20 Jahre Celler Schule:
wahre Worte, schöne Töne und das große Lalala…..

Dritter Oktober 2016, Tag der Deutschen Einheit. Im Lutherheim Springe strömt schon seit drei Tagen das Nestwerk der Celler Schule zusammen. Der Abschlussabend begießt gleich zwei Geburtstage: Die Celler Schule hat ihre ersten zwanzig Jahre gestemmt. Und Tobias Reitz wird um Mitternacht 37. (wir dürfen das an dieser Stelle verraten, weil es ja ohnehin auf Wikipedia steht).
unterricht-01konsrtantins-reimweltSeit drei Tagen schon haben gut dreißig ExCELLEnten unterschiedlichster Jahrgänge einander gecoacht, blindgedichtet, die Publikumspsychologie der ersten fünf Minuten erforscht, Sinn und Unsinn aus Rhythmen hervorgezaubert, Konstantin Schmidts neue, bessere Reimdatenbank mit-entworfen, julias-rhythmen-1Variationen zu einer Bielfeldt-Miniatur geschrieben, einen Hit aus den eigenen Reihen nach Geschenken ans Publikum durchforstet (Max Giesinger: 80 Millionen), einem zweistündigen Radioportrait der Celler Schule mit Henry Gross auf NDR1 Niedersachsen gelauscht, gut gegessen und:



immer zu wenig geschlafen.

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Denn bis in die Nacht zieht es die Gäste an Tasten und Saiten und sie spielen sich gegenseitig ihre Songs vor. Statt Genregrenzen ein wunderbar buntes Durcheinander, die ganze Bandbreite von Klamauk und Kabarett über Pop und Schlager bis hin zu Chansons und Liedermacherjuwelen.

 

Am letzten Abend platzt die Bude dann fast aus den Nähten. Ein weiteres reichliches Dutzend ehemaliger Teilnehmerinnen trudelt ein und ein paar der alten Hasen: Burkhard Brozat, Thomas Woitkewitsch (sowieso) und Rolf Zuckowski. Der bringt seine ganz andere Nationalhymne mit und singt um Mitternacht für Tobi das wohl berühmteste Geburtstagsständchen in unserer Sprache: „Wie schön, dass du geboren bist“. Wer hört das schon live vom Original? Und wann erlebt Rolfs Lied einen solchen Chor wie an diesem Abend? Die Celler Schule schmettert mit.
Und ein bisschen darf sie dabei auch sich selbst meinen.

Es war einmal…

Sommer 1996: Zum allerersten Mal trafen sich zehn Pioniere im Predigerheim Celle zum „Förderseminar für Textschaffende in der Unterhaltungsmusik“. Die Idee dahinter dürfte den meisten Lesern dieses Blogs bekannt sein:
Jeder, der Songtexte in deutscher Sprache verfasst, kann sich für diese zweiwöchige Masterclass bewerben. Eine Jury wählt zehn Teilnehmer aus und bestimmt in einem anonymisierten Bewerbungsverfahren anhand der Texte, wer dabei sein wird. Bewerben kann man sich bis zum 21.10. hier:

Draufgebracht wurde Edith Jeske übrigens von Hans Hee, dem wir unter zahllosen Hits das unsterbliche „Wasser ist zum Waschen da“ verdanken und einen der meistgespielten Evergreens: „Sierra Madre“. Hee war damals Präsident des deutschen Textdichterverbandes und verordnete Edith, ein Förderseminar für Textdichter zu entwerfen. Thomas Woitkewitsch war es dann, der irgendwann ganz selbstverständlich von der „Celler Schule“ sprach – denn damals war es noch Celle, wo die Veranstaltung stattfand. Der Name blieb, obwohl sie längst nach Springe umgezogen ist.

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Und weil sie nicht gestorben sind…

Seit 1996 hat sich einiges getan in der Celler Schule. Vieles davon verdankt sie einem Absolventen aus dem Jahre 2001: Tobias Reitz. Für ihn bedeutete das Zusammentreffen mit Edith Jeske nicht nur die Initialzündung seiner Karriere als Schlagertextdichter, sondern er stieg kurz darauf auch …

  • … durch ein Kellerfenster in eine Millionärsvilla ein?
  • … in einen Zug nach Nirgendwo?
  • … in der Fußball-Kreisliga dramatisch ab?

