Und der Haifisch, der hat Zähne…

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Frühling in München. Das erste Eis im Café Münchner Freiheit, Sonne satt im Englischen Garten, den Jugendstilhäusern in Schwabing mit der Digi-Cam hinterher und abends in die Oper. In Bertolt Brechts Dreigroschenoper.

,„Und der Haifisch, der hat Zähne…“ Nicht nur der Haifisch hat Biss, auch die Inszenierung von Christian Stückl, Intendant des  Münchner Volkstheaters, der bei Bedarf auch in die Rolle des Bettlerkönigs Peachum schlüpft. So wie an diesem Abend. „Bunt und brüllend, zynisch und entlarvend, erotisch und verspielt“, befand der Münchner Merkur. Im Chor der Bettler ist Johann „Hansi“ Anzenberger. Johann, das gilt fürs Offizielle (Wer will schon ein zweites Hinterseer-Schicksal erleiden?), Hansi für Freunde.  Wenn Hansi in München, also beinahe vor meiner Haustür, spielt,  gibt es keine Ausrede. Da muss ich hin!

Hansi stammt aus dem oberbayerischen Haag und  besuchte im Schauspielhaus Salzburg die Schauspielschule, wo  er seine ersten Bühnenerfahrungen machte.  In bester Erinnerung ist er nicht nur mir mit dem Solo-Stück „Novecento“  von Alessandro Baricco, auf dem der Film „Die Legende vom Ozeanpianisten basiert, geblieben. Als die „Freunde des Schauspielhauses“ ihr 25-jähriges Bestehen feierten, konnte Hansi auch sein musikalisches Talent zeigen.  Gemeinsam mit zwei Kollegen, Thomas Pfertner und Michael Rutz, sang er in Frack und Fliege drei Lieder der Comedian Harmonists. Lieder, denen ich –  dem Anlass  entsprechend – einen neuen Text verpasst hatte.  „Ein Freund, ein guter Freund…“ Riesenapplaus für die Sänger und die Texterin. So was verbindet fürs Leben!

Seit zwei Jahren ist Hansi als freier Schauspieler unterwegs. Für die  Luisenburgfestspiele in Wunsiedel, der ältesten Freiluftbühne Deutschlands, entdeckte ihn Intendant Michael Lerchenberg. Dort brillierte er im vergangenen Sommer  in zwei Rollen im „Brandner Kaspar“ und als Rabe Abraxas in „Die kleine Hexe“, dem Kinderstück von Ottfried Preussler,  und  heimste prompt den Nachwuchspreis ein. „Möge er noch lange der Luisenburg erhalten bleiben, wo ihn Tausende von Zuschauern und die Kritikerjury begeistert aufgenommen und ins Herz geschlossen haben“, hieß es in der Laudatio. Eine spannende Aufgabe erwartet ihn auch heuer. Er spielt  in dem Erfolgsstück von Josef Hader „Indien“ Kurt Fellner, jene Rolle, die im Original Alfred Dorfer spielte.  Wirklich schade, dass Wunsiedel gar so abgelegen ist!

Im Museumsshop der Hypo-Kunsthalle entdeckte ich das Buch „Dr. Ankowitschs Kleiner Seelenklempner – Wie Sie sich glücklich durchs Leben improvisieren“, das die FAZ als „Ebenso geistreich wie witzig“ lobte und mir die Heimfahrt im Railjet verkürzte. Besonders amüsiert hat mich, dass der Autor Christian Ankowitsch sein Kunststudium verbummelte, weil er lieber als Statist beim Theater spielte. In der Dreigroschenoper zum Beispiel. Und dann zitiert er noch das Lied von der Unzulänglichkeit des menschlichen Strebens: „Ja, mach nur einen Plan/Sei ein großes Licht!/ Und dann mach noch einen zweiten Plan/Geh’n tun sie beide nicht./Denn für dieses Leben ist der Mensch nicht schlecht genug./Doch sein höh’res Streben/Ist ein schöner Zug.“

Brecht, scheint’s, ist überall …

Donaustrom und Steckerlfisch

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Buenos Aires hat den Tango, Lissabon den Fado, Paris das Chanson und Wien das Wienerlied – ein unverwechselbarer Ausdruck des Lebensgefühls in dieser Stadt. Zwei, die das Wienerlied entstauben, vom Kitsch befreien und wieder dort verankern, wo es herkommt – in der Weltmusik – sind Die Strottern.

