„Wie es mich zieht“ – Stefan Noelle veröffentlicht musikalischen Bildband

Von Turid Müller

„Wie zeitgemäß ist eine physische Veröffentlichung in heutiger Zeit?“ fragte sich Liedermacher Stefan Noelle. Seine Antwort: Ein Fotobuch, dem ein Tonträger beiliegt.

„Ein Album mit Hommage-Charakter und ein Tribut an das Eingebettetsein in die Musikszene meiner Stadt.“

Stefan Noelle (Fotografin: Lena Semmelroggen)

Seit Jahrzehnten steht er als Schlagzeuger in unterschiedlichsten Formationen auf den Bühnen dieser Republik. Mehr als 35 Kolleginnen und Weggefährten hat der Münchner Songwriter auf seinem zweiten Album „Wie es mich zieht“ versammelt, das am 23. September 2022 erschienen ist. – „Darunter die erfolgreiche Weltmusikformation Quadro Nuevo, der Filmmusik-Komponist Gerd Baumann („Dreiviertelblut“), die Songwriterin Vera Klima oder der legendäre E-Bassist Wolfgang Schmid.“

(Fotografin: Lena Semmelroggen)

Nach über zwei Jahren, in denen er mit diversen Kolleg*innen immer wieder im Studio war, nun den Release zu begehen, ist natürlich bewegend: „So ein Baby endlich im Arm zu halten, ist fast klischeehaft schön, inklusive verdrücktem Tränchen und tiefer Zufriedenheit. Es ist einfach alles genauso geworden, wie ich es mir vorgestellt habe: die Lieder mit dem fantastischen Input meiner musikalischen Gäste und das mehr als ungewöhnliche Cover.“

(Fotografin: Lena Semmelroggen)

Und tatsächlich: Die Bilder von Lena Semmelroggen geben einen stimmungsvollen Einblick in die Studioarbeit. Hier wurden Songs aufgenommen wurden, wie zum Beispiel „Eichhörnchen“, in dem sich das Tierchen als der gemeinsame Nenner grundverschiedener Menschen und Lebenswelten erweist. – Die Geschichten, die Stefan Noelles Musik erzählt, sind aus dem Leben gegriffen, nehmen aber auch dessen Endlichkeit in den Blick – so zum Beispiel „Die vorletzte Waschmaschine meines Lebens.“ Der vielfältige Künstler weiß: „Die Ewigkeit lügt“ – doch seinem neuen Album sei ein bisschen Ewigkeit gewünscht! Und die Pressestimmen lassen bereits darauf hoffen. Wer reinhören möchte, kann das HIER.

Thomas Franz und sein Malheur beim Friseur

Von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Der letzte Friseurbesuch endete letal. Nicht für Thomas Franz, sondern für seinen Figaro, der in seinem Salon Knall auf Fall erschossen wurde. Ob es ein unzufriedener Kunde war oder doch ein Mafioso, ist noch ungeklärt. Thomas glaubt eher an eine Mafiageschichte. Solche Bilder kriegt man nicht so schnell aus dem Kopf, aber nun hat er das Trauma auf einem Video und einem Song seiner neuen CD aufgearbeitet. „Zwischen Iro und Ironie!“, bringt es Musikerkollege Melvin Haak auf den Punkt. „Jetzt geht’s mir besser“, sagt der bayrische Liedermacher, der zur Zeit in München seinen Hausarrest absitzt und dabei den Haaren beim Wachsen zuschaut. „Jetzt geht’s mir besser“ hat er der Einfachheit halber auch die CD benannt.

ALLES EIN BISSCHEN DADA

Die skurrilen Texte bezeichnet Thomas als total konstruierte Kurzgeschichten, kurz TKKG, die er in einer Art Sprechgesang vorträgt, als depressiven bürgerlichen Hip Hop seine Musik. Alles ein bisschen Dada. So fragt er sich, wer im Raumschiff den Dreck wegmacht, beweint seinen Hamster, der im Meer ertrunken ist und die Folgen, wenn man einen Eisbecher per Post verschickt. Und das ganze mit der Attitüde eines sympathischen Losers, den man am liebsten sofort in den Arm nehmen würde, wären nicht Corona und seine Freundin dagegen. Neugierig geworden? Das Album kann man als Download überall kaufen (amazon, itunes, bandcamp etc). Die CD gibt es über bandcamp oder direkt über die Homepage von Thomas Franz. Einfach anschreiben und bestellen.

IRONISCH, TRAGIKOMISCH, ABSURD

„Meine Musik ist“, sagt Thomas, der kokett sein Alter verschweigt, „wahrscheinlich Ausdruck einer arg verspäteten Pubertät. Am besten treffen es vielleicht die Begriffe ironisch, tragikomisch und absurd. Ich freue mich immer, wenn mir was Abwegiges und Unerwartetes einfällt. Dann macht es mir auch selbst mehr Spaß, das Lied zu schreiben. Außerdem freue ich mich, wenn Leute sich nicht sicher sind, ob ich irgendetwas ernst meine oder nicht. Wahrscheinlich weil beides stimmt, also weil ein wahrer Kern drin ist, den ich dann aber künstlerisch verändert habe. Und ich freue mich, wenn Leute gleichzeitig gerührt sind und lachen. Weil meine eigenen Gefühle auch ambivalent sind.“
Die Musik ist minimalistisch. Thomas kommt mit zehn Gitarrengriffen aus und geht auch sparsam mit den Akkorden auf dem Keyboard um. Dass er nicht singen kann, hat er sich schon öfters sagen lassen müssen. Das hat ihn aber in keine Sinnkrise gestürzt. „Ist leider wahr. Von Quantenphysik verstehe ich übrigens auch nichts“, meint er lakonisch. Wenn ihm jemand sagt, er erinnere ihn an Helge Schneider, nimmt er das gern als Kompliment. „Früher wollte ich mal so werden wie Howe Gelb, ein amerikanischer Songwriter. Hier habe ich geschätzte Kolleginnen und Kollegen, wie Lennart Schilgen, Christoph Theussl, der Rockn Roll Diktator, Christian Gottschalk, aber nicht so Liedermacher als Vorbilder.“
2013 war er Stipendiat in der Celler Schule. „Dort habe ich gelernt, sauberer zu arbeiten, also mir am Ende das Lied noch einmal von außen anzuschauen und schlechte Reime und Satzverdreher herauszunehmen, weil es sonst kacke klingt. Und ich erinnere mich noch an die kreativen Partyspiele. Das war irgendwie wie im Landschulheim.“