Mehr dazu morgen an dieser Stelle.

Ostseewellen? Nordseewellen?
Maik Brandenburg erinnert an die Reisen eines bekannten Liedes und an seine Schöpferin
Martha Müller-Grählert

Das Lied „Mine Heimat“, das mit den Zeilen „Wo de Ostseewellen trecken an den Strand“ beginnt, kennt an der Küste jedes Kind. In der Mongolei, so heißt es, würden die Kinder eher reiten als gehen lernen. An der Ostsee ist es noch verrückter, hier lernen sie das Lied sogar bevor sie reiten können. Es hat eine sanfte, wiegende Melodie, man kann sich die  Wellen, die langsam heranrollen und auf den Strand treffen, gut vorstellen. Das Wort „trecken“ heißt übrigens so viel wie „ziehen“, weshalb hier ein Traktor stets ein „Trecker“ ist. So ein Zusammenhang ist ja nicht jedem klar, von nun an aber dürften Sie mit diesem Premiumfakt bei jedem Smalltalk punkten. Vergessen Sie nur nicht zu erwähnen, von wem Sie das haben.

MüllerGrählertMartha (Quelle: wikipedia)

Die Dichterin des „Ostseewellenliedes“, wie es ebenfalls genannt wird, ist Martha Müller-Grählert, geboren in Barth bei Rostock, beerdigt in Zingst. Ein Glaser aus Flensburg brachte die Zeilen in die Schweiz, wo ein gebürtiger Thüringer sie vertonte. Das Lied war sozusagen schon in der Wiege international: Von der Schweiz aus trat es seinen Siegeszug um die Welt an. Die Formulierung klingt platt, aber platt ist das Lied ja sowieso, bester vorpommerscher Schnack.

Außerdem stimmt es: Gesungen wird das Lied heute in den Niederlanden, in England, Spanien, Kanada, Australien, Brasilien, möglicherweise auch in Afrika, ich werde meine Ohren offenhalten. In Frankreich singen sie von „Les Flots du Nord“, in Dänemark steigen sie ein mit „Der, hvor nordsøbølger ruller ind mod land“. In Südtirol, wo es auf sogar ladinisch über die Bergweiden hallt, kämmt der Wind die Wiesen, was jeden, der das gesehen hat, ohne weiteres an Wellen erinnern wird. Gut möglich, dass es auch eine japanische Version des „Ostseewellenliedes“ gibt, einige Jahre lebte Martha Müller-Grählert in Sapporo. Eine Fassung existiert aus dem KZ Eschwegen, “Wo das Lager steht so dicht am Waldesrand“.

Die Insassen, die „Moorsoldaten“, sangen es heimlich nach der Melodie des „Friesenliedes“. Als solches, nicht als „Ostseewellenlied“, ist es berühmt. Zu spät hatte sich die Dichterin um ihre Urheberrechte gekümmert. Abgeräumt hatte ein anderer, ein Niedersachse, der das Stück möglicherweise bei einem Kuraufenthalt in der Schweiz hörte, um es dann als friesisches Heimatlied zu drucken, es populär und sich selbst reich zu machen. Auch das ebenso bekannte „An der Nordseeküste“ ist kein eingeborener Song des Volkskunstduos Klaus&Klaus, obwohl es inzwischen wirkt, als sei er irgendwann aus dem friesischem Schlick gespült worden. Es ist in Wahrheit ein irischer Shanty! Guckt denen da oben denn keiner auf die Finger? Das „Friesenlied“ ist weiträumig lizenziert, auch die USA zahlen GEMA-Gebühren. Ich will jetzt keine alten Geschichten aufrühren, aber dieses Lied haben wir Ossis in die deutsche Einheit gebracht. Wenn wir es mit dem Solidaritätszuschlag verrechnen, sind wir quitt.

