Rollkragenpulli statt T-Shirt, Regen wie aus Eimern statt Sonnenschein. Aber weil mir gerade so nach Frühling ist, lasse ich Konstantin Wecker sein Frühlingslied anstimmen. Frühling werds, und ois wui wieda himmelwärts… Nicht nur um des Reimes willen wird mir gleich warm ums Herz.
Das bringt mich auf die Idee, im Netz nach passenden Liedern zu suchen. 6003 Stück sind in der GEMA-Datenbank unter dem Stichwort Frühling gespeichert. Da muss doch was zu finden sein! Peter Brugger, dem Sänger von Sportfreunde Stiller, gehts in dem Song Frühling wie mir. Und ich wart mal wieder auf den Frühling. Man kann nicht nur traurige Lieder singen. Und Anna von Rosenstolz macht in dem gleichnamigen Song ähnliche meteorologische Beobachtungen wie ich. Schleier fällt regnet nicht. Sonne kommt glaub es nicht.
Rammstein und Nina Hagen besingen den Frühling in Paris, Georg Clementi den Frühling in der Stadt, die sich für Kenner als seine Heimatstadt Bozen erschließt. Bei Reinhard Meys Frühling der Großstadt weiß man, dass es sich nur um Berlin handeln kann. Damals wollte er noch wie Orpheus singen, und es gab noch keine Billig-Sträuße an der Tanke: Vom Blumenladen gegenüber, hab ich die erste Tulpe mitgebracht. Ich schenk sie dir, ich weiß, du freust dich drüber, weil in der großen Stadt schon eine Blume Frühling macht.
Apropos Berlin: Die wunderbarste Entdeckung ist für mich Frühling in der Schönhauser, eine unprätentiöse Liebeserklärung an die Schönhauser Allee im Prenzlauer Berg. Ein Lied, das auch vierzig Jahre danach leicht und unbeschwert daherkommt. Mich weckt das Lärmen der erwachten Stadt. Der letzte Schnee ist heut schon erster Tau. Der Frühlingswind, der fegt den Himmel glatt und Regen wäscht den Morgennebel blau. Das Original stammt aus dem Jahre 1971 und wurde von Barbara Thalheim gesungen, die als Katja Ebstein des Ostens galt. 2004 nahm die Berliner Band Nylon den Song neu auf. Es lohnt sich auf Youtube reinzuhören. Um den Prenzlberg von heute geht es in Mamma Machhiato, dem jüngsten Musical der Stammzellformation. Tom van Hasselt, ExCELLEnt aus dem Jahre 2000, beschreibt in Frühling im Prenzlauer Berg (warum eigentlich im und nicht auf dem oder am?) den Kiez im Latte- und Bionade-Zeitalter.
Wer mich kennt, weiß, dass bei mir der Griff in die musikalische Mottenkiste unvermeidlich ist. So ziehe ich zum Schluss mit Genuss Veronika, der Lenz ist da von den Comedian Harmonists und Fred Bertelmanns Tulpen aus Amsterdam hervor. Wenn der Frühling kommt, dann schick ich dir …
Wenn Ihr den Ohrwurm jetzt nicht mehr raus kriegt: Ich übernehme keine Verantwortung!