ZWIEBACK FÜR DIE SEELE

Seit 15 Jahren pendelt Thomas zwischen Berlin und München, wenn nicht gerade die Corona-Maßnahmen dagegen sind. „München hat sich für mich immer wie zuhause angefühlt, obwohl alle Vorwürfe natürlich stimmen: es ist teuer, es ist schick, und die nicht so hohe Kultur führt ein Mauerblümchendasein – an einer Mauer, die vielleicht schon nächsten Monat eingerissen wird, und dann kommen da Büros hin oder Eigentumswohnungen.“ Regelmäßige Auftritte hat er im Vereinsheim Schwabing. In Berlin ist sein Lieblingsauftrittsort die Scheinbar. „Das ist ein kleines Varieté-Theater mit einer langen Tradition. Wenn gerade nicht Pandemie ist, kann man dort von Mittwoch bis Samstag auf die Offene Bühne springen. Leider geht es der Scheinbar nicht gut gerade, aus den allgemein bekannten Gründen. Ich hoffe, dass es sie noch lange gibt.“

AUF DER SUCHE NACH EINEM NEUEN FRISEUR

Und wie wurschtelt sich Thomas durch die Krise? „Ich komme schon klar, aber das Auftreten fehlt mir. Mein Solo-Konzertprogramm „Zwieback für die Seele“ wartet geduldig in der Schublade auf bessere Zeiten. Im September habe ich einen Songslam im Berliner Heimathafen gewonnen. Das war ein kleines Erfolgserlebnis für zwischendurch. Manchmal schaue ich mir Hamstervideos auf Youtube an und weine in meinen Zwieback. Die Haare sind mittlerweile nachgewachsen, ich müsste wieder mal zum Friseur. Halt zu einem neuen, weil der alte ist ja tot.“

Lennart Schilgen gewinnt Prix Pantheon

 

So sehen Sieger aus: Lennart Schilgen (2. v. l.) freut sich mit Martin Frank, Olli Dittrich und Moderator Tobias Mann.
So sehen Sieger aus: Lennart Schilgen (2. v. l.) freut sich mit Martin Frank, Olli Dittrich und Moderator Tobias Mann.

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Der Prix Pantheon ist einer der renommiertesten Kabarett- und Satirepreise und gilt als Karriere-Sprungbrett für die Newcomer der deutschen Kleinkunstszene. In diesem Jahr kann sich der Berliner Liedermacher Lennart Schilgen über den Jury-Preis in der Kategorie „Jung und verdorben“ freuen. „Ich bin stolz wie Bolle“, ließ Lennart seine Fans via Facebook wissen. Wir, die Kollegen der Celler Schule, gratulieren auf das Herzlichste.

„Lennart Schilgen zeigt uns, wie leise man schreien und wie eindrücklich man flüstern kann“, begründete die Jury unter Leitung von Susanne Pätzold die Preisvergabe. „In kunstvoll gebauten Liedern präsentiert er seine ebenso kunstvoll gebauten Verse. Mit fragendem  Blick, als wäre er über die Welt, die er besingt, selbst erstaunt, zeigt er uns mit wunderbarer Präzision, was Jäger und Reh unterscheidet und wie tief das Gefühl bei der Suche nach einem  Kaugummipapier sein kann. Mit kleinen Beobachtungen zu großen Gefühlen berührt, belustigt und beseelt er sein Publikum.“ Zehn Nachwuchskünstler und -künstlerinnen ritterten um die begehrte Trophäe. Ins Finale zogen neben Lennart Schilgen Miss Allie, Christoph Fritz, Shahak Shapir und Martin Frank ein.

Während Lennart Schilgen die Juroren überzeugen konnte, hatte Martin Franz in der Zuschauergunst die Nase vorn und ging in der Kategorie „Beklatscht &  Ausgebuht“ (Publikumspreis) als Sieger hervor. Der Ehrenpreis in der Kategorie „Reif und bekloppt“ wurde an den Schauspieler, Komiker, Komponisten und Musiker Olli Dittrich verliehen. Das WDR Fernsehen und WDR 5 übertrugen das Halbfinale und Finale, das von Tobias Mann, Publikumspreisträger 2008, moderiert wurde, zeitversetzt am vergangenen Wochenende. Wer die Sendungen verpasst hat, kann sie hier nachsehen.

Das Pantheon-Theater in Köln vergibt den Prix Pantheon seit 1995, feierte heuer also das 25-Jahr-Jubiläum. Der Nachwuchs-Preis ist mit 3000 Euro dotiert. Hier ein kleiner Auszug aus der Preisträgerliste: Jess Jochimsen (1999), Rainald Grebe (2003), Hagen Rether (2004), Ohne Rolf (2007), Maxi Schafroth (2013), der diesjährige Fastenprediger vom Münchner Nockherberg, und Lisa Eckhart (2017).

„Also singe ich.“ – Christof Stählins Erbe

Von Turid Müller

Am 24. und 25. März traf sich die Christof-Stählin-Gesellschaft im Weyenhof in Wasungen. Die seit 2017 bestehende Vereinigung bemüht sich um das Andenken an den 2015 verstorbenen Christof Stählin.

Vorstand der Christof-Stählin-Gesellschaft

„Wer war Stählin für dich?“ lautet die Frage in die Runde des Liedermacher-Seminars. „Ein Lehrer“, „jemand mit Strahlkraft“, „ein Phantom“. – So unterschiedlich wie die Antworten sind, ergeben sie verschiedene Perspektiven auf ein und das selbe Thema. Das Bild, was dazu an die Tafel gezeichnet wurde, zeigt den so genannten Kaspar Hauser Turm. Ein Symbol, das Stählin in seinen ‚Unterweisungen‘ verwendet hat. Der Dichter, Liedermacher und Kabarettist hat nicht nur ein umfangreiches Werk, sondern auch seine Denk-Ansätze sowie viele begeisterte Schülerinnen.