Ich habe das Grab Martha Müller-Grählerts in Zingst besucht und Blumen niedergelegt, keinen „gelen Ginster“, sondern Rosen. Vor allem, um dieser bemerkenswerten Frau zu gedenken, die arm und fast vergessen in einem Altenheim starb. Aber auch, weil Martha Müller-Grählert und ich Geschwister im Geiste sind, wir teilen ein ähnliches Künstlerschicksal. Denn auch ich verfasse Songtexte. Auch ich habe Hits geschrieben, die um die Welt gehen – in Thailand, auf den Philippinen, in Indonesien, Russland, Kuba, Botswana waren sie schon zu hören, in China, auf den Fidschis, in Japan, von Europa rede ich gar nicht. Sogar auf den fernen Marshallinseln im Pazifik und auf Guam. Ich musste meine Lieder dort zwar bislang stets alleine singen, aber was zählt, ist ja die Qualität. Auch ich habe, wie die große Vorpommerin, kaum einen Cent dafür gesehen.

Oder heißt es „Vorpommeranerin“? In diesem Jahr (Karl: 2016) wäre das One-Hit-Wonder Martha Müller-Grählert 140 Jahre alt geworden. Zeit, das Lied der Vorpommerschen jeden Tag anzustimmen. Oder wenigstens zu summen. In Friesland und Umgebung aber sollten sie endlich die Gelegenheit nutzen und sich zur wahren Historie von „Mine Heimat“ bekennen. Falls das zu hart ist, könnten sie dort gern ein Lied gern ein Lied von mir singen, wäre auch okay.

www.mare.de

 

Ex-CELLE-nter Doppelerfolg beim Textwettbewerb Traulieder!

Julia Hagemann
Julia Hagemann

Ilona Boraud

Neue Texte zu bekannten Kirchenliedern suchte die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und schrieb 2015 den Wettbewerb „Texte für Traulieder“ aus. In den folgenden Monaten wurden aus 128 Einsendungen drei Gewinnertexte ausgesucht – und gleich zwei davon stammen von Ex-CELLE-ntinnen!
Julia Hagemann überzeugte mit ihrem – so die Jury – „unkonventionellen“ Text „Dein liebster Mensch steht heut vor dir“ auf die Melodie von „Geh aus mein Herz“.

Ilona Boraud gewann bei der Melodie „Großer Gott, wir loben dich“ mit dem Beitrag „Eure Liebe“. Die Jury lobte den „bilderreichen“ und „leicht eingängigen“ Text.
Die vollständigen Texte sind hier zu lesen:
Die Gewinnertexte werden mit jeweils 300 Euro prämiert und in das neue Beiheft  zum Gesangbuch der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck aufgenommen. Am 10. September 2017 findet in Marburg ein feierlicher Gottesdienst statt, in dem das Beiheft der Öffentlichkeit übergeben wird und die Preisträgerinnen offiziell gewürdigt werden.

Tatort Liebe? Tatort Springe!

 

Von Erdmann Lange (Celler Schule 2014)

Andi Königsmann, Erich Sellheim, Terence Olivier, Tobias Reitz und Erdmann Lange als Texter – sowie  abermals Andi Königsmann, Willy Klüter und Mike Rötgens unter den Komponisten: Alles Namen aus vergangenen (und im Falle der Dozenten natürlich auch künftigen) „Celler Jahrgängen“, die nun im Booklet zum neuen Album von Ross Antony mit dem Titel TATORT LIEBE zu finden sein werden, das am 12. Februar bei Telamo erscheint. Dabei ist zumindest einer der Titel sogar unmittelbar aus den in Springe bearbeiteten „Aufgaben“ des Jahres 2014 entstanden!Ross Antony

Insgesamt sind gleich fünf Songs auf dem neuen Album des in England geborenen Sängers und Moderators – nämlich LIEBE,  DAS TUT SO GUT, ICH LEBE MEINE TRÄUME, ZEIT ZU LEBEN  sowie DIE LIEBE WEISS SCHON WAS SIE TUT – Werke der oben genannten Ex – Cellenten und Celler Schule – Dozenten.