Klemens Lendl und David Müller sind zwei Herzblutmusiker mit einem Wiener Schmäh der besonderen Art – unaufdringlich, zart, poetisch, a bisserl bös, a bisserl morbid. Ihr Name ist Programm. Strottern ist ein Altwiener Ausdruck für Leute, die nach Verwertbaren suchen. Die zwei stöbern im Wiener Liedschatz  und fördern in Vergessenheit geratene Perlen zu Tage. Das schon seit über zehn Jahren. Und wenn sie  gerade nichts finden, vertonen sie ihre eigenen Texte und besonders gerne die des Wiener Dichters Peter Ahorner. Texte, die vom Leben in der Großstadt erzählen und wie die Bewohner den Alltag bewältigen: mit tiefgründigem Humor, Melancholie und den handelsüblichen Betäubungsmitteln. “Man nehme eine Geige, lasse sich durch Klemens Lendl passieren, eine Gitarre, die auf einem David Müller nicht rasten darf und gebe den Herren Lendl und Müller Zeit, bis die Vertonungen kongenial aufgehen“, so beschreibt Ahorner das Erfolgsrezept. Dass die drei zusammenpassen wie der Donaustrom zum Steckerlfisch, so O-Ton Lendl, konnte ich mich kürzlich im Orpheum in Graz überzeugen, wo die drei im Rahmen des Literaturfestivals  auftraten.

Was die Strottern ausmacht, ist das Zusammenspiel von Sprache, Musik, Moderation und Mimik. Sprachbarrieren gibt es keine. Ihre Lieder versteht man auch außerhalb der Landesgrenzen – egal ob in Berlin, in Washington, in Indien oder auf der Zugspitze. Dort hatten sie in steiler Bergeshöh’ ein Blind Date mit Stefan Noelle und Alex Haas, zwei ebenfalls außergewöhnliche Musiker, die sich Unsere Lieblinge nennen. (Übrigens: Stefan Noelle ist auch ein ExCELLEnt.) Dabei entstand ein äußerst origineller Film „Lieblings Lied trifft Wiener Schmäh“, den das Bayrische Fernsehen 2006 drehte.

Gerade haben die Strottern ihre 7. CD, „Das größte Glück“, auf den Markt gebracht. Nun wurde sie in der Liederbestenliste zur CD des Monats gekürt. Mein Favorit: „Sie war’n net dafür“, ein Titel, den der legendäre Kurt Sowinetz in den 1970er Jahren sang.

MICHAEL KREBS mit neuem Programm: „Es gibt noch Restkarten“

Michael Krebs (Celler Schule 2003) hat nach eigenem Bekunden „viele tolle neue Songs geschrieben“ – genug für ein neues, Erfolg versprechendes Programm. Jetzt steht es und ist im Vorverkauf. Der Titel „Es gibt noch Restkarten„. Derzeit noch viele, aber der Bestand dürfte schnell schrumpfen, wenn man sich Michaels in den letzten Jahren generierte Fanbase ansieht…

Öffentliche Proben
11./12. März: Postfeld, Alte Meierei am See, 20.30 Uhr
1. April: Hamburg, Motte, 20.30 Uhr

Tourtermine auf der Webseite: www.michaelkrebs.de

Kartenbestellungen hier

Michael im TV:
Donnerstag, den 17.3., 20.15 Uhr, EinsFestival: „Nightwash“

Außerdem ist Michael mit Marc-Uwe Kling und der Gesellschaft auf Tour:
23.5 Festsaal Kreuzberg, Berlin
24.5 Moritzbastei, Leipzig 25.5 Scheune, Dresden
26.5 Backstage, München
27.5 Rosenau, Stuttgart
28.5 Das Bett, Frankfurt
29.5 Zakk, Düsseldorf
30.5 Übel & Gefährlich, Hamburg
31.5 Spartacus / freiLand, Potsdam

Die CD: http://www.amazon.de/Marc-Uwe-Kling-Die-Gesellschaft/dp/3941082396
Radio Fritz hat außerdem einen der wirklich genialen neuen Songs mitgeschnitten: „Loidde


Facebook: http://www.facebook.com/pages/Michael-Krebs/147767692286

In der Bar zum Krokodil

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

„Sie machte sich nen Schlitz am Kleid und pfiff dann auf die Sittsamkeit, tirili, tirila…“ Wenn das nicht das ideale Motto für die kommenden närrischen Tage ist! Eingefallen ist dieser köstliche Doppelreim Fritz Löhner-Beda vor mehr als achtzig Jahren. Sie stammen  aus dem Lied „In der Bar zum Krokodil“. Fritz Löhner-Beda? Nie gehört?

