Wann wird ein Hit ein Wiesn-Hit?

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Wann wird ein Song ein Hit?  Tja, wenn man d a s wüsste! Da lässt sich die Frage nach dem Wiesn-Hit schon leichter beantworten. Zur Begriffsklärung: Unter Wiesn verstehen die Münchner das Oktoberfest, die größte Bierparty der Welt (quasi der Ballermann an der Isar), unter Wiesn-Hit demzufolge das beliebteste Lied, das dort in allen Festzelten 16 Tage lang im Stundentakt vor einem trinkfreudigen Massenpublikum gespielt wird. Süßer die Tantiemen nie klingen…

Das Rezept ist einfach. Man nehme eine Melodie, die ins Ohr geht, und einen Text, den man leicht mitsingen kann. Zumindest der Refrain muss aus vollen Kehlen mitgegrölt werden können. „Die ursprüngliche Botschaft des Liedes kann ohne weiteres außer Acht gelassen werden“, sagt Walter Bankhammer, der Chef der Niederalmer. Und der muss es ja wissen. Seit 16 Jahren ist er mit seiner 16-köpfigen Showband auf der Wiesn dabei. Dass der Text nur eine untergeordnete Rolle spielt, sehen wir deutlich an dem Wiesn-Hit 2012, „ Tage wie diese“. Campino von den Toten Hosen hatte es eigentlich als Liebeslied geschrieben. Allerdings reichten die Zeilen „An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit. An Tagen wie diesen haben wir noch ewig Zeit“ aus,  um zur deutschen Hymne der Fußball-EM und in weiterer Folge zum Wiesn-Hit zu werden. Was zwar vielen g’standenen Bayern sauer aufstieß, aber den Düsseldorfer Campino zu einem spontanen Besuch auf dem Oktoberfest (Live-Kurzauftritt im Hackerzelt inklusive) animierte.

An zweiter Stelle im Wiesn-Hit-Ranking rangiert in diesem Jahr „Brenna tuat’s guat“ von Hubert von Goisern. Auch so ein klassisches Missverständnis: Vom Goiserer mit einer höchstpolitischen Botschaft ausgestattet, wurde das Dialektlied wegen des Halbsatzes „…brennt da Huat“ zum Bierzelt-Renner. Und gleich eine Parodie darauf gemacht: „Rinna tuat’s guat!“ Hubert von Goisern hatte schon 1992 mit etwas leicht verständlicherem Lied Koa Hiatamadl den Wiesn-Hit gelandet. Wiesn-Hits vergangener Tage, die sich noch immer im Programm der Oktoberfestkapellen halten, sind auch: Skandal im Sperrbezirk (Spider Murphy Gang), 1981, 99 Luftballons (Nena) 1982, Fürstenfeld (STS) 1984, Macho Macho (Reinhard Fendrich) 1988, Wahnsinn (Wolfgang Petry) 1997 und Anton aus Tirol (DJ Ötzi) 1999.

Na, dann Prost!

 

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