Tuttlinger Krähe – Sven Garrecht hat einen Vogel

Von Turid Müller

Der Liedermacher wird mit dem Sonderpreis der Jury 2023 ausgezeichnet.

Foto: J. Bäurer

„Sven Garrechts wundervolle Texte sind hintergründig, tiefsinnig, pointiert – treffen das Herz und explodieren im Kopf“, heißt es in der, Laudatio. – „Viel zu dick aufgetragen“, findet der Künstler, um den es darin geht, die Lobeshymnen.

„Ich bin natürlich sehr dankbar und fühle mich geehrt. Viele tolle Kolleginnen und Kollegen, die ich aufs Äußerste bewundere, haben so einen Vogel. Und der ist auch wirklich schön gearbeitet und gut abzustauben.

Grundsätzlich bin ich – wie die meisten anderen auch – kein Fan von Wettbewerben, weil sich Kunst und Humor nie vergleichen lässt. Aber die Veranstaltung ist sehr angenehm und wertschätzend den KünstlerInnen gegenüber gestaltet. Man darf verhältnismäßig lange spielen, macht sich hinterher einen schönen Abend mit allen Beteiligten, fährt heim und wenn man was gewinnt, wird man angerufen und fährt halt ein paar Tage später nochmal hin. Und ich hatte einen wunderbaren Abend mit zauberhaften Menschen und hab mich sehr gefreut, dass ich nochmal hinfahren durfte. Was genau der „Sonderpreis“ ist, konnte mir zwar keiner erklären, aber in meinem sozialen Umfeld höre ich wirklich oft, ich sei ein Sonderfall. Insofern fühle ich mich damit ganz wohl.“

Foto: J. Bäurer

Auf seiner Homepage erfahren wir: „Sven Garrecht hat viele Preise, 3 CDs, 2 Programme und eine Band. Er war in Zeitschriften, im Radio, im Fernsehen und in der Warteschleife des Seligenstädter Rathauses.“ Seine Songs vervollständigen das Bild: Er (Celler Schule 2020), hält nichts von dicken Eiern, ihm geht es um Haltung, wie wir im Heldenlied hören können, das in der Laudatio gerühmt wurde.

Für die Vögel scheint der Kabarettist ein Händchen zu haben: Er erhält darüber hinaus den Walther-von-der-Vogelweide-Preis. Auch durch Preisträgerin Marie Diot ist die Celler Schule dort übrigens vertreten. – War ja klar, dass es bei einigen von uns piept! Nestwerk halt!

Trüber Tag – Monatsgedicht von Michael Feindler

von Turid Müller

In seinem aktuellen Monatsgedicht nimmt Michael Feindler die Inflation aufs Korn.

„In mutmaßlicher Ignoranz gegenüber der aktuellen Jahreszeit“ hat der Kabarettist (Celler Schule 2010) im Mai Rainer Maria Rilkes Gedicht Herbsttag „thematisch überarbeitet und aktualisiert“:

Trüber Tag

Markt, es wär Zeit. Das war ein schöner Lenz
für manche. Lass die Blasen endlich platzen,
denn Preise kratzen an der Existenz.

Beschütz mit deiner unsichtbaren Hand
zur Abwechslung mal jene, die es bräuchten,
lasse die Augen der Verdrängten leuchten
und schaff sozialen Wohnraum hierzuland.

Denn wer kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt noch mietet, wird auch Mieter bleiben,
wird suchen und Bewerbungstexte schreiben,
oft umzieh’n – immer fort und nicht mehr her –,
wenn ihn die Mieterhöhungen vertreiben.

Ergänzend dazu empfiehlt er „eine Dokumentation über explodierende Bodenpreise.“

Wer mehr „aktualisierte Lyrik“ hören möchte, kann das „in der Feindlerthek in der Gedichtsammlung Alte Texte für neue Ohren, die bis Ende Mai auch für Nicht-Mitglieder freigeschaltet ist.“

 

 

 

 

 

 

 

Harmoniedergang – Album von Mackefisch für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert

Von Turid Müller

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am 30.09.2022 ist es erschienen. Pünktlich zum Beginn der Jubiläumsfeier der Celler Schule brachte Mackefisch das aktuelle Album raus. Anfang 2023 schon stehen sie damit auf der Longlist der deutschen Schallplattenkritik! „Ohne Corona“, meint Elmar Krämer vom Deutschlandfunk, „hätte ihnen vermutlich schon längst das Publikum der Republik vor Lachen zu Füßen gelegen.“

„Ein Planet, der sich stur im Kreis dreht, während eine Mischung aus Feelgood-Mantras und Endzeit-Szenarien auf seine Bewohner einhagelt – und mittendrin ein Musikduo mit sehr vielen Instrumenten: Lucie Mackert und Peter Fischer sind MACKEFISCH,“ heißt es im Pressetext der neuen CD.