Löhner erlitt das Schicksal vieler großer Textdichter. Seine Lieder kennt man noch heute, seinen Namen nicht. 1883 in Böhmen als Beda Löwy geboren und in Wien aufgewachsen, war er Star des deutschsprachigen Entertainments der 1920er und 1930er Jahre.  „Ausgerechnet Bananen“, „Was machst du mit dem Knie, lieber Hans“ oder „ O Donna Clara“ – alle diese  wunderbaren,  unvergesslichen Lieder stammen aus seiner Feder. Lieder, die sich durch feine Ironie, herzerfrischenden Humor, charmante Zweideutigkeiten und höchste Reimkunst auszeichnen. Fritz Löhner-Beda arbeitete auch als Operettenlibrettist und schuf mit dem Komponisten Franz Lehár die Operetten  „Land des Lächelns“, „Guidetta“ und „Schön ist die Welt“.

Die berühmtesten Interpreten von Löhners Schlagern waren wohl die Comedian Harmonists, die erste Boy-Group der Welt, die in den frühen 1930er-Jahren Triumphe feierten.  Was für ein Glück, dass viele dieser Gassenhauser   mehr als fünfzig Jahre von Max Raabe und dem Palast Orchester wieder entdeckt wurden! „Die Lieder klingen frisch und lebendig wie am ersten Tag“. So ist es auf Max Raabes Homepage nachzulesen  Ach, was waren das noch für unbeschwerte Zeiten, als man bedenkenlos drauf losklau… pardon schreiben konnte! 😉   Und dort erfährt man auch, dass gerade die neueste CD „Küssen kann man nicht alleine“ erschienen ist. Max Raabe hat sie gemeinsam mit Annette Humpe geschrieben und produziert, als sie Pause von ihrem zweiten Ich machte.

Wer mehr über Fritz Löhner-Beda wissen möchte:  Zwei Bücher zeichnen sein Leben, das auf tragische Weise  1942 im KZ Ausschwitz endete, nach: „Dein ist mein ganzes Herz. Die Geschichte von Fritz Löhner-Beda, der die schönsten Lieder der Welt schrieb und warum Hitler ihn ermorden lieߓ und  „Kein Land des Lächelns“ von Barbara Denscher und Helmut Peschina (Residenz Verlag).

Wer „In der Bar zum Krokodil“ hören möchte, sollte schnell auf die YouTube drücken. Und dann nichts wie raus ins Faschingsgetümmel!

The Secret is Love

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Österreich hat gewählt! Und zwar das Lied für Düsseldorf. Seit Freitag steht fest: Nadine Beiler wird am 14. Mai mit dem Song  „The Secret is Love“ beim Eurovision Song Contest ins Rennen gehen (falls sie ins Finale kommt): Eine 20-jährige Sängerin – sie gewann vor vier Jahren Starmania, die österreichische Ausgabe von DSDS –  mit eindrucksvoller Stimme, Mireille-Matthieu-Look und einer Ballade, die nach Whitney Houston und Irgendwo-schon-mal-gehört klingt.  Trotzdem annehmbarer, Grand-Prix-tauglicher Mainstream aus der Feder von Thomas Rabitsch. Der ehemalige Keyboarder von Falco gilt als einer der renommiertesten Musikproduzenten des Landes. Der Text stammt von der Interpretin selbst. Kein Grund zum Fremdschämen. Für einen Mittelplatz sollte es schon reichen.

Österreich hat in den vergangen 55 Jahren beim ESC nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Nur einmal konnten wir – ja, bei solchen Bewerben befällt auch mich das nationale Wir-Gefühl – gewinnen. Das war 1966. Zu einer Zeit, als der Song Contest noch Grand Prix de la Chanson hieß, das Fernsehen schwarz-weiß war,  die Teilnehmer in der Landessprache singen mussten und Udo Jürgens im Alter von 32 Jahren beim dritten Anlauf mit äußerst wenig Text zum Sieg kam. Wir danken es ihm noch heute: Merci, cherie!

