Georg Clementi ist der Troubadour 2012

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Vor einigen Tagen bekam ich ein Mail von Georg Clementi. „Die CD ist online! Alle Lieder sind jetzt komplett zum Anhören und Runterladen, um die Wartezeit auf die CD, die am 30. November erscheint, zu verkürzen.“ Zeitlieder heißt das Konzept-Album, für das sich der in Salzburg lebende Schauspieler und Chansonnier von seiner Lieblingslektüre, dem Hamburger Wochenblatt DIE ZEIT, inspirieren ließ.  Dabei ist ihm ein kleines Meisterwerk gelungen. Die verdichteten Texte sind ein Spiegel der Gegenwart und reichen in ihrer Poesie doch weit darüber hinaus, Lieder ganz auf der Höhe der Zeit. „Eine Liebeserklärung an das gesprochene Wort“, begeisterte sich eine Journalistin nach dem Konzert in Bad Reichenhall. Auf der Homepage sind auch alle Orginal-Artikel nachzulesen, so dass sich der kreative Prozess nachvollziehen lässt. Die Musik schrieb Clementi gemeinsam mit der Akkordeonistin Sigrid Gerlach-Waltenberger und dem Gitarristen Tom Reif.

Für die Zeitlieder heimste der gebürtige Bozener den Troubadour 2012, den 1. Preis des Chanson- und Liedwettbewerbs aus Stuttgart, der im Hotel Le Meridien stattfand, ein und wurde obendrein zum Publikumsliebling gekürt. „Ein Ausnahmetalent –  in bester Tradition der Schauspieler-Chansonniers wie Michael Heltau“, schwärmte Katja Ebstein, die Jury-Vorsitzende. „Er hat uns alle vom Hocker gehauen.“  Jury-Mitglied Sebastian Weingarten, der Intendant des Renitenztheaters in Stuttgart, meinte: „Ein Meister der großen Geste, eine unverwechselbare Stimme.“ Der Troubadour ist nicht nur gut fürs Image, sondern auch für das Konto: Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert (Hauptsponsor: Spardabank Baden-Württemberg). Als Krönung gibt es einen Auftritt im Renitenztheater im Oktober 2013.

„Das Beste, was Georg Clementi  je geschrieben hat“, behaupte ich. (Und das nicht nur, weil ich für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig bin!) Ich freue mich schon riesig auf die Salzburg-Premiere, die am 30. November im kleinen theater über die Bühne geht. Aber vorher macht sich Georg Clementi auf den Weg zum Chansonfestival nach Potsdam, wo er gemeinsam mit Sigrid Gerlach-Waltenberger, seiner Akkordeonistin, wo er um den Chansonpreis 2012 rittert. Mit dabei sind auch drei Absolventen der Celler Schule: Christoph Sauer, Konstantin Schmidt und Lennart Schilgen.

Also, ich fange schon mal mit dem Daumendrücken an. Den Goldenen Tankdeckel, den Preis für die weiteste Anreise, kann Georg allerdings keiner streitig machen. 😉

 

Wann wird ein Hit ein Wiesn-Hit?

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Wann wird ein Song ein Hit?  Tja, wenn man d a s wüsste! Da lässt sich die Frage nach dem Wiesn-Hit schon leichter beantworten. Zur Begriffsklärung: Unter Wiesn verstehen die Münchner das Oktoberfest, die größte Bierparty der Welt (quasi der Ballermann an der Isar), unter Wiesn-Hit demzufolge das beliebteste Lied, das dort in allen Festzelten 16 Tage lang im Stundentakt vor einem trinkfreudigen Massenpublikum gespielt wird. Süßer die Tantiemen nie klingen…

Das Rezept ist einfach. Man nehme eine Melodie, die ins Ohr geht, und einen Text, den man leicht mitsingen kann. Zumindest der Refrain muss aus vollen Kehlen mitgegrölt werden können. „Die ursprüngliche Botschaft des Liedes kann ohne weiteres außer Acht gelassen werden“, sagt Walter Bankhammer, der Chef der Niederalmer. Und der muss es ja wissen. Seit 16 Jahren ist er mit seiner 16-köpfigen Showband auf der Wiesn dabei. Dass der Text nur eine untergeordnete Rolle spielt, sehen wir deutlich an dem Wiesn-Hit 2012, „ Tage wie diese“. Campino von den Toten Hosen hatte es eigentlich als Liebeslied geschrieben. Allerdings reichten die Zeilen „An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit. An Tagen wie diesen haben wir noch ewig Zeit“ aus,  um zur deutschen Hymne der Fußball-EM und in weiterer Folge zum Wiesn-Hit zu werden. Was zwar vielen g’standenen Bayern sauer aufstieß, aber den Düsseldorfer Campino zu einem spontanen Besuch auf dem Oktoberfest (Live-Kurzauftritt im Hackerzelt inklusive) animierte.