Zwei davon führen seinen Lehre nun fort: Unter der Leitung von Matthias Binner und Martin Betz fand in der Woche vor Ostern zum wiederholten Male ein so genanntes SAGO-Seminar statt. Alte AnhängerInnen und neue Gesichter treffen sich hier, um in Sinne Stählins Grundlagen des Liedermachens zu durchdringen, einander Feedback zu geben und im Austausch künstlerisch zu reifen.

Dabei gehört es zum Konzept, dass alte Hasen, die Stählin noch kannten, neu Dazugestoßenen begegnen. Darum gab es auch ein Abschlusskonzert am Ende der Versammlung der Stählin-Gesellschaft, die direkt vorher tagte. Geladen waren die Teilnehmenden der anschließenden Fortbildung. Dargeboten wurden Lieder, Gedichte und Übersetzungen aus der Feder Stählins, sowie von ihm und seiner Lehre Inspiriertes.

SAGO heißt die Schule, die um den Altmeister herum entstand. Wer jetzt an ein fast vergessenes Getreide-artiges Produkt von Anno Knips denkt, denkt richtig: Der Name leitet sich von genau diesem Kolonialwaren-Produkt ab, für das es einst in vielen Küchenschränken eine eigene Schublade gab. Nachdem es aus der Mode kam sammelten sich hier lauter Dinge, die nirgends hin gehören: Gummibänder, Kleinstteile, Schrauben… Alles, was sonst in keine Schublade passt. So ist es auch in der gleichnamigen Liedermacher-Akademie, die man nach einem Gedicht von Stählin auch als ‚Versammlung der Inseln‘ beschreiben könnte: Lauter Individuen unterschiedlichster Genres finden sich hier zusammen. Namhafte KünstlerInnen wie Bodo Wartke, Sebastian Krämer und Dota Kehr sind schon aus der Talentschmiede hervorgegangen. Das soll auch weiterhin so bleiben.

Um das veröffentlichte wie das unveröffentlichte Werk des großen Liedermachers zu pflegen und verwalten, gründeten Stählins Familie, Freundeskreis, seine Kolleginnen und Kollegen die Stählin-Gesellschaft. Ziele der Vereinigung sind die Schaffung eines Back-Kataloges, die Archivierung des Nachlasses sowie jährliche Gedenk-Konzerte:

Durch nachträgliche Digitalisierung sollen nach und nach alle Tonträger des Künstlers zugänglich gemacht werden – auch die auf Vinyl erschienenen und die vergriffenen. Als Kanäle seien der Shop auf der Homepage, sowie die üblichen online-Plattformen angedacht. Bisher sei ein Album unentgeltlich erhältlich.

Über den zu Lebzeiten veröffentlichten Bücher- und Schallplatten-Schatz hinaus sind weitere Veröffentlichungen geplant. Es ginge darum, den Schatz zu heben und ihn für die Nachwelt zugänglich zu machen, so Vereinsmitglied Matthias Binner und Vorstandsmitglied Philipp Taubert. Auch sei beabsichtigt, die Didaktik am Leben zu halten – zum Beispiel in Form eines SAGO-Lehrbuches.

Jährlich stattfindende Konzerte zum Gedenken an Stählins künstlerisches Werk werden von wechselnden SAGOnautInnen ausgetragen. Dieses Jahr findet das Memorial-Konzert am 21.06. in der Villa Eugenia in Hechingen statt.

Christoph Stählin

Neue Mitglieder sind in der Christof-Stählin-Gesellschaft herzlich willkommen – ganz gleich ob Fans, Schülerinnen oder Neu-Einsteigende.

 

Auch ohne meine Lieder ginge die Welt nicht zugrunde.
Schön, aber ich möchte darauf hinweisen, daß die

Welt ausschließlich aus Dingen besteht, ohne die sie nicht zugrunde gehen würde.
Man kann doch nun die Welt nicht einfach so ihrer Bestandteile berauben!
Also singe ich.

(Christoph Stählin)

Engelszungenbrecher – Lieder und Schabernack mit Lennart Schilgen

Von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Nun ist es raus, das erste Album von Lennart Schilgen, das live im Zebrano-Theater in Berlin aufgenommen wurde. Engelszungenbrecher heißt es, genau wie Lennarts aktuelles Solo-Programm. Schon im Titel zeigt sich sein Hang zur Doppelbödigkeit. „Ich habe heute so viel vor…“, platzt der Berliner Liedermacher und Musik-Kabarettist gleich zu Beginn heraus, um dann mit einem „…mir hergeschoben“ die vollmundige Behauptung gleich wieder zu relativieren.

„Lieder und Schabernack“ machen, das mag er und das kann er. Lennart Schilgen inszeniert sich dabei als liebenswerter Nichts-auf-die-Reihe-Krieger, auf dessen To-Do-List ganz oben „Aufstehen“ steht, der aber an der Snooze-Taste oder an der verlorenen Telefonnummer scheitert. Das tut er mit soviel Musikalität, sprühendem Wortwitz und Selbstironie, dass dieses Scheitern für den Zuhörer zum reinsten Vergnügen wird. Es geht dem Liedermacher in erster Linie nicht um den schnellen Gag. Seine Texte zeichnen sich durch genaue Beobachtungsgabe, perfekte, unverbrauchte Reime und einen Hang zum Absurden aus. Das ist komisch und anrührend gleichzeitig, wenn das Komische ins Tragische kippt und umgekehrt. Und dabei sitzt Lennart immer der Schalk im Nacken wie Pippi Langstrumpf Herr Nilsson, der kleine Affe.
Lennart Schilgen erzählt nicht nur von widerspenstigen inneren und äußeren Schweinehunden und deren Zähmung, sondern auch von Frauen: von der globetrottenden Marta zum Beispiel, der er schon nachheult, bevor sie noch weg ist, oder von Miriam und ihren rotäugigen, blassen Handyfotos und vor allem von Lea, der Kurzzeitflamme, der er am Telefon gesteht, er hätte ein Lied für sie geschrieben und – Was für ein charmanter Wink mit dem Zaunpfahl an die Radiomacher! – sie solle es von ihm erfahren und nicht aus dem Radio. Lea wurde von David Wonschewski auf seinem Lieder- und Chansonblog Ein Achtel Lorbeerblatt zum Videotipp des Monats Dezember gekürt. Lennart begleitet sich selbst bei seinen Songs, er spielt Klavier und Gitarre, routiniert und vielseitig, mal zart, mal Rock’n’Roll, so wie es eben der Inhalt des Songs verlangt. „Was dabei herauskommt, ist subtiler Wahnsinn zum Wohlfühlen“, schreibt der Pressetexter. Der Mann hat Recht!