Peter Fischer (Celle 2018) plaudert aus dem Nähkästchen der Produktion:

„Spannend war für uns bei diesem Album, dass sich auf musikalischer Ebene analoge Klänge mit elektronischen Sounds vermischt haben, also gewissermaßen traditionell & modern. Wobei auch das Moderne dabei einen gewissen Vintage-Flair hat. Mackefisch war ja immer schon „relativ viel Instrument“ für zwei Leute und dabei bewusst „handmade“: Klavier, Gitarre, Banjo-Ukulele, Lucies (Celler Schule 2023) selbstgebaute Koffer-Basedrum und -Percussion. Neu auf unserem zweiten Album ist jetzt, dass nicht nur Klavierklang an den Keys genutzt wird, sondern z.B. auch ein gameboy-hafter Synthie-Sound bei „Kartoffel vom Mars„, ein Orgel- oder ein verstimmter Honkytonk-Sound. Auch verzerrte Gitarren sind mal im Hintergrund beigemischt. Dem gegenüber steht dann z.B. wieder ein dreistimmiges Vocal-Arrangement (bei „Selbstmitleid„), das fast ein wenig an die Andrew Sisters erinnert.

Es hat total viel Spaß gemacht, sich da auszutoben. Das ging vor allem auch, weil wir das Album komplett selbst produziert, also selbst zu Hause aufgenommen und bearbeitet haben. Da konnten wir z.B. spontan noch eine Session „Bodypercussion-Schenkelgeklopfe“ für den Song „Netflix“ aufnehmen, als eigentlich schon alles im Kasten war und die Recordings eigentlich vorbei. Aber die Idee kam eben und wir konnten sie dann noch umsetzen — das wäre im Studio so nicht möglich gewesen.

Für „Oxytocin„, ein Lied eigentlich über den Menschen, Freundschaft und Einsamkeit, aber naja, vordergründig über ein Meerschweinchen, haben wir in liebevollem Sounddesign Meerschweinchengeräusche erschaffen (eigentlich ein Fingernagelkratzen auf einer Saite, ein Schaben auf einem Korpus, schneller abgespieltes Atmen oder ein Rascheln und Zupfen von Kopfhaaren, das am Ende klingt wie das Meerschweinchen, das am besungenen Lauch schnüffelt und knabbert).

Fotograf: Max Saufler

Durch diese Mischung an Einflüssen ist das Album einerseits ein liebevolles Bastel-Projekt, andererseits gewissermaßen ein wenig „poppiger“ als das erste Album (das man vielleicht noch näher am Musikkabarett verorten konnte).
Gleichzeitig sind aber auch die Texte für uns natürlich nach wie vor unglaublich wichtig. Neben schrägem Humor und Sprachspielspaß möchten wir schon oft auch ernste Themen ansprechen — aber meistens mit einer gewissen Leichtigkeit und Lockerheit. Das zieht sich in vielerlei Hinsicht durch das Album: eigentlich befasst sich das Album „Harmoniedergang“ in verschiedenen Facetten ziemlich stark mit dem Scheitern. Aber irgendwie in schön. Also so, dass man Lust hat, es anzuhören. So zumindest das Feedback, was wir bekommen haben.“

„Mackefisch besitzen die seltene Fähigkeit, auch in schwierigen Zeiten mit viel Gespür Lächeln in Töne umzusetzen.“
(Ado Schlier, Walther-von-der-Vogelweide-Preis)

Fotograf: Max Saufler

„Apropos Feedback: nicht nur ist „Netflix“ auf Platz 7 der Liederbestenliste geklettert, gerade auch die Nominierung zum Preis der Deutschen Schallplattenkritik freut uns natürlich wahnsinnig! Wenn man bei einem Album wirklich alles, vom ersten Gedanke bis zum fertigen Master, selbst gemacht hat, ist das eine so großartige Anerkennung – mega!“

 

„Ihre poetischen Texte treffen den Nerv der Zeit.“
(Die Rheinpfalz)

Lucy van Kuhl – Persönlicher Jahresrückblick 2022

Geschrieben von Corinna Fuhrmann, editiert von Turid Müller

Ein aufregendes und in vielen Momenten beglückendes Jahr liegt hinter mir. Davon möchte ich gerne berichten:

Ein Highlight meines Jahres war im Juni/Juli natürlich der erneute Besuch der Celler Schule. Ich war ja bereits 2017 da und hab mich nun nach fünf Jahren nochmal „eingekauft“ (das kann man dann, wenn man schon einmal teilgenommen hat). In diesen zwei Wochen lernte ich wieder enorm viel und merkte gleichzeitig, dass ich seit 2017 richtig viele Fortschritte gemacht hatte. Es ist schön, wenn man merkt, dass kontinuierliches an sich und den Dingen Arbeiten von Erfolg gekrönt ist. Das ist mein Motto.

