Leb wohl, Anke

von Edith Jeske

2008 war es, als mit der Bolten-Baeckers-Preis verliehen wurde. Aus meinem gerade fertig übersetzen, aber noch nicht aufgeführten Musical „Ein Mann geht durch die Wand“ wurde ein Song präsentiert. Die Sängerin kannte ich von einem CD-Album mit Texten von Heike Fransecky: Anke Lautenbach. Als sie die neurotische Sekretärin Maria zum Besten gab, glucksten wir alle vor Lachen. Und ich weiß noch, wie ich ihr an dem Abend meinen Preisträgerinnen-Blumenstrauß in die Hand drückte und ihr sagte: „Wenn das je aufgeführt wird, bist du meine Traumbesetzung!“.

Es kam anders. Mein Musical hatte in diesem Monat deutsche Uraufführung. Und zur gleichen Zeit kämpfte Anke Lautenbach in einer Berliner Klinik  ums Überleben. Erst vor wenigen Monaten war bei ihr eine besonders aggressive Form von Leukämie diagnostiziert worden. Sieben Chemotherapien hielt Anke durch, und das Blatt schien sich zu wenden: Ein Stammzellen-Spender  wurde gefunden, kurz darauf sogar einer, der noch besser passte.

Heute wäre die Transplantation gewesen.
Am Dienstag ist Anke Lautenbach gestorben.

Ein Mann geht durch die Wand – eine (fast) unendliche Geschichte und eine Premiere

von Edith Jeske

Wie viele Premieren und CD-Release-Partys von Kollegen, Freunden, ExCELLEnten hat dieser Blog schon verkündet…!
Und nun wird es mal spannend für mich selbst:  Übermorgen, am 16. April, hat ein Musical Premiere, das für mich ein sehr besonderes ist.

Besonders, weil es eine riesengroße Ehre für mich war, dass gerade ich diese Übersetzung machen durfte. Das Chanson-Musical basiert auf einer Novelle von Marcel Aymè. Die Texte sind von Didier de Cauwelaert, die Musik von Michel Legrand.  In Deutschland kam die surreale Geschichte 1959 mit Heinz Rühmann in die Kinos.
Besonders geworden ist dieses Stück für mich auch, weil kaum je eine Arbeit für mich so vertrackt war. Übersetzen musste ich 50 Songs, durchkomponiert, keinerlei gesprochene Dialoge. Das heißt: Information kann nur mit den Songs rübergebracht werden – Songs, von denen manche ein geradezu atemberaubendes Tempo vorlegen. Noch nie habe ich mir dermaßen viele Gedanken um Schlüsselworttechnik machen müssen.

Glücklich war ich über die akribische Rohübersetzung von Walter Kreipe, der mir auch viele Anspielungen erklärte, die sich nur aus der französischen Kultur und Gesellschaft erschließen. Als Arbeitsgrundlage hatte ich das originale Dialogbuch und den Mitschnitt einer Aufführung. Musik nach Gehör betexten kann ich ganz gut, also habe ich beherzt losgelegt. Und dann kamen – endlich – die Noten. Erste Irritation und ein gewaltiger Schock:

Was war passiert?
Ich hatte die Sätze so gehört, wie man sie sprechend betont. Da über die Musik sehr frei gesungen wurde, kam das hin. So ein Satz lautete also z.B.
„Je suis affreux Docteur Dubeurre

Angesichts der Noten stellte sich aber heraus, dass die Betonungen ganz anders lagen, nämlich: „Je suis affreux Docteur Dubeurre“

Gerade ich hätte es wissen müssen, zumindest ahnen. Die französische Sprache geht anders mit Betonungen um als unsere. Und wer predigt das seinen Studenten?
Ich.
Eine Betonung darf auf jede Silbe fallen, auch wenn sie gesprochen unbetont wäre. Da das Französische einen sehr eindeutigen Satzbau hat, ist das völlig unproblematisch.
Für die Franzosen.

Zu diesem Zeitpunkt war ich schon mit 43 Songs fertig und lag stolze anderthalb Monate vor dem Abgabetermin. Es folgte ein endloses Aufdröseln und Neuschreiben. Viele meiner Darlings mussten dran glauben. Neue wurden geboren. Noch nie vorher habe ich einen Abgabetermin so gnadenlos überzogen. Und hoffentlich passiert mir das nie wieder.

Patrice Peyrieras hat mir sehr geholfen und mir schließlich SIBELIUS-Dateien geschickt,  die ich mir wieder und wieder vorspielen konnte, bis ich es dann schließlich „hatte“. Dass es richtig schöne Klavierauszüge geworden sind, verdanke ich ihm. Danke, Patrice.