Schilgen, Absolvent der Celler Schule 2011, ist mit seinen 28 Jahren in der Szene kein Unbekannter mehr. Er hat sowohl im Alleingang als auch mit seiner Kabarett-Band Tonträger schon etliche Chanson- und Kleinkunstpreise gewonnen, darunter den 1. Preis (plus Publikumspreis) beim Potsdamer Chansonfestival 2012 – vor Georg Clementi und Konstantin Schmidt. Mit den Tonträgern gewann er 2017 die St. Ingberter Pfanne, als Solokünstler ersang er sich im selben Jahr beim Deutschen Songcontest Der Troubadour trotz gerissener Gitarrensaite den 3. Platz. 2016 gewann er den Bielefelder Kabarettpreis und ein Jahr zuvor den Deutschen Chansonpreis 2015 in der Nachwuchskategorie. „Man geht mit Freude mit auf seine doppelten Böden, man jubelt innerlich über die vielen Einfälle und Reime. Wunderbar leichte, überraschend unaufwändige und höchste einfallsreiche Songs“, hieß es in der Laudatio. „Lyrisch astreines Wortwerk … eines Reinhard Mey würdig“, schrieb der Tagesspiegel.

Erhältlich ist Engelszungenbrecher unter mail@lennartschilgen.de oder als Download bei Amazon,iTunes, Spotify, Deezer, Google Play, 7Digital und Slacker.

Blogbeitrag Nr. 500:
40 Jahre JeskeTexte. Und was für ein Fest!

1977:
In Bonn und kurz darauf in Berlin stürzt sich eine junge Frau in die Kneipen und Clubs der Liedermacherszene und auf die Bühnen. Sie will eine erfolgreiche Sängerin werden.

Karikatur: Dave Andersen

 

 

2017:
Es ist anders gekommen. Statt der Bühne ist es der Schreibtisch geworden, und sie genießt es, zumal sie kürzlich 60 wurde und es gern etwas ruhiger mag. Nur heute begrüßt sie ihre Gäste mit einem Lied. Denn in diesem Jahr feiert Edith Jeske vier Jahrzehnte Liedtexten.

Bevor sie sich vom Abendprogramm überraschen lässt, begrüßt Edith Jeske ihre mehr als hundert Gäste mit einem Lied (hier ein paar Auszüge).

 

(…)
Ich kann jetzt endlich Kohle sparnJeske singt
und auf Seniorenticket fahrn.
Ich höre noch nicht allzu schwer.
Mit Größe M komm ich noch hin,
die eignen Zähne sind noch drin
und schwanger werd ich auch nicht mehr….

(…)
Auf euch, da war und ist Verlass –
wenn ich das mal in Worte fass.
Wir halfen uns durch manche Krisen.
Denn wir, wir glauben fest daran,
dass man auch Eintracht säen kann.
Ihr habt es tausendmal bewiesen.

Und heut – mit meinen 60 Jahren
schau ich zurück voll Dankbarkeit
Ein Hoch auf was wir sind und waren!
und noch ein bisschen gute Zeit.“

Während in Berlin Christian Lindner die Verhandlungsgespräche über eine Jamaika-Koalition plazen lässt, ist das Haus Mariengrund in Münsters Norden eine Insel der Harmonie und der Harmonien.
40 Jahre Songtexten wollen gefeiert werden. Unterrichten wollte die Jeske nie. Inzwischen macht sie genau das seit 28 Jahren. 1996 gründete sie die Celler Schule, und viele der Absolventen sind gekommen, am 19. November. mit Thomas
Nicht nur ExCELLEnten und -innen entern den Festsaal. Auch Freunde aus 40 Jahren, echte Verwandte und „reingeliebte“, einige von Jeskes liebsten Komponisten und Interpreten, dazu Theatermenschen von beiden Seiten des Bühnenvorhangs. Denn es soll auch ein Netzwerktreffen werden. Oder NESTwerk, wie Thomas Woitkewitsch es so gern nennt.
Der ergreift das Mikrofon und singt eigens für den Abend und die Gastgeberin Getextetes. Bastian Sick hat ein Gedicht mitgebracht, im dem er die Konfettikanone der Reime auf „Edith“ abfeuert. Tim Fischer singt die Rinnsteinprinzessin und seinen Lieblingssong von Woitkewitsch.
Menschen, die einander bisher nie gesehen haben und sich im echten Leben vielleicht nie begegnen würden, stehen als Chor auf der Bühne und singen – jede/r eine Strophe und ganz ohne Probe – den Muddi-Song, den Turid Müller im Mail-Fernverfahren gemeinsam mit ihnen auf die Beine und die Bühne gestellt hat.

Muddi-Song
v.l.n.r.: Marvin Ochmann, Denis Sarp, Christina Arnold, Turid Müller, Doris Denke, Andrea Gegner, Jutta Dahl, Feli Feles, Sandra Niggemann, Mario Rembold

Als Zeremonienmeister durchs Programm führt Tobias Reitz. Und hat natürlich auch „was vorbereitet“ – das große La la la, welches schon in der Celler Schule jedes Abschlussfest mit neuen Texten aus Tobis Feder adelt.

