Auf der Liederbestenliste

Sie sind wahre Trüffelschweine, jene Juroren der Liederbestenliste, die Monat für Monat aus der Fülle der deutschsprachigen CD-Produktionen die Spreu vom Weizen trennen und musikalische Kostbarkeiten erschnüffeln, die im Mainstream kaum Beachtung finden. Liederbestenliste? Nie gehört?  Dann ist es höchste Zeit, einen Blick auf sie zu werfen.

Als Leuchtturm der lebens- und wahrheitshungrigen, liedtrunkenen Songschreiber und Geisterpoeten oder auch quasi „last man standing“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, so bezeichnet sie der Liedermacher George Leitenberger. Etwas prosaischer ausgedrückt: Die Liederbestenliste ist eine Kritiker-Hitparade, zusammengestellt von kompetenten Musik-Redakteuren, die ein feines Sensorium für anspruchsvolle deutschsprachige Lieder haben. Sie wurde 1984 im Südwestfunk ins Leben gerufen. Die Lieder werden regelmäßig in diversen Radio-Musiksendungen in Deutschland, Österreich, Belgien und der Schweiz gespielt, es wird die CD des Monats gekürt und der Jahrespreis der Liederbestenliste sowie ein Förderpreis vergeben. Unter den bisherigen Preisträgern findet man klingende Namen wie Wolf Biermann, Franz Josef Degenhardt, Konstantin Wecker und Reinhard Mey.

In diesem Jahr bekommt Wenzel den Preis der Liederbestenliste, und zwar für seinen  Titel „Die Erde ist da für dich und mich“ von der CD „Woody 100 live“, eine deutschsprachige Übertragung des Songs „This Land Is Your Land“ von Woody Guthrie. Für Wenzel, ist dies nach  2001, 2005 und 2008 bereits die vierte Auszeichnung.

Der Förderpreis der Liederbestenliste geht an die Berliner Künstlerin Maike Rosa Vogel. Vergeben werden die Preise im Rahmen des diesjährigen Liederfests, das am 21. September im Mainzer Unterhaus stattfindet.

Was mich besonders freut: Auch in diesem Monat – nun schon zum dritten Mal – ist der Lied „Das Kopftuch“ von Georg Clementi von der CD „Zeitlieder“ auf der Liederbestenliste. Und noch ein alter Bekannter ist darauf zu finden: Wilfried, der bereits in den 1980er (!) Jahren als österreichischer Alpenrocker die heimische Musikszene aufmischte, gibt mit „Wieder da“ von der CD „Tralala“ wieder ein kräftiges Lebenszeichen von sich.

 

 

 

 

Kein Schnee von gestern

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Die kenn ich doch! dachte ich, als mich neulich drei junge Salzburger Musiker aus der Zeitung angrinsten. Sie hatten wirklich allen Grund zum Strahlen. Niklas Mayr, Rupert Karl und Marvin Sillner,  die unter dem Bandnamen Manchester Snow auftreten, gewannen in Linz den Austrian Newcomer Award 2013 in der Kategorie U21. Dieser Preis hat sich in den letzten Jahren zu einer renommierten Auszeichnung für österreichische Musiktalente gemausert.

Woher ich die Jungs kenne? Ich besuchte im vergangenen Herbst in Salzburg einen Workshop, den das Music Information Center Austria, kurz MICA, für junge Musiker u. a. zum Thema Urheberrecht veranstaltete. MICA ist ein unabhängiger gemeinnütziger Verein, der sich die Unterstützung der in Östereich lebenden Musikschaffenden durch Beratung und Information zur Aufgabe macht. Ein Blick auf die Homepage lohnt sich.

Auf Niklas, Rupert und Marvin, alle gerade mal 17 Jahre, traf die Bezeichnung „Junge Musiker“ bei weitem besser zu als auf mich, was mich allerdings nicht von der Teilnahme abhielt. Die drei standen kurz vor der Fertigstellung ihrer ersten EP, wie mir mein Banknachbar Niklas verriet, und sie holten sich beim Workshop-Leiter Helge Hinteregger Tipps, um für die Vertragsverhandlungen mit dem Produzenten gewappnet zu sein. Manchester Snow, die Indie-Pop machen und  ihre Texte vorwiegend auf Englisch schreiben, hätten in diesem Blog eigentlich nichts verloren, wenn es da nicht auf ihrer EP „Citizens“ das Lied „Xoxo“ gäbe, in dem  die Jungs auf Deutsch einen nicht ganz ernst gemeinten Blick in die Zukunft riskieren. „Wenn ich gar nichts bekomm‘, von dem was ich gerne hätte, dann reicht mir immer noch der Boden der Herrentoilette.”  Zur Zeit ist  Optimismus angesagt. „Es ist unfassbar schön, was sich gerade abspielt“, freuen sich Niklas, Rupert und Marvin, Und ich freue mich mit ihnen. Ihr Song „Forrest Lane“, der auch auf VIVA gespielt wird, ist durchaus hörenswert. Geradezu naturbesoffen mache das Lied, behauptet der Radiomoderator Norbert K. Hund von der Radiofabrik Salzburg.