An zweiter Stelle im Wiesn-Hit-Ranking rangiert in diesem Jahr „Brenna tuat’s guat“ von Hubert von Goisern. Auch so ein klassisches Missverständnis: Vom Goiserer mit einer höchstpolitischen Botschaft ausgestattet, wurde das Dialektlied wegen des Halbsatzes „…brennt da Huat“ zum Bierzelt-Renner. Und gleich eine Parodie darauf gemacht: „Rinna tuat’s guat!“ Hubert von Goisern hatte schon 1992 mit etwas leicht verständlicherem Lied Koa Hiatamadl den Wiesn-Hit gelandet. Wiesn-Hits vergangener Tage, die sich noch immer im Programm der Oktoberfestkapellen halten, sind auch: Skandal im Sperrbezirk (Spider Murphy Gang), 1981, 99 Luftballons (Nena) 1982, Fürstenfeld (STS) 1984, Macho Macho (Reinhard Fendrich) 1988, Wahnsinn (Wolfgang Petry) 1997 und Anton aus Tirol (DJ Ötzi) 1999.

Na, dann Prost!

 

Der Sommer ist schneller vorbei, als man denkt

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Der Sommer ist schneller vorbei, als man denkt, räsonniert Udo Jürgens.  Stimmt! Aber vorher kommt noch das Sommerloch. Ich stopfe es mit einem Dialog zwischen Mann und Frau, der ausschließlich aus  Titeln von 32 Songs von Udo Jürgens besteht.

Er: Was ich dir sagen will: Ich bin wieder da! Es wird Nacht, Senorita!

Sie: Immer wieder geht die Sonne auf! Die Sonne und du…

Er:  Jenny! Griechischer Wein?

Sie: Merci, cheri!

Er:  Ich weiß,  du könntest meine Tochter sein! Siebzehn Jahr, blondes Haar… Bleib doch noch bis zum Frühstück!  Es lebe das Laster!

Sie: Traumtänzer!

Er: Vielen Dank für die Blumen! Wenn nicht wir, wer dann? Du und ich gegen den Rest der Welt! Hast du heute schon gelebt?

Sie:  Alles im Griff!

Er: Schnucki-Putzi! Der Sommer ist schneller vorbei als man denkt. Alle Macht den Gefühlen!

Sie: Irgendwann…

Er: Mit 66 Jahren? Anuschka!

Sie:  J-e-n-n-y!

Er: Na und!

Sie: Eine Fünf minus!!

Er: Die Sehnsucht bleibt! Wo find ich dich?

Sie: Alter, mach’s gut!  Fünf Minuten vor zwölf! Jeder Traum hat ein Ende!

Er: Warum nur, warum?

 

 

Der Soundtrack meines Lebens

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Kennen Sie die Fernsehsendung Tonspur – Soundtrack meines Lebens? Wenn ja, unbedingt heute um 22.50  3SAT einschalten, wenn nein, ebenfalls. Das Konzept der Schweizer Sendung ist einfach genial: Ein bekannter Unbekannter – mal männlich, mal weiblich, mal mal Schriftsteller, kann auch mal ein Politiker sein – legt acht Musiktitel vor, die in seinem Leben eine besondere Rolle spielen. Der Zuschauer weiß von Anfang an, um wen es sich handelt. Ein „Profiler-Team“, das aus drei Musikexperten besteht, muss an Hand der Playlist herauszufinden, wer sich hinter den Songs verbirgt. Während das investigative Trio diskutiert, rätselt und kombiniert, vermutet und verwirft, bis die Köpfe rauchen, erfährt die Moderatorin Nina Brunner in einem Gespräch mit dem Gast, warum er gerade diesen Song ausgewählt hat. Dass es sich dabei um kein abgekartetes Spiel handelt, merkt man spätestens dann, wenn sich die Profiler bis zum Schluss im Dunklen tappen. Denn auch das kommt vor, wenn auch eher selten.