Wesentlich öfter landete Österreich an letzter Stelle. Zweimal gab es sogar 0 (in Worten: null) Punkte. 1988 gab es für Wilfried mit „Mona Lisa“ und 1991 für Thomas Forstner mit „Venedig im Regen“. Um solcher Schmach zu entgehen,  blieben wir acht Mal gleich zu Hause. Mit einem Lied von Dieter Bohlen landete 1992 Tony Wegas auf Platz 10. Ob sich Bohlen noch daran erinnern kann?

Für die, die wirklich alles über den Eurovision Songcontest wissen wollen, kam das Buch Ein bisschen Wahnsinn (Verlag Antje Kunstmann) gerade rechtzeitig auf den Markt. Clemens Dreyer und Claas Triebel  haben kuriose und wissenswerte Fakten in ein unterhaltsames Kompendium verpackt. Kaufen und schnell nachlesen, ob wirklich stimmt, was ich über den Song Contest geschrieben habe! 😉

Es war einmal…

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Es war einmal….So beginnen nicht nur alle Märchen, sondern auch ein Lied von Erika Pluhar. Mein Lieblingslied. „Es war einmal, und es war einmal schön. Da gibt’s gar nichts zu erklären, und niemand hat schuld…“ André Heller, der heute als Multimediakünstler die Menschen in der ganzen Welt zum Träumen und Staunen bringt –  vergangene Woche war in München Premiere seiner neuesten Show Magnifico – hat es für sie geschrieben. Damals, als er ihr Ehemann war und sie die gefeierte Schauspielerin am Wiener Burgtheater, die mit ihrem unverwechselbaren rauchigen Timbre erste Erfolge als Chansonsängerin verbuchte. Nie wieder wollte sie „Es war einmal“ singen, aber nun hat sie dem Drängen ihrer Fans nachgegeben und das Lied erneut in ihr Repertoire aufgenommen. Nicht nur ich bin beglückt, dass sie das gemacht hat! (Wer das Lied  nicht kennt: Unbedingt auf Youtube anhören!) In ihrem jüngsten Konzertprogramm zeichnet Erika Pluhar ihren  Lebensweg in Liedern nach – poetisch, melancholisch, eindringlich, manchmal übermütig. Gestern gastierte sie in meiner Stadt. Allein „Es war einmal…“ wieder zu hören, wäre den Besuch wert gewesen.

Interpretierte Erika Pluhar in den Anfängen Lieder von Friedrich Holländer, Wolf Biermann und André Heller, singt sie seit mehr als dreißig Jahren fast ausschließlich eigene Texte. “Irgendwann war ich es leid, nach Liedern zu suchen, mit deren Inhalt ich mich identifizieren konnte.“ Der erste Song entstand in der Theatergarderobe auf die Rückseite eines Wochenprogramms. „Lauf, Frau, lauf!“ war der Titel.  Ein Emanzipationslied, das ihr in den frühen Achtziger Jahren viele Ehemänner übel nahmen, wie sie sich erinnert.  Es hat in all den Jahren nichts an Aussagekraft verloren.  „Frau, lauf weg! Nimm dich selbst bei der Hand! Frau, lauf weg! Gebrauche deinen Verstand! Schau dich um in deinem Land! Sei dein eig’ner Musikant und nie mehr dein eig’ner Denunziant!“

Anfang der Achtziger Jahre war die Pluhar, die sich auch  als Autorin einen Namen gemacht hat, in „Literatur im Café Mozart“ zu  Gast. Ein Plakat im Treppenaufgang in der Getreidegasse 22  – zwischen H. C. Artmann und Piano Paul – erinnert noch daran. Ob ich sie vielleicht wieder einmal einladen sollte?

Urlaub mit Meckermann (Burkhard Ihme – Celler Schule 1997)

wer übrigens die Klaviernoten möchte, um diesen Song aufzuführen, findet sie hier

Mein Mann und ich, wir waren heuer wieder auf Ibiza,
denn vergangnes Jahr in Nizza
war das Wetter viel zu schön.
Die Kinder sind wie jedes Jahr bei Onkel Paul in Bochum.
Wir schicken sie dort hoch, um
mal was anderes zu sehn.

Und so sagten wir uns: Fahren
wir doch zu den Balearen,
denn seit sieben Jahren waren
wir nicht dort.
Und mit großem Marschgepäck er-
klommen wir den Doppeldecker,
und dann flogen wir mit Mecker-
mann vor Ort.