Ich bin sehr dankbar für diese Zeit und all die Tage, die ich mit so tollen und begabten Menschen verbringen durfte und darf.

Im Juli nahm ich mit meinen beiden Musikern Lorenzo und Nenad eine neue CD auf. Wir waren wieder im „Mastermix-Studio“ in Unterföhring, wo auch Konstantin Wecker seit Jahrzehnten seine Aufnahmen macht. Erneut schafften wir es, sehr konzentriert alle Titel in nur drei Tagen zu vollenden. Das Ergebnis erfüllt uns mit großer Freude. Hier ein kleiner Einblick.

Es folgte ein freier Sommer, den ich in meiner Zweitheimat, der Provence, verbrachte.

Ende August flog ich dann nach Berlin, wo ich mit meinem Freund (und ExCellenten 2014) Lars Redlich ein Musikvideo zu unserem gemeinsam geschriebenen Song Deutsche im Urlaub drehte. Ein Tag Berlin und ein Tag Mallorca, das eigentlich im Lied Gran Canaria ist (aber die Flüge nach Malle waren billiger). Wir drehten an zwei Tagen ein unfassbar aufwändiges Video. Mit verrückter Maske, sorgsam ausgewählten Kostümen und detailliert geplanten Requisiten. Glücklicherweise hatten wir einen super Kameramann und einen kompetenten Maskenbildner dabei… Wer es noch nicht gesehen hat, voilà – und nicht erschrecken, wie wir aussehen…

Im September drehte ich ein Musikvideo zu meiner ersten Single Wo ist Frau Schmidt?. Ich fand eine fantastische Schauspielerin, die die Hauptrolle übernahm: Friederike Frerichs. Prompt lud sie mich ein, sie zuhause zu besuchen und bat mir zudem an, in ihrer Wohnung zu drehen. Mit so viel Großzügigkeit und Offenheit hätte ich nicht gerechnet. Die Wohnung eignete sich wunderbar als Drehort, zudem drehten wir dann noch in meiner Straße und in meinem Hauseingang im Prenzlauer Berg. Der Kameramann und Regisseur, Alexej Hermann, macht interessante und sehr eigene Filme – auch fürs Kino. Und so entstand ein Video mit Zeit für längere Einstellungen, ganz im Gegensatz zu „Deutsche im Urlaub“, wo es unzählige Schnitte gibt. Für Wo ist Frau Schmidt? finde ich die Ruhe großartig!

Im Oktober folgte ein Musikvideo zu dem Lied Prinzessin sein, diesmal ein Lyrik-Video. Sylvia Nitzsche, eine Teilnehmerin der Celler Schule hat sich auf diese Art von Videos spezialisiert. Wir planten ein Video, für das sie sich auch der Zeichnung einer Freundin aus Marseille, Aurélie Maestre, bediente, die für mein Booklet und für Instagram eine Comic-Lucy und andere Figuren entworfen hat. Für das Cover der Single und das Video zeichnete sie die Hauptfigur Paul. Das Lied habe ich in der Celler Schule im Songcamp Kinderlied zusammen mit Jochen Vahle von der Kinderrockband Randale und Beni Hafner, einem bayerischen Singer- Songwriter, der unter dem Namen Oimara bekannt ist, geschrieben.

Der Oktober war ein Preis-Monat: ich bekam den Schwäbischen Kabarettpreis überreicht und gewann den zweiten Preis beim Paulaner Solo, knapp hinter dem Comedian Der Tod, an dem man natürlich nicht vorbeikommt…

Der 18. November war ein wunderbarer Tag: Album-Release und Release-Konzert von Auf den zweiten Blick im Senftöpfchen in Köln. Auch wenn die Deutsche Bahn uns alle wieder ärgerte – die Aufführung war ein voller Erfolg. Es macht großen Spaß mit meinen beiden Musikern, die mit sehr viel Freude und Einsatz bei Konzerten und Aufnahmen dabei sind.

Das Album hat schon einige schöne Rezensionen bekommen und ist für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert worden. Diese Anerkennung von Experten freut mich natürlich ganz besonders.