Das war 2008. Und ein bisschen 2009
Und jetzt endlich steht die Premiere an.

Am Montag, dem 16. April
im Theater im Rathaus Essen, als Koproduktion mit der Folkwang-Universität
um 19.30 Uhr.

Musikalische Leitung: Patricia Martin und Michael David Mills
Regie: Gil Mehmert
Choreographie: Melissa King
Bühne: Beata Kornatowska
Kostüme: Jennifer Thiel

Es spielen Marie Lumpp, Julia Meier, Victoria Reich, Tobias Berroth und David Johnston sowie Studierende aus dem 3. Jahrgang.

Insgesamt 26 Vorstellungen sind angesetzt.
Danach wird das Stück vielleicht auf Tournee gehen.
Drückt uns allen die Daumen. Und jetzt heißt es
Toi toi toi, Passe Muraille und Folkwang-Uni!

 

Ein virtuelles Osterei von Curt Weiner

Curt Weiner (Celler Schule 1996) freut sich, dass sein Text auf dem Ende April zur VÖ anstehenden neuen Album der „Schürzenjäger“ vertreten ist. Der Song heißt „Tu normal“. Außerdem hat Howard Carpendale Curts Titel „Schade“ neu produziert (für die CD „Das alles bin ich“ -Tour Edition) und jeden Abend auf seiner eben zu Ende gegangenen Tournee gesungen.  Glückwunsch, Curt!
Und weil aller guten Dinge drei sind, lässt Curt uns noch ein gereimtes Osterei zukommen.

Ich schenke Dir ein Osterei,
doch keines, das oval ist.
Ich hoff’, dass Dir das einerlei
und außerdem egal ist.

Zumal sich Formen oft genug
von ihrem Wortsinn lösen.
So ist ein Ohrring – welch Betrug –
fast nie von rundem Wesen.

Mein Quasi-Pseudo-Osterei
bekommst Du e-postalisch.
Von Form und Inhalt ist es frei,
zumindest physikalisch.

Hab’s selbst gelegt und wage smart
den Vorteil anzusprechen:
Ein Osterei von solcher Art
kann nicht so leicht zerbrechen.

Auch schlieߒ ich aus, dass man’s erbricht,
denn es ist nicht verderblich.
Vorausgesetzt man löscht es nicht,
ist’s außerdem unsterblich.

Kurzum: Kein Eigelb steckt in ihm
und keine Schokolade.
Nur diese Botschaft, fast intim:
Ich denk’ an Dich gerade.

Und wünsch’ Dir Ostern mit viel Flair
und Zeit zum Chill’n und Feiern.
Dazu ein Nest, gefüllt mit mehr
als virtuellen Eiern.

Curt Weiner © 2012

Celler Schule nicht nur im Radio
sondern bald auch im TV

Endlich hat die Popularität der Celler Schule die breite Öffentlichkeit erreicht

Am 26.6.2012 werden wir Schwerpunktthema von WDR5 Scala sein.

Diese Meldung trifft wirklich zu.
Horst Senker arbeitet an diesem Beitrag und der Sendetermin steht schon fest

Aber es kommt noch besser. Jetzt interessiert sich endlich auch das Fernsehen!

Für die Bewerbung zur Celler Schule 2013 werden fünf Willige gesucht, die bereit sind, ihre Bewerbung von einem Kamerateam begleiten zu lassen.
Das Ganze wird mit einer Aufwandsentschädigung von 1500 EUR belohnt.

Anmeldung über die Kommentarfunktion – wir leiten das dann zum Sender weiter.

Die Ergebnisse werden am 1. April 2013 verkündet
😉

Toi toi toi für uns alle!

Antonia Bill gewinnt mit Rainer Bielfeldt den Bundeswettbewerb Gesang 2011

Vor 13 Jahren bei einem Tim-Fischer-Konzert: Das Publikum wünscht sich „Stroganoff“. Tim Fischer grinst ein Mädchen in der ersten Reihe an: „Na, dann woll’n wir mal…“ Die Kleine ist nicht auf den Mund gefallen und grinst: „Stroganoff? Kann ich auch.“ Der Chansonnier ist perplex und sagt: „Na dann sing Du heute mal!“ Das Mädchen klettert auf die Bühne und singt die Holländer-Nummer von der ersten bis zur letzten Zeile, begleitet von Fischers Bühnenpartner und Celler-Schule-Förderer Rainer Bielfeldt. Tosender Applaus. Die Künstlerin strahlt. Ihr Name: Antonia Bill. Zum ersten Mal steht sie mit Profis auf der Chanson-Bühne.