Ich sag ja nichts, wenn ab und zu ein Luftloch etwas jäh is,
doch mein Mann und ich, wir kamen aus dem Ärgern nicht mehr raus:
Da freut man sich seit Wochen auf den Blick auf die Ägais,
und dann sieht man nichts als Wolken. Wolken ham wir auch zu Haus.

Nach der Landung auf lbiza teilten wir uns eine Taxe
mit zwei Damen aus Bad Bracksee
und zwei Herrn aus Liebenzell.
Der Taxifahrer drehte noch zwei kurze Ehrenrunden,
und nach knapp dreiviertel Stunden
warn wir endlich im Hotel.

Doch der Service war noch schlechter
als in Overath und Vechta,
und auch der war schon in Echter-
dingen mies.
Die Matratzen hart wie Steine!
Selbst das Gastehaus in Peine
war dagegen noch das reine
Paradies.

Die Gardinen waren grau. Man konnte nur den großen Baukran
und zwei Bagger, doch kein Meer und keine Abendsonne sehn.
Mein Mann und ich, wir schaun uns sowas immer sehr genau an,
damit wir nichts vergessen, wenn wir uns beschweren gehn.

Denn es gelten als Kriterien für die idealen Ferien
nicht nur Sonne und bakterien-
freies Wasser im Absinth.
Wir wolln nicht nur auf allen Meeren Sekt und Kaviar verzehren,
nein, wir wolln uns auch beschweren,
wenn der Zahnputzbecher rinnt.

Und wir schaun in alle Ritzen,
und wir machen uns Notizen,
die beim Reklamieren nützen
als Beweis:
Alte Laken auf den Betten,
kein Papier in den Toiletten,
der Wein zu kalt und die Kroketten
viel zu heiß …

Vor zwei  Jahren in Barletta war vier Wochen schlechtes Wetter,
und die Steaks in der Taverne waren zu Briketts verkohlt,
die Lassagne war zu fett, da tobten wir wie Rachegötter.
Kurz gesagt: wir haben uns so gut wie nie zuvor erholt.

Mein Mann schafft als Erfinder in der Autoindustrie, da
kann er höchstens hin und wieder
in der Kneipe sich beschwern.
Doch am Arbeitsplatz, da hält er brav den Mund. Man wird ja älter,
und als kleiner Angestellter
engagiert man sich nicht gern.

Und drum fahren wir nach Nizza,
nach Mallorca und Ibiza
und notieren jeden Schnitzer
voller List.
Denn zu Hause muß man schweigen,
vor dem Chef sich stumm verneigen,
doch im Urlaub kann man zeigen,
wer man ist!

Ja, im Urlaub kann man sich als Mensch von Grund auf neu begreifen,
wenn man endlich alle Skrupel, alle Scheu beiseite schiebt.
Nicht mehr vor dem Meister kneifen,
sondern selber jemand schleifen,
mit dem Liftboy diskutieren
und beim Kellner reklamieren,
nicht mehr betteln, nicht mehr beten,
nicht mehr buckeln, sondern treten!
Darum sind wir auch im Ausland so beliebt.
Denn Meckermann machts möglich, daß man ohne Heuchelein
einmal tief im Herzen fühlt: Hier bin ich Mensch, hier darf ich schrein!

16 Seiten großes Lesevergnügen für ganz Kleine

Wer hat die liebste Mama der Welt? Ist es das Eichhörnchen, das von seiner Mama geschaukelt wird, oder der Eisbär, dem die Mama heißen Tee kocht? Oder vielleicht doch der kleine Fuchs, dessen Mama den Schmerz einfach wegpusten kann, als er sich wehgetan hat? Eigentlich haben alle die allerliebste Mama: jedes der Tierkinder – und das kleine Mädchen, die von ihrer Mama am Ende des Buchs zugedeckt wird, natürlich auch! Herzwärmende Reime, liebenswerte Bilder. Das Pendant zu ‚Der liebste Papa der Welt‘.

Susanne Lütje (Celler Schule 2007) hat die hinreißenden Vierzeiler gedichtet. Erschienen ist das Büchlein beim Oetinger-Verlag und kostet 5,95 EUR.
Auch für Erwachsene ein kleines Sonnenscheinhäppchen für den Tag.