Seit November bin ich nun mit drei verschiedenen Programm unterwegs (Dazwischen, Alles auf Liebe und Auf den zweiten Blick), mal solo, mal mit der Band. Und sobald ich die DB hinter mir habe, bin ich immer mit großer Leidenschaft dabei. Es ist einfach toll, immer wieder an andere Orte zu kommen, neue Menschen kennenzulernen, Veranstalter*innen und Publikum wiederzusehen, wenn ich schonmal da war und immer herzlich und sehr bemüht in Empfang genommen zu werden.

Das alles hat mir in den letzten Jahren so gefehlt. Und immer wenn ich kaputt von der Reiserei bin, halte ich mir vor Augen: Du darfst Deine Leidenschaft mit anderen teilen – wie grandios ist das denn bitte?

Ich freue mich sehr auf dieses Jahr, in dem hoffentlich wieder viel Schönes und Beglückendes passieren wird. Und ich wünsche Euch genau dasselbe!

 

Neue Quellen – Das Monatsgedicht von Michael Feindler

Von Turid Müller

Michael Feindlers Monatsgedicht widmet sich im Januar einem Dauerbrenner der Gegenwart, der uns nicht zuletzt seit der Ukraine-Krise immer mehr auch im Alltag erwischt und beschäftigt ich sag nur „Waschlappen“.

 

Der erste Monat des Jahres stand ganz im Zeichen der Lützerath-Proteste – und der Berichte darüber. Das erste Monatsgedicht des Jahres, nimmt das auf:

Neue Quellen

Wenn es uns doch nur gelänge,
Strom zu machen aus der Menge
Energie, die darin fließt,
dass man auf diversen Wegen
schimpfend — bis zur Hetze — gegen
Klimaaktivisten schießt!

Wenn wir bloß die Mittel fänden,
Wärme weiterzuverwenden,
sind Gemüter stark erhitzt!
Dann bekäm das Destruktive
eine Zukunftsperspektive,
weil es dadurch endlich nützt —
und sogar das Klima schützt.

Neue Quellen gibt es übrigens auch beim Kabarettisten selbst:
Ab sofort macht er sämtliche Gedichte und Liedtexte aus seinen Programmen der Öffentlichkeit zugänglich. Diese sind nun auf einer eigenen Website sowohl nachzulesen als auch in Form von Live-Demos anzuhören. Zugang zu dieser Feindlerthek bekommt Ihr durch eine Mitgliedschaft. Die könnt Ihr für einzelne Monate oder auch gleich für ein ganzes Jahr abschließen. Denn neben dem Zugang zu allen Inhalten auf feindlerthek.de erhalten Mitglieder auch exklusive Einblicke in ganz neue Texte und Lieder.

 

Neunzeiler-Werbung
von Michael Feindler

 

Selbst wenn ich durch die Wohnung feg,
selbst wenn ich träum am Landungssteg –
das stoppt nicht, dass ich überleg,
wie ichs Int’resse bloß erreg,
und dass ich – hier ist der Beleg –
mich Richtung Facebook-Sucht beweg.
Drum nutz ich jetzt das Privileg
des Abschluss-Findens und ich pfleg
stattdessen nun die Feindlerthek.

Die Welt passt in fünf Zeilen – Jens Wenzel holt den Limerick aus der Versenkung

Von Turid Müller
Mit
Limerix hat Jens „Ohrenblicker“ Wenzel eine stetig wachsende Sammlung von Limericks zum Lesen und Hören angelegt, um der ein wenig aus der Mode gekommenen Gedichtform wieder neues Leben einzuhauchen – zum Beispiel mit dem gleichnamigen Podcast.

In der Presseinformation zum neuen Projekt heißt es: „Ein Limerick ist ein fünfzeiliges Scherzgedicht mit aabba-Reimschema und einer festgelegten metrischen Struktur. Gedichte mit ähnlichem Aufbau gab es schon im Mittelalter und auch bei Shakespeare. Der erste berühmte Limerick-Dichter war der Engländer Edward Lear, der im 19. Jahrhundert Kinder mit lustigen Fünfzeilern und kleinen Zeichnungen bespaßte. In Deutschland wurde der Limerick vor allem in den 70er Jahren durch das Duo Schobert & Black populär, das Limericks der Autoren Georg Bungter und Günter Frorath vortrug.
Heute fristet der Limerick als lyrische Form in Deutschland eher ein Nischendasein. Das möchte ich ändern!“

Da war so ein Typ aus Berlin,
der hatte ‘nen ziemlichen Spleen:
Er schrieb, ganz unsäglich,
zehn Limericks täglich.
Das kam von zu viel Koffein.
(Jens Ohrenblicker)