Heute Abend ist Annett Louisan an der Reihe, und sie wird u. a. erzählen, warum sie „Purple Rain“ von Prince und „Rote Rosen“ von Hildegard Knef ausgewählt hat. Eine spannende Sendung ist garantiert. Bis 11. August gibt es noch drei weitere Folgen. Die Tonspur legen Udo Jürgens, Hubert von Goisern und Francine Jordi.

Und wenn ich den Soundtrack seines Lebens zusammenstellen müsste?  Da komme ich ordentlich ins Grübeln.  „Balla Balla“ von den Rainbows?  „I wanna hold your hand“ von den Beatles? Das Trinklied aus La Traviata? „Was für eine Nacht“ von Konstantin Wecker? „Mister Sandman“ von den Pointer Sisters? Ja? Nein? Vielleicht? Ein vergnügliches Gedankenspiel an einem verregneten Sommertag ist es allemal.Ja, ja, ich weiß schon, da fehlen noch zwei…

 

Und für jeden kommt der Tag…

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

ERINNERUNG AN MARGOT WERNER  (8. Dezember 1937 – 1. Juli 2012)

Meine Erinnerung an die Begegnung mit Margot Werner ist schon merklich verblasst. Aber es geht nichts über ein gutes Archiv. „Die Glamour-Frau mit der rauchig-brüchigen Stimme und den lasziven Bewegungen, deren Weiblichkeit auch noch in den letzten Sitzreihen knistert“, so kündigte ich die Chansonsängerin, die beharrlich ihr genaues Alter verschwieg, im Programmheft des Teatro Spettacolo an. Das Teatro Spettacolo war ein mehrwöchiges Zeltfestival, das der Münchner Regisseur Rolf Bengert mit viel Mut, Begeisterungsfähigkeit und  großem finanziellen Risiko im Volksgarten in Salzburg aufgeschlagen hatte. „Angst kann nicht träumen. Mut – ich lade euch ein, mutig zu sein“, war sein Credo. Ich war damals für die Gestaltung des Programmheftes und die Öffentlichkeitsarbeit  zuständig. Das ist nun 30 (in Worten: dreißig!!!) Jahre her.

Im Sommer 1982 kehrte also Margot Werner, die ausgezogen war, Prima Ballerina an der Bayrischen Staatsoper in München zu werden, auf Einladung von Rolf Bengert als gefeierter Star in ihre Heimatstadt zurück. Ein Heimspiel für die Diva mit der flammend-roten Mähne, die am Klavier von Max Greger jun. begleitet wurde: Zwei ausverkaufte Abende, jubelnde Fans, die ihr Rosen streuten. „Ob nun die parodierende, komische Margot Werner, die auch über sich selber lachen kann, liebenswerter oder interessanter ist als die bisher vertraute, darüber konnten sich selbst die eingefleischten Werner-Fans nicht einigen“, vermerkte Othmar Behr in den Salzburger Nachrichten. Auf dem Programm standen neben Parodien auf die Musik-Legenden Marika Rökk, Hildegard Knef, Zarah Leander und Edith Piaf ihre eigenen Lieder, darunter ihr größter Hit „So ein Mann“, „Ich hab’ im Leben nichts bereut“ und „Und für jeden kommt der Tag“, eine optimistische Hymne an das Leben, für die Abi Ofarim die Musik und Maurus Pacher den Text geschrieben hatte und der auch der Titel ihres Debüt-Albums im Jahre 1974 war.

„Und für jeden kommt der Tag, da steht er auf, wo er begann. Dann fängt das alte Spiel mal wieder ganz von vorne an…“ Es macht mich traurig, dass für Margot Werner dieser Tag nie wieder kommt.

