Ich find‘ die Worte…

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Die etwas andere Echo-Nachlese: Man nehme mehr als ein Dutzend Titel von Tonträgern Made in Germany,die für den Echo 2012 nominiert wurden, rühre und schüttle sie und fertig ist die Story. Voilà! (Ein Klick – und man sieht den Namen der ausgezeichneten bzw. nominierten Interpreten).

Er sah aus dem Hotel Atlantic. Draußen der ganz normale Wahnsinn. Hektik, Lärm, lautes Tuten. Kam das vom SchiffsverkehrEin Abenteuer, das war es, worauf er jetzt Lust hatte. Für einen Tag Liberty in Action. Jackpot-Knacken zum Beispiel oder auf  die Barrikaden von Eden gehen und dabei  „Wir sind am Leben“ brüllen.  Oder vielleicht doch…? Wenn Worte meine Sprache wär’n, würde ich Frida jetzt anrufe, dachte er.  Was aber, wenn sie gleich wieder auflegt? Ich schreibe ihr lieber einSMS. Ja, so mach ich es. Und dann tippte er kurz und bündig in sein Handy: Icke wieder. Klemens. Klemens mit K. Augenblicke später schon die Antwort: Zieh dich an und geh! Wahrlich keine Good News. Er überlegte kurz, ob er ein  „Du bist Mein Himmel auf Erden!“ oder ähnlichen romantischen Kram nachschieben sollte, ließ es aber sein und ging in die Rock’n’Roll-Therapie.

Hand aufs Herz: Rock’n’Roll hilft immer.

 

 


 

Sven Regener regt sich auf

Foto: Arne Müseler / arne-mueseler.de

So titelt der Zündfunk – und tatsächlich kann man es nicht besser auf den Punkt bringen.

Und an der richtigen Stelle.

Denn die Argumente der Urheber erreichen meist gerade diejenigen nicht, die als Nutzer betroffen sind und deren verständliche Empörung von wirtschaftlichen Giganten angeheizt wird, die mit der kostenlosen Verfügbarkeit geistigen Eigentums eine verdammte Menge Geld machen.

Sven Regener ist Musiker (Element of Crime) und Buchautor.

Eigentlich sollte er nur ein kurzes Statement abgeben.

Seinem – namentlich leider nicht genannten – Interviewpartner sei gedankt, dass er Sven Regener die Zeit gegeben hat, dann doch weiter auszuholen.

Knappe fünf Minuten, die sich lohnen:

http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/regener_interview100.html

Fotograf: Arne Müseler / arne-mueseler.de

Sie tun’s schon wieder

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Auf „Love“ reimt sich im Englischen „Dove“. Und das ist auch wohl der Grund, warum in englischsprachigen Liebessongs öfter Tauben herumturteln als in deutschen. Taube reimt sich nun mal nicht auf Liebe, nur auf Laube. Das haben auch Edith Jeske und Tobias Reitz in dem von ihnen verfassten Handbuch für Songtexter festgestellt. In dem Kapitel „Schäume, Regale und andere Reimklischees“ verweisen sie in dem Zusammenhang auf „Taubenvergiften im Park“ von Georg Kreisler und ein Lied aus der Brechts Dreigroschenoper. Man könnte noch Papagenos Arie aus der Mozarts Zauberflöte hinzufügen, in der sich der Vogelfänger ein zartes Täubchen wünscht, das ihm Seligkeit bedeutet, und die Hauben tragende Taube in dem Kinderlied „Die Vogelhochzeit“. Ergiebig ist die Ausbeute trotzdem nicht.