Der Macher des Mitmach-Projektes ist hauptberuflich als Studiosprecher aktiv, und nebenbei als Liedermacher, Multiinstrumentalist, Podcaster und Autor. Seit Anfang 2022 schreibt der ExCellent (Celler Jahrgang 2016) Limericks für den Podcast Die Wochendämmerung, wodurch seine Liebe zum gereimten Fünfzeiler wiedererweckt wurde. Er begleitet Improtheatershows musikalisch und steht alle zwei Monate mit seiner Show Gerührt und geschüttelt auf der Bühne des Berliner Theaters BühnenRausch. Und er hat Ambitionen:

Limerix bietet Taschenpoesie für alle und hat sich zum Ziel gesetzt, die größte deutschsprachige Limericksammlung zu werden! Im Podcast werden regelmäßig neue, von mir im Studio eingesprochene Limericks veröffentlicht: Ob satirische Beiträge zum Weltgeschehen und über den Wahnsinn des Politikbetriebs, ob gereimter Klatsch und Quatsch über Promis und Sternchen oder klassische Limericks mit fiktiven Albernheiten an ungewöhnlichen Orten.“

Es war mal ein Rapper aus Heppenheim,
der rappte ‘nen Reim über Treppenleim.
Und als er beim Rappen
noch anfing zu steppen,
da brüllten die Fans: „Schickt den Deppen heim!“
(Jens Ohrenblicker)

Inzwischen ist die Zahl der veröffentlichten Limericks auf über 50 angewachsen. Im „Limerick-Januar 2023“ gab es sogar täglich eine Neuveröffentlichung, u.a. mit Beiträgen der ExCellentinnen Sandra Niggemann (Celler Jahrgang 2014) und Claudia Karner (Celler Jahrgang 2006) sowie dem Vorsitzenden unseres Fördervereins Willi Giere, der sich zum wahren Limerickvirtuosen entwickelt hat und von Jens zum Limericker des Monats gekürt wurde. Als nächstes Projekt ist der Druck von Limerick-Postkarten geplant.

Für alle, die sich auch mal am Projekt beteiligen möchten: Auf taschenpoesie.de gibt es ein Formular zum Einreichen eigener Werke.
Daneben gibt es eine umfangreiche Schreibanleitung mit Hörbeispielen sowie einer Limerick-Silbentabelle. Die Mission: „Limerickdichten soll ein neuer Volkssport werden!“

 

Spuren von Nüssen – Gedichtband von Dieter Behrens

Von Turid Müller
Er hat es wieder getan! Nach seinem Erstling „Nicht-Ganz-Dichtkunst“ hat Dieter Behrens nun einen zweiten Lyrikband veröffentlicht: „Spuren von Nüssen„.

Dieter Behrens

Eigentlich schreibt und singt der studierte Biologe bei Vocal Recall. Das Musikcomedy-Ensemble aus Berlin ist zurzeit mit der Show „Die Zeit ist live“ auf Tour. Doch der ExCellent (Celler Schule 2017) macht sich seinen Reim auf die Welt zuweilen eben auch in ungesungenen Versen. – Ein kleiner Eindruck:

Jetzt siehste Mal
Heut habe ich’s dem Bus gezeigt,
er kam verspätet an mit Schnaufen,
doch kurz bevor er bei mir war,
bin ich ihm weggelaufen!
Ha!

Autor und Werk haben im Dezember bereits die Premierenlesung über die Bühne gebracht. 2023 folgen weitere. Wer selbst ein bisschen stöbern möchte, findet online eine Leseprobe.

Nach einem Statement zu seinem neusten Buch gefragt, zitiert der Künstler selbiges:

 

Dichterisches Credo
Es gibt glaub ich keinen Gedanken,
den man nicht so sehr kann beschranken,
dass, wenn man ein Gedicht verfasst,
er locker in vier Zeilen
passt.

Zum Ausklang noch etwas Weihnachtliches:

Aufrührerisches Militär

 

Zur Weihnacht schleicht der General
klammheimlich in den Küchensaal.
Dort späht er ins Rezeptebuch
und startet einen Punschversuch.

„Orongsch“: Rainer Bielfeldts neues Album – ein Baby der Celler Schule

von Turid Müller

Achtzehn Songs. Etliche Kreative – alle aus dem Celler Dunstkreis. Ein Album.

