb Hildegard Knef, die Grande Dame des deutschen Chansons.
Werden Wolken alt?/ Sind Fliegen dumm?/ Ist Grönland kalt?/Wenn ja warum?// Diese Fragen stellte sich Hildegard Knef 1965 und machte ihr erstes selbst geschriebenes Lied daraus. Nach ihrer Rückkehr aus den USA, wo sie nicht nur als Schauspielerin, sondern auch am New Yorker Broadway als Sängerin große Erfolge gefeiert hatte, startete die Knef in den 1960er Jahren in Deutschland ihre Gesangskarriere vorwiegend mit Chansons, die ihr der Wiener Komponist und Textdichter Charlie Niessen (Eins und eins das macht zwei, In dieser Stadt, Er war nie ein Kavalier) auf den Leib schrieb.
Dann probierte es gebürtige Ulmerin und gelernte Berlinerin selbst. Und sie fand ihren eigenen unverwechselbaren Stil. Ihre Lieder hatten Sinn, Verstand und, vor allem, Ironie. Und das Erstaunlichste war, dass es die Chansons dennoch in die Hitparaden schafften, als Gebrauchslyrik im besten Sinn, schwärmte ein Kritiker. Chansons wie Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen, Ich möchte am Montag mal Sonntag haben, Von nun an gings bergab und Ich brauch Tapetenwechsel. Hildegard Knef brachte es im Laufe ihrer Karriere auf 23 Original-Alben mit 317 Titeln, von denen sie 130 selbst schrieb. Mit Für mich solls rote Rosen regnen gelang 1968 ihr größter Hit.. Dieses Lied nahm sie 25 Jahre später mit der Gruppe Extrabreit in einer Rockversion auf und gab mit Ende 60 noch einmal ein kräftiges Lebenszeichen von sich.
Einer ihrer größten Fans ist wohl Thomas Goerke. Der Berliner Übersetzer erstellte bereits kurz nach ihrem Tod eine umfassende Website, die von Paul von Schell, dem Witwer von Hildegard Knef, autorisiert wurde. Sie entpuppt sich als eine wahre Fundgrube für jeden Knef-Fan und alle, die es noch werden wollen. Goerkes Begeisterung für Hildegard Knef entstand Ende der 1980er Jahre. Er lebte damals in London, und ein Freund schickte ihm ein Mix-Tape mit Knef-Liedern. Seit damals haben mich die Lieder von Hildegard Knef nicht mehr los gelassen, so Goerke. Was für ein Glück für alle Knef-Nostalgiker! Welches Lied ihm am besten gefällt? Da kann er er sich nicht entscheiden. Das schwankt von Tag zu Tag, von Stimmung zu Stimmung. Falls ich aber drei benennen müsste, wären es wohl Lass mich bei dir sein, Ich erkenne dich nicht wieder und Aber schön war es doch.
Noch ein Tipp für Knef-Fans: Ein literarisches Denkmal hat der Autor Eberhard Weißbarth der großen Künstlerin mit dem Buch Hildegard Knef – Zwischen gestern auf heute gesetzt.