Rechtzeitig zum Frühlingsbeginn hat nun Georg Clementi dem gurrenden Federvieh ein weiteres Lied gewidmet. Es heißt „Sie tun’s schon wieder“ und beschreibt die amouröse Hyperaktivität eines Taubenpärchens vor seinem Fenster, während er am Schreibtisch über neuen Texten brütet. Inspiriert hat ihn dazu eine Glosse von Heike Kunert in der ZEIT. „Sie tun’s schon wieder..“ Was für eine Hookline! Diese Zeile geht mir seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf. Vor allem, wenn ich den beiden Elstern zusehe, die sich auf der Föhre in meinem Garten flügelschlagend umtun. Elster – auch so ein Wort, auf das nicht einmal das Reimlexikon meines Vertrauens  ein Reim macht. Aber wer schreibt schon Lieder auf Elstern? Ich nicht! Frühling hin oder her – da gibt’s einfach nichts zu gucken. Diese Vögel sind einfach zu diskret.  Fragen Sie einen Ornithologen!

PS: Sollten  Ihnen auf Elster noch ein anderes Reimwort wie Pölster  (Ich weiß, das ist nicht rein, aber besser als nix!)einfallen, bitte bei mir melden.

 

Lieder auf der Höhe der ZEIT

Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Wie macht das der Clementi? Er pickt einen sperrigen Satz wie „Es gibt bessere Orte für Nierenkolik als die ostsibirische Wildnis“, aus der ZEIT, der renommierten Hamburger Wochenzeitung, und macht ein Chanson daraus, ein Chanson über Sesshaftigkeit und Spießertum. Oder er nimmt die Glosse von ZEIT-Edelfeder Harald Martenstein mit dem Titel „Das Kopftuch entfaltet radialere Wirkung als ein Dieter-Bohlen-Tattoo“ und skizziert pointiert und witzig das Problem eines weiblichen Teenagers in unserer heutigen, ach so liberalen Welt, eine Möglichkeit zu finden, die Erwachsenen doch noch zu provozieren. Oder er lässt sich von einer preisgekrönten Reportage über den Kinderknast in Lesbos inspirieren und schreibt einen Gänsehaut-Song über die Tragödie von jungen Flüchtlingen aus Afghanistan. Nicht nur den zitierten Journalisten gefällt es, welch musikalische Meisterwerke Clementi aus ihren Texten macht. Auch das Premieren-Publikum im Seekirchner Emailwerk, einer Kleinkunstbühne nahe der Stadt Salzburg, war begeistert. Veranstalter Leo Fellinger ist überzeugt: „Gäbe es in Österreich ein Radioformat wie in Frankreich, wäre Georg Clementi längst ein Star. Er ist zweifellos ein Multitalent, der viele Formen des Geschichtenerzählens beherrscht.“

In seinem aktuellen Programm „Zeitlieder“, das er mit zwei kongenialen Musikern, Sigrid Gerlach-Waltenberger am Akkordeon und Tom Reif an der Gitarre, geschaffen hat, kehrt Clementi zu seinen Wurzeln als Liedermacher zurück. Er textet seine Songs wieder selbst. „Die neuen Lieder sind das Beste, was ich je geschrieben habe“, sagt er unprätentiös. Dem kann ich nur zustimmen. Schön, dass ich mit so einem tollen Künstler als Texterin für das Programm „Der brave Mann“, das beim Troubadour 2011 ganz vorne landete, zusammenarbeiten durfte.

„Es gibt bessere Möglichkeiten, eine Ausgabe der ZEIT zu verwerten als damit den Boden des Meerschweinchenkäfigs auszulegen“, finde ich, lieber Georg. So, und jetzt mach einen Song daraus! 😉

 

Mit Schlittenhunden über die Alpen –
Sportclub-Reportage im NDR

Anne Strauch (Celler Schule 2004) ist schon seit einiger Zeit als Autorin und Moderatorin aktiv. Jetzt können wir die erste halbstündige Reportage ihres Lebens sehen:

Mit Schlittenhunden über die Alpen – Sportclub Reportage
Der Beitrag läuft am Sonnabend, den 3. März 2012 um 17 Uhr beim NDR Fernsehen.