 

Rainer Bielfeldt (Foto: Tiago Bielfeldt)

Rainer Bielfeldt hat ein Album veröffentlicht, an dem viele Kolleginnen (und ich zitiere an dieser Stelle das Booklet: „Männer sind mitgemeint…“) mitgestrickt haben. Das Gemeinschaftsprojekt beginnt mit dem Liebeslied „Glückspilz“; beim Text haben Sandra Niggemann (Celler Schule 2014), Mario Rembold (Celle 2015) und Tanja Svejnoha (beide Celle 2015) mitgewirkt – ebenso an „Ungeweinte Tränen“ und am Titelsong.
„Zug nach Hagen“, ursprünglich von Tim Fischer interpretiert, und „Auf dem Weg zu Dir“ haben – wie so viele Ohrwürmer des Chansoniers – Texte von Edith Jeske.
Johanna Hanf und Uli Lux (beide Celle 2020) haben an „Du bist mein Lieblingslied“, einer Liebeserklärung an einen Herzensmenschen, mitgeschrieben. „Zwei Euro sechsundfünfzig“, mitgetextet von David Quaas, Dagmar Schönleber und Carsten Thiele (alle Celle 2018) ist eine moderne „Father and Son“-Unterhaltung. In „Krokus“Angelika Glitz, Manuel Westermann, Lorelay (alle Celle 2019) und Rainer Bielfeldt) wird ein Mensch besungen, der so ein Kämpfer ist, wie das namensgebende Blümchen, das Eis und Schnee zum Trotze Blüten trägt.
Die „Geisterbahn“ – unter anderem von Matthias Ningel, Björn Patrick Pfeiffer und Anne Folger (alle Celle 2019) – besingt das nostalgische Jahrmarktsabenteuer als einzige Konstante in der dem stetigen Wandel unterworfenen Welt. Ein anderes Fahrgeschäft behandelt „Big Dipper“ – unter Beteiligung von Barbara Berrien (Celle 2011), Tillman Graach (Celle 2015) und Hannes Potthoff (Celle 2017).

(Gestaltung: Tiago Bielfeldt)

„Keine Angst“ ist ein berührendes Mutmach-Duett von und mit Lorelay und Rainer Bielfeldt. Erdmann Lange hat das sehnsuchtsvolle „Mehr als Freunde“ getextet. „Wie gut, dass wir kein Paar sind“ aus der Feder von David Quaas, Carsten Thiele und Rainer Bielfeldt feiert eine Freundschaft, die viele zerbrochene Beziehungen überlebt hat; „Weich gelandet“ (Angelika Glitz & Rainer Bielfeldt) nimmt dagegen mit hoffnungsvollem Blick das Ende der Liebe aufs Korn.
Dass das Leben auch noch an seinem Abend neue Liebesgeschichten schreibt, das verspricht „Nie zu alt für neue Märchen“ mit einem Text von Angelika Glitz.
Unter Mitwirkung von Manuel Westermann entstanden, sind zwei sehr persönliche Nummern: für seine brasilianisch-peruanische Nichte Laura: Laurinha (Lass dein Herz niemals vergiften)“ und für seinen Bruder „Bielfeldt Brothers Band“.
Nur „Home!“ ist allein vom Künstler selbst – das gemeinsame Schreiben hat es ihm angetan.

 

„Für das Celler Schule Seminar 2015 schlug Tobias Reitz vor, ein Songcamp auszuprobieren: gemeinsames texten in einem festen (und ziemlich sportlichen) Zeitfenster.

In Schlager und Pop war dieses Vorgehen schon ziemlich üblich, für mich im Bereich Chanson war es absolut neu. In diesem Jahr entstand gemeinsam mit Barbara Berrien, Annette Müller und Tillman Graach an einem halben Tag Pflanz Lavendel auf mein Grab – ein Lied, das zunächst von Tim Fischer auf seinem Album Absolut veröffentlicht wurde und danach von mir auf Zwei Leben, und das mittlerweile einen Grundpfeiler meines Solorepertoires darstellt. Unser jährliches Song- und Chansoncamp wurde zu einer festen Einrichtung und einem Höhepunkt der jährlichen Seminare.

Auf meinem gerade veröffentlichten Best-of-Doppelalbum Was bisher geschah stammen die Texte der insgesamt 30 Lieder zu einem Drittel aus Kooperationen mit Teilnehmer:innen der Celler Schule; weitere 14 schrieb die Chefin und Grande Dame des Chansontextes höchstpersönlich: meine langjährige (wir feiern 2023 unseren 40. Jahrestag) Freundin Edith Jeske.“

Nichts bleibt wie es wird – Premiere von Katie Freudenschuss am 11.10.22

Bearbeitet von Turid Müller

Am 11. Oktober feiert Katie Freudenschuss (Celler Schule 2008) in Alma Hoppes Lustspielhaus in Hamburg mit ihrem neuen Programm Premiere! – Ein ganzer Abend zum Thema Zeit, wie der Pressetext verrät:

Die Zeit läuft. Und wir alle laufen mit. Manchmal voraus, meist hinterher. Und irgendwo mittendrin ist Katie Freudenschuss.

