von Michael Feindler (Celler Schule 2010)
Die Reihe beginnt mit einer lyrischen Anmerkung zum Thema „Prognosen“. Fest steht: Bis zur Bundestagswahl im Herbst werden Politiker innerhalb der deutschen Parteienlandschaft wieder verstärkt um die Deutungshoheit diverser Wahlprognosen kämpfen. Und einige Wähler werden sich wieder einmal dazu hinreißen lassen, eine Partei weniger aus Überzeugung als vielmehr aus koalitionsstrategischen Gründen zu wählen – beeinflusst von aktuellen Umfrageergebnissen. Vor diesem Hintergrund entstand das folgende Gedicht.
Prognosen
Wir schätzen jede Art Prognose
vom Wetter bis zur nächsten Wahl
und fühlen uns als Ahnungslose,
entgeht uns einmal eine Zahl.
Wir lieben es vorauszusagen:
„Was wird wohl morgen zum Problem?“,
doch sollten uns viel öfter fragen:
Was haben wir von alledem?
Denn würden wir darauf verzichten,
zu sehen, wie wer wo was misst,
dann könnten wir uns danach richten,
was heute wirklich wichtig ist,
statt jeden Tag darauf zu schielen:
Wie wird es wohl? Und wird es knapp?
Prognosen helfen nicht beim Zielen,
sie lenken höchstens davon ab.
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„doch sollten uns viel öfter fragen:“
Das ist wohl das „viel“ (metrisch) zuviel. Ansonsten: Kompliment!
Ich würde mal sagen 🙂 die Metrik stimmt. Man liest aber ein „wir“ mit, das da nicht steht. Könnte man statt des „viel“ einsetzen.
Muss man aber nicht.
Auch von mir: Kompliment
Stimmt. Ohne das „wir“ ist der Satz aber sehr vertrackt.
Weil’s gerade so schön zum Thema passt, hier ein Spruch von Albert Schweitzer:
„Keine Zukunft vermag gut zu machen, was du in der Gegenwart versäumst.“