Als Aperitif gibt es schon jetzt eine Bildergalerie und einen Trailer online hier

Übrigens ist der Protagonist Horst Klank heute mit seinen Hunden zu Gast bei Mein Nachmittag (29. Feb., ab 16:10 Uhr, NDR Fernsehen), um Lust auf den Film zu machen.

Weitersagen erwünscht!

Songcontest 2012

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Roman Lob heißt die neue Lena. Das wissen wir seit letzter Woche. Nun hat auch Österreich den Song für Baku gewählt. Ich gestehe: Ich war nicht dabei! 🙂 Trackshittaz nennen sich die zwei rotzfrechen Burschen aus dem nördlichen Oberösterreich, die im breitesten Dialekt  zu mehr Bewegung aufrufen. „Woki mit deim Popo“ heißt ihre simple Hip-Hop-Message, die allerdings durchaus das Zeug zum Party-Kracher hat.  Für Nicht-Mühlviertler:  „Woki“ ist nicht die Verkleinerungsform einer chinesischen Pfanne, sondern der Imperativ von wackeln.

Im vergangenen Jahr mussten sich Lukas Plöchl und Manuel Hoffelner in der Vorausscheidung zum Songcontest Nadine Beiler geschlagen geben. Die Sängerin, die von den Medien hoch gelobt wurde, landete schlussendlich mit dem Lied „The Secret is love“ auf dem enttäuschenden 18. Platz. Ob Österreich mit den Gesäß-Wacklern heuer ein heißeres Eisen im Feuer hat? Der Song und dessen Präsentation polarisiert. Während die einen sich vor Begeisterung überschlagen und von einer sensationellen Show sprechen, behaupten die anderen: Ein sexistischer Song, der nur zum Fremdschämen taugt.

Am 22. Mai wird sich entscheiden, ob die Trackshittaz den Einzug ins Songcontest-Finale am 26. Mai schaffen. Sorgen über etwaige Sprachbarrieren brauchen sich die zwei Hanseln vom Land, so die Selbstdefinition, in Baku nicht machen. Den Tanz, den sie aufführen, versteht jeder.

 

Überall blühen Rosen

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Der Valentinstag wirft auch seine musikalischen Schatten voraus. Überall blühen Rosen. Aber davon wusste ja schon Gilbert Becaud ein Lied zu singen. Rosenkavaliere kommen in der Schlagerszene immer gut an – damals wie heute. Freddy Breck wusste auch warum: Rote Rosen sind die ewigen Zeichen der Liebe. Heino liebt nicht nur den Enzian, bis er blau ist,  sondern es darf auch durchaus mal rot sein: Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein. Während Hansi Hinterseer der Geiz-ist-geil-Philosophie frönt und seine Angebetete sich mit Sieben Rosen begnügen muss, zeigt Semino Rossi einen Hang zum floralen Größenwahn. Zuerst verschenkt Tausend Rosen für dich, dann sogar Alle Rosen dieser Welt. Zahlenmäßig festlegen will sich Patrick Lindner allerdings nicht, wenn er leichtfertig verspricht: Ich will dir immer rote Rosen schenken. Daran hätte Hildegard Knef sicher ihre Freude gehabt, die ihr Leben lang auf eine meteorologische Sensation wartete:  Für mich soll’s rote Rosen regnen.

Michelle mag’s , wie es scheint, gern unbequem. Sie wünscht sich, In einem Bett aus Rosen die Nacht zuzubringen (Liebe Kinder, bitte nicht nachmachen! Verletzungsgefahr!). Freddy Quinn zeigt sich als Kenner der Dornengewächse. Er weiß: Auf einem Seemannsgrab blühen keine Rosen. Und  falls der Blumenladen doch schon geschlossen haben sollte und die Tanke auch: Eine Rose aus Papier tut’s auch. Meint zumindest Peter Cornelius.

 

PS: Das ist der Jubiläumsblog. Zum 250. Mal wurde auf dieser Plattform ein Beitrag veröffentlicht. Eine rote Rose für alle, die den Musenlustblog gerne anklicken! Und die Musenmuddi kriegt auch eine – nicht nur, weil Valentinstag ist!