Die Kabarettakademie: Seminare für Selbstvermarktung, Chansoninterpretation
und vieles mehr

Das Seminar von Fabian Lau (Celler Schule 1997) zum Thema Selbstvermarktung in der Kleinkunstbranche wird jetzt auch von der Kabarettakademie angeboten – neben anderen Seminaren, die sicher für den Einen oder Anderen interessant sind, wie zum Beispiel ein Workshop zur Chansoninterpretation von Madeleine Sauveur (Celler Schule 2006) und Clemens Kitschen, ihrem kongenialen Gefährten am Klavier.

Das Angebot des nächsten Seminars inklusive Preise und Anmeldeformular zum Download:

Katharina Micada – vielleicht doch noch nach Australien

Liebe Sägenfreundinnen und -freunde,

Katharina Micada hat eine zweite Chance für Sydney und kann unsere Unterstützung gebrauchen!! Und zwar für einen „Open Mic“ Wettbewerb, bei dem man eine einwöchige Reise nach Sydney inklusive Auftritt bei einer Jam-Session mit Mitgliedern des Youtube Orchestras gewinnen kann. Ihr seid herzlich eingeladen bis 24. Februar für Katharinas Audition-Video zu stimmen.

http://www.youtube.com/qantas „Abstimmen “

Sollte es bald sehr voll werden im Abstimmungspool, findet ihr sie unter dem Suchbegriff  „SingendeSaege“ Voten kann jede(r) einmal täglich – auch ohne Youtube-Account!

Ich schreibe keine Lieder mehr

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

„Ich schreibe keine Lieder mehr. Schon seit den Achtziger Jahren. Mir fällt einfach nichts mehr ein“, sagt er mit gespielter Verlegenheit, um ein beiläufiges „Wenn man von meinen Opern absieht“ anzuhängen. Er – das ist Georg Kreisler, die Legende des deutschsprachigen Musikkabaretts. Er singt auch keine Lieder mehr. „Nicht, weil ich es nicht könnte, sondern weil ich es falsch fände. Es passt einfach nicht zu einem alten Mann wie mir. Bei einem Lied kommt es ja auch auf den Text an, und worüber soll ein alter Mann singen? Wenn man hingegen aus seinen Büchern liest, kann man so alt sein wie man will und auch so alt sein, wie man nicht will.“

Und so geht der fast 89-jährige nun gemeinsam mit seiner Frau Barbara Peters auf Lese-Tour. Vor ein paar Tagen war er beim Kabarett- und Kleinkunstfestival Motzart in Salzburg  zu Gast und las aus dem Buch „Zufällig in San Francisco: Unbeabsichtigte Gedichte“, das er im vergangenen Jahr bei der Leipziger Buchmesse präsentierte und von der FAZ in höchsten Tönen gelobt wurde: „Wer hätte das gedacht! Georg Kreisler entpuppt sich im fortgeschrittenen Alter als veritabler Lyriker. Eine Entdeckung!“ Und das Salzburger Publikum zeigte sich begeistert von seiner  umwerfenden Bühnenpräsenz, seiner Interpretationskunst und dem Schalk, den er aufblitzen ließ.

Georg Kreisler ist ein Multi-Talent. Mehr als 500 Lieder hat er geschrieben,  Romane, Essays, Kurzgeschichten, Theaterstücke und zwei Opern. Berühmt geworden ist er als Komponist, Texter und Interpret seiner eigenen Lieder. Wer kennt nicht „Taubenvergiften im Park“? Dass die Lieder nach wie vor so populär und immer wieder neue Anhänger finden, liegt an der Originalität, der Zeitlosigkeit, am bitterbösen Humor und daran, dass Chansonniers wie Tim Fischer („Gnadenlose Abrechnung“ ) und Michael Frowin („Taubenvergiften für Fortgeschrittene“) sie lebendig erhalten. Auch Fritz Kohles hatte mit seiner Art, Kreisler zu singen, immer die Lacher auf seiner Seite.

1988,  als Barbara Peters in den Salzburger Kammerspielen „Heute abend: Lola Blau“ spielte, hatte ich die Gelegenheit, mit Georg Kreisler ein Interview für das mittlerweile sanft entschlafene Stadtmagazin Impuls zu machen. Kreisler kann sich zwar nicht mehr daran erinnern, ich aber noch sehr gut.  „Ich will kein lebendes Denkmal sein“, sagte er damals, und so lautete auch der Titel des Artikels.  23 Jahre danach ist er eines geworden.