Manchester Snow scheint jene Art von Niederschlag zu sein, von dem man auch nach einem überlangen Winter nicht genug bekommen kann…

 

 

 

Im Süden von meim Herzen…

von Claudia Karner  (Celler Schule 2006)

Süden –  das ist für den bayrischen Liedermacher Werner Schmidbauer mehr als eine Himmelsrichtung. Es ist ein emotionaler Landeplatz – ganz ohne Niederschläge. „Im Süden von meim Herzen foit nia da Schnee“, behauptet er in einem seiner Songs. Süden ist auch der Titel der CD, die Schmidbauer gemeinsam mit seinem Landsmann, dem Mulitinstrumentalisten Martin Kälberer, und dem italienischen Cantautore Pippo Pollina schrieb und produzierte.

Schmidbauer, Pollina und Kälberer, alle auch als Solisten eine Klasse für sich, verbindet nicht nur die vermeintliche geographische „Nähe“  – Pollina stammt aus dem Süden Italiens,  Schmidbauer und Kälberer aus dem Süden Deutschlands -, sondern auch eine langjährige Freundschaft. Und so lag es auf der Hand, ein abendfüllendes Programm mit Liedern zu schaffen, in denen sich die bayrische Sprache mit der italienischen vermischt und die unterschiedlichen Musikstile  in einander fließen und zur Perfektion verschmelzen. „Ein wahres Kleinod“, schwärmen Fans von der  CD, die im Sommer 2012 auf den Markt kam. Seitdem sind Schmidbauer, Pollina und Kälberer auf Achse. Bis jetzt spielten sie 99 Konzerte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien. Gestern wärmten sie den Salzburgern im ausverkauften Republic  Herz und Ohren. „Danke für  die Musik, in die man sich hüllen kann wie eine Kuscheldecke, danke für das Gefühl von Wärme und Sonne“, schrieb eine Konzertbesucherin ins Gästebuch.

Am Ostersonntag nimmt die bayrisch-italienische Erfolgsgeschichte im Prinzregententheater in München ihr vorläufiges Ende. Das Grande Finale wird am 12. August dort stattfinden, wo sich Schmidbauer, Pollina und Kälberer und ihre Anhänger so gern hinträumen: in den Süden, und zwar in der Arena von Verona. Was Schmidbauer und Kälberer besonders freut: Sie werden die ersten deutschen U-Musiker sein, die auf diesem ehrwürdigen Platz, der  der Oper und der Klassik vorbehalten ist,  auftreten. Zwischen Nabucco und Rigoletto. Reeeeeschpekt!

Tilman Lucke lädt ein zum Anschauen und Selbermachen

Liebe Kabarettfreunde und -freundinnen!

Passend zum Frühling, der ja wie wir wissen, alles erblühen lasst (auch den Humor, wie wir hoffen), lädt Tilman Lucke (Celler Schule 2008) vom 28.3.-1.4 zum BERLINER OSTER-KABARETTKURS mit öffentlicher Präsentation am 31.3. ein. Amit Aufführung am 31. März 2013 (Ostersonntag).
Hierzu schreibt er:   
Mitten im Superwahljahr begleiten wir die aktuellen Ereignisse rund um Merkel, Gauck und alle, die ihnen nachlaufen. Denn unter den Blinden ist die Einäugige Königin. Da es sich um das Ergebnis des traditionellen Oster-Kabarettworkshops (Leitung: Tilman Lucke) handelt, ist diese Premiere ein einmaliger Abend und tagesaktuell. Wer gern am Workshop (ab Gründonnerstag) teilnehmen möchte, darf sich noch bis zum 24. März unter Kontakt@tilmanlucke.de anmelden. Für die Vorstellung empfiehlt sich eine rechtzeitige Vorbestellung!Weitere Informationen hier