Was bleibt wohl von uns übrig, wenn wir nicht mehr sind? Wird es das Z-Wort-Schnitzel auf die nächste Speisekarte schaffen, wird man durch einen Hashtag unsterblich und hat eigentlich schon irgendjemand im All unsere Golden Voyager Records gefunden?

Wer nimmt das innere Kind, wenn man selbst gerade keine Zeit hat? Und: nachdem sie im 2. Programm Sendepause hatte, gibt es endlich ein Wiedersehen mit Tamara!
Eine Frau, ein Flügel und feine Beobachtungsgabe. Wer die preisgekrönte Entertainerin schon mal live auf der Bühne erlebt hat, weiß, dass ihre Abende immer eine abwechslungsreiche Mischung sind aus Kabarett, eigenen Songs, Stand-up und grandiosen Improvisationen. Mutig, emotional und mit offenem Visier.

Mit großer musikalischer Vielfalt versteht sie es, die großen und kleinen Begegnungen und Begebenheiten in Worte oder Kompositionen zu fassen.
Berührend und lustig, melancholisch und böse.
Dabei ist es Katies‘ besondere Stärke, immer wieder aus dem Moment Songs zu kreieren. Die Interaktionen mit dem Publikum machen jeden Abend einzigartig. So wie die Zeit.

Also verlieren Sie keine Zeit und kommen Sie in diese Show!

Nichts bleibt wie es wird. Darauf können Sie sich verlassen.

 

„Wie es mich zieht“ – Stefan Noelle veröffentlicht musikalischen Bildband

Von Turid Müller

„Wie zeitgemäß ist eine physische Veröffentlichung in heutiger Zeit?“ fragte sich Liedermacher Stefan Noelle. Seine Antwort: Ein Fotobuch, dem ein Tonträger beiliegt.

„Ein Album mit Hommage-Charakter und ein Tribut an das Eingebettetsein in die Musikszene meiner Stadt.“

Stefan Noelle (Fotografin: Lena Semmelroggen)

Seit Jahrzehnten steht er als Schlagzeuger in unterschiedlichsten Formationen auf den Bühnen dieser Republik. Mehr als 35 Kolleginnen und Weggefährten hat der Münchner Songwriter auf seinem zweiten Album „Wie es mich zieht“ versammelt, das am 23. September 2022 erschienen ist. – „Darunter die erfolgreiche Weltmusikformation Quadro Nuevo, der Filmmusik-Komponist Gerd Baumann („Dreiviertelblut“), die Songwriterin Vera Klima oder der legendäre E-Bassist Wolfgang Schmid.“

(Fotografin: Lena Semmelroggen)

Nach über zwei Jahren, in denen er mit diversen Kolleg*innen immer wieder im Studio war, nun den Release zu begehen, ist natürlich bewegend: „So ein Baby endlich im Arm zu halten, ist fast klischeehaft schön, inklusive verdrücktem Tränchen und tiefer Zufriedenheit. Es ist einfach alles genauso geworden, wie ich es mir vorgestellt habe: die Lieder mit dem fantastischen Input meiner musikalischen Gäste und das mehr als ungewöhnliche Cover.“

(Fotografin: Lena Semmelroggen)

Und tatsächlich: Die Bilder von Lena Semmelroggen geben einen stimmungsvollen Einblick in die Studioarbeit. Hier wurden Songs aufgenommen wurden, wie zum Beispiel „Eichhörnchen“, in dem sich das Tierchen als der gemeinsame Nenner grundverschiedener Menschen und Lebenswelten erweist. – Die Geschichten, die Stefan Noelles Musik erzählt, sind aus dem Leben gegriffen, nehmen aber auch dessen Endlichkeit in den Blick – so zum Beispiel „Die vorletzte Waschmaschine meines Lebens.“ Der vielfältige Künstler weiß: „Die Ewigkeit lügt“ – doch seinem neuen Album sei ein bisschen Ewigkeit gewünscht! Und die Pressestimmen lassen bereits darauf hoffen. Wer reinhören möchte, kann das HIER.

Große Ehre – Kordula Völker erhält RHEINLANDTALER

Von Turid Müller
Kordula Völker, Gründerin und 1. Vorsitzende der Kleinkunstakademie, wurde am 29. März 2022 mit dem RHEINLANDTALER ausgezeichnet.

Kordula Völker (links im Bild)

In der Kategorie „Gesellschaft“ (in der es um Gleichberechtigung und Inklusion geht) würdigte der Landschaftsverband Rheinland das Engagement von Kordula Völker (Celler Schule 2005) „in den Bereichen Soziales, Selbstbestimmung und Teilhabe“ (nrz).