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Tobias Reitz

Die Karte obenauf – „Muddi macht das schon“ steht drauf
Bei der Frage, was sie macht, Da hab ich mir so gedacht:

Ja
Wenn du wen brauchst für deinen Text
Wo du grad steckst
Und es ist wie verhext – na, Muddi macht das schon!

Wenn du wen sucht mit Geist und Ader
Von Ernst Bader
So ein Wortgeschwader – Muddi macht das schon……

Sie ist die Wunderwaffe, echt
Und sie ist secht-
zich – unbestechlich prächtig – Muddi, unser Star.

Wenn du wen brauchst, der auch bei Hiltis
Ganz gechillt is
Und zu bohrn gewillt is, Muddi macht das schon!
Wenn du ’ne Katze bist, die schaut
Bei Immoscout
Wer kriegt sie gut verstaut? Ach, Muddi macht das schon!

Wenn du wen suchst, der dein Metrum
Verbessert und
Dir hilft die Zeilenlänge zu beachten – Muddi macht das schon

Wenn du wen brauchst mit noch mehr Kitsch
Als Woitkewitsch
Ich hab den Tipp für ditsch – die Muddi macht das schon

Sie ist die Wunderwaffe, echt
Und sie ist secht-
zich – unbestechlich prächtig – Muddi – unser Star

Turid singt
Turid Müller

Bis halb drei am Morgen geht das Programm. Zu später Stunde und vor immer noch vollen Reihen singt Turid Müller ihrer MusenMuddi noch den Pipi in die Augen, mit einer Premiere – einem Lied für die Mentorin:

Wie ein Wink des Schicksals.
Wie ein Stoß mit nem göttlichen Queue:
Plötzlich bringts alle Kugeln ins Rollen.
Du fragst: „Werde ich jemals..?“
Und du denkst dir schon: „Nö….“
Doch son Engel sagt: „Du musst nur wollen.“
„Ich trau dir das zu!“ ist sein magischer Satz.
Und alles fällt an seinen Platz.“
(Turid Müller & Stephan Sieveking)

 

Den Videomitschnitt macht Henning Ruwe zum Geschenk, mit den Tischdekorationen und auf der Bühne verzaubert Romanautorin Christine Vogeley die Gäste, Burkhard Heim liest Patrick Süskind, Marcel Kösling bringt einen Tisch zum Schweben, Gordon November stellt  seine traumhafte Bühnenanlage zur Verfügung und singt zwei seiner Lieder, außerdem Rainer Bielfeldt als Solist, aber auch als Begleiter vieler Kollegen, Willy Klüter, Annette Postel, Katja Kaye, Matthias Reuter, Andreas Schleicher, Henrika Fabian, Corinna Fuhrmann, Karla Feles, Alin Coen, Lennart Schilgen Jan Jahn, Peter Bytzek – Weggenosse aus Berliner Zeiten, Sandra Niggemann und Mario Rembold, Heike Baller, Julia Hagemann, eine gemeinsam mit Jeske getextete Schlagersingle geben Petra und Kurt Schoger zum Besten, die Musikantenstadl-Bürgerwehr schmettern Jeske mit Emmi und Willnowski Emmi und Willnowski, für die Edith Jeske seit weit mehr als zehn Jahren Songtexte schreibt.

 

Schwester Juttamaria

Und – ganz zum Schluss gegen halb drei – helfen die Gäste beim Aufräumen, denn der Saal muss um acht Uhr am Montag besenrein übergeben werden. Mindestens zwei Dutzend Hände packen mit an. Müdigkeit wird überbewertet.
Solche Freunde Kollegen sind mit Gold nicht aufzuwiegen.
Da stimmt auch Schwester Juttamaria zu.

 

 

Die Sommerpause ist zu Ende!

Auch bei uns ist die Sommerpause jetzt zu Ende.
Die Seminarseite hat ein Lifting bekommen, unser Webmaster Jan Weskott hat die Seite nun auch smartphone-kompatibel gemacht. Der Herbst kann kommen.
Für einige Workshops gibt es noch freie Plätze. Und:
für 2016 ist in Berlin ein Workshop über Musicalsongs geplant – vorausgesetzt, es finden sich genügend Menschen, die teilnehmen möchten. Man darf gespannt sein.

zu den Workshops 2015 und 2016

 

Wolfgang Hofer im Porträt

Von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Zwei Seelenverwandte: Udo Jürgens und sein Textdichter Wolfgang Hofer

Zwei Seelenverwandte: Udo Jürgens und sein Textdichter Wolfgang Hofer

Am 17. Februar feiert Wolfgang Hofer, einer der großen zeitgenössischen Textdichter  und Hitschreiber von Udo Jürgens, seinen 65. Geburtstag. Was läge da näher als den gebürtigen Linzer, der in den 70er Jahren als Liedermacher erfolgreich war, zu fragen: Fängt tatsächlich erst mit 66 das Leben an? Das etwas andere Porträt.

Noch mehr Musical, das wär‘ schon was!“

Im Internet lässt sich nicht sehr viel über Sie finden. Kollegen Ihres Kalibers haben eine umfassende Homepage. Stehen Sie lieber in der 2. Reihe als im Rampenlicht und wollen eigentlich von den Medien verschont bleiben?

Anfang der 70er stand ich für ein einige Jahre durchaus im Rampenlicht, nachdem ich als dahergelaufener Ösi Heino von Platz eins der ZDF-Hitparade verdrängt hatte. Mein Lied vom Trödler Abraham hatte einen außergewöhnlichen Text, und so fragten die Kollegen, ob ich auch für sie schreiben würde. Über Peter Kraus und Michael Schanze, die ich von gemeinsamen Auftritten kannte, kam ich auch zu Aufträgen für Fernsehshows. Das ging später bis „Flitterabend“, „Bambi“ und „Wetten dass…“ Irgendwann war für die Bühne einfach keine Zeit mehr. Für eine Homepage fehlen mir die Lust und die Eitelkeit.