 

  Als Vorgeschmack ein paar Nummern aus den letzten beiden Kabarettkursen:

Frühjahrsmüdigkeit (2011): www.youtube.com/watch?v=E3aEOMfLg1s
Lüübische Grüüße (2011): www.youtube.com/watch?v=MXh9tSTDJOc
Plagiatorenkampf II (2011): www.youtube.com/watch?v=RDgYQ03GOko
Rein oder raus (2011): www.youtube.com/watch?v=rUeM-UZ0yPg
Veteranentag (2012): www.youtube.com/watch?v=oZAMKc6lOVs

  Foto: Anne Hornemann

Neu auf Youtube: Trailer zum aktuellen Programm „Fünf Prozent Würde

 

Weißer Rauch über der Eifel

von Claudia Karner (Celler 2006)

 

Was für ein Glück, dass die alte Highlander-Weisheit „Es kann nur einen geben!“nicht auf die Celler Schule zutrifft. Hier sind es zehn an der Zahl, die alljährlich die Chance haben, das heiß begehrte Stipendium in der Talentschmiede von Edith Jeske und Tobias Reitz zu bekommen und vierzehn Tage lang die professionellen Feinheiten des Textdichtens zu erlernen. Heuer findet die Celler Schule, die mit Unterstützung des Deutschen  Textdichterverbandes 1996 von Edith Jeske ins Leben gerufen wurde, bereits zum 18. Mal statt, und zwar vom  30. Juni bis 13. Juli. Finanziert wird diese Masterclass von der GEMA-Stiftung. Namensgeber für das Seminar war die Stadt Celle, 14 Jahre lang Kreativzelle für die angehenden Textdichter. Der Name blieb, auch als man  2009 in die benachbarte Stadt Springe übersiedelte. Das Celler Konklave, das Ende Januar in der Eifel stattfand, hat sich entschieden. Die Stipendiaten 2013 sind:

Mia Aegerter (Berlin), Camilla Elisabeth Bergmann (Berlin), Thomas Franz (Berlin), Christian Gottschalk (Köln), Christin Henkel (München), Ingrid Kappeler-Kewes (Pfaffenweiler), Jan Krause (Hamburg), Robert Metcalf (Berlin), Mark Scheibe (Berlin) und Alexander Scholz (Menden).

„Es war – zusammen mit 2012 – der bewerbungsstärkste Jahrgang der Celler Schule, und entsprechend schwer ist uns die Entscheidung gefallen“, sagt Tobias Reitz. „Wir mussten aus 119 Bewerbungen auswählen. Da war auch unter den restlichen 109  Bewerbungen noch viel Gutes dabei!“

Worauf wird eigentlich bei der Auswahl der Stipendiaten besonders Wert gelegt? Edith Jeske bringt es auf den Punkt: „Wir suchen Autoren mit frischen Ideen, Instinkt für Themen und Perspektiven, Sprachgefühl, Gefühl fürs Publikum, Mut zum Blick über den eigenen Tellerrand. Eine übers Ziel hinaus schießende Idee zu entschärfen ist viel leichter als eine langweilige, nichts sagende Idee nachträglich aufzuwerten.“

Auf  Edith Jeske, Tobias Reitz und weitere namhafte Referenten warten wieder zwei spannende, höchst intensive  Wochen. Am 12. Juli findet das Abschlussfest statt, zu dem auch alle ExCELLEnten, also die ehemaligen Teilnehmer, herzlich eingeladen sind. Man sieht sich! 😉


DER JAN-JAHN-NEWSLETTER

Der Weltretter bei der Arbeit
Foto: Franz Schepers

 Demnächst gibt es die Weltrettung im Internet! Ich habe gerade die Videodateien von dem tollen Konzert im Golbekhaus zurückbekommen (vielen Dank noch mal an alle, die dabei waren!). Das Material wird jetzt nach und nach aufgearbeitet und Online gestellt. Ich halte euch auf dem Laufenden!

Wer für die Weltrettung live und nicht aus der Dose inspiriert werden will, muss im März nach Duisburg kommen:

Sa, 09.03.2013: Duisburg, Kulturtreff Alte Dorfschule Rumeln

(mehr Details gibt´s unter www.janjahnmusik.de)

 

Umwelttipp des Monats (13):

Bahncard kaufen.