„Als Komponistin und Texterin Lieder zu schreiben, als Künstlerin zu touren das Publikum zu unterhalten ist eine große Selbsterfüllung. Die eigenen Talente zu nutzen, um andere auf den Weg zu bringen, zu fördern und zu bestärken ist meine Herzensangelegenheit und wird es immer bleiben. Das eine ist für mich ohne dem anderen nicht denkbar. Beides bringt mit kein großes Geld, aber eine große Erfüllung. Das dies nun mit dem Rheinlandtaler gewürdigt wird, ist eine großer Ehre und einfach unbeschreiblich. Es fühlt sich an wie der Oskar fürs Lebenswerk.“

In ihrer Dankesrede nennt sie diese Ehrung einen „Höhepunkt“ in ihrem Leben: „Dieses Gesehenwerden, dieses Wertgeschätztwerden“, was im normalen Alltag oft fehlt.

Eingesetzt hat sich die Kleinkünstlerin in unterschiedlichsten Zusammenhängen im Spannungsfeld zwischen Kirche und Politik – vom Theater Halbe Treppe bis zur Lesbenbewegung.

Die verbindende Klammer: „gelebte Solidarität“. –

„Talente sind dazu da, um sie zu teilen.“

Für die übersichtliche staatliche Kulturförderung findet sie deutliche Worte. Ein Beispiel: Dem Theater Halbe Treppe fehlt bis heute die Ausschilderung. –
Ihr Fazit: „Es gibt (…) noch viel zu tun.“

Sisters of Comedy – der Podcast

Von Turid Müller
Sonja Gründemann hat den Podcast zur Show ins Leben gerufen. Mit dabei sind natürlich auch ExCellentinnen…

Sonja Gründemann sagt über sich selbst:
„Ich hab zwei Herzen in meiner Brust: Das Bühnen-Herz und das Business-Herz!“
In ihren Programmen behandelt sie unter anderem auch Frauen-Themen. In der Arbeitswelt unterstützt sie Menschen dabei, auf ihre Business-Bühne zu finden.
Von Anfang an (also seit 2018) ist sie bei den Sisters of Comedy dabei. Sie schätzt die Initiative, weil immer noch zu wenig Frauen auf den Bühnen sind: „Ich möchte gerne Frauen ermutigen, raus auf die Bühne zu gehen!“
Ziel des Podcasts ist, für das Thema Gleichstellung regelmäßig Aufmerksamkeit herzustellen. Anders als die parallelen Shows der Sisters (jeweils am 2. Montag im November) findet er nicht nur ein Mal im Jahr statt.
Wie kam es zu der Podcast-Idee? Die Kabarettistin podcastet gern. Sie betreibt bereits den Business-Auftritt-Podcast „How to impress“. Und gerade jetzt, nachdem die Benefiz-Aktion der Sisters in den letzten Jahren unter der Corona-Pandemie gelitten hat, ist es Ihr es ein Anliegen, den Sisters durch das neue Format eine weitere Plattform zu bieten. Sie findet bei den Sisters toll, dass es „um das Gemeinsame“ geht „und kein Gegeneinander“ ist. Motto: „Es kann nur viele geben!“
„Ich hab da schon so viele tolle Frauen kennengelernt!“ sagt sie über die jährlichen Shows. Und durch den Podcast lernt sie nun noch mehr Comediennes kennen.
Im Podcast zu Gast waren zum Beispiel schon die Gründungs-Sister Dagmar Schönleber (Celler Schule 2018) und ich (Celle 2016) – als Hamburger-Patin der ersten Stunde.
Und am 14.11. ist es dann wieder soweit:
Die Sisters stehen bundesweit auf der Bühne – auch hier sind bereits jetzt viele ExCellent*innen Patin oder fürs Lineup gelistet:

Jutta Wilbertz im Gemeinschaftshaus Drosten/Wulfen; HüperBel im HsD Museumskeller in Erfurt; Anette Heiter im Kabarett der Galgenstricke in Esslingen; Turid Müller (mit Quotenmann Michael Hierer) und Feli auf dem Hamburger Theaterschiff; Dagmar Schönleber im Stollwerck in Köln; Die Schrillen Fehlaperlen inklusive Ferdi Riester in der Turn- und Festhalle Neufra; Anne Folger im Loni-Übler-Haus in Nürnberg; Katie Freudenschuss und Sarah Hakenberg im Ebertbad in Oberhausen.

 

Sonja Gründemanns Aufruf an die Sisters ist, sich bei ihr zu melden, per Mail oder über die sozialen Medien. „Nicht nur, wenn du Patin bist, sondern auch, wenn du Sister bist, und mitmachen möchtest!“
Also: Ran an die Buletten, Mädelz!