Stammen Sie aus einem künstlerischen Elternhaus? Welche Musik wurde im Hause Hofer gehört?

Mein Vater war Buchhalter, meine Mutter hatte eine poetische Ader, die blieb aber privat. Als Kind habe ich alles gehört, was das Radio an Schlager und früher Popmusik hergab. Ich habe auch Beatles- und Rolling-Stones-Texte aus der Bravo ausgeschnitten.

Wie verlief Ihre Schullaufbahn?

Ich war ein Einser-Schüler, der im Gymnasium zum Rebellen mutierte. Als Rädelsführer der klasseneigenen OAS (Organsiation académique de sabotage) hatte ich etliches auf dem Gewissen, auch eine ziemlich satirische Maturazeitung. Dank meiner schulischen Leistungen blieben mir aber Sanktionen weitgehend erspart.

Wann machte sich Ihr dichterisches Talent zum ersten Mal bemerkbar?

Im zarten Alter von sieben Jahren habe ich einen Familienausflug in Gedichtform für die Nachwelt festgehalten. Leider hat die Nachwelt das Werk verschlampt.

War das Studium der Nachrichtentechnik nur ein Vorwand, um aus der Provinz nach Wien zu kommen?

Erwischt! Zu Hause in Linz konnte man damals nur Sozialwissenschaften studieren. So kam ich als Bastler auf die Idee, Nachrichtentechnik zu belegen, ein Teilgebiet der Elektrotechnik. Und das gab es nur in Wien! Das Studium habe ich nicht abgeschlossen. Ich war zu viel mit der Musik beschäftigt, habe jeden Tag im Keller des Studentenheims mit der Gitarre komponiert und geübt.

Wann  entstand der Wunsch, Liedermacher zu werden? Gab es Vorbilder?

In meiner Gymnasialzeit waren Protestsongs angesagt, ausgehend von amerikanischen Songwritern wie Bob Dylan, Joan Baez & Co.  Also schrieb ich unter der Schulbank weltverbessernde englische Lieder und gründete mit Schulkollegen eine Folklore-Band. Nach der Matura gingen wir auseinander, jeder in eine andere Stadt. In Wien gab es eine Nachwuchsförderung durch den Österreichischen Rundfunk ORF, und ich wurde bei einem bunten Abend im Studentenheim begutachtet und für tauglich befunden. So entstanden erste professionelle Aufnahmen im Rundfunk-Tonstudio.

Sie haben als Sänger Ihren Nachnamen abgelegt.  Wegen Wolfgang Ambros’ „Hofer“? Oder kam der erst später?

Ich fand damals, mit dem Namen „Hofer“ kann man Tiroler Freiheitskämpfer werden, aber kein Schlagersänger. Wolfgang Ambros hat seinen Hofer erst kurz darauf „die Leich‘ massakrier’n“ lassen.

Ihre Karriere als Liedermacher und Sänger begann sehr vielversprechend. Warum haben Sie damit aufgehört? Haben Sie das jemals bereut?

Warum: Siehe oben! Bereut: Nein.

Wann gingen Sie nach München?

Ich ging von Wien zuerst nach Hessen, weil in Frankfurt meine Plattenfirma ansässig war. Eine Villa im Taunus konnte ich mir nicht leisten, also habe ich in Hanau gewohnt. Da gibt es übrigens einen Stadtteil namens „Wolfgang“. Passt doch, oder? Später zog ich nach München, da riecht’s mehr nach Heimat.

Wie schafften Sie es,  für Udo Jürgens zu arbeiten? Was war das erste Lied, das Sie für ihn schrieben?

Ich war als Sänger im Management von Hans Beierlein, der auch Udo betreut hat. Da lag es nahe, mich nach Kitzbühel zu schicken  „…und jetzt schreibt mal was zusammen!“ So stand ich dann mit Herzklopfen vor einer riesigen Villa, und es begann eine wundervolle und anstrengende Zusammenarbeit. Der erste Text, den ich für Udo schrieb, hieß „Mein Klavier“. Insgesamt sind es über 100 gemeinsame Lieder. Genau weiß ich die Zahl noch nicht, mit meiner Datenbank bin ich erst beim Buchstaben K.

Was sind die bekanntesten Lieder und  was Ihre liebsten?

„Buenos Dias, Argentina,“ „Liebe ohne Leiden“, „Mein Bruder ist ein Maler“, „Alles im Griff auf dem sinkenden Schiff“ und „Mit 66 Jahren…“ Lieblingslied ist schwer, vielleicht „Merry Christmas allerseits“, weil es doch recht originell ist.

Wie war die Zusammenarbeit mit Udo Jürgens? Sie haben bis zuletzt für ihn geschrieben. Die meisten Texte von  „Mitten im Leben“ sind von Ihnen. 

Die Zusammenarbeit war geprägt von einer Seelenverwandtschaft – nicht nur, weil wir beide Österreicher sind – von gegenseitigem Respekt und von höchster Akribie. Wir haben Worte oft x-mal umgedreht, bis wir zufrieden waren. Genauso ist Udo mit seinen Melodien verfahren, deshalb kamen ja auch große Lieder dabei heraus und nicht irgendwelche Allerweltschlager. Udo war ein Arbeitstier wie ich, aber am Abend war Schluss – da gab es früher Rot- und in den letzten Jahren Weißwein und ein entspanntes Essen. Nach dem obligatorischen Wodka Tonic sind wir hie und da doch wieder an den Flügel. „Buenos Dias, Argentina“ ist um drei Uhr nachts entstanden. Und wenn ich nicht mein Diktiergerät hätte laufen lassen, hätten wir uns am nächsten Tag vielleicht nicht mehr erinnert…

Wie geht es Ihnen jetzt – wenige Wochen nach seinem Tod?

Es ist alles ganz unwirklich. Ich habe noch seine Stimme im Ohr, wenn er auf den Anrufbeantworter gesprochen hat: „Jaaa, Udo hier…“ Und es ist eine brutale Erkenntnis: Letztlich bleibt auch vom größten Helden neben dem Ruhm nur eine Handvoll Asche.