Die Bahn hat stolz verkündet: „Ab April 2013 reisen BahnCard- und Streckenzeitkarten-Inhaber im Fernverkehr zu 100% mit Strom aus erneuerbaren Energien!“ Natürlich ist das Greenwashing. Da wird sich ein Ökogewand angedichtet, wo keins ist. Setzt sich die Bahn nicht vehement für Kohlekraftwerke ein? Liegt nicht der Ökoanteil am Bahnstrommix kaum über dem Bundesschnitt? Und kommt der „Ökostrom“ nicht vor allen Dingen aus alten Wasserkraftwerken des Braunkohle-Verstromers RWE? Macht nix! Die DB hat sich uns ausgeliefert!!! Wenn sich jetzt alle eine BahnCard holen (die BC 25 ist ziemlich günstig), dann muss der größte Stromverbraucher Deutschlands auf 100% Ökostrom umstellen. Und zwar sofort – nicht, wie geplant, erst 2050. Endlich haben wir mal echte Verbrauchermacht!

Bis demnächst, rettet die Welt,

euer Jan

Kontakt:

Jan Jahn (Celler Schule 2008)

jan.jahn@gmx.de

www.janjahnmusik.

„Helden mit Handicap“ im Fernsehen

Anne Strauch (Celler Schule 2004) schreibt:

Der NDR hat elf Hamburger Schüler mit geistiger Behinderung zu den Special Olympics in Garmisch-Partenkirchen begleitet. Sonntag (03.03.2013) läuft die Reportage „Helden mit Handicap“ im NDR Fernsehen. Und schon jetzt gibt es im Internet Bilder von der für alle Beteiligten unvergesslichen Reise hier

Wir hoffen – passend zur Reportage aus dem süddeutschen Schnee – auf die Verbreitung dieser Nachricht per Schneeballsystem.

Es lohnt sich, den Film zu sehen. (Alle, die um 23:30 Uhr nicht mehr wach sind, finden die Reportage auch noch in der Mediathek des NDR). Außerdem lohnt es sich, vorher, zwischendrin und hinterher auf die Website zu gehen (im Laufe der Woche kommt zu Fotostrecke & Trailer noch ein „Behind the scenes“ dazu).

Danke fürs Weitersagen, Verschicken, Verbreiten!

Anne

10. Kabarettakademie in Bad Kissingen

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Ich komme selten allein, behauptet meine Celler Jahrgangskollegin Madeleine Sauveur, Musikkabarettistin und Autorin aus Mannheim, in ihrem aktuellen Programm. Meist an ihrer Seite  – sowohl auf der Bühne als auch privat –  ist Clemens Maria Kitschen, seines Zeichens Pianist, Komponist und Multiinstrumentalist. So auch bei der Kabarettakademie 2013, die heuer von 14. bis 18. August im Heiligenhof in Bad Kissingen stattfindet.

Seit 2004 trifft sich dort der deutschsprachige Kabarett-, Chanson- und Comedy-Nachwuchs, um sich bei Bühnenprofis den Feinschliff zu holen. Daneben hat man die Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen, neue Inspiration zu tanken und jede Menge Spaß zu haben. Auch wer nur mal so in das Genre hineinschnuppern möchte, so wie ich es im vergangenen Jahr gemacht habe, ist hier gern gesehen. Aus zehn Workshops, die von Improvisation bis zur Schreibwerkstatt reichen, kann man zwei auswählen, die einem am besten gefallen.Leiter der Kabarettakademie, die einer Initiative von Rainer Hofmann-Battiston, Mitbegründer des Kabarettpreises „Reinheimer Satirelöwen“ zu verdanken ist, ist Michael Ihringer. Der Schauspieler und Kabarettist aus Darmstadt war von Anfang an dabei. In den ersten vier Jahren fand die Kabarettakademie in der Bildungsstätte Burg Fürsteneck statt. “Als Burg Fürsteneck die Veranstaltung aus dem Programm nahm, führte ich sie mit dem von mir gegründeten Förderverein als Veranstalter in Bad Kissingen weiter. Die Idee war einfach zu gut!“, erzählt Ihringer. “Was die Kabarettakademie so einmalig macht, ist die Gruppendynamik, die sich jedesmal entwickelt, wenn sich 50 oder 60 Kulturschaffende aller Genres und Entwicklungsstufen für fünf Tage am Stück aufeinander einlassen. Da passiert so unendlich viel, dass alle Bedenken, die man vorher vielleicht hat, und alle Unterschiede zwischen Laien und Profis, Teilnehmern und Referenten ganz schnell verschwunden sind. Man ist einfach nur noch Teil von einer großen Entwicklung.”