Monsters of Liedermaching

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

„Am Samstag spielen die Monsters of Liedermaching im Rockhouse“, sagte Robert. „Die solltest du nicht verpassen“. Robert ist der Mann am Lichtpult. Auf seinen Geschmack kann man sich verlassen. „Monsters of what?“ Nicht nur der Name machte mich neugierig. Schnell fand ich heraus: Sechs Kerle, fünf Akustikgitarren, kein Schlagzeug, dafür ein halbes Dutzend Frontmänner. Die erste Liedermacherband Deutschlands. Mal ehrlich: Hättet ihr gewusst, dass es so was gibt? 2003 hatten Fred, Burger, Totte, Rüdiger, Labörnski und Pensen, (fast alle) Hamburger Jungs, die auf Solopfaden unterwegs waren, die Idee, gemeinsam beim Rockspektakel auf dem Hamburger Rathausplatz aufzutreten. Das machte ihnen soviel Spaß, dass sie in dieser Formation auf Festivals und in Clubs spielten und  sich die Frage: „Sind wir eigentlich eine Band, oder spielen wir nur mal zufällig zusammen?“ irgendwann erübrigte.

Nun waren als die Gute-Laune-Monster zum ersten Mal in Österreich. Noch dazu in meiner Stadt. Im Rockhouse wurde der Aufnahmezustand (so der Titel ihres Programms) ausgerufen, als sie guter alter Liedermacher-Tradition im Halbkreis sitzend zur Klampfe griffen und ihre Songs zum besten gaben: mal rotzfrech, mal  skurril, mal nachdenklich-zart, mal hau-drauf,  aber immer ungeheuer (Nomen est omen!) komisch und reimverliebt bis knapp vorm  Zungenbruch. Mal Rock,  mal Ballade, mal Mitsing-Schunkel-Pogo. Mal Fred, mal Burger, mal Labörnski, mal Pensen, mal Totte, mal Rüdiger, manchmal sogar miteinander. Sechs Kumpeltypen, mit denen man, ohne lange zu überlegen, Schnaps und Kekse, so auch der Titel der neuesten CD, die Anfang August auf den Markt kommt,  teilen würde.  Sogar, wenn es die letzten wären…

Habe ich eigentlich schon gesagt, dass man sich auf Roberts Geschmack verlassen kann?

 

„Lass mi amoi nu d‘ Sunn aufgeh‘ segn…“

ZUR ERINNERUNG AN GEORG DANZER (1946 – 2007)

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

„Lass mi amoi nu d’’Sunn aufgeh’ segn…“ Ich liebe dieses Lied von Georg Danzer, seit ich es zum ersten Mal gehört habe. Damals war ich gerade mal zwanzig, die Musik kam vom Plattenspieler, und der Tod war weit, weit weg, nur ein melancholischer Gedanke, der sich zwar poetisch besingen, aber schnell wieder verdrängen ließ. Und Georg Danzer, der Wiener Liedermacher und Mitbegründer des Austropop, stand noch auf der unteren Sprosse der Karriereleiter. „“Lass mi amoi nu d’’Sunn aufgeh’ segn“ ist eines der schönsten, Fenster aufreißenden und die Luft hereinlassenden Lieder, die je in diesem engen Land geschrieben wurden““, behauptet der Musikjournalist Christian Schachinger. Er könnte durchaus Recht haben.

Fast vier Jahrzehnte ist es mittlerweile her, dass Georg Danzer gemeinsam mit Wolfgang Ambros die österreichische Musikszene auf den Kopf stellte und den Wiener Dialekt, der bis zu diesem Zeitpunkt seinen Platz in den Heurigen- und Volksliedern hatte, popfähig machte. Danzer war ein Meister der leisen Töne und der zärtlichen Poesie, aber auch des feinen Humors und des typischen Wiener Schmähs. Manche seiner 400 Lieder erreichten Kultstatus, wie zum Beispiel „Jö schau“. Dadurch erlangte das Café Hawelka, ein kleiner Künstlertreff in der Dorotheergasse, internationale Berühmtheit.

„Lass mir amoi nu d’Sunn aufgeh’ segn…“ 35 Jahre später bekam dieses Lied für Georg Danzer eine ganz andere, unermesslich schwere, weil endgültige Bedeutung. Das Geburtstagskonzert zum Sechziger in der Wiener Stadthalle musste wegen seiner Krebserkrankung vom Oktober 2006 auf den 16. April 2007 verschoben werden. Es war eines der berührendsten Konzerte, das ich je erlebt habe. Alle seine musikalischen Freunde und Weggefährten waren gekommen, um ihm auf der Bühne die Reverenz zu erweisen. Wolfgang Ambros, Rainhard Fendrich, Marianne Mendt, Willi Resetarits, Ulli BaerAndi Baum und Christian Becker sangen mit ihm seine größten Hits. Zur Erinnerung an diesen einmaligen Abend gibt es einen Live-Mitschnitt mit dem Titel „Und manchmal kann’s auch regnen“.