Zehn Jahre später: Antonia Bill und Rainer Bielfeldt treffen sich wieder. Gerade wurde sie auf der renommierten Ernst-Busch-Hochschule in Berlin als Schülerin angenommen. Er ist Dozent und nimmt sich ihrer an.

Dezember 2011: Antonia Bill gewinnt den 1. Preis des Bundeswettbewerbs Gesang! Zu den Siegertiteln gehören „Die scheußliche Puppe“ aus den „Liedern eines armen Mädchens“ von Friedrich Holländer sowie Edith Jeskes und Rainer Bielfeldts Gemeinschaftswerk „Verrückt nach jedem neuen Pianisten“. Bielfeldt saß bei ihren Darbietungen auch am Flügel. „Die Krönung war das Abschlusskonzert der Preisträger im ausverkauften Friedrichstadtpalast“, berichtet er. Verständlicherweise nicht ohne Stolz.

Herzlichen Glückwunsch Antonia, und herzlichen Glückwunsch auch Rainer!

Hat es sich aus-ge-ZOSCH-t?

von Jan Jahn (Celler Schule 2008)

ZOSCH, liebe Freunde der zünftigen Unterhaltung! Es heißt Abschied nehmen:
Das ist das letzte Mal, dass ich euch mit dieser Überschrift anrede, denn ab sofort liegt mein Fokus auf „jan.jahn@gmx.de“ meinem brandneuen Musik & Kabarett Programm über die zehn wichtigsten Baustellen, die jeder von uns in Angriff nehmen kann, um die Welt zu retten. Das Thema ist natürlich ein ganz anderes als bisher, ansonsten ist aber immer noch Jan Jahn drin, wo Jan Jahn drauf steht.

Überzeugt euch einfach selbst unter www.janjahnmusik.de. Es hat sich irrsinnig viel getan. Unter anderem ist die Homepage komplett überarbeitet, es gibt erste Video-Einblicke ins neue Programm, und auch erste Auftritte sind am Start. Und gerade in der „News“-Abteilung gibt´s im Moment immer wieder jede Menge Neuigkeiten. Wer allerdings meinen Newsletter explizit bestellt hat, um nur über alles in Sachen Walz auf dem Laufenden gehalten zu werden: Die Wanderjahre 1+2 werden natürlich auch weiterhin gespielt, wenn es sich ergibt. Und die Walz-Abteilung gibt´s auch weiterhin als Unterpunkt auf der Homepage.

Live gibt´s mich in nächster Zeit auch zu sehen:

Sa, 04.02.2012:
Gifhorn, Kulturverein („Heute hier, morgen dort…“)
Sa, 18.02.2012:
Kiel, Hansa 48 (Vorpremiere von „In 10 Schritten zum Weltretter“)
Fr, 24.02.2012:
Espelkamp-Gestringen, Kleinkunstbühne „Alte Schule“ („Heute hier, morgen dort…“)

(mehr Details dazu unter „Auftritte“ auf der Homepage)
Kontakt: jan.jahn@gmx.de

Bis hoffentlich demnächst:
Euer Jan

Web-Video-Tipp: TILMAN LUCKE und MICHAEL FEINDLER bei den „Spätzündern“

Für Frühplaner:
Vom 05. – 09. April 2012 gibt TILMAN LUCKE (Celler Schule 2008) wieder einen Oster-Kabarettkurs in Berlin.

Tilman: „Wir wollen im Rahmen eines Seminars in Berlin ein Kabarettprogramm auf die Bühne und auf die Beine stellen, das wir komplett selbst schreiben. Am 09.04. soll eine abendfüllende Aufführung im Zimmertheater Steglitz stattfinden. Das Seminar richtet sich an alle, die gern auf der Bühne stehen (wobei Bühnenerfahrung nicht zwingend vorgeschrieben ist) und Humor haben.“

Anmeldung: info@tilmanlucke.de

Anmeldeschluss: 31. März 2012

Weitere Informationen hier

Als kleines Lockmittel hier ein Auftritt von Tilman zusammen mit MICHAEL FEINDLER (Celler Schule 2010) und anderen.

Celler Schule in den Radio-Hitparaden 2011

Wenn das keine Top-Bilanz ist….!

der Hit-Service von musikpressedienst.de präsentiert seine Hitparaden-Jahresbilanz der Musikautoren, Verlage und Produzenten.  Mit viel Celler Schule: Heike Fransecky, Andreas Zaron, Doris Doberstein, Karsten Ruddigkeit, Johannes Göckeritz, Simone Altenried, Fly Fliegenschmidt und Flo Peil (und Tobias Reitz und Edith Jeske natürlich auch).