Das Resümee nach zehn Jahren? „Besser als erwartet!“ sagt Ihringer. „Und so denken auch viele Teilnehmer, die zum dritten oder vierten Mal oder noch öfter teilnehmen. Auch die Referenten kommen gerne wieder und bringen sich mit viel Engagement und Idealismus in die Workshops und  die ganze Akademie ein. Sowohl bei den Teilnehmern als auch bei den Referenten haben wir immer rund zwei Drittel Wiederholer, die den Geist weitertragen, und ein Drittel Newcomer, die frischen Wind in die Sache bringen. Diese Erfolgsformel hat sich überall die Jahre bewährt und ist ein echtes Qualitätssiegel.“ 

„Ich glaube, wir sind heuer schon zum fünften Mal dabei“, sagt Madeleine Sauveur. Dieses Jahr beschäftigt sie sich gemeinsam mit Clemens Maria Kitschen mit Chansoninterpretation. „Die Arbeit in den Workshops macht mir jedes Jahr wieder großen Spaß. Letztes Mal hatten wir eine besonders homogene Gruppe, und das Ergebnis war sehr effektiv.“ Und noch ein ExCELLEnt steht  heuer auf der Referentenliste: Tilman Lucke, Musikkabarettist  aus Berlin. Gemeinsam mit der Wiesbadener Schauspielerin und Sängerin Helga Liewald macht er Gruppen-Coaching. „Es geht in dem Workshop um die konsequente Weiterentwicklung und Fertigstellung bereits geschriebener Nummern“, erklärt Lucke. „Ich möchte Kollegen helfen, die am Anfang ihrer Kabarettkarriere stehen und/oder sich verbessern möchten. Natürlich bekomme ich auch selbst wichtige Anschübe und Ideen für mein eigenes Programm, wenn ich mehrere Tage lang mit originellen Menschen zusammen bin.“

ExCELLEnte wurden auch schon auf der Teilnehmerliste gesichtet. Zum Beispiel Sylvia, die Unvollendete. Sie gerät ins Schwärmen, wenn sie an den letzten Sommer denkt: „Ich habe 2012 erstmalig an der Kabarettakademie teilgenommen und damit eine Perle entdeckt. So viele Gleichgesinnte aus dem Kabarett- und Chansonbereich trifft man selten auf einem Fleck. Die Stimmung ist kollegial, international und phänomenal.“ Begeistert ist sie auch von der Organisation und den fachkundigen Dozenten. „Man lernt man in eine Menge dazu und kann länderübergreifende Kontakte knüpfen.“

 

 

 

Sterben, um zu leben

 von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Schon wieder ein Gedenktag! Schon wieder ein Anlass, auf den Grund meines Archivs zu tauchen. „Die Stadt Salzburg kannte ich bis jetzt nur flüchtig. Aber nach einer Mönchsbergbesteigung kann ich mir durchaus vorstellen, hier meinen Alterssitz aufzuschlagen“, erzählte mir Falco  im September 1981 in einem Interview, das unter dem Titel „Dem Erfolg  dicht auf den Fersen“ in einer Salzburger Wochenzeitung erschien. Markus Spiegel von GIG Records hatte mir auf den Termin vermittelt mit den Worten: „Du wirst sehen, das  wird noch einmal ein ganz Großer!“ Damals hatte Falco gerade  „Der Kommissar“  auf den Markt gebracht.  Markus Spiegel sollte Recht behalten. Über Nacht war der coole Wiener mit den gegelten Haaren, der mit bürgerlichem Namen Hans Hölzel hieß, in aller Ohren. Die Single, damals noch eine schwarze Scheibe, wurde 6,5 millionenmal verkauft.

Dass es aus dem geplanten Alterssitz dann doch nichts wurde, ist hinlänglich bekannt.  „Wenn ich schon mal zu früh sterben sollte, dann wie James Dean – auf einer Kreuzung im Porsche. Zack. Aus.“ Aus welcher Zeit dieses Zitat stammt, konnte ich nicht eruieren. Es war allerdings kein Porsche, sondern ein Geländewagen, in dem Falco saß, als er am 6. Februar 1998 in der Dominikanischen Republik gegen einen Autobus krachte.  Das war das tragische Ende einer weltweiten Karriere. Mit „Rock me Amadeus“ schrieb der Wiener Popgeschichte. Er war er vier Wochen lang auf dem ersten Platz der US-Charts. Das hatte kein anderer deutschsprachiger Sänger vor ihm geschafft.  Trotzdem sah er sein Tun nur als flüchtige Kunst an. „Was wir machen ist Schall und Rauch. Der letzte Ton ist verklungen, die Leute geh’n nach Haus, und das war’s dann irgendwie.“