„“Pfiat eich, guate Nacht!““ So verabschiedete sich Georg Danzer von seinen Fans. Viele hatten Tränen in den Augen, weil sie spürten, dass es ein Abschied für immer war. Knapp zwei Monate später, am 21. Juni, ging für ihn zum letzten Mal die Sonne auf. Georg Danzer bleibt unvergessen, er und seine wunderbaren Texte. Wie zum Beispiel dieser: „Was wird sein, wann nix mehr is? Wird ois sein, wia wann nix gwesen war? Oder wird’s so weitergeh’, ohne dass mas merkt? Waß ma, wer ma wirklich is?“

 

Dreifach-Jackpot

von Claudia Karner (Celler 2006)

Das Leben ist die Summe der verpassten Gelegenheiten. Dieser Spruch fiel mir ein, als ich gestern zwei Jetons aus meiner Hosentasche fielen. Sie stammten aus dem Casino in Linz, wo vergangene Woche die Kaktusblüten im ausverkauften Casineum mit „Swing & more“ auftraten.

Die im Eintrittspreis inkludierten Jetons sollten die Konzertbesucher zu einem anschließenden Casino-Besuch animieren. Ich hatte allerdings keine Zeit für Roulette und einarmige Banditen. Auch Kaktusblüten brauchen Feuchtigkeit, und so begoss ich mit Christa Schreiner, Robert Persché und Martin Plass in der Künstlergarderobe den erfolgreichen Abend. Die drei hatten wieder einige Lieder im Programm, die ich für sie getextet  habe – Parodien auf amerikanischen Evergreens wie „Mister Sandman“ und „Cheek to cheek“. Es macht immer wieder Spaß, unerkannt im Zuschauerraum zu sitzen und zu erleben, wie die Pointen beim Publikum ankommen. Seit ihrem letzten Auftritt  in der Reihe Literatur im Café Mozart in Salzburg im vergangenen Dezember hatten ich die Kaktusblüten nicht mehr gesehen, und deshalb gab es eine Menge zu erzählen und zu besprechen. Und wir beschlossen: Jetzt werden endlich Nägel mit Köpfen gemacht!!! (Drei Ausrufezeichen)

Kann schon sein, dass ich in dieser Nacht die Bank gesprengt hätte, so wie der Glückspilz, der wenige Tage zuvor mehr als eine Million Euro abgesahnt hat, wenn ich … Aber was! Von wegen verpasste Gelegenheiten! Die Zusammenarbeit mit drei so wunderbaren Musikern wie Christa, Robert und Martin es sind, ist für mich mein persönlicher Dreifach-Jackpot. Und im Casino kann ich ja noch immer mein Glück versuchen. 😉

Wader Wecker Vaterland

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Hannes Wader und Konstantin Wecker: zwei Urgesteine der deutschen Liedermacherszene, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Auf die Frage, ob er meine, mit seinen Liedern die Welt verändern zu können, antwortet Wader lapidar: „Nein! Das meine ich nicht!“ Und Wecker entgegnet: „Man muss doch die Gegenfrage stellen: Ohne unsere Lieder hätte sich die Welt verändert. Sie hätte sich negativ verändert.“ Die Zitate stammen aus dem Dokumentarfilm Wader Wecker Vaterland des jungen deutschen Filmemachers Rudi Gaul, der 2011 beim Münchner Filmfest Premiere hatte, vergangene Woche in der ARD gesendet wurde und nun auf DVD erschienen ist.