Und das ist ja nur die Hitparaden-Statistik der Single-Auskopplungen.
Nicht in dieser Bilanz erfasst sind die vielen Albumtitel – getextet von Absolventen, darunter Maik Brandenburg, , Kathleen Tielscher, Lothar Heising, Christa Drmota, Norbert Tefelski, Tom Reichel,  Jutta Rath, Marcel Brell

Ebenso sind zahlreiche Bühnenprogramme entstanden, wurden Musicals geschrieben und Preise abgeräumt. Auch hier war die Celler Schule mit ihren Absolventen wieder ganz weit vorn. Wir versprechen schon jetzt: Wir machen mindestens so weiter – die Absolventen vergangener Jahre und diejenigen, die noch kommen.
Aktuell freuen wir uns auf die Bewerbungen für 2012 und sind sehr gespannt.

Alles Wichtige zur aktuellen Ausschreibung hier

Liebe und herzliche Grüße und alles Gute zum Jahreswechsel
Edith Jeske und Tobias Reitz

Songtexte in Musicals – Sonderveranstaltung in Hildesheim am 13.1.2012

An alle Musicalautoren
(oder solche, die damit liebäugeln).
Am 13.1. 2012
gibt Edith Jeske in Hildesheim eine dreistündige Veranstaltung zum Thema SONGTEXTE in MUSICALS
Im Anschluss sind noch 2-3 Std Gruppencoaching veranschlagt, in dem vorrangig Musicaltexte der Teilnehmenden gecoacht werden, aber wenn wir die alle abgearbeitet haben und noch Zeit ist, gern auch andere Songtexte.

Beginn 8.00 Uhr
Teilnahmegebühr 30 EUR.
Anmeldung: seminare@musenlust.de

Die Ausschreibung Celler Schule 2012
ist eröffnet!

Wenn Sie sich für die Celler Schule vom 28.06.-12.07.2012 in Springe bewerben möchten, finden Sie hier

alle Unterlagen und Betextungsaufgaben zum Download

Teilnahmebedingungen (PDF)

 

Die Celler Schule ist ein Stipendium für 10 Teilnehmende, die durch eine Fachjury ausgewählt werden.

 

Einsendeschluss: 10.02.2012.

Fotos: Barbara Berrien
oben: Edith Jeske / Frank Ramond
rechts: Willy Klüter / Tobias Reitz

 

Joe Kucera – mein Saxophonist der Berliner Jahre …

von Edith Jeske

Mehr als 20 Jahre habe ich ihn nicht mehr gesehen – meinen tschechischen Saxophonisten der frühen 1980er, Joe Kucera. Längst weiß ich nicht mehr, wie viele Jahre lang sein federleichtes Saxophonsolo zu meinem Chanson „Bäume ausreißen“ als Begrüßungsmusik auf meinem Anrufbeantworter erklang. Ich weiß aber, dass es mich über etliche Umzüge begleitete. Bis der Anrufbeantworter den Geist aufgab.

Joe lebt immer noch in Berlin, ich hingegen bin ausgewandert – man verlor sich über der Entfernung aus den Augen.
Über facebook haben wir uns schließlich wiedergefunden. Kürzlich hat Joe mir nun seine Biografie und ein wunderschönes CD-Album geschickt, an dem er beteiligt ist: Das Reifegerste-Trio mit I am.. Simone Reifegerste – ein Name, der mir gar nichts sagte, wie ich gestehen muss. Allerdings ein Name, der hängenbleibt. Und mit der CD im Ohr erst recht.  Dass es das noch gibt: Ein ganzes Album mit ruhigen Songs, fernab aller Effekthascherei, betörend intensiv. Ich höre es am liebsten im Dunkeln.

Und wenn das Licht an ist, lese ich in Joes Biografie, geschrieben von Ulf G. Stuberger, den eine langjährige Freundschaft mit Joe Kucera verbindet. Eine Biografie, ein Stück Nachkriegs-Geschichte, eingefangen in einem Musikerleben, das hoffentlich noch lange währt: Leben in Balance.
Balance habe auch ich durch Joe erfahren, im Studio, wenn mir unerfahrenem Huhn die Nerven flatterten oder auf der Bühne, wenn ich plötzlich nicht mehr wusste, ob ich da hingehörte. Meine Erinnerungen an Joe sind nicht so zahlreich, denn es war eine eher kurze gemeinsame Zeit.
Aber schön sind sie, die Erinnerungen. Danke Joe.