Sie erleben das typische Schicksal eines Textdichters.  Alle kennen Ihre Lieder, die wenigsten wissen, dass sie von Ihnen stammen.  Ärgert Sie das? Oder freuen Sie sich im Stillen, wenn Ihnen ein „maßgeschneiderter“ Text gelingt?

Ich freu mich laut, wenn mir ein Text gelingt. Und das ist zum Glück nicht selten. So kann ich als graue Eminenz gut im Hintergrund leben. Die meisten kriegen ja eh raus, was ich mache. Wie mein Fischhändler auf dem Viktualienmarkt. Der hat mich bei der Geburtstagsgala im Fernsehen gesehen und dann ganz geschickt ein Gespräch eingefädelt, um Gewissheit zu haben.

Von Ihnen stammt auch der Hit von Margot Werner „So ein Mann“ und „Lass mein Knie, Joe“, gesungen von Wenke Myrhe. Für wen haben Sie noch geschrieben?

Hier ein kleines ABC meiner Künstler (Sänger und TV-Moderatoren): Dieter Thomas Heck mit Wolfgang HoferSalvatore Adamo, Tom Astor, Peer Augustinski, Roy Black, Gilbert Bécaud, Vivi Bach, Lill Babs, Gerhard Bronner, Axel Bulthaupt, Howard Carpendale, Costa Cordalis, Dorthe, Deutsche Fußball-Nationalmannschaft, The Eagles Charity Project, Thomas Gottschalk, Rex Gildo, Gitti & Erica, Hanne Haller, Heino, Dieter Hallervorden, Hansi Hinterseer, Eva Hermann, Chris Howland, Sigi Harreis, Bata Illic, Udo Jürgens, Jenny Jürgens, Harald Juhnke, Roland Kaiser, Peter Kraus, Johanna von Koczian, Daliah Lavi, Jürgen von der Lippe, Bruce Low, Martin Lauer, Mireille Mathieu, Nana Mouskouri, Wencke Myhre, Jürgen Marcus, Marianne und Michael, Carmen Nebel, Marianne Rosenberg, Iwan Rebroff, Dunja Rajter, Ilja Richter, Carolin Reiber, Harald Schmidt, Bud Spencer, Bobby Solo, Ingrid Steeger, Dietmar Schönherr, Michael Schanze, Sabine Sauer, Vico Torriani, Lena Valaitis, Margot Werner, Stefan Waggershausen, Günter Wewel

Sie arbeiten in München in einer Werbeagentur und werden im Februar 65. Denken Sie an die Pension oder an neue Projekte?  Nach eigener Aussage ist ja mit 66 noch lang noch nicht Schluss.

Die Werbeagentur ist eine Ente. Rente kommt für mich nicht in Frage. Keine Kreuzfahrten, Kegeltouren, Kaffeekränzchen, lieber Arbeit, da bleibt man ewig 66!

Was möchten Sie noch gerne schreiben? Und für wen?

Letztes Jahr lief in Wien mit großem Erfolg das Musical Der Besuch der alten Dame nach Friedrich Dürrenmatt. Premiere hatte das Stück bei den Thunerseespielen in der Schweiz, in diesem Jahr geht es nach Tokio. Ich habe die Songtexte geschrieben. Noch mehr Musical, am liebsten mit Pia Douwes und Uwe Kröger in den Hauptrollen, das wär schon was!

Abschließend möchte ich Sie noch um ein paar  private Infos bitten. Was  neugierige Leut’ halt so wissen wollen: Verheiratet? Kinder? Katze? Hund?

Privates ist tabu. Nur so viel: Ich bin glücklich mit einer eleganten, rheinischen Frohnatur verheiratet, lebe trotz Weißwein gesund, wohne mitten in München in der vierten Etage, nehme statt dem Lift die Treppe und brauche keine Tabletten.

Herzlichen Dank für das Interview!

PS: Wolfgang Hofer hat einen Fan besonderer Art. Tina betreibt  unter dem Namen „Wolfgang – The early Years“ auf Facebook eine öffentlich zugängliche Fanseite, die dem Sänger Wolfgang gewidmet ist. Die ist mehr als nur einen Blick wert.

 

 

Der Hunderter ist voll!

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Dreieinhalb Jahre ist es nun her, dass ich zum ersten Mal aus dem Laptöppchen plauderte. Ich schrieb über die Celler Schule, mich und meine exCELLEnten Kollegen, posaunte  Erfolge und Pläne hinaus, hielt Nachrufe und Geburtstagsständchen und erzählte von Begegnungen mit Künstlerfreunden. Und nun ist er voll, der Hunderter. Um mit Stephan Sulke zu sprechen: „Mensch, ging das aber schnell!“

Ehe ich mein Laptöppchen zuklappe und allen danke fürs Lesen sage, möchte ich noch einen Blick auf eine höchst bemerkenswerte Internetseite werden, die da heißt: Deutsche Lieder. Die Bamberger Anthologie. Auf diesem Blog wird jeden Montag ein deutscher Liedtext  interpretiert. Die Bandbreite der besprochenen Werke ist sehr umfangreich, geht quer durch die Jahrhunderte und umfasst die Bereiche Schlager, Rock, Pop, Liedermacher, Rap, Elektro, Volks-, Kinder- und Kirchenlied. Das Archiv, alphabetisch und nach Veröffentlichungsjahr  geordnet, entpuppt sich als eine  wahre Fundgrube. Es reicht von Martin Luthers  „Mit Fried und Freud fahr ich heim“ von 1524 bis Adel Tawils „Lieder“ von 2013. Diese Woche wird  – passend zur Jahreszeit – das  Volkslied „Der Winter ist vergangen“ besprochen.