Ein Leben auf der Überholspur, zwischen Größenwahn und Depression: Falco war immer für einen Skandal gut und ließ keine Affaire und keinen Drogenexzess aus. Hinter seiner provozierenden Macho-Attitüde steckte ein sensibler und verletzlicher Mensch. „Ich lebe nur einmal. Und so wie ich lebe, ist einmal auch genug,“ soll er über sich gesagt haben. Sein  früher Tod  – Falco starb knapp vor seinem 41. Geburtstag – machte ihn zur Pop-Legende. „Falco war die vollendete Verkörperung einer stetigen Auseinandersetzung. Eines Kampfes zwischen Unschuld und Erfahrung, zwischen Ironie und Gutgläubigkeit, zwischen Willen und Schwäche. Er war in jeder Hinsicht Spiegel seiner Generation.“ So pathetisch formuliert es sein Biograf Peter Lanz.

Als musikalisches Vermächtnis hinterließ der Falke das Album „Out of the dark“, das posthum veröffentlicht wurde. Darauf interpretiert er den legendären Spruch des Kabarettisten Helmut Qualtinger „In Wien muasst erst sterben, damit’s di hochleben lassen. Oba dann lebst lang!“ auf seine Weise, indem er fragt: “Muss ich denn sterben, um zu leben?”

Ein ausführliches Interview auf ZEITonline mit Falco-Entdecker Markus Spiegel  gibt’s hier zu lesen:

http://www.zeit.de/online/2008/06/falco-interview-markus-spiegel

 

 

Mit freundlichen Grüßen

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Klingt wie ein Faschingsscherz, ist aber keiner: Heino goes Rock’n Punk. Nebst der altbekannten Sonnenbrille trägt der 74-jährige blonde Volksmusik- und Schlagersänger seit neuestem einen Totenkopf am Mittelfinger und auf dem T-Shirt, was seine Frau Hannelore zu dem Schreckensausruf veranlasst haben soll: „Junge, wie du wieder aussiehst!“ Heino erlebt offensichtlich seinen dritten Frühling und schmettert im markigen Bariton deutsche Rock- und Punksongs, u. a. von Rammstein, Fanta4, Oomph und den Ärzten. Aber auch wenn manche der Sänger sich angeblich ärgern, bis sie blau wie der Enzian sind: Heino lacht sich ins totenkopfgeschmückte Fäustchen. Keiner kann ihm das Singen verbieten, denn er liefert lupenreine Cover-Versionen. Dieses rechtliche Schlupfloch ermöglicht das deutsche Urheberrecht, das Plagiate erlaubt, wenn sie unverfälscht und gebührenpflichtig produziert werden, wie die Süddeutsche Zeitung formulierte. Und so darf Heino ungestraft mit rollendem Rrrrrr Rammsteins „Sonne“ zum Besten geben: Alle warrrrrten auf das Licht./Fürrrrrchtet euch nicht! Fürrrrchtet euch nicht!“

Dass der CD als verkaufsfördernde Maßnahme  der Untertitel „Verbotenes Album“ aufgepappt wurde, hätte es gar nicht bedurft. In den Amazon-Charts steht „Mit freundlichen Grüßen“ wegen der außerordentlich hohen Vorbestellungen schon seit Tagen auf dem ersten Platz. Zu den kolportierten 50 Millionen Tonträgen, die Heino in seiner 52-jährigen Karriere verkauft  haben soll, werden also noch ein paar mehr dazu kommen. Über 85.000 Mal wurde bereits der Trailer auf Youtube angeklickt.

Und auch die  Facebook-User  lassen Heinos „Freundliche Grüße“  nicht ungerührt. Die Einträge bewegen sich zwischen „Ein genialer Coup in der deutschen Musikgeschichte!“ und „Das ist ja nur peinlich. Geh in Rente!“ Und Georg Howahl fragt in der WAZ: „Ob diese Platte Omis hilft, das Liedgut ihrer Enkel zu erschließen? Wer weiß das schon. So taugt sie allenfalls als Partyscherz bei feuchtfröhlichen Feiern im Studentenwohnheim. Obwohl… Da hätte man auch gleich eine alte Heino-Scheibe auflegen können.“