„Ross Antony featuring Celler Schule“, könnte man also sagen…

 

AnniKa von Trier – GERADE JETZT –
Premiere am 15.1.16

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Foto © www.curious.zone

Die Singer/ Songwriterin AnniKa von Trier ist mit ihrem lindgrünen Akkordeon im Jetzt unterwegs. Das Phänomen der Gegenwart, Lebensarten und Zeitgefühl im 21. Jahrhundert, der Zeitgeist in Berlin zwischen Ost und West nach 25 Jahren Mauerfall, ständige Erreichbarkeit, die Digital-Bohème, Karl Marx‘ Umgang mit Geld, der Fernsehturm als letztes Wahrzeichen, eigensinnige Clochards de Luxe und Patchworkfamilien sind ihre Sujets. In der Vielstimmigkeit ihres Gesangs kommt der polyphone Klang der Großstadt zum Ausdruck: Poetisch, politisch und schnoddrig wie Berlin.
Premiere Freitag, 15.01.2016 um 20 h

Haus Berlin – PANORAMABAR
(13. Stock, Aufzug)
Strausbergerplatz 1/ Karl-Marx-Allee
Weitere Termine
14.02. und 19.02.2016 um 20 h

Kartenreservierung unter karten@annika-von-trier.com
Kartentelefon: 01590-5178677

www.annika-von-trier.com

www.facebook.com/AnnikavonTrier

 

Zickzack zum Erfolg?

von Lothar Heising

Konstanz im Musikgeschäft? Vergiss es! Mal läuft es gut, aber meistens schlecht. Mal hat man als Songtexter viel zu tun, meistens nix. Mal rennt man dir die Bude ein, mal kennt dich anscheinend kein Schwein.

Umso erfreuter war ich, als sich Alexander Ferro meldete und fragte, ob ich ihm mal wieder als Texter behilflich sein könnte. Schließlich hatten wir seinen Song „Ein Königreich für deine Liebe“ und Marcella Carins „Unwiderstehlich“ zusammen geschrieben. Die zugeschickte Melodie lief gut und bald schon stand der Text. Okay, ein wenig außergewöhnlich war er schon. Aber weil ich weiß, dass Alexanders Publikum auf den Tanzflächen der Fox-Discos zu finden ist, passte es schon. Also: „Du, ich hab hier einen Schuh, Cinderella, wollt mal sehn, ob er dir passt, Cinderella!“ Ein Titel, der in jedem begehbaren Kleiderschrank sein Zuhause finden könnte.

Und was sagte der Komponist dazu? Tja, die selbstbestimmten Zeiten sind anscheinend vorbei, denn inzwischen hat der junge Barde ein Management, das sich auch im Musikbusiness auskennt. Sein Manager ist nämlich Uwe Hübner, früher Moderator der ZDF-Hitparade und inzwischen Betreiber der dj-hitparade und Herausgeber der gleichnamigen Sampler. Und der hat sich ein wenig vom traditionellen Fox-Schlager abgewandt und setzt jetzt eher auf die poppige Variante. Umso mehr freute ich mich, als am 2. November die Mail kam: Der Text ist abgesegnet.

Fünf Tage später hieß es plötzlich: Nein, der Text passt doch nicht. Der Sänger sollte doch nicht als Märchenonkel daherkommen und von Prinzessinnen und geküssten Fröschen singen. „Nana, ich hab doch nicht den Soundtrack zu den Gebrüdern Grimm geschrieben“ erklärte ich und weigerte mich standhaft, einen neuen und moderneren Text zu schreiben. Meine Argumente waren, dass es nun mal Alexander Ferros Stil ist, und dass er unbedingt glaubhaft und authentisch herüberkommen sollte. Nach langen WhatsApp-Mitteilungen habe ich mich von ihm freundlich verabschiedet und ihm viel Glück mit anderen Textern gewünscht. Anscheinend hatte er ja noch ein paar jüngere Texter in petto, die die moderne Schiene mittragen würden. Das war´s also!
Cinderella CoverNach einer weiteren Woche kam plötzlich die Mitteilung, „Cinderella“ würde die nächste Single werden … und in 11 Tagen ist Premiere! Wenn man zu einem Auftritt beim Branchentreff der dj-hitparade eingeladen wird, sollte man schon mit scharfen Waffen auf die Bühne gehen. Und Cinderella war scharf. Zwischen den vielen Vollplaybacks fiel Alexanders Liveshow schon sehr positiv auf.