Hannes Wader und Konstantin Wecker: Zwei Legenden, zwei Stimmen und eine Welt voller Lieder. Gaul begleitete sie 2010 auf der gemeinsamen Tournee Kein Ende in Sicht mit seiner Kamera quer durch Deutschland und gewährte so den Zuschauern auch einen Blick hinter die Kulissen. Wader, der aus Bielefeld stammende Eigenbrötler, trifft auf Wecker, den Ton angebenden bayrischen Kraftlackl. Man erlebt, wie die beiden auf der Bühne ihre Lieder teilen, ist erstaunt, wie gut das funktioniert und spürt: Das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Zwischendurch beleuchtet der Regisseur mit Rückblenden das durchaus bewegte, von Skandalen und Krisen geschüttelte Leben der beiden Künstler und erlaubt dem Publikum Einblicke in ihre Privatsphäre, zum Beispiel wenn Wecker im Wohnzimmer seines Schwabinger Hauses den Text für eine neue Filmrolle lernt und Sohn Tamino dabei sein Stichwortgeber ist, oder wenn Wader daran scheitert, ein Omelett zuzubereiten.

„Hannes, es ist schön, mit dir aufzutreten“, sagt Wecker nach einem Auftritt im Brustton der Überzeugung. Und Wader antwortet: „Dann machen wir das mal wieder.“  Hoffentlich!

 

Sonne, nicht nur in Soho

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Gleich zu Beginn ein Outing: Ich fühle mich befangen, denn ich bin ein Stefan-Waldow-Hardcore-Fan, seit ich ihn zum ersten Mal Der Wind schickt dir meine Lieder in der Jeske’schen Talenteschmiede in Celle singen gehört habe. Ist  auch schon wieder eine ganze Weile her, sechs Jahre genau genommen. Nun hat also dieser Stefan Waldow, Hamburger Singer-Songwriter am Piano und exCELLEnter Kollege, eine EP auf den Markt gebracht. Zwischen den Zeilen heißt sie. „Endlich!!!“ Drei Ausrufezeichen. Eine lange künstlerische Schwangerschaft, eine nicht gerade leichte Niederkunft –  aber jetzt kann sich Stefan mit all seinen musikalischen Geburtshelfern über sein rundum gelungenes Baby freuen. Vielleicht hat es den Songs sogar gut getan, dass sie so lange auf die Veröffentlichung warten mussten. Stefans Stimme ist noch einfühlsamer, seine Interpretation noch  überzeugender, die Arrangements poppiger und perfekt bis ins Detail geworden. Da kann man sogar den zarten Flügelschlag eines  Schmetterlings hören.

Die sechs Songs drehen sich alle um die Liebe: um die verflossene, die noch immer in einem Winkel des Herzens nistet, die abrupt beendete, die unerwiderte, die romantische, die sogar zum Vergissmeinnichtpflanzen animiert, und die Liebe zur Weltstadt London. Da geht nicht nur die Sonne in Soho auf, sondern auch im Herzen der Zuhörerin. Apropos Vergissmeinnicht: Dass ich den Vergissmeinnicht-Gedichtewettbewerb  gewonnen habe, riecht bei soviel Waldow-Schwärmerei ein bisschen nach Schiebung. Ist es aber nicht. Ehrenwort! Fragen Sie Stefan! Das Publikum beim CD-Release-Konzert in der Hamburger NewEssbar, hatte keine Ahnung, wessen Vierzeiler es per Akklamation auf das Siegerpodest hob. Urteilen Sie selbst, ob die Entscheidung eine gute war. Hier das Gedicht:

Er schenkte ihr Vergissmeinnicht/und schwor ihr ewig Treue./Dann aßen sie ein Pizgericht./Nun sucht er eine Neue.

 

Wenn der Wecker nicht mehr weit ist…

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

„Hüte dich vor deinen Träumen. Sie könnten in Erfüllung gehen.“

Keine Ahnung, von wem dieser Spruch stammt. Aber da  ist schon was Wahres dran. 25 Jahre habe ich davon geträumt und heute wird es endlich wahr: Konstantin Wecker ist zu im Café Mozart in Salzburg, wo ich seit 1980er Jahren Lesungen organisiere. Wecker ist nämlich nicht nur ein großartiger Sänger und Komponist, sondern auch Autor.