 

Hat es sich aus-ge-ZOSCH-t?

von Jan Jahn (Celler Schule 2008)

ZOSCH, liebe Freunde der zünftigen Unterhaltung! Es heißt Abschied nehmen:
Das ist das letzte Mal, dass ich euch mit dieser Überschrift anrede, denn ab sofort liegt mein Fokus auf „jan.jahn@gmx.de“ meinem brandneuen Musik & Kabarett Programm über die zehn wichtigsten Baustellen, die jeder von uns in Angriff nehmen kann, um die Welt zu retten. Das Thema ist natürlich ein ganz anderes als bisher, ansonsten ist aber immer noch Jan Jahn drin, wo Jan Jahn drauf steht.

Überzeugt euch einfach selbst unter www.janjahnmusik.de. Es hat sich irrsinnig viel getan. Unter anderem ist die Homepage komplett überarbeitet, es gibt erste Video-Einblicke ins neue Programm, und auch erste Auftritte sind am Start. Und gerade in der „News“-Abteilung gibt´s im Moment immer wieder jede Menge Neuigkeiten. Wer allerdings meinen Newsletter explizit bestellt hat, um nur über alles in Sachen Walz auf dem Laufenden gehalten zu werden: Die Wanderjahre 1+2 werden natürlich auch weiterhin gespielt, wenn es sich ergibt. Und die Walz-Abteilung gibt´s auch weiterhin als Unterpunkt auf der Homepage.

Live gibt´s mich in nächster Zeit auch zu sehen:

Sa, 04.02.2012:
Gifhorn, Kulturverein („Heute hier, morgen dort…“)
Sa, 18.02.2012:
Kiel, Hansa 48 (Vorpremiere von „In 10 Schritten zum Weltretter“)
Fr, 24.02.2012:
Espelkamp-Gestringen, Kleinkunstbühne „Alte Schule“ („Heute hier, morgen dort…“)

(mehr Details dazu unter „Auftritte“ auf der Homepage)
Kontakt: jan.jahn@gmx.de

Bis hoffentlich demnächst:
Euer Jan

Ein Blick, ein Kuss

Thomas Woitkewitsch ist nicht nur ein treuer Freund und Jurymitglied der Celler Schule, sondern auch ein Mensch, der privat unser Herz für immer gewonnen hat. Aus dem Schlagerschreiben hat er sich in den letzten Jahren weitgehend zurückgezogen und sich anderen Tätigkeitsfeldern zugewandt. Umso größer unsere Freude, dass er nun doch einmal wieder einen Song getextet hat und dass dieser Song die Charts entert. Interpretiert wird er von der großartigen Veronika Fischer, die endlich auch einmal wieder in unseren westlichen Bundesländern einen Erfolg feiert.

Das Original heißt „One touch“
(Musik: Stefan Olsson; Englischer Text: Fred Johannson, Mark Read – deutscher Text: Thomas Woitkewitsch)

Wehrlos, ratlos, verlegen –
Wahnsinn, was ist los mit mir?
Ich hol langsam tief Luft und frag mich verwundert:
Wie kommt man so schnell von Null auf Hundert?

Ein Blick, ein Kuss, mehr nicht,
auf einmal wird ein Wir
aus Du und Ich,
und nun ist mein Verstand gefragt,
doch der ist wer-weiß-wo.

Ich bin nicht mehr naiv,
mein Herz hat viel gespeichert im Archiv,
jetzt fällt mir nicht das Passwort ein,
und das ist auch gut so.

Es ist seltsam. Wo bleibt meine Abwehr
Die ist sonst doch bei mir besonders stark.
Mach ich mir etwas vor,
ist alles nur Tarnung?
Ich stell mich ganz taub,
überhör jede Warnung.