Das blieb natürlich auch Uwe Hübner nicht verborgen, der sein Alexander Ferro-Konzept noch einmal neu überdenken musste. Das Ergebnis war, dass das erste Ferro-Album, das im Frühjahr auf den Markt kommen soll, im bisherigen Style sein soll und dann von den Tanzflächen aus in die Charts geht. Genau so haben z.B. Andrea Berg und Helene Fischer angefangen. Wenn ein Song die Tanzflächen füllt, wird er normalerweise auch seinen Weg machen.

Und was macht Cinderella? Sie war Neuvorstellung in der dj-hitparade und ist sofort auf Platz 5 gelandet, dann sogar auf 4. Hatte ich also doch Recht, dass das der richtige Song für ihn ist?

Und wie geht´s weiter? Wir schreiben gerade an weiteren Songs für das Album, aber inzwischen lass ich mir meine Texte nicht so schnell zerschreddern.
Wenn ich finde, der Song ist gut, dann kämpf ich auch für ihn.

Kaltstart, coole Suppen und Kreativität

von Carsten Schabosky

Basisseminar „Songtexte schreiben“ vom 31.10. bis zum 04.11.2015 in Berlin

Ein Dachboden, jeden Tag eine andere Suppe und vor allem: Zehn hochmotivierte Leute. Das waren die Zutaten für das Basisseminar in Berlin.

Los ging‘s jeden Tag mit einem „Kaltstart!“ Was beim Auto oft schlecht für den Motor ist und zu einem höheren Spritverbrauch führt, bewirkte in Berlin genau das Gegenteil. Nach dem Kaltstart, also nach fünf Minuten drauf-los-schreiben, kam unsere Kreativität erst richtig in Gang. Edith war da streng: Kreativtraining arbeitet mit der schreibenden Hand! Also: Notebooks? Nein Danke!

Gelegenheiten zum Mitschreiben gab’s reichlich. Jeder hatte die Chance, seine Songtexte ins Gruppen-Coaching zu geben. Die Texte wurden gemeinsam noch besser. Aber auch Grundlagen wurden gelegt. Wie funktioniert die Metaphern-Maschine? Fit per Abroll-Übung! Wer ist der beste Sprichwort-Verdreher? Warum fahren alle besser mit einem Song-Fahrplan? Welche Lied-Typen gibt es eigentlich? Und: Warum klingen Vokale oft schöner als Konsonanten?

Ganz wichtig bei allem: Achtung! Linke Gehirnhälfte! Gute Songs werden vom Publikum gefühlt und nicht gedacht.v.l.n.r. vorn: Karla Feles, Beatrice Riedel, Edith Jeske, Ludwig Lorenz hintere Reihe: Cindy Kramr, Rico Jalowietzki, Carsten Schabosky, Sebastian Niklaus, Miro Pabst, Corinna Fuhrmann

v.l.n.r.
vordere Reihe: Karla Feles, Beatrice Riedel, Edith Jeske, Ludwig Lorenz
hintere Reihe: Cindy Kramer, Rico Jalowietzki, Carsten Schabosky, Sebastian Niklaus, Miro Pabst, Corinna Fuhrmann

 

Unsre fünf Tage waren kein Song-Camp. Profis wollen wir ja alle noch werden. Aber sie haben uns wichtige Impulse gegeben und vor allem: Viel Spaß gemacht!

Danke Edith!

Mister X – der Spion, der dich liebt

Wer ist Mister X? Was hat er vor? Und was macht er auf diesem Blog?
Fragen über Fragen, auf die es (noch) keine Antworten gibt.
Mister x

Während die ganze Musikbranche rätselt, wer hinter dem Pseudonym Mister X stehen könnte und selbst versierte Stimmanalytiker sich die Haare raufen, ist bisher nur folgendes bekannt:

„Der Spion… der dich liebt“ ist ein Fox-Brett erster Güte, umhüllt von typischen Bond-Sound und geschickt eingesetzten Effekten. Schon beim ersten Hören lässt er einen nicht mehr kalt und bleibt im Ohr kleben wie Kaugummi.

Geheime Unterlagen des Secret Service kündigten sogar bereits eine Version auf Englisch an, mit dem Mister X nach Deutschland auch den Rest der Welt erobern will. Doch wir wissen, die Welt ist nicht genug und es bleibt spannend, was der geheime Agent weiter plant.

Wer sich selber ein Bild machen und sich an dem mysteriösen Ratespiel beteiligen will, kann den Song ab sofort bei allen legalen Downloadportalen kaufen!

Und wer weiß… vielleicht wird das Geheimnis ja bald gelüftet…

DEUTSCHER MUSICAL THEATER PREIS –
Nachlese einer spektakulären Premiere

26.10.2015
Das TIPI in Berlin ist ausverkauft. Vor den Eingang bibbern einige in der Hoffnung auf Restkarten.
Drinnen knistert die Stimmung. Bekannte Gesichter im Halbdunkel des Zuschauerraums. Schöne Frauen in eleganten Kleidern, Männer im Jackett. Wer hier in Jeans und Shirt erscheint, trägt eine Kamera vorm Bauch.
Die Deutsche Musicalakademie lädt zur Gala: Erstmalig verleiht sie den DEUTSCHEN MUSICAL THEATER PREIS.
Pünktlich um acht flammen die Scheinwerfer auf und es teilt sich der Lamettavorhang für die Moderatoren des Abends: Katharine Mehrling und Thomas Hermanns, der ein Knallbonbon nach dem anderen zündet, und dem Katharine nichts schuldig bleibt. Schon bei der ersten Moderation gluckst das Publikum vor Vergnügen. Wenn RTL ein Warm-Up nötig hat – wir jedenfalls nicht.

In dreizehn Kategorien werden Preise vergeben: beste Komposition, bestes Buch, bestes Musical, beste Regie, beste Darsteller und Nebendarsteller, Kostüm, Bühnenbild, musikalische Gestaltung, Choreografie. Dazwischen Ausschnitte der nominierten Musicals. Gerechnet habe ich durchaus mit einer respektablen Show. Aber das hier haut mich vom Sitz. Das ist ganz großes Kino. Auch wenn manches ganz kleines Musical ist.

Aus der Schweiz ist ein gefühlter Bus voller Menschen gekommen: Das Ensemble und die Entourage von OST SIDE STORY. Buch, Songtexte und Komposition sind die Arbeit von Roman Riklin. Wir sehen Ausschnitte daraus, außerdem aus Lotte (Festspiele Wetzlar), Alma und das Genie (Stammzellformation), Gefährliche Liebschaften (Gärtnerplatztheater München), Der kleine Störtebecker (Schmidt’s Theater Hamburg).
Den Preis für den besten Liedtext darf heute ich verleihen – eine Ehre: ich bin die erste von all den vielen, die das künftig noch tun werden. Zuerst stelle ich die Nominierten kurz vor:
Roman Riklin (Ostside Story)
Kevin Schroeder (Lotte)
Tom van Hasselt (Alma und das Genie)
Heiko Wohlgemuth (Der kleine Störtebeker)
Dann ist es soweit. Am liebsten würde ich jedem dieser großartigen Kollegen den Preis in die Hände drücken. Leider kann ihn nur einer mit nach Hause nehmen:
Es ist Tom van Hasselt. Auch für mich eine Freude – er war 1998 Absolvent der Celler Schule. So lange kennen wir uns. Tom begleitet mit einer ebenso kleinen wie feinen Combo den Abend auch am Klavier. Dass er sich unter anderem auch beim kürzlich verstorbenen Christof Stählin bedankt, lässt einen kleinen Moment des Innehaltens entstehen. Christof wäre stolz.

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Und ich bin es auch, denn die Celler Schule steht kurz danach noch mal auf dem Siegertreppchen: Wolfgang Adenberg (Celler Schule 1996) ist einer der Preisträger der Kategorie „Bestes Musical“. Hier wird nämlich „Gefährliche Liebschaften“ ausgezeichnet, die Musical-Adaption, die Adenberg mit Marc Schubring geschrieben hat. Später hilft mir Roman Riklin geduldig drauf, dass er vor 17 Jahren mein Student im Popkurs war. Bei uns beiden liegen die Jahre und etliche Kilos dazwischen. Trotzdem finden wir, wir haben uns gut gehalten.

Der Abend geht seinem Ende und seinem Höhepunkt entgegen: Den Preis fürs Lebenswerk erhält Prof. Peter Weck. Mit CATS in Wien 1983 hat er Musicalgeschichte geschrieben. Und das war ja erst der Anfang. Fest steht, Peter Weck hat sich als erster getraut und über all die Jahre Wien zur Musicalmetropole gemacht.
Angelika Milster hält die Laudatio für diesen Mann, mit dem ihr eigenes Leben als Musicalstar so eng verbunden war.
Fazit des Abends: eine Premiere, wie aus dem Hut gezaubert, deren Leichtigkeit man die viele Arbeit im Hintergrund überhaupt nicht anmerkt.
ECHO – wir kommen!

 

Adieu, Christof Stählin

Christof Stählin 18.6.1942 – 9.9.2015 Foto: Wolfgang Schmidt

„Alleine, dass du Lieder schreiben willst, ist Berechtigung, es zu tun. Der Preis dafür ist, lebenslänglich an dir zu arbeiten.“
Als du, lieber Christof, dies zu mir sagtest, war ich neunzehn. Vielleicht wäre ich ganz etwas anderes geworden, hättest nicht du mir eine Art von höherer Erlaubnis gegeben, meinem inneren Wegweiser zu folgen. Und es waren viele, denen du auf den Weg geholfen, die du bei ihren frühen künstlerischen Schritten begleitet hast und mit denen eine Verbindung blieb.
Was für uns längst „Workshop“ hieß, war und blieb bei dir „Unterweisung“. Deiner SAGO-Akademie anzugehören, war eine Auszeichnung. Jeden deiner Eleven wähltest du persönlich aus.

Auch der Celler Schule und vielen jungen Künstlern im Popkurs Hamburg warst du zugetan. Sogar bei uns in der Celler Schule hast du mal ein Dozenten-Gastspiel gegeben. Und ich eines bei dir, nicht zur Dichtkunst, sondern zum Thema GEMA. Vor allem aber haben wir einander unsere aufregenden Entdeckungen weitergereicht.
Lieber Christof, was du mir vor vierzig Jahren mit auf den Weg gegeben hast, leitet und begleitet mich noch heute. Und wir versuchen nach Kräften, diesen Geist weiterzutragen. Sogar Tobias Reitz, der bekennende Schlagertexter, hat sich in den Kreis deiner Eleven eingereiht und er war vom ersten Moment an begeistert. Ich hätte es vorhersagen können.

Du und SAGO – das war eine andere Welt. Und gerade das hat sie so wertvoll gemacht.
Für mich und für viele.
Christof, du bist nicht fort. Nur woanders.

Denn das, was du hiergelassen hast, ist unsterblich.

 

 

Satirischer Monatsrückblick August 2015
von Joachim Zawischa

August ist Urlaubszeit, Zeit der Reise, der Sonne, der Erholung. Zeit des Sommerlochs. Da willst du einen locker-fluffig-sommerlichen Monatsrückblick schreiben.
Doch dann liest du die Schlagzeilen des Augustes 2015:
Zawischa 2015
In China geht ein Hafengelände in die Luft, die Börse in China jedoch stürzt ab.
Ein amerikanischer Soldat, der ein Trikot des FC Bayern trägt, stürzt sich auf einen marokkanischen Mann, der mit einer russischen Kalaschnikow durch einen französischen Zug rennt, welcher durch belgisches Gebiet fährt und aus Holland kommt.

Und dann Flüchtlinge! Heidenau! Rechte Dumpfbacken liefern sich mit der Polizei vor einem ehemaligen Baumarkt, der als Flüchtlingsunterkunft dient, eine Schlacht.

Und du denkst: Nö! Ach komm. Nicht schon wieder. Nein, ich will nicht mehr. Ich will es nicht mehr hören, ich will es nicht mehr lesen. Ich will nicht ständig Bilder in Zeitungen sehen, die hässliche Neonazi-Fratzen zeigen.
Wo sind die guten alten Schlagzeilen, wie: „Nacktbaden zieht immer mehr Menschen an.“ Oder irgendetwas mit Uli Hoeneß. Ich will lieber lesen „Pferdefleisch in Lasagne“ als „Neonazis in Heidenau“. Lieber „Salmonellen im Supermarkt“ als „Auflauf vorm Baumarkt“.
Und dann immer dieses Verständnis-Trallala: Wir verstehen die Ängste der Menschen vor dem Fremden.

Nein! Verstehe ich nicht! Null! Ich hab auch Ängste. Wenn ich jedes Mal etwas abfackeln würde, wenn ich Angst habe, wäre ich schon lange ein Pyromane.
Außerdem, wenn ich Angst vor dem Fremden habe, muss ich mich mit dem Fremden beschäftigen. Dann ist es nämlich nicht mehr fremd. Und macht auch keine Angst mehr.

Babys wollen sich...

Und diese Statements. Eine sächsische Frau sagte: „Isch habb Angst uff de Schdraaße zu geen, die vorgewaltigen dorr de Fraun, habsch gehörd.“ Mal abgesehen davon, dass das völliger Stuss ist, hört man solche Sätze meist von Frauen, die so aussehen, dass selbst potentielle Vergewaltiger ihre Finger von ihnen lassen würden.

Der Bürgermeister von Heidenau wurde laut Süddeutscher Zeitung von einem Demonstranten gefragt: „Warum Menschen als Menschen betrachten, die sich nur durchfüttern lassen wollen?“

Mein lieber Herr Gesangsverein, wo sind wir denn hier? Wenn ich so etwas höre, wird mir ja richtig übel. Denn dieser Logik nach müsste man vielen Menschen die Menschenwürde absprechen.
Zum Beispiel Pflegefälle in Pflegeheimen – die wollen sich auch durchfüttern lassen. Patienten auf der Intensivstation oder Schwerstbehinderte – lassen sich einfach durchfüttern. Und Babys erst, Babys sind die Schlimmsten, scheißen alles voll und dann den ganzen Tag füttern, füttern, füttern!

Flüchtlinge sind Menschen – und daran kann man im Moment nicht oft genug erinnern. Sie sind Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind.

Wie groß diese Not zum Teil ist, beweist eine wahre Geschichte einer Flüchtlingsmutter aus Ghana. Sie hat unsere Kanzlerin als Namenspatin für ihr Kind eingesetzt. Ihr Kind heißt jetzt tatsächlich Angela Merkel. Da erahnt man doch, wie verzweifelt diese Menschen sein müssen.

Die junge Frau aus Ghana heißt übrigens mit Nachnamen Adé.
Ist doch ne Supernummer, oder? Denn ihr Töchterchen heißt jetzt mit vollem Namen Angela Merkel Adé.
Einfach den Akzent weglassen und schon gibt’s doch noch ne positive Schlagzeile: „Angela Merkel Ade!“ Ja, ich weiß, „ade“ müsste man klein schreiben. Aber wer wird denn bei so viel Vorfreude so pingelig sein.

In diesem Sinne, kommen Sie gut in den September. Und gehen Sie mal wieder ins Kabarett. Die neue Theater-Saison hat begonnen.
Auf jeden Fall denken Sie dran: Immer schön lächeln!

Noch mehr Rückblicke von Joachim Zawischa und überhaupt ein empfehlenswerter Blog:  hier

Die Sommerpause ist zu Ende!

Auch bei uns ist die Sommerpause jetzt zu Ende.
Die Seminarseite hat ein Lifting bekommen, unser Webmaster Jan Weskott hat die Seite nun auch smartphone-kompatibel gemacht. Der Herbst kann kommen.
Für einige Workshops gibt es noch freie Plätze. Und:
für 2016 ist in Berlin ein Workshop über Musicalsongs geplant – vorausgesetzt, es finden sich genügend Menschen, die teilnehmen möchten. Man darf gespannt sein.

zu den Workshops 2015 und 2016