Im Sommer 1987 fragte ich Konstantin Wecker zum ersten Mal, ob er in der Reihe „Literatur im Café Mozart“ auftreten würde. Wecker war gerade aus der Toscana nach München zurückgekehrt und mit seiner „Wieda-dahoam-Tournee“ unterwegs, die ihn auch nach Salzburg führte. Er schien nicht abgeneigt, wir tauschten Adressen aus, und ich nahm Kontakt mit seinem Management auf. Ein Termin kam allerdings nicht zustande. Kurze Zeit später sperrte das Café Mozart, das sich als Literaturcafé einen Namen gemacht hatte, zu. Dort saßen  u. a. André Heller, Erika Pluhar, Werner Schneyder und Ottfried Fischer am Lesetischchen. Als 2006 unter neuer  Geschäftsführung von Kurt Ranzenberger wieder der Kaffeeduft durch das Haus in der Getreidegasse 22 zog, wurde auch die literarische Reihe  zu neuem Leben erweckt. Wieder mit mir als Veranstalterin.

Ganz oben auf meinem Wunschzettel stand nach wie vor Konstantin Wecker. Als bekennender und praktizierender Wecker-Fan scheute ich keine Kosten und Mühen, um ihm nach München, Berlin und Wien nachzufahren und  mit ihn immer wieder auf einen möglichen Termin anzusprechen. „So viel Hartnäckigkeit gehört belohnt“, meinte Wecker im Herbst letzten Jahres in Wien, wo er seine neue CD „Wut und Zärtlichkeit“ vorstellte. So viel Hartnäckigkeit beeindruckte auch Heinz Bayer, der in den Salzburger Nachrichten, der  einen Vierspalter über mich mit dem Titel „Vom langen Atem der Frau K.“ schrieb.

Der Countdown läuft. Nur noch knapp zwanzig Stunden! Dann gibt es Konstantin Wecker hautnah im Café Mozart zu erleben. Er, der mit seiner Musik landauf,landab riesige Konzerthallen füllt, wird in exklusiv-kleinem Rahmen aus seiner Autobiographie „Die Kunst des Scheiterns“ lesen. Für mich und mein Publikum! Das hab’ ich nun davon!

 

 

 

Zwischen den Zeilen

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Vor ein paar Tagen flatterte eine höchst erfreuliche Mail aus Hamburg auf meinen Schirm: „Tataa!!! Es ist vollbracht: Zwischen den Zeilen ist fertig – mein erstes Mini-Album mit sechs Songs!“ schrieb Stefan Waldow. Stefan ist ein Jahrgangskollege der Celler Schule. Er hatte mir bei meinem letzten Hamburg-Besuch von seinem „neverending project“ erzählt. Zweieinhalb Jahre und ein paar Schaffenspausen später ist die CD nun fertig.  Was lange gärt, wird endlich gut! Mein Lieblingssong „Der Wind schickt dir deine Lieder“ ist natürlich auch dabei.

Die Songs wurden eingespielt am Flügel und am eigenen Haus-Piano (mit knarzendem  Pedal) und mit Bandbesetzung – Kai Ortmann (Drums) und Christian Glauß (Bass), sowie einigen musikalischen Gästen: Szarah Mainholz (Geige), Sasa Jansen und Meike Schrader (Soho-Chor) und Fabio Malaguti (Gitarre). Besonders freut es Stefan Waldow, dass sein alter Schulfreund Christian mit dabei ist, mit dem er vor knapp zwanzig Jahren seine erste Band gegründet und seinen ersten Song komponiert hatte. „Der hieß ‚Flying to the milky way‘. Tja, bis dahin haben wir’s nicht ganz geschafft… aber bis hierher! Und wie das klingt, kann und wird sich nun bald hören lassen“, ist Stefan überzeugt.

Gemixt und co-produziert wurde in der Music Lounge von und mit Kai Ortmann, der auch das Schlagzeug und bei einem Song Vibraphon eingespielt hat.  Die schöne Siebdruck-Gestaltung des Covers hat Tanja Kammel gemacht. „Ihr ist es in diesem Zusammenhang gelungen, nicht nur meine Handschrift glänzend aussehen zu lassen, sondern mir nebenbei auch noch einen Crash-Kurs im Rakeln, Spachteln und Bratzen zu geben“,so Stefan. Und nun kann gefeiert werden. Am 15. April gibt es das CD-Release-Konzert in der NewEssbar in Hamburg-Altona. Als Support spielt die Band Xusha. Ach, ist das schade, dass ich nicht dabei sein!

PS: Auf seiner neuen Homepage lädt Stefan zu einem kleinem Gedichtwettbewerb ein. Das wär‘ doch was! 😉