„Liedtexte sind wohl heute die meistrezipierte Form von Lyrik, aber zugleich eine in der Literaturwissenschaft wenig beachtete“, stellt Martin Rehfeldt, der die  Webseite seit 2012 betreibt, fest.  Der Mitarbeiter am Germanistischen Institut der Universität Bamberg ortet als Gründe für dieses Missverhältnis u. a. Vorurteile gegenüber der vermeintlich nicht interpretationsbedürftigen Popkultur und Bedenken, einen Songtext isoliert von der Musik zu untersuchen. Mit seinem Projekt will er die Kompetenz für Lyrik erweitern und das Verständnis für populäre Kultur vertiefen. Aber nicht nur Literaturwissenschaftler sind eingeladen, Beiträge zu verfassen. Die Mitarbeit von Fans ist ebenso gefragt.

Ein Salzburger fand bereits Eingang in die Bamberger Anthologie: der Kabarettist, Liedermacher und Chansonnier Peter Blaikner mit seinem Lied „Schütze du mich vor dem Wasser“. Multitalent Blaikner hat sich auch als Übersetzer von Chansons von  Georges Brassens und als Autor von Kindermusicals („Ritter Kamenbert“) einen Namen gemacht. Noch nicht in die Bamberger Athologie geschafft hat es Rapper Dame, auch ein Landsmann von mir. Mit  seinen bisherigen Songs, die sich  vorwiegend um Computerspiele drehen, traf er offensichtlich den Nerv der Zeit. Dame schaffte er es auf unglaubliche 40 Millionen (!) Klicks auf Youtube.  Nun meint er auf seiner neuen CD „Rap ist mein Hobby“, die im April erscheint: „Es wird Zeit, dass wir die Segel setzen, Zeit für ’ne Veränderung, Zeit für ’nen Tapetenwechsel…“  Das meine ich auch!

 

 

Schmidt und Bings wären dann soweit

von Andre Schmidt und Armin Bings (Celler Schule 2009)

Website
Andre Schmidt und Armin Bings

Der eine liest, der andere singt. Und beide schreiben selbst. In ihrem gemeinsamen zweiten Lese- und Konzertprogramm „Wir wären dann soweit“ zeigen sich Armin Bings und Andre Schmidt als Freunde der kleinen Form: In Glossen, Songs und Gedichten würdigen sie die Momente, die entweder zu skurril oder zu berührend sind, um vergessen zu werden. Beide haben mehr Spaß am Beobachten als am Bescheid wissen. So entstehen Texte und Lieder mit Pointen und Poesie. Wie immer sind sie gut genug vorbereitet, um von allen Plänen abzuweichen, wenn eine spontane Eingebung auf der Bühne es erforderlich machen sollte.

Kennen gelernt haben sich die beiden 2009 in der Celler Schule. Seit dem bringen sie ihre gemeinsamen Programme mit Songs, Gedichten und Geschichten auf die Bühne – hier ein kleiner Eindruck aus dem letzten Herbst. Die beiden sind bereit für mehr davon und freuen sich über Hinweise auf Auftrittsmöglichkeiten und anderweitige Empfehlungen – bitte klicken, teilen, weitersagen!

Ein Blick in das neu eingerichtete Wohnzimmer ihrer gemeinsamen WWW-Wohngemeinschaft lohnt sich.

 

Gedicht des Monats

von Michael Feindler (Celler Schule 2010)

Aufmerksame Leserschaft,

ach, was ist das schön, endlich wieder klare Feindbilder zu haben – die Guten im Westen, der böse Putin im Osten! Die nostalgische Kalte-Kriegsstimmung wird von den wenigsten so genannten „Leitmedien“ gestört, höchstens vielleicht von einem Artikel wie diesem, verfasst vom Schriftsteller Eugen Ruge: http://www.zeit.de/2014/11/pro-russische-position-eugen-ruge/komplettansicht
Auch der Hinweis der Panorama-Redaktion, welche politisch motivierten „Revolutionäre“ in der Ukraine von der EU mitunterstützt werden, sollte die Stimmung nicht trüben: http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2014/ukraine357.html
 
Dem Hinweis des US-Außenministers John Kerry vor einer Woche, Russland verhalte sich wie im 19. Jahrhundert und marschiere in andere Länder unter Verweis auf frei erfundene Gründe ein, ist nichts mehr hinzuzufügen. Abgesehen vielleicht von diesem abstrakten Tiergedicht:
 
Vom kleinen Bären und dem großen Tiger
 
Ein Tiger sprach zu einem Bären:
„Ich sollte längst von Dir verlangen,
noch heute damit anzufangen,
dich vegetarisch zu ernähren!“
 
Den Bären überraschte das.
Er meinte, bei den Hauptgerichten
auf Fleisch und Fische zu verzichten,
das sei ihm irgendwie zu krass.
 
Und außerdem sei’s ungerecht,
wenn er als Bär verzichten müsse,
zugleich jedoch sehr sicher wisse,
der Tiger gegenüber dächt
 
noch nicht einmal im Traum daran,
das Gleiche selber anzustreben
und Fleischkonsum heut aufzugeben.
Was maße der sich bitte an?
 
Zur Antwort wurde jener Bär
vom Tiger einfach totgeschlagen.
Der fraß ihn auf. Was bleibt zu sagen?
Das Leben ist nicht immer fair.
 
Ein kompletter (nach Möglichkeit aktuell gehaltener) Tourplan ist hier zu finden.

Ernst Hoferichter-Preis für Sarah Hakenberg

von Edith Jeske

Sarah Hakenberg Fotohinweis PNPPierachSeit 1975 gibt es ihn – den Ernst Hoferichter-Preis. Jährlich verliehen wird die mit 5000 EUR dotierte Auszeichnung an zwei Künstlerpersönlichkeiten, „die ihren Wohnsitz in München haben oder in ihren Werken eine enge Verbindung zu München erkennen lassen“ und “ in ihren Werken wie Ernst Hoferichter „Originalität mit Weltoffenheit und Humor“ verbinden.

Prominente Namen zieren die Liste der Ausgezeichneten: Georg Ringsgwandl, Biermösl Blosn, Bruno Jonas, Doris Dörrie, Gerhart Polt.

In diesem Jahr hat erstmalig eine Absolventin der Celler Schule diesen Preis erhalten: Sarah Hakenberg (Celler Schule 2010).
Die Begründung der Jury gibt es hier:

Herzlichen Glückwunsch, Sarah!