Ein Blick, ein Kuss, mehr nicht,
auf einmal wird ein Wir
aus Du und Ich,
und nun ist mein Verstand gefragt,
doch der ist wer-weiß-wo.

Ich bin nicht mehr naiv –
mein Herz hat viel gespeichert im Archiv,
jetzt fällt mir nicht das Passwort ein,
und das ist auch gut so.   Ein Blick, der mich berührt,
bei dem man alles spürt.
Auch wer nicht sucht, der kann etwas finden,
wie sowas kommt, das kann keiner ergründen.

Ein Blick, ein Kuss, mehr nicht,
auf einmal wird ein Wir
aus Du und Ich,
und nun ist mein Verstand gefragt,
doch der ist wer-weiß-wo.

Ich bin nicht mehr naiv –
mein Herz hat viel gespeichert im Archiv,
jetzt fällt mir nicht das Passwort ein,
und das ist auch gut so.

So geil Berlin

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

Du ziehst dich an, wie du willst./Dein Stil ist grau und rau, grün und blau./ Dein Charme macht tausend gute Mien’n/ zu jedem modischen Spleen./Du siehst geil aus, Berlin“. So beginnt Roger Ciceros Liebeserklärung an die Stadt an der Spree, die Frank Ramond für sein erstes Album „Männersachen“ geschrieben hat. Ich habe diese Zeilen jedes Mal im Ohr, wenn ich auf dem Flughafen Tegel lande. Und noch die von ein halbes Dutzend anderer Songs. Zum Beispiel das leicht angestaubte „Ich hab’ noch einen Koffer in Berlin“, ein Lied, das Aldo von Pinelli für Marlene Dietrich schrieb und später mit ebenso unverwechselbarer Stimme von Hildegard Knef interpretiert wurde.  Udo Lindenbergs „Mädchen aus Ostberlin“ und  Reinhard Meys „Mein Berlin“, „Ich steh auf Berlin“ von Ideal und Berlin, Berlin – Dein Herz kennt keine Mauern den Gropiuslerchen, ein Lied, das – man höre und staune! – bereits zwei Jahre vor dem Mauerfall aufgenommen wurde.

Es gibt keine andere Stadt, über die so oft in deutscher Sprache besungen wird wie Berlin. Und das seit mehr als 100 Jahren: schwärmerisch und verliebt, selbstbewusst und gesellschaftskritisch, realistisch und rotzfrech, zeitgeistig und satirisch. Der Autor und Berlin-Blogger Aro Kuhrt hat sich die Mühe gemacht, auf berlin-street.de an die dreihundert Titel –  siebzehn davon kommen mit dem schlichten Titel „Berlin“ aus –  aufzulisten und sogar, soweit vorhanden, einen Link zu Youtube gesetzt. Das reicht von A wie „Aber zu Haus kann ich nur in Berlin sein“ bis Z wie „Zwischen Kiez und Kudamm, beide von Reinhard Mey. Aber keine Sorge, nicht  a l l e  aufgezählten Lieder  sind von ihm. Es sind auch ein paar Rapper dabei! 😉

Der Seite würde ein Update nicht schaden. Trotzdem  entpuppt sie sich als musikalische Fundgrube für jeden Berlin-Fan. Und für aktuellere Songs wie „Berlin City Girl“ von Culcha Candela und „Ich will nicht nach Berlin“ von Kraftklub bleibt ja noch immer VIVA.

 

Pigor singt, Eichhorn muss begleiten

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

2012 fing tatsächlich gut an. Bei meinem jüngsten Berlin-Besuch kriegte ich noch eine Karte  für „Volumen 7“, das neue Programm von Pigor & Eichhorn in der Bar Jeder Vernunft. Endlich Pigor & Eichhorn live! Ihren Auftritt in der Arge Kultur in Salzburg hatte ich im letzten Herbst wegen eines unaufschiebbaren beruflichen Termins verpasst. Da saß ich nun mit großen Augen und ebensolchen Ohren in diesem wunderbaren Spiegelzelt in der Schaperstraße, und die zwei taten, was sie immer tun: Thomas Pigor sang, Benedikt Eichhorn musste begleiten (wobei ihm dieses Mal zwei Jazzmusiker, Stefan Goch an der Tuba und Emanuel Hauptmann am Schlagzeug zur Seite standen). Und sie taten es gran-di-os. Mit seinem „Cool Cabaret“ gelang es Pigor, einen unverwechselbaren Stil zu schaffen. Er wurde mit einschlägigen Kabarettauszeichnungen, zuletzt mit dem Deutschen Chansonpreis, bedacht und von Kennern in die Nähe von Georg Kreisler und Friedrich Holländer gerückt.

Diabolisches  Äußeres, schnarrende Stimme, rollendes Rrrrrrrrrr, skurrile, messerscharfe, fiese bis bitterböse Analysen der Alltagsabsurditäten: Man kann Pigor nur lieben oder hassen. Da gibt es nicht dazwischen. Ich bin fürs erstere. „Das Resthaar in cäsarischen Strähnen nach vorn gegelt, die Stirn hochmütig in Falten, gibt Pigor dazu passend im kostbar bestickten Feldherrnrock den »Napoleon quatre«. Wer anderes als so ein kleinwüchsiger Imperator sollte die Komplexe Ihrer Majestät, der Mitte, zugleich verkörpern wie souverän verspotten? Mitte wie: Mittelmäßigkeit, Mitteleuropäer, Mittelschicht. Die gluckst unten im Parkett, beglückt vor Wiedererkennungsschmerz“, schrieb Christiane Grefe in der ZEIT. Wie recht doch die Frau doch hat!  Wohl keiner kann die in dem Song „Nieder mit IT“ beschriebene Wut über verfluchte Upgrades, das bekloppte Aufploppen von Pop-up-Fenstern und Nie-nie!-kompatible Adapterkabel besser verstehen als ich.  „Warum kommt jedes Kleinteil mit einer eigenen Begrifflichkeit daher? Nein, ich bin nicht zu blöd, ich habe nur keine Lust, mir mit diesem Wust weiter mein Hirn zu verwirr’n.“ Wer auch dieser Meinung ist, bitte aufzeigen! 😉

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Was keiner wagt, das sollt ihr wagen!

von Claudia Karner (Celler Schule 2006)

„Was keiner wagt, das sollt ihr wagen./Was keiner sagt, das sagt heraus./Was keiner denkt, das wagt zu denken./Was keiner anfängt, das führt aus./Wenn keiner ja sagt, sollt ihr es sagen./Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein./Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben./Wenn alle mittun, steht allein./Wo alle loben, habt Bedenken./Wo alle spotten, spottet nicht./Wo alle geizen, wagt zu schenken./Wo alles dunkel ist, macht Licht.“

Ich möchte diese wunderbaren Zeilen als Motto für das neue Jahr in diesen Blog, der nun schon ins dritte Jahr geht,  stellen. Ob sie nun von Walter Flex oder von Lothar Zenetti oder sogar von Franz von Assisi stammen, ließ sich auch nach eingehender Recherche nicht eindeutig feststellen (Sachdienliche Hinweise werden gern entgegen genommen!). Sicher ist allerdings, dass Konstantin Wecker den Text vertont hat. Er interpretiert dieses Gänsehaut-Lied nicht nur solo, sondern auch gemeinsam mit seinem Kollegen Reinhard Mey. Das Duett der großen deutschen Liedermacher ist auf der CD „Mairegen“ zu hören. Kurz vor Jahresende stellte Reinhard Mey, der 2012 sein 70. (in Worten: siebzigsten!) Geburtstag feiert, dieses Lied gemeinsam mit einem kurzen berührenden Jahresrückblick auf seine Homepage. Durch und durch kein Wagnis, sondern sehr empfehlenswert, einen Blick